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  #91  
Alt 20.10.2002, 15:08
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Standard Dokumentarfilm über das Tabu Sterben

Heike, vielen Dank für deinen Beitrag! Wie beruhigend, daß es auch noch Menschen gibt, die so denken wie du, die sich auf Herz und Gefühl verlassen und keine Studien und Modelle brauchen, um sich ihren Liebsten nähern zu können!!
Ganz besonders liebe Grüße an dich, Susanne
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  #92  
Alt 20.10.2002, 15:18
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Standard Dokumentarfilm über das Tabu Sterben

Liebe Heike,

auf zwei deiner Fragen würde ich gerne eingehen.
1. Wann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem Menschen mit ihrem Leben abschließen müssen?
Natürlich kann kein Arzt sagen, dass es keine Hoffnung mehr gibt. Sehr unverantwortlich, wenn er es dennoch tut. Ich persönlich glaube, dass ein kranker Mensch selbst genau weiß, ob für ihn noch Hoffnung besteht oder nicht. Die Frage ist dann, ob er dieses Wissen für sich behält oder seinen Angehörigen mitteilt, z.B. durch versteckte Andeutungen. Jemand, der hier nicht besonders sensibel und aufmerksam ist, wird die Andeutungen wahrscheinlich nicht verstehen.
2.Warum müssen Menschen sich zwangsläufig irgendwann mit ihrem Tod auseinandersetzen?
Wenn ein Mensch den eigenen Tod aus dem Bewusstsein wegdrängt, sich also nicht damit auseinandersetzt, tut er es ja auf eine gewisse Weise auch. Dann hat er doch zumindest an irgendeiner Stelle entschieden, dass er darüber nicht nachdenken möchte.
Ich persönlich glaube, dass jeder, der die notwendigen geistigen Fähigkeiten dazu besitzt, sich in der Situation der Konfrontation mit dem Tod auch in irgendeiner Weise damit befasst. Zu welchem Ergebnis er gelangt, also ob es ihm etwa gelingt, den eigenen Tod zu akzeptieren, ist eine andere Frage. Es ist auch eine andere Frage, ob er seine Mitmenschen wissen lässt, welche Gedanken er sich gemacht hat oder ob er sie schonen will oder sich unverstanden fühlt oder dergleichen.

Viele Grüße. Anja
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  #93  
Alt 20.10.2002, 15:18
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Standard Dokumentarfilm über das Tabu Sterben

Hallo, Anja,
warum sollte ich nicht mehr melden? Wir diskutieren doch hier gerade und ich warte immer auf eine Antwort von Dir. :-)
Entgegen meiner sonstigen Überzeugung habe ich mir das Modell gerade mal angesehen. Aber ich halte es für wichtig, dass ich weiss, worüber hier diskutiert wird. Es ist allerdings genau das, was ich vorher bereits den Aussagen hier entnehmen konnte. Und genau damit habe ich ein Problem. Es ist ein Schema des Sterbens, basierend auf den Erfahrungen, die Frau Kübler-Ross mit diesen gemacht hat. Aber kann man Menschen in ein Schema zwängen? Vielleicht leugnet es mein Angehöriger bis zum Schluss, dass er sterben muss. Ja, und? Vielleicht wird er bis zum Ende von der Hoffnung getragen, es doch noch zu schaffen. Soll ich da gedanklich die Stirn runzeln und denken: Naja, Du willst es zwar nicht wahrhaben, aber Du bist die ganze Zeit in Phase 1? Und eigentlich müßtest Du jetzt mal allmählich Phase 2 erreichen? Ich habe ein Problem mit "Schubladendenken". Und ich würde mich mörderunwohl fühlen, wenn ich wüßte, dass meine Angehörigen dieses Modell im Hinterkopf hätten, wenn es mich betrifft. Ich würde mich total beobachtet fühlen. Meine Reaktionen werden analysiert und einer bestimmten Phase zugeordnet. Ist vielleicht ein bisschen zu überspitzt ausgedrückt, aber ich hoffe, dass keiner meiner Angehörigen sowas jemals liest. Oder vielleicht könnte man das Schema ja auch mal auf den Kopf stellen und die Leute ein bisschen verwirren. Vielleicht bin ich ja dann erstmal ziemlich depressiv, dann superzornig und dann leugne ich den Tod, bis ich sterbe. Kann sein, oder? Und wenn Du meinst, ich möchte in kein Schema gezwängt werden und würde das auch bei keinem meiner Angehörigen oder Freunde tun, hast Du recht.
Und um auch Deine Frage zu beantworten: Ich identifiziere mich hier weder mit den Sterbenden noch mit denen, die diesen begleiten. Mir geht es gut und in meinem Verwandten- oder Freundeskreis stirbt auch gerade niemand. Aber meine Tante ist vor einem Jahr an Krebs gestorben. Sie wußte bei ihrer Diagnose, dass sie sterben muss, da der Krebs erst in einem sehr späten Stadium erkannt wurde. Ich hatte da wie gesagt nicht dieses Modell und bin einfach so mit ihr umgegangen, wie wir es immer taten. Offen und ehrlich. Wir haben die Dinge getan, die sie machen wollte, egal, ob sie mir vielleicht unsinnig erschienen. Für sie waren sie wichtig. Sie war die Hauptperson. Sie hatte nur noch wenig Zeit und wollte diese auf ihre Art nutzen. Ehrlich gesagt, eine Anleitung, warum sie sich gerade zu diesem Zeitpunkt so und zu einem anderen Zeitpunkt anders verhalten hat, habe ich nicht vermisst.
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  #94  
Alt 20.10.2002, 15:29
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Standard Dokumentarfilm über das Tabu Sterben

