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  #1  
Alt 05.01.2018, 09:43
Adlumia Adlumia ist offline
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Registriert seit: 10.11.2015
Beiträge: 305
Standard AW: Ma´s Sonne ist untergegangen

Hallo, liebe Clea,

was du schreibst, kann ich gut nachvollziehen.
Ich fragte und frage mich oft, müsste ich nicht weiter sein in der "Bearbeitung/Verarbeitung" meiner Trauer?
Warum scheint es manchmal so schwer sich im alltäglichen Leben irgendwie wohl zufühlen, dazugehörig, vollkommen?
Man macht, man tut, man hat seine Aufgaben - du hast viele neue übernommen.
Und du schreibst: Alles ist voll und doch leer.
Vielleicht versuchen wir diese Lücke zu stopfen, weil sie so sehr weh tut aber, ich denke, diesem Schmerz, diesem Verlust, man entkommt ihn in dem Sinne nicht, denn so oder so tritt er immer wieder ins Bewusstsein, so sehr ich auch tue und so sehr ich auch versuche vielleicht dagegen anzukämpfen, weil man sich vielleicht wieder "normal" fühlen will, es geht nicht - jetzt nicht.
Also was bleibt?
Ich denke, wir können nur lernen diese ganze Gefühlsspanne anzunehmen.
Annehmen, dass man gerade so und so fühlt, dass z.B. der Verstand jenes sagt, aber das Herz (und ist das Herz eigentlich nicht so viel weiser?) braucht seine Zeit
Alles, was ist, annehmen - das sehe ich für mich zumindest als große Herausforderung an um mit meinem Verlust umzugehen. Oft setze ich mich zur Wehr gegen so manches Gefühl und doch merke ich: Mein Widerstand verursacht noch mehr Leid, also darf es sein - das Gefühl, welches auch immer es ist...

Du hast viel Stärke in dir, gibst auch hier vielen anderen Kraft und Mut aber du darfst dir auch zugestehen, schwach zu sein. Es ist richtig, weiterzugehen und sein Leben so gut es geht zu leben aber man darf auch Innehalten, am Boden sein, Beklagen, Jammern egal was, was eben gerade Ausdruck deiner Trauer sein möchte!
Deshalb wünsche ich dir die Stärke, deine Schwäche, die Verwundbarkeit in solchen Momenten anzunehmen!

Adlumia
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  #2  
Alt 18.01.2018, 21:45
Clea Clea ist offline
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Beiträge: 560
Standard AW: Ma´s Sonne ist untergegangen

Danke, Adlumia, dass du schreibst.
Ich sehe ja, dass viele mitlesen, und sie nicken sicherlich auch mit dem Kopf,
aber eine geschriebene Antwort tut gut.
Heute waren wir beim Notar. Mein Bruder und ich haben das Erbe ausgeschlagen.
Papa ist jetzt alleiniger Eigentümer des Hauses.
Dort wieder zu sitzen war dieses mal viel leichter als im letzten Sommer.
Da war alles noch so frisch.
Jetzt geht es auf unseren ersten Jahrestag zu. Ein Jahr, ich kann es noch gar nicht glauben. Der Notar ist schräg gegenüber von dem Krankenhaus, in dem wir ein und aus gegangen sind. Mein Bruder war schon da und hatte einen Kakao to go in der Hand. Den hatte er sich oben in der Cafeteria geholt, der war wirklich sehr lecker. Ob ich das getan hätte? Ich glaube nicht. Da oben, eine Etage über der Onko, wo wir so lange zu Gast waren, muss ich nicht so schnell wieder sein.
Was ich schön finde, mein Bruder plant für seinen Geburtstag eine kleine Party.
Letztes Jahr ist das alles ins Wasser gefallen, weil Ma zwei Tage zuvor gestorben war. Dieses Jahr soll ihm nichts dazwischen kommen.
Das finde ich auch für mich erstrebenswert. Er macht weiter. Ich mache zwar auch weiter, aber es fühlt sich noch so unecht an. So zwanghaft. Mach was, irgendwas, sonst übermannt es dich. Fliehe vor der Welle, bevor sie über dir hereinbricht. Meinem Bruder nehme ich das ab. Er macht Pläne, überlegt, was er zu Essen macht und freut sich auf seinen Tag. Und das soll er auch.
__________________
Meine Ma
17.9.1957-19.2.2017, 59 Jahre, Lungenkrebs mit Hirnmetastasen

Geändert von Clea (29.01.2018 um 11:56 Uhr)
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  #3  
Alt 29.01.2018, 11:57
Clea Clea ist offline
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Beiträge: 560
Standard AW: Ma´s Sonne ist untergegangen

Gestern vor einem Jahr ist meine Oma an einem Herzinfarkt gestorben, den sie ohne die Hiobsbotschaft von meiner Ma sicherlich nicht erlitten hätte. So hat der Krebs in meinem Fall gleich zwei Menschen auf dem Gewissen.
Drei Wochen hatte meine Ma damals noch.
__________________
Meine Ma
17.9.1957-19.2.2017, 59 Jahre, Lungenkrebs mit Hirnmetastasen
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  #4  
Alt 29.01.2018, 15:45
Dante89 Dante89 ist offline
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Registriert seit: 29.01.2018
Ort: Stuttgart
Beiträge: 6
Standard AW: Ma´s Sonne ist untergegangen

Das tut mir sehr leid - es ist immer schlimm jemanden zu verlieren, aber gleich zwei ist besonders hart. :-(

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft!
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  #5  
Alt 29.01.2018, 18:48
Clea Clea ist offline
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Beiträge: 560
Standard AW: Ma´s Sonne ist untergegangen

Danke dir.
Naja, zwei... Der Onkel meines Vaters und sein bester Freund haben sich auch noch mit eingereiht. Fürmeinen Vater war das ein ziemliches Hammerjahr. Der ein oder andere wäre vielleicht daran zerbrochen.
__________________
Meine Ma
17.9.1957-19.2.2017, 59 Jahre, Lungenkrebs mit Hirnmetastasen
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  #6  
Alt 29.01.2018, 22:22
Ceddy Ceddy ist offline
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Beiträge: 73
Standard AW: Ma´s Sonne ist untergegangen

Hallo Clea,

diese Gefühlsschwankungen habe ich auch. Und weinen tut ich noch jeden Tag. Immer wenn ich mir meine Mutti vorstelle, fließen die Tränen.
Ich zerbreche mir den Kopf, was in ihr vorging.... als sie merkte der Kampf ist nicht zu gewinnen...... sie wollte nicht weg von uns. Wir waren ihr das wichtigste im Leben.

Clea, ich glaube es geht nie aus unseren Köpfen. Mir fehlt meine Mutti auch so sehr.

Vielleicht tröstet es dich auch, wenn du ihr das Grab schön machst. Ich sage meinen beiden, der Papi ist ja schon vor ihr gegangen, so ihr zwei, nun wird das Bett frisch bezogen, wenn ich ein neues Blümchen auf das Grab stelle und die Kerzen erneuere.

Wir müssen für sie weiter machen, dass hätten sie sich gewünscht.
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  #7  
Alt 30.01.2018, 17:06
Clea Clea ist offline
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Beiträge: 560
Standard AW: Ma´s Sonne ist untergegangen

Liebe Andrea,
ich würde, Stand heute, sagen, ich werde sie immer und ewig vermissen.
Wir haben uns längst nicht jede Woche gesehen, eher so ein, zweimal im Monat.
Und wir haben auch nicht jede Woche telefoniert.
Als Whattsapp kam, hatten wir öfter Kontakt, als zu Telefonzeiten.
Wie gern würde ich nochmal eine Whattsapp von ihr bekommen.
Ich habe den Chat mit ihr archiviert.
Auf meinem Handy habe ich mittlerweile einige Fotos von ihr, die ich mir auch noch fast täglich anschaue. Das sind teilweise Bilder von vor einigen Jahren, als auch welche aus dem Krankenhaus.
Heute, nach fast einem Jahr, kann ich nicht behaupten, dass der Scherz besser geworden ist. Ich kann ihn nur besser verdrängen. Aber wenn ich hier sitze und mich erinnere, ertappe ich mich schon dabei, dass ich die Nase hochziehen muss.
__________________
Meine Ma
17.9.1957-19.2.2017, 59 Jahre, Lungenkrebs mit Hirnmetastasen
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