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  #61  
Alt 02.07.2010, 12:10
lilysun lilysun ist offline
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Standard AW: Katrinchen, mein Schutzengel

Ich wünsche Dir auch vorsichtig alles Liebe zum Geburtstag.
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  #62  
Alt 02.07.2010, 16:19
**Sternchen** **Sternchen** ist offline
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Standard AW: Katrinchen, mein Schutzengel

Ich wünsche dir auch alles Liebe zu deinem Geburtstag!
Ich habe mir das Buch gerade bei Amazon bestellt, man kann gut gebrauchte Bücher kaufen, meist zahlst du nur Versand. Ich habe es bestellt als gebunde Ausgabe für 0.01 € und zahle 3 € versand

P.S und die Bücher sind neu, nur falsch gelagert oder so
__________________
Eines Morgens wachst du nicht mehr auf.
Die Vögel aber singen, wie sie gestern sangen. Nichts ändert diesen neuen Tagesablauf. Nur du bist fortgegangen. Du bist nun frei. Und unsere Tränen wünschen dir Glück.

Meine Mama(*03.07.1963 + 13.05.2010)
08.2006 Diagnose: Malignes Melanom, Metastasen in Unterleib, Lunge, Gehirn, Leber und Nieren....
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  #63  
Alt 03.07.2010, 03:19
Katrin&Mark Katrin&Mark ist offline
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Standard AW: Katrinchen, mein Schutzengel

Die neun Monate waren zugleich die schönste und auch schlimmste Zeit meines Lebens. Ihr Schicksal ist bewegend und ich will nicht das Katrin in Vergessenheit gerät. Ich denke jeden Tag an Sie. Ich stehe morgens mit Ihr auf und gehe abends mit Ihr ins Bett. Meine Gedanken sind immer bei Ihr. Gestern waren die Erinnerungen übermächtig. Ich bin Richtung Ingelheim gelaufen. Auf halber Strecke bin ich rechts abgebogen und irgendwann ohne das ich es geplant hatte in Drais gelandet. Ich war ganz in der Nähe vom Hospiz wo Sie zuletzt lag. Es ist vollkommen gleich wohin ich mich wende Sie ist immer präsent. Heute Morgen gegen 3.00 Uhr rief ich einen lieben Freund unter Tränen an. Er meinte wir sind alle traurig. Wir haben Sie auch gekannt. Er sagte, wenn du traurig bist kannst du jederzeit bei mir anrufen. Wenn ich das würde gäbe es kein Ende. Manchmal weiß ich einfach nicht wohin mit meiner Trauer. Ich liebe Dich, mein Schatz.

Ich fühl mich wie amputiert wenn ich über Katrin spreche. Worte sind so schnell gesprochen und man kann Sie nicht zurücknehmen. Beim schreiben fühle ich mich viel sicherer. Deswegen weiß ich nicht ob ich mit einem Psychologen allzuweit komme und er mir helfen kann. Ich hab Angst Ihr nicht gerecht zu sein. Erinnerungen falsch wiederzugeben, Ereignisse zu verdrehen und meine Gefühle missverständlich zu formulieren. Und da ist so viel für das ich keine Worte finde.

Katrin war mehr der Typ das Glas ist halbvoll. Heute ist der perfekte Tag um ins Freibad zu gehen. Alle werden vor dem Fernsehgerät hocken und das Spiel Deutschland gegen Argentinien verfolgen. Endlich mal freie Bahn und das bei über 30°. Wenn schon alle meine Freunde für mich heute keine Zeit haben weil Sie lieber fußballpatriotisch sind möchte ich das Glas auch lieber halbvoll haben und geh dann mal das beste daraus machen.

Ich stand gerade am offen Fenster und schaute den jubelnden Fans nach. Plötzlich mußte ich wieder an Katrin denken. Wenn Sie aus dem Haus war um eine Kleinigkeit beim Supermarkt um die Ecke zu besorgen stand ich oft am offenen Fenster und blickte in die Richtung in der ich Sie vermutete. Wir sind fast immer gemeinsam einkaufen gewesen aber ein paar mal eben auch nicht. Ich erinnere mich das wir jedesmal 3, 4mal miteinander telefonierten wenn es so war. Sie fragte mich am Telefon ob Sie noch etwas für mich besorgen kann. Oder ich, obwohl ich wußte wo Sie war rief Sie an und fragte wo bist du. Und Sie, ich kauf gerade das Abendessen. Was gibt es Schatz, fragte ich. Aber das müsstest du doch wissen, du kochst doch schließlich, gab Sie zur antwort. Wenn ich jetzt die Straße runterblicke ist da niemand auf den ich warte. Ich wohne mitten im Zentrum und vor unserer Tür ist immer viel los. Ich sehe die unterschiedlichsten Menschen. Verliebte, streitende, gehetzte, so viele Menschen aber nicht Katrin. Ich gehe jetzt wieder ans Fenster und blicke Ihr nach. Stelle mir einfach vor Sie ist nur kurz fort um für uns eine Kleinigkeit einzukaufen und kommt bald zurück.

Geändert von gitti2002 (04.11.2016 um 00:17 Uhr)
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  #64  
Alt 04.07.2010, 01:27
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Ute08 Ute08 ist offline
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Standard AW: Katrinchen, mein Schutzengel

Lieber Mark
aus deinen Zeilen spricht so viel Gefühl für deine Katrin. Das treibt einem die Tränen in die Augen.
Ich hoffe, dass du irgendwann ohne Trauer und Tränen an diese großartige Liebe denken kannst. Nur mit schönen Erinnerungen im Herzen.
Ein lieber Gruß
Ute
__________________
Meine Tochter Melanie + 31.10.2009 14.54 Uhr
Du durftest nur 17 Jahre alt werden.
Ich werde dich immer in meinem Herzen haben!!!
www.darkprincess-melaniehuemmer.de
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  #65  
Alt 04.07.2010, 11:29
Katrin&Mark Katrin&Mark ist offline
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Standard AW: Katrinchen, mein Schutzengel

Ihre Lieblingsfarbe war ein blasses Babyblau. Sie mochte keine grellen Farben und auch nichts gedecktes. Sie trug sehr gerne Jeans. Durch die Wassereinlagerungen konnte Sie Ihre Hosen nicht mehr tragen. Sie war so niedergeschlagen deswegen. Wir kauften für Sie etwas weitere Hosen. Im Geschäft schien Sie zufrieden. Sie war sehr kritisch und probierte sehr viel an. Wenn Sie etwas fand das Ihrer Meinung nach zu Ihr passte, etwas worin Sie sich wohlfühlte freute ich mich mit Ihr. Für einen Moment schien es so als könnte Sie vergessen. Zuhause holte Sie eine Ihrer alten Lieblingsjeans aus dem Schrank und legte Sie neben die Neue und fing an zu weinen. Ich sagte Ihr Süße niemandem fällt das bisschen Wasser auf. Bald hast du wieder Drainage und du kannst die neue Jeans zurückgeben. Laß besser das Preisettiket dran. Hab ein bisschen Geduld. Außerdem bist du doch so unglaublich gesegnet. Du bist so wunderschön und deine Beine, schau Sie doch an, kaum eine Frau hat solche Beine. Die beneiden dich doch alle. Sie hatte wirklich wunderschöne Beine. Das brachte Sie noch mehr zum weinen. Sie war so Stolz auf Ihre makellosen Beine gewesen und machte in der Vergangenheit auch viel Sport dafür. Sie kam sich entstellt vor. Und ich schaffte es einfach nicht Sie vom Gegenteil zu überzeugen. Mit 28 hatte Sie noch eine Figur wie eine 17jährige. Wenn dein Körper innerhalb weniger Wochen eine rasante Veränderung erfährt, wie Katrin es erfahren musste ist das traumatisch. Sie litt so sehr unter den körperlichen Veränderungen. Ich empfand es nicht annähernd so dramatisch. Für mich war und ist Sie die schönste Blume im Garten.

Mir ist heute nicht nach Zweckoptimismus. Ich bin mal wieder so richtig niedergeschlagen. Wenn ich mein Gefühlsleben heute Morgen nach außen kehren würde, wäre meine Haltung geknickt, mein Lächeln verbissen, mein Verhalten verschüchtert, mein Spiegelbild fremd. Ohne dich mein Schatz bin ich mir selbst fremd. Ich jammere und klage mich durch den Tag weil du mir fehlst. Ich liebe Dich, mein Schatz.

Die mp3 Dateien von Katrins i-Pod, die Sie zuletzt gehört hat, habe ich heute auf den Rechner geladen. Darunter auch gesprochene Texte von Daniel Wilk.

Ich machte mir die Mühe eine Passage aus einem der Texte aufzuschreiben.

Eine herbe Männerstimme flüsterte meinem Schatz lieblich, abgehackt und monoton ins Ohr, "Und sie können nun ihren Körper zurücksinken lassen in seine eigene Schwere und Wärme und wenn sie so einige Zeit gegangen sind auf ihrem Weg der Ruhe können sie verweilen an einem Stein vielleicht und sich ausruhen und einmal das Moos betrachten auf diesem Stein. Und auf fast jedem größeren Stein der an seinem Platz liegt findet sich irgendwann einmal Moos, wenn die Bedingungen günstig sind. Grünes Moos, an manchen Stellen dunkelgrün, an manchen Stellen gelblich, wieder an anderer Stelle weiter oben dort wo weniger Wasser ist trocken und eher braun. Und während sie sich ausruhen, tiefe Schwere und wohlige Wärme spürend können sie vielleicht sehen wie der Wind das Moos bewegt."

Ich hoffe doch das derjenige es nicht selber angehört hat, der meinem Schatz das angetan hat. Niemand sollte sich so etwas anhören müssen. Jetzt weiß ich wozu eine Patientenverfügung gut ist. Wenigstens hatte Katrin zum Schluß nochmal was zum schmunzeln. Bei vollem Bewußtsein hätte Sie wild um sich geschlagen, wenn jemand versucht hätte Ihr so einen Mist anzutun. Ich hätte Ihr das gerne erspart.

So was löst nur kopfschütteln bei mir aus. Ich verstehe auch nicht warum Sterbenden nur flüsternd erzählt wird. Ruhe und Frieden bekommt man früh genug. Wer möchte schon sterben und warum dann vorzeitig Ruhe einkehren lassen. Ich will den Wind spüren, in Sinneseindrücken baden und die Stimmen meiner Lieben vernehmen und ein Gefühl von hier ist alles in Ordnung nichts ist Aufgeregt, Anders, Besonders, vor dem Ende aufgezwungen. Ich kann mich nicht geborgen fühlen wenn es flüstert. Außerdem, stellt euch doch mal vor da flüstert dir jemand etwas ins Ohr, du verstehst es nicht und bist nicht in der Lage nachzufragen, weil völlig entkräftet. Wer will den sagen wie die Wahrnehmung eines im sterbenliegenden Patienten ist. Ich möchte nicht so eingelullt werden während ich auf den Tod warte.

An ihrem Bett hat jeder nochmal für sich Abschied genommen. Seinen emotionalen Müll abgeladen anstatt Sie schlafen zu lassen oder Ihr nochmal ein gutes Gefühl zu vermitteln, Ihr Komplimente zu machen oder einen Witz zu reißen, eben alles andere. Jeder mußte seine Wahrheit preisgeben. Ganz speziell zwei Personen. Die beiden redeten auf Sie ein und ignorierten. Sie atmete immer schwerer und anstatt die Schwester zu bitten Ihre Medikation einzustellen plapperten sie munter weiter. Verdammte Idioten. Irgendwann bekamen sie es mit, ließen Sie allein und sagten den Wartenden ihr geht jetzt besser nicht rein sie ist erschöpft und atmet sehr schwer. Kurz darauf war die Schwester bei Ihr und stellte fest das die Medikation wohl nicht stimmt. Die haben ewig auf Sie eingeredet und Ihre Bedürfnisse völlig verkannt. Außerdem warteten draußen jede Menge Freunde und Verwandte die auch Abschied nehmen wollten.

Heute Morgen hatte ich den Termin beim Psychologen. Seit ihr schon mal von einem Psychologen gefragt worden was macht ihnen zu schaffen, was erwarten sie von mir. Auf die erste Frage antworte ich mit, das Katrin nie mehr zu mir zurückkommt und auf die zweite hätte ich gerne nachdem ich über seine Art zu fragen nachgedacht hatte am liebsten gesagt auf Wiedersehen. Ich bin da völlig falsch. Er hat mir einen Folgetermin gegeben aber den werde ich wohl absagen. Herr Eckdaten interessiert sich nur für die eigene Studie. Er hat mir einen Fragebogen mitgegeben, der für Krebspatienten gedacht ist. Er wies mich darauf hin erklärte aber nicht warum ich die Fragen beantworten soll. Vermutlich vertrauen sich ihm zu wenige Patienten für seine Studie an. Danke! Ich werde mir eine Therapeutin suchen mit der ich richtig Trauerarbeit leisten kann. Zum Schluß wiederholte er die Frage "Was erwarten sie?" und provozierte mich mit der Randnotiz sie durchleben eine normale in Anführungszeichen Trauer und schaute dabei auf seine Notizen und fand sich bestätigt in den drei Monaten die seit Katrins Tod vergangen sind.

Ich werde jetzt nach Laubenheim fahren und den Tag dort neu beginnen. Die Strecke die wir so oft gelaufen sind gehen, in Erinnerungen schwelgen. Mein Schatz kommt natürlich mit. Liebling, auf geht´s. Wenn es nach Ihr ginge würden wir erst in vier bis fünf Stunden aufbrechen. Schatz du mußt dich heute etwas beeilen. Auf geht´s.

Ich telefonierte wieder mit der Poly Ihrer Frauenklinik. Es ging um die Gewebeprobe die noch auf Eis liegt. Ich will eine Aussegnung. Auf keinen Fall möchte ich das Ihr Gewebe verklappt wird das ist unwürdig und ist weder in Ihrem Sinne noch in meinem. Wieso bilden die sich ein darüber bestimmen zu dürfen. Erst hieß es wir können das im Vertrauen regeln aber mein Kontakt ist nun im Mutterschaftssurlaub und so ein Zögling frisch von der Uni mußte nun den Professor einschalten und der zitiert die Vorschriften. Es geht nur um ein Stück Ihres linken Eierstocks, der nicht befallen ist. Für Forschungszwecke ist da glaube ich nicht viel zu gewinnen und die Biologin mit der ich im April telefonierte sagte auch nichts dergleichen. Was bitte spricht dagegen das Gewebe unter Stationsaufsicht würdevoll einzuäschern?

Dieses Stück von Ihrem Eierstock war die letzte Hoffnung auf Kinder.

Wenn Ihr Gewebe relevant für deren Forschung wäre würde ich von der Aussegnung mit anschließender Einäscherung absehen aber das sollen die mir bitte erstmal verständlich erklären.

Versuche werden zigmal wiederholt. Es werden lediglich die Studien veröffentlicht die einen Erfolg versprechen, das heißt das keiner weiß welche Fehlversuche wie oft schon wiederholt wurden. Ungeheuerlich! Fehlversuche sind auch Versuche und sollte man öffentlich zugänglich machen damit die Anderen nicht wieder die gleichen Fehler und Irrtümer begehen. Eigentlich doch selbstverständlich. Ein Freund, der in der Forschung tätig ist berichtete mir davon.

Ich wollte Ihr eine Blume pflücken aber Katrin meinte laß sie doch. Ich pflückte sie nicht. Auf unserem Rückweg kamen wir noch einmal an der Blüte vorbei, froh zu sehen das es ihr gut geht . Wir erfreuten uns beide eine Weile an ihrem Anblick und beim Abschied machte ich ein Foto.

Ich bin über die Felder in Laubenheim gelaufen. Beim laufen schossen mir immer wieder Szenen und Bilder von Katrin in den Kopf, die mich den ganzen Weg begleiteten. Auf einem langen Stück flog eine Libelle neben mir. Sie flog ein Stück voraus und drehte ihre Pirouetten als sie sich verabschiedete. Es sah sehr schön aus. Ich mußte sofort wieder an Katrin denken.

An einer anderen Stelle steht eine Wegmarkierung für Reiter. Sofort blitzten wieder Erinnerungen auf. Ich durfte einmal Heiko Ihr Pferd füttern. Das war im August an dem Geburtstag Ihres Vaters. Wir sind zu Ihrer Oma auf das Nachbargrundstück über die Wiese und kamen an seine Koppel. Katrin warnte mich vor Heiko. Sie sagte, pass bloß auf er geht auf alles los was sich bewegt und fügte noch an, armer Heiko. Wir riefen ihn mehrmals, er reagierte nicht. Wir gingen näher ran und riefen abermals, wieder keine Reaktion. Er wirkte müde. Als wir schon aufgeben wollten trabte er plötzlich schnellen Schrittes auf uns zu und schnaubte ganz gewaltig. Katrin riss mich zur Seite und sagte, ich hab dich ja gewarnt. Sie hatte selbst großen Respekt vor ihm. 28 Jahre ist für ein Pferd ein gesegnetes Alter. Katrin und Heiko waren schon von klein auf zusammen, kannten sich ein Leben lang aber Heiko hatte bedingt durch sein hohes Alter Verhaltensstörungen und man musste acht geben ihm nicht nahe zu kommen, auch Katrin. Wir warfen ihm etwas Futter zu und Katrin ging danach noch mit mir auf den Dachboden der Scheune. Für ein romantisches Tätatä war es viel zu dreckig und wir gingen wieder zurück zum Haus der Eltern.

An einer Weggabelung an der ich heute vorbeikam machten wir Rast und hielten uns für drei wundervolle Minuten in den Armen bevor wir uns ein Plätzchen zum ausruhen suchten und den Grillen beim zirpen zuhörten. Allerdings nicht für lange, wir hatten mächtig Hunger und machten uns alsbald auf den Rückweg.

Die Blume ist für Dich mein Schatz. Ich liebe Dich!

Tocotronic ist eine von Katrins Lieblingsbands. Bereits im November hatte ich deren Management angeschrieben und um Backstagepässe für ein Konzert Im März das in Offenbach stattfand gefragt. Es kam keine Antwort obwohl ich sie immer wieder anschrieb. Wer weiß ob die Nachrichten überhaupt ankamen. Ich erzählte einer guten Freundin von meinen vergeblichen Bemühungen. Sie arbeitet auf dem Lerchenberg beim ZDF und hat gute Kontakte zur Redaktion vom Heute Journal. Einer der Jungs dort arbeitet noch nebenher für eine Offenbacher Lokalzeitung und kennt zufällig den Manager von Tocotronic. Er brauchte nur einen kurzen Artikel mit einem Bild von Ihr und wir hätten Karten für das Konzert bekommen und hätten auch mit den Bandmitgliedern anschließend schwofen dürfen. Ich hatte nicht mehr damit gerechnet und war so glücklich es doch noch geschafft zu haben. Als ich Ihr davon erzählte kam bei Ihr allerdings wenig Begeisterung auf. Sie ließ mich nicht ausreden und sagte mir vergiß es, ich will nicht und jetzt reden wir nicht mehr davon. Sie war so ein Sturkopf. Kein laß mich noch mal darüber nachdenken. Ich wünschte Sie hätte sich dafür entschieden. Ich bin sicher es hätte Ihr Spaß gemacht. Sie wäre abgeschirmt worden. Die hätten Ihr einen ambulanten Wagen gestellt und auch sonst für alles gesorgt. Ich war so froh das ich etwas für Sie erreicht hatte und dann nur ein kurzes nein mit dem Verbot jemals wieder darüber zu sprechen.

Musik war Ihr wahnsinnig wichtig. Wenn Ihr ein Song gefiel konnte Sie ihn direkt nach dem erstenmal hören schon mitsingen. Sie laß regelmäßig Musikzeitschriften wie Musikexpress, Rolling Stone und viele mehr. Ihr Seelenleben spiegelte sich in der Musik die Sie hörte. Sie sortierte immer wieder Ihre mp3 Dateien. Von Ihren Lieblingsbands hatte Sie die CDs und das sind nicht wenige. Sie war immer zu begeistern wenn es um Musik ging.

Ich war mit Ihr auf zwei Konzerten. In großen Menschenmengen tanzte Sie nicht. Es war Ihr peinlich. Sie tanzte lieber mit mir, wenn wir alleine waren. Sie hüpfte um mich herum und lächelte mich an, hielt inne und streichelte mich und ich umarmte Sie. Wir tanzten eng umschlungen weiter und küssten uns. Wenn ich mir Depeche Mode anhören mußte legte ich als kleine Zugabe Waterloo von Abba auf. Auch dazu tanzte Sie. Es gab keine schlechte Musik für Sie. Alles war tanzbar auch Depeche Mode.

Heute ist das Buch Für jetzt und alle Ewigkeit endlich eingetroffen. Die ersten beiden Kapitel habe ich schon gelesen. Mir ist die Geschichte etwas zu schnell vorangetrieben und die Charaktere etwas dünn gezeichnet. Naja, ich kenn mich mit dem Thema wohl auch besser aus. Es liest sich jedenfalls gut und ich werde es auf jedenfall zu Ende lesen.

Katrin und ich dachten darüber nach uns tätowieren zu lassen. Sie sprach mich irgendwann darauf an.

Wir hatten keine Vorstellung. Wir wußten nur das wir nichts von dem was wir kannten wollten. Keine pubertären Bildchen aus dem Musterkatalog. Es sollte dezent, witzig, eingängig, clever, gut gezeichnet, in schillernden Farben sein und mit uns zu tun haben. Katrin wollte Ihr Tattoo an einer Schenkelinnenseite. Mit meinem wußte ich noch nicht wohin. Wir schauten uns Tattoo-Zeitschriften an und fanden einen Artikel über eine US-Amerikanische Künstlerin die einen sehr eigenwilligen Stil pflegt. Es ist eine Mischung aus Comic-Kult, Naturalismus, 50er Jahre und Farben wie ich Sie bei Tattoos noch nie gesehen habe. Wir fanden es beide toll.

Ich bin froh das wir dazu keine Zeit hatten. Sie sah einfach umwerfend aus und ein Tattoo hätte nur gestört.

Geändert von gitti2002 (04.11.2016 um 00:20 Uhr)
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  #66  
Alt 06.07.2010, 11:52
Benutzerbild von Rena24
Rena24 Rena24 ist offline
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Standard AW: Katrinchen, mein Schutzengel

Hallo Mark,

die Sache mit den Psychologen... Vor dem Tod meines Mannes hatte ich auch einen Termin. Mein Hausarzt meinte, es würde mir helfen mit dem Schicksalschlag besser umgehen zu können. Jeder nimmt diese Hilfe anders an und auf. Für mich war es nicht der richtige Weg...

Ich bin nicht mehr hingegangen. Meine "Hilfe" nach dem Tod meines Lieblings fand ich im Hospiz, wo Andi gestorben ist. Die Gespräche dort haben mir sehr geholfen. 9 Monate nach Andis Tod habe ich zusammen mit meiner Schwiegerma dort ein Trauseminar besucht. Auch dieses Wochenende dort war sehr hilfreich.

Selbst nach 2 1/2 Jahren besuchen ich jeden ersten Donnerstag das Hospiz. Dort findet immer ein Kaffeetrinken für ehemalige Angehörige statt.

Vielleicht wäre dies auch was für dich?

Alles Liebe, Verena.
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  #67  
Alt 09.07.2010, 21:51
lilysun lilysun ist offline
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Standard AW: Katrinchen, mein Schutzengel

Hallo Mark,

ich find es schön von dir daß Du das Konzert da organisieren wolltest und es auch geschafft hast. Auch wenn Katrin nicht wollte, aber sie hat es sicher zu schätzen gewusst
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  #68  
Alt 10.07.2010, 09:25
Katrin&Mark Katrin&Mark ist offline
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Standard AW: Katrinchen, mein Schutzengel

Ein Freund gestaltete uns ein hübsches Plakat und verteilte es im Krankenhaus. Alle die wir kannten und Dienst hatten waren zumindest kurz anwesend und teilten uns ihre Glückwünsche mit. Ihr Psychologe hatte an unserem Hochzeitstag frei, ließ es sich aber auch nicht nehmen vorbei zu schauen. Einer nach dem anderen drängte sich zu uns. Wir waren regelrecht belagert.

Katrin saß im Rollstuhl und ich stand neben Ihr und hielt Ihre Hand als uns die Gäste gratulierten. Am liebsten hätte ich Sie für mich alleine gehabt aber Sie genoß die Aufmerksamkeit.

Beim anschneiden der Hochzeitstorte zitterte meine Hand, mein Liebling führte mich.
Es gab sehr viel zu essen. Jede Menge Kuchen. Katrin probierte alles durch. Einige staunten nicht schlecht über Ihren Appetit. Die Aprikosencremetorte mochte Sie am liebsten.

Marco, ein Bekannter von mir und Fitnesstrainer, erzählte ich von Katrin. Ich erwähnte auch das mein Schatz nicht zum Krebssport wollte. Sie wollte keine besondere Behandlung.

Wir hatten auch immer wieder darüber gesprochen einen Behindertenausweis zu beantragen. Sie verschob es immer wieder. Die Vorstellung als behindert zu gelten war für Sie unerträglich.

Jedenfalls bot Marco sich unentgeltlich an mit Katrin regelmäßig zu trainieren. Katrin lehnte ab. Also erkundigte ich mich über Heimtrainer und fragte auch unsere lieben Anverwandten ob sie auf ihre Gerätschaft für eine Weile verzichten können. Die Ereignisse überschlugen sich wenig später und eine solche Anschaffung machte keinen Sinn mehr. Katrin lag von da an fast nur noch im Bett und war froh wenn die Lymphdrainage anschlug.

Unser gemeinsames Namensschild an der Klingel blasst immer mehr aus. Ich werde es abfotografieren, ausdrucken, nachzeichnen und erneuern.

Das Buch von Liz Nickles, Für jetzt und alle Ewigkeit, das ich euch empfohl, habe ich bis auf die beiden letzten Kapitel gelesen und werde sie auch nicht lesen. Ich mag kein trauriges Ende. Ich denke mir mein eigenes Ende. Nicki wird wieder gesund, sie und Michael werden gemeinsam alt, haben entzückende Kinder und lieben sich wie am ersten Tag.

Ich habe so viel Zeit verschwendet mit Recherche. Ich hätte lieber noch ein paar Stunden mehr an Katrins Seite sein sollen, Sie lieb haben und ihr ein gutes Gefühl vermitteln sollen. Dazu gehört auch ihr Vertrauen in die Ärzte und Behandlung zu stärken; das wäre der richtige Weg gewesen. Das weiß ich heute. Ich habe öfter vor Ihr meinen Unmut über die Behandlung und über die Informationspolitik zum Ausdruck gebracht. Es blieb Ihr nichts anderes, als Vertrauen und wenn das zerstört wird geht auch die Hoffnung.

Ich bin dankbar für die Zeit die wir zusammen verbrachten und traurig das wir nicht mehr Zeit hatten. Meine Gefühle, Empfindungen, mein Schmerz sind ein Teil von mir und dagegen kämpfe ich nicht. Ich lasse sie zu und nehme dadurch am Leben teil. Irgendwann wird es nicht mehr so weh tun aber im Moment ist es die Hölle.

Gestern erst hat mir eine Bekannte von einem Freund erzählt der jetzt auch Krebs hat. Ich bekam sofort am ganzen Körper Gänsehaut. Dieser Scheiß läßt einen nicht los. Man wünscht sich immer wieder könnte ich nur was tun. Letztlich ist man völlig machtlos und kann nur da sein. Aber das ist schon sehr viel.
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Geändert von gitti2002 (04.11.2016 um 00:24 Uhr)
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  #69  
Alt 14.07.2010, 21:22
Katrin&Mark Katrin&Mark ist offline
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Standard AW: Katrinchen, mein Schutzengel

Ich war heute schwimmen. Um mich herum auch viele hübsche, wirklich schöne Frauen. Die meisten sind so unleidlich, tragen eine Schlappe bis unters Kinn oder wirken verkrampft, unfreundlich, die reinsten Eiszapfen. Wenn die Mimik, der Ausdruck nicht stimmt und die Person nicht offen und herzlich sein kann ist Aussehen nichts Wert.

Wo ich auch hinsah keine Katrin. Ich war so unglaublich gesegnet mit Ihr. Ich hatte so ein Glück Sie zu finden und an Ihrem Leben teilhaben zu dürfen. So ein Mensch, so eine Frau wird mir mein ganzes Leben nicht mehr begegnen. Ganz gleich wie es Ihr selbst ging Sie begegnete allen Menschen unvoreingenommen. Sie war neugierig und herzlich. Alle liebten Sie dafür. Du fehlst mir mein Schatz. Ich liebe Dich!

Katrin war einfühlsam und feinfühlig, das wußte ich sehr zu schätzen.

Geändert von gitti2002 (04.11.2016 um 00:26 Uhr)
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  #70  
Alt 15.07.2010, 00:31
lilysun lilysun ist offline
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Standard AW: Katrinchen, mein Schutzengel

Hallo Mark, schön daß Du schwimmen warst.
und daß Du überall Katrin gesucht hast..das kann ich verstehen.
Man versucht etwas zu finden.

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  #71  
Alt 15.07.2010, 22:11
Katrin&Mark Katrin&Mark ist offline
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Standard AW: Katrinchen, mein Schutzengel

Ich hatte mit Katrin im September gewettet das ich schneller als sie 5 Kilo abnehme. Sie hat mit unfairen Mitteln gewonnen. Das war einfach nicht richtig. Ich finde das müssten wir ausdiskutieren. Außerdem bin ich nie dazu gekommen meinen Wetteinsatz einzulösen. Heute habe ich es endlich geschafft und die fünf Kilo sind gepurzelt. Liebling, du kannst stolz auf mich sein und wenn es korrekt zugegangen wäre hätte ich jetzt gewonnen. Kuss und Klaps, Schatz!

In der Familie war Katrin für alle Huddi. Ich glaube Ihr jüngerer Bruder hat Sie als Kleinkind Huddi gerufen und das gefiel allen und wurde gepflegt. Katrin mochte Ihren Zweitnamen. Wir hatten eine Menge Kosenamen füreinander und zwar passend zu jeder Lebenslage. Viele habe ich auch schon wieder vergessen. Wenn Sie mir aus dem Bad zurief Schatz ich wiege ein Kilo weniger sagte ich zu Ihr, toll Pummelchen. Wenn ich Sie verwöhnte, neckte ich Sie mit, möchte die olle reiche Tante (insider), die sich übrigens sehr gut gehalten hat und die sich im besten Haus der Stadt auch mal was junges knackiges gönnt vielleicht eine Fussmassage. Wenn ich sang war ich Paolo. Paolo singt schrecklich. Naja, und so weiter. Alles verrate ich euch nicht. Die anderen behalte ich für mich.

Ich war am Rheinufer spazieren. Hätte ich mal besser sein lassen. Heute Abend wird gefeiert. Überall Party. Mädels rausgeputzt und in Flirtlaune, Pärchen händchenhaltend, gute Stimmung und jede Menge Lärm. Ich konnte es kaum aushalten. Ich bin so froh wieder daheim zu sein. Ich gönne heute Abend niemand Spaß. Ich wünschte der Rhein würde über das Ufer treten und alles und alle wegspülen. Die Verliebten, das Lachen, der Lärm, mein Neid und mein beschissenes Leben.

Im September lösten wir Katrins alte Wohnung auf. Ihr Bruder half mit. Katrin wohnte bereits zwei Monate mit mir zusammen und war nur ab und zu in Ihrer Wohnung in Laubenheim. Die Wohnung sah schon recht auseinander gepflückt aus. Es war ja auch nur noch Lagerraum. Ihr Bruder gab einen dummen Kommentar ab und machte den Fehler sich zu wiederholen. Mein Schatz ging auf Ihn los. Ich glaube am liebsten hätte Sie ihn die Treppe runtergestoßen. Wenn Ihr jemand dumm kam wußte Sie sich zu wehren. Der Bruder tat mir Leid aber er hatte eine Abreibung verdient. Der Vater und ich standen mit offenen Mündern daneben und dachten wohl beide wenn ich mich einmische reißt mich der Orkan mit. Sie konnte so unglaublich temperamentvoll sein. Sie beruhigte sich, wollte ihn aber nicht mehr in Ihrer Nähe haben. Ihr Bruder verschwand für fünf Minuten vor die Tür und kam dann wieder um mit Katrin über den Vorfall in Ruhe zu sprechen. Für Katrin war die Angelegenheit erledigt und wollte einfach nicht mehr mit Ihm reden. Weil er nicht verstand, forderte Sie ihn abermals auf zu gehen. Der Vater intervenierte und Sie beruhigte sich wieder. Ihr Bruder konnte Sie leicht in Rage versetzen. Er ist ganz in Ordnung. Die beiden hatten wohl nicht viel gemeinsam und Katrin fand Ihn nervig, mochte Ihn aber letzlich doch. Sie schimpfte zwar immer wieder über Ihre Familie aber brauchte deren Halt. Über Ihren jüngeren Bruder habe ich Sie nie etwas schlechtes sagen hören. Er war Ihr Liebling. Es war nur traurig das er als es Katrin so schlecht ging in Australien war. Das ist kein Vorwurf. Niemand von uns wußte was uns erwartet. Katrin freute sich immer über Nachricht von ihm und berichtete mir gleich.

Ich habe mir eine Musik-CD gekauft. Das Beste von Rio Reiser. Auf meinem Weg zum Saturn bin ich durch eine Einkaufspassage gekommen. An einem Eisstand wartete ein junges Mädchen. Sie war gekleidet wie Katrin. Sie trug ein Lieblingsoutfit von meinem Schatz. Jeanshemd, schwarze Leggins und schwarze Snickers mit weißen Sohlen. Die Haare trug sie nach oben gesteckt, war auch noch blond und hatte in etwa dieselbe Figur. Alles stimmte. Das Gesicht konnte ich nicht sehen. Ihrer Größe nach vielleicht gerade mal 16 Jahre alt. Katrin sah umwerfend aus in Ihren Sachen. Ich sehe immer wieder Frauen die in der Hitze wie in den letzten Tagen Leggins tragen. Das muß doch kaum auszuhalten sein. Katrin wollte gut aussehen aber sich wohlfühlen. So verrückt, wie die, war Sie nie.

Wenn ich mich auf einen Flirt einlasse was würde ich sagen? ... Was willst du von mir? Möchtest du eine starke Schulter zum ausweinen? Händchenhalten, jemanden mit dem man über alles reden kann, gemeinsam sein, eine eingeschworene Gemeinschaft; kein Ärger, kein Frust, kein Stress, keine Angst weil du da bist; alles bewußter erleben, weil zu zweit; der Alltag wird zum Abenteuer. Vielleicht willst du auch nur Spaß und Sex. Du mußt dich schon mitteilen. Ich bin nicht zynisch, mir passiert auch Gutes, die Frage ist nur wann, nein, es ist ganz einfach so das ich schon 41 bin und vielleicht nicht mehr lange lebe. Weißt du es gibt Leute die sterben noch viel jünger. Meine Frau, Katrin ist Ihr Name, hatte Gebärmutterkrebs. Hast du eine Ahnung was das bedeutet. Sie ist Tod und ich allein und das bleibe ich. Danke für dein Interesse! P.S. Vielleicht bin ich doch zynisch.

Ich wurde nett angelächelt, höflich eingeladen der Dame ein paar nette Worte zu sagen als Auftakt für das erste Date. Sie fragt sich immer noch ob der Typ eine nette Stimme hat. Es nervt und ich bin über mich selbst verärgert wenn ich so kindische, verlegene Rollenmodellversuche wahrnehme.

Wenn ich durch die Straßen in Mainz laufe und die Menschen beobachte frage ich mich immer wieder was ist bei euch los. Wüßten wir alle von unseren Tragödien müßten wir uns den ganzen Tag in den Armen liegen und weinen.

Ich weine um Dich mein Schatz.

Der Tod Katrins ist nicht umkehrbar. Ich muß damit leben und fühle mich schlecht wenn ich mich freue. Irgendwann werde ich mich wieder freuen ohne ein schlechtes Gewissen zu haben und Sie wird es verstehen. Sie war dem Leben zugewandt und hätte nicht gewollt das ich mich vergrabe. Ich vermisse Sie aber so unglaublich und Sie nie mehr an meiner Seite zu wissen, nicht zu wissen wie es Ihr geht, nie mehr Ihr ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern, Ihren entzückenden Mund zu küssen, Ihr eine Strähne hinters Ohr zu streichen, Ihr ins Ohr zu flüstern, ich liebe Dich macht mich traurig und läßt nur wenig Freude zu.

Genau vor einem Jahr wurde bei Katrin die Wertheim-OP durchgeführt. Ich weiß noch wie tapfer Sie war und wie wir uns verabschiedeten. Sie hatte so einen Kittel, der hinten offen war an und ich durfte Ihr die Schleife binden. Ich machte Ihr noch ein Kompliment dann waren auch schon die Schwestern da. Das Zimmer auf Station erschien mir als sie Sie herausgeschoben hatten Richtung OP-Saal auf einmal riesig. Ich kam mir so verloren vor. Ich konnte nichts tun, nur abwarten.

Geändert von gitti2002 (04.11.2016 um 00:28 Uhr)
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  #72  
Alt 18.07.2010, 00:49
monika100 monika100 ist offline
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Standard AW: Katrinchen, mein Schutzengel

Hallo Mark,

durch die SPRK-Erkrankung meine Mannes lese ich oft im Forum und bin heute zufällig auf Deine Seiten gestoßen. Habe den Abend damit verbracht, Eure Geschichte zu lesen. Mir kullern die Tränen und es tut mir sooo leid für Dich und für Eure große Liebe.

Hast Du schon einmal daran gedacht, wie glücklich Deine Katrin sich schätzen konnte, so einen sensiblen und liebevollen Partner an ihrer Seite zu haben?! Das ist nicht jedem vergönnt.

Ich drück dich und wünsch dir ganz viel Kraft für die kommende Zeit.

LG Monika
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  #73  
Alt 18.07.2010, 23:12
Katrin&Mark Katrin&Mark ist offline
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Standard AW: Katrinchen, mein Schutzengel

Katrin mochte Primeln sehr, überhaupt Blumen. Sie mochte ihre Blüten und auch ihren Duft. Katrin hatte sehr viele Düfte angesammelt und mischte sie auch selbst an. Düfte waren Ihre große Leidenschaft. In Laubenheim hatte sie eine kleine Hexenküche. Ihr Privatlabor sah chaotisch aus und in den ersten Tagen unserer Beziehung dachte ich mir mit Ihr darfst du dich nicht anlegen sonst mischt Sie dir noch irgendein Gift unter. Katrin hätte so etwas natürlich nie getan. Die vielen Chemikalien erschreckten mich einfach.

Im Bad stehen noch jede Menge Flakons von meinem Schatz. Wenn jemand bei mir zu Gast ist den ich noch nicht so gut kenne und mein Vertrauen nicht hat bekomme ich jedesmal Panik die Person könnte einen Duft oder irgendwas von Katrins Sachen entwenden. Am liebsten würde ich die Dinge nummerieren und katalogisieren um sicher zu gehen das immer alles an seinem Platz ist.

Von irgendwem hat Katrin das Buch Bewusstsein als neue Währung geschenkt bekommen. Ich habe es gerade von der Folie befreit und durchgeblättert. Ich kann verstehen das Sie es nicht gelesen hat. Was in diesem Buch steht verwirrt mich bloß. Damit kann ich nichts anfangen.