Hallo,

ich komme immer mehr zu dem Schluß, daß das Modell von Kübler-Ross eher eine Art Trost für die Hinterbliebenen sein soll als eine Hilfe für den Kranken. Wenn ein Mensch gegen seinen Willen sterben muß, ist das das Schlimmste, was man sich vorstellen kann.
Mit dem Phasenmodell kann man sich aber jede Aussage des Kranken so zurecht legen, daß er sich eben doch damit abgefunden hat. So findet der Angehörigen seinen Seelenfrieden und der Kranke hat eben Pech gehabt.
Wirklich widerlich.
LG Susanne
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  #95  
Alt 20.10.2002, 15:44
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Standard Dokumentarfilm über das Tabu Sterben

Liebe Anja,

zu den zwei punkten:
der erste ist ein bisschen aus den kontext gezogen: es ist nicht nur: wann ist der zeitpunkt gekommen ? "der kranke persönlich weiss am besten, wann der zeitpunkt gekommen ist". die frage, die ich gestellt habe ist, warum glaubt der kranke, dass der zeitpunkt gekommen ist ? weil die ärtze es gesagt haben, weil das krankheitsbild es so "vorschreibt", weil das alle in seiner umgebung glauben, oder und das ist die elementare frage: weil er es einfach weiss, aus seinem inneren ? wie ist er dort hingekommen, zu diesem "gefühl" ? weil niemand mehr an ihn geglaubt hat, weil er nicht mehr an sich geglaubt oder weil die strapazen der krankheit einfach ihr recht forderten ?
das ist für mich die frage, die sich nicht beantworten lässt. und genau darum mag ich keine modelle. sie setzen etwas voraus, was niemand wissen kann. für mich ist und bleibt das sterben etwas, von dem niemand weiss, wann es kommt und wie es kommt. und das ist auch gut so. ich will es gar nicht wissen, weder bei mir, noch bei meinen angehörigen. nie hätte ich meinen mann so begleiten können, wenn ich vorher gewusst hätte, was mich erwartet. so habe ich mich nur auf eines verlassen: auf mein gefühl. und ich hoffe, das das so richtig war. und ich will nichts interpretieren, von dem ich nicht weiss, ob es auch auf meinen angehörigen zutrifft.
und noch einmal: man kann leben nicht theoretisch denken, und sterben erst recht nicht.
ich kann heute mit überzeugung sagen, ich möchte keine lebenerhaltenden maßnahmen, wenn es mich erwischt. ob ich dann in dem moment genauso denke, ist eine ganz andere geschichte.
ich habe natürlich darüber nachgedacht, was ist, wenn mein mann nicht mehr bei mir ist. blanke theorie - nichts trifft die wirklichkeit !

Viele Grüße
Heike
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  #96  
Alt 20.10.2002, 16:29
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Standard Dokumentarfilm über das Tabu Sterben

liebe anja,

die ganze zeit überlege ich schon, dass du mir irgendwie bekannt vorkommst. als ob ich dich schon mal gelesen hätte.
ich habs wiedergefunden und lange überlegt, ob ich das posten soll. bitte fühle dich nicht angegriffen, dass ist nicht so gemeint, wie vielleicht ankommt oder rüberkommt. ich weiss, dