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  #1  
Alt 17.01.2017, 14:17
Clea Clea ist offline
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Beiträge: 561
Standard Meine Ma...Lungenkrebs und Hirnmetastasen

Hallo,

ich lese seit kurz nach Weihnachten bei euch mit, leider.
Meine Ma ist aufgefallen durch einen hängenden Mundwinkel.
Mit dem Verdacht auf einen kleinen Schlaganfall sind wir am 26.12. rein in die Klinik und seitdem nicht mehr wieder rausgekommen.
Es ist ein hühnereigroßer Tumor im Gehirn gefunden worden und noch ein kleinerer, was auf Metastasen schließen ließ. Der Primarius ist ein Bronchialkarzinom, der Histologie nach ein Adenokarzinom, ganze 1,2cm groß.
Klein und böse.
Weitere Metastasen finden sich in einer Nebenniere, knöchern im Schambein und eben noch im Kleinhirn. Die große ist am nächsten Tag entfernt worden. Was bleibt ist eine Halbseitenlähmung auf der linken Seite und eine erhebliche Antriebsarmut.
Der Arzt will an das BC gar nicht mehr heran, er gibt ihr noch zwei Jahre
Meine Ma ist 59.
Wir sind ja jetzt schon drei Wochen nach der OP, heute hatte sie die erste Bestrahlung für das Gehirn, insgesamt 13, 10 Ganzhirn und 3 präzise auf die ehemalige Stelle.
Danach soll sie nach Hause, keine Reha, keine Chemo, nix.
Irgendwie finde ich es gemein, dass so ein kleines Ding so gar nicht in Angriff genommen werden soll.
Zusätzlich belastet mich die Tatsache, dass ich sie in die Klinik gefahren habe.
Wir, mein Bruder, meine Cousine, mein Vater, mein Mann und ich, haben an Weihnachten beschlossen, dass wir sie zu irgendwas bewegen müssen. Der Konsens war, dass ich nach Weihnachten direkt mit ihr irgendwo hin fahre, wo ihr geholfen wird.
Und dann hatten wir nicht wirklich mehr Zeit, uns das alles zu überlegen.
Sie hat in die OP eingewilligt und am nächsten Tag um 7.30 war sie auch schon dran.
Jetzt, nachdem ich mich dumm und dusselig recherchiert habe, frage ich mich, ob man den Dingen nicht einfach ihren Lauf hätte lassen können.
Der Neurochirurg sagt nein, da musste man auf jeden Fall ran, Mittellinienverlagerung, ausgeprägtes Hirnödem und die Symptome ließen keinen Aufschub zu.
Aber der Zweifel nagt...
Und jetzt liegt sie da.
Sie wollte lieber arbeiten fahren.
Jetzt müssen wir uns über Treppenlift, Pflegebett etc. Gedanken machen.

Geändert von Clea (19.02.2018 um 08:26 Uhr)
  #2  
Alt 17.01.2017, 18:57
Clea Clea ist offline
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Beiträge: 561
Standard AW: Meine Ma...

Hi,

Ich selbst bin Kinderkrankenschwester in einer Reha für Neuro.
Der Arzt hat mir auch im Nachhinein detailliert erklärt,
warum der Eingriff so nötig war. Rein beruflich verstehe ich das auch.
Rein als Tochter hätte ich ihr ein gnädigeres Ende gewünscht.
Und vielleicht wäre es das gewesen, denn die Veränderungen, die andere an ihr festgestellt haben, hat sie selbst nicht bemerkt.
Es war so, wie Demenz im Anfangsstadium.

Ich bin so hilflos. Nächste Woche muss ich zwei Tage auf meiner Station arbeiten (bin Teilzeitmutti). Ich weiß noch gar nicht, wie das gehen soll.
Ich kann kaum von der Wand bis zur Tapete denken.
Und dann über 20 Patienten auf dem Schirm zu behalten.
Eigentlich will ich mich auch nicht jetzt schon krank melden, wer weiß, wie oft ich das in Zukunft noch tun muss.

Geändert von gitti2002 (17.01.2017 um 23:38 Uhr)
  #3  
Alt 18.01.2017, 12:58
Adlumia Adlumia ist offline
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Beiträge: 305
Standard AW: Meine Ma...

Hallo Clea,

deine Hilflosigkeit kann ich gut verstehen,a uch die Frage wie du bzw. ihr das alles schaffen sollt.
Dass wir an Entscheidungen zweifeln, liegt wohl irgendwie in der Natur des Menschen, habe ich den Eindruck. Fest steht, du hast nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt, deine Mutter hat letztendlich auch ihre Entscheidung getroffen sich operieren zu lassen. Es ist also niemandes schuld, wenn Dinge passieren, die nicht vorhersehbar waren. Dein Verstand weiß das auch, wie du ja schreibst. Gib deinem Herzen Zeit die Entscheidungen des Verstandes auch zu akzeptieren. Es ist schwer zu sehen, dass sich das Leben eines Menschen von einem auf den anderen Tag so ändern kann. Dass deine Gedanken sich da überschlagen ist nur allzu verständlich.

Ich wünsche euch viel Kraft und auch die Begleitung durch gute Ärzte. Vielleicht gibt es noch Möglichkeiten weitere Therapien zu machen, da könnt ihr mit Sicherheit auch durch eine Zweitmeinung etwas in Erfahrung bringen. Es kommt darauf an zu was deine Mutter bereit ist, was sie persönlich für sich nun möchte.

Und zu deiner Arbeit: Vielleicht hilft es dir arbeiten zu gehen, um das Gedankenkarussell zu unterbrechen, probiere es aus, ob es dir gut tut.

Grüße
Adlumia
  #4  
Alt 22.01.2017, 19:07
Clea Clea ist offline
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Beiträge: 561
Standard AW: Meine Ma...

Ich bin heute irgendwie noch deprimierter als vorher.
Ich dachte, am Wochenende kann meine Ma wieder etwas Kraft schöpfen.
Pause von den ersten Bestrahlungen, keine Physio, vielleicht ein wenig Besuch.
Aber leider ist dem nicht so. Bis Freitag hat sie noch gut gegessen.
Heute hat sie kaum was gegessen, ich hatte ihr Schweinebraten gemacht.
Normalerweise setzt sie sich in Fleisch mit Kartoffeln geradazu rein.
Sie schläft fast den ganzen Tag.
Der Arzt hat am Freitag gesagt, er würde für sie ein Hospiz bevorzugen.
Das hat meinen Vater sehr mitgenommen.
Und wahrscheinlich meine Mutter auch, denn das steht alles im zeitlichen Zusammenhang.
Der Arzt hat auch die Vitamine abgesetzt, ohne es irgendwie zu kommunizieren.
Vielleicht meint er, sie trinke ja die hochkalorischen Drinks, aber das tut sie nicht.
Seit Tagen hat sie Durchfall, die Haut ist total wund und sie will auch kaum noch in den Rolli, mal in die Senkrechte, Perspektive wechseln, Input bekommen.
Hoffentlich hat sie jetzt nicht mit allem abgeschlossen.
Heute hat mein Dad mir und meinem Bruder Umschläge mit Geld gegeben.
Für Sprit von der ewigen Fahrerei, hat er gesagt. Ich glaube, er schüttet schon Erbe aus, insgeheim.
Wie erträgt man das alles?
Mein Sohn ist ein sehr mäkeliger Esser. Eben hätte ich ihm fast das Essen ins Gesicht gekippt. Er kann doch nichts dafür.
  #5  
Alt 23.01.2017, 10:08
Adlumia Adlumia ist offline
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Beiträge: 305
Standard AW: Meine Ma...

Hallo Clea,

klar deprimiert es dich, weil du dir wünschen würdest, es sei besser. Und dann prallt dieser Wunsch an der harten Realität ab. Wie erträgt man das? Ich glaube dafür gibt es kein Rezept, wir können fluchen, zweifeln, traurig sein, aber letztlich muss man trotz allem manche Gegebenheiten hinnehmen und das ist aus meiner Sicht mit einer der härtesten Aufgaben im Leben, zu verstehen, dass man nicht alles ändern kann, so gerne man es wollte, weil man an diesem Menschen den man liebt, so sehr festhalten möchte.
Kannst du mit deiner Mama ganz offen sprechen, was sie denkt? Über ihre jetzige Lage, was sie sich selbst wünscht? Was hält sie von dem Gedanken ins Hospiz zu gehen?

Grüße
Adlumia
  #6  
Alt 23.01.2017, 14:43
Clea Clea ist offline
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Registriert seit: 13.01.2017
Beiträge: 561
Standard AW: Meine Ma...

Hi!

Meine Ma ist emotional sehr abgeflacht.
Die Diagnose hat sie sehr gleichgültig aufgenommen,
während mir das Herz stehenblieb und dann mit Puls 200 weitergemacht hat.
Ich glaube, das war schon Teil der Beeinträchtigung.
Momentan ist sie so schwach, dass sie kaum Alltagsfragen beantworten konnte.
Als wir zum Vorgespräch bei der Strahlentherapie waren,
hat sie ein wenig geweint und gesagt, dass sie nach Hause will.
Da hat der Arzt gesagt, gut, dann machen wie die kurze Variante, 10 statt 20 Bestrahlungen, dafür mit höherer Dosis. Aber drei zusätzliche auf die Stelle, wo die Metastase gesessen hat, würde er uns noch empfehlen.
Sie hat bisher alles völlig klaglos mitgemacht, alles unterschrieben, was man ihr vorgesetzt hat, ohne zu zucken.
Freitag haben wir den Pflegegrad eingestielt mit allem, was dazugehört.
Da hat sie Vorsorgevollmacht und den Antrag auf Pflegegrad unterschrieben, als wäre es der Einkaufszettel.
Nur, als ich ihr erklärt habe, dass es Zuhause anders laufen wird als gewohnt, dass das Bett ins Wohnzimmer kommt etc., da hatte sie ein Tränchen im Knopfloch.
Ich weiß nicht, ob sie nur stark ist oder ob es gar nicht mehr an sie herankommt... Für sie wünsche ich mir letzteres.
Sie war nie ein Mensch der vielen Worte, aber jetzt sagt sie kaum noch was.
Ich bin sowas von durch... Morgen gehe ich das erste Mal zum normalen Dienst. Hoffentlich lenkt mich das ab.

Danke, Adlumia, für deine Worte.

Geändert von Clea (06.02.2018 um 13:37 Uhr)
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