Auf der Rückseite steht, "Lesen sie dieses Buch und lassen sie sich inspirieren zur Reise in die Heilung." Klingt erstmal nicht schlecht. Eigentlich geht es in dem Buch um die Überwindung der Finanzkrise und den persönlichen Verlusten. Ich vermute da hat sich jemand vergriffen. Wie auch immer, das Buch ist schlecht.

Das letzte Buch das Katrin las war von Astrid Lindgren, Die Brüder Löwenherz. Sie verschlang es regelrecht. Sie erzählte mir davon und war total begeistert. Mich machte das Gerede von Liebe über den Tod hinaus mürbe. Ich wollte davon nichts wissen. Als ich es Wochen später selber las vergoß ich viele Tränen.

Sie war so süß. Sie war so wunderschön. Sie war bei mir. Schatz du wirst für immer so schön in unserer Erinnerung sein. Du bleibst für immer jung.

Geändert von gitti2002 (04.11.2016 um 00:30 Uhr)
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  #74  
Alt 21.07.2010, 11:00
Katrin&Mark Katrin&Mark ist offline
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Standard AW: Katrinchen, mein Schutzengel

Ich bekam von einigen Menschen in meinem Umfeld den weisen Rat mich nach einem halben Jahr nach einer neuen Partnerin umzusehen.

Ich weiß nicht was in zwei Monaten sein wird. Vorstellbar ist eine neue Partnerin aus meiner jetzigen Warte keinesfalls. Für mich wäre es wie verrat und so eine Art Ersatzpartnerschaft, -befriedigung. Wenn die Trauerphase nicht durchlebt wurde kann man sich dem neuen Partner nicht angemessen widmen. Ich glaube, es kommt auch darauf an ob man sucht oder der Zufall es will das man auf einen Menschen stößt mit dem man sich versteht und vielleicht früher als man selber von sich glaubte eine neue Partnerschaft eingeht.

Ich war schon fünf Jahre ohne Partnerin und kam auch zurecht. Ein Richter verheiratet mit einer ehemals besten Freundin von Katrin, die hat Sie ganz schön im Stich gelassen, riet mir, laß dir ruhig ein halbes Jahr Zeit und dann such dir eine neue Frau. *Übel*. Die zwei sind über StudiVZ zusammengekommen. Christine ist ihr Name, wie er heißt kommt mir gerade nicht in den Sinn. Christine, sehr sehr schüchtern, hat Katrin immer bewundert für ihre offene Art und hing an Ihrem Rockzipfel. Der Herr Richter ist ihr erster Mann. Sie war 28 als sie sich kennenlernten. Mit Studium fertig und zack ein paar Nachrichten ausgetauscht, getroffen, verlobt und jetzt verheiratet. Seit sie verheiratet sind hatte sich Christine kaum mehr gemeldet, sie pflegt ihr neues Biedermannleben. Vermutlich hat sie sich das immer gewünscht. Freunde zählen für sie nicht mehr. Er kommt aus Schweinfurt, schrecklich Konservativ. *Schüttel*. Das ich mir eine neue wie er sich kurz ausgedrückt hat, sehr charmant, der Typ ist total roh in seiner Ausdrucksweise, da läuft einem der kalte Schauer den Rücken runter, in spätestens einem halben Jahr suchen soll wiederholte er in einem halbstündigen Gespräch am Telefon mindestens sechsmal. Ich habe erst zum Ende des Gesprächs versucht mitzuzählen.

Ist mein Leben weniger Wert weil ich trauere? Ich empfinde das nicht so. Bin ich in einer Lebensphase wo alles weniger Wert ist weil ich trauere? Ich glaube nicht.

Wenn man so schnell in ein neues Bett hüpft beschränkt sich die Beziehung bald auf lieber Mann wir brauchen nicht nur getrennte Schlafzimmer, wir brauchen auch für jedes Stockwerk einen extra Staubsauger aber bitte nur von Vorwerk. Was ich damit auszudrücken versuche ist, das hat was von einer Zweckgemeinschaft, ein Druckverband und darunter schon alles eitrig.

Ich bin Katrins Ehemann und daran wird sich nichts ändern. Du bist die Liebe meines Lebens. Du bist meine Weggefährtin. Wir sind zusammen für immer und ewig. Ich liebe dich mein Schatz.

Geändert von Katrin&Mark (21.07.2010 um 11:09 Uhr)
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  #75  
Alt 21.07.2010, 11:12
monika100 monika100 ist offline
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Standard AW: Katrinchen, mein Schutzengel

Hallo Mark,

ich habe den Eindruck, dass Krankheit, Tod und Trauer in unserer heutigen Zeit unerwünscht und tabu sind. Wenn jemand trauert, muss man sich um ihn sorgen, vielleicht sogar um ihn kümmern. Das ist lästig, also "Zack, einen neuen Partner!", dann kann man das Thema abhaken!

Laß Dir soviel Zeit, wie Du brauchst, sei es ein halbes Jahr oder 3 Jahre. Das wirst du selbst am besten merken und lass dich in der Hinsicht nicht voll quatschen. Du bist nicht unnormal, wenn du länger trauerst.

Eine Freundin von mir hat vor 4 Monaten ihren Lebensgefährten, mit dem sie 9 Jahre zusammen war, gute und schlechte Jahre hatte, auch durch Krebs verloren. Auch sie wird bestürmt, sich in Single-Börsen anzumelden etc. "Wenn sie nach 1 Jahr nicht spätestens den Absprung aus der Situation geschafft hätte, würde das nichs mehr...!" Solche Sprüche kriegt sie zu hören. Ich halte das alles für Schwachsinn, das belastet die Trauernden noch mehr. Ich hab ihr geraten, sich von solchen Leuten zurück zu ziehen. Da kann man nichts mit anfangen, die verstehen eh nichts!

Lass wieder von dir hören.

LG Monika
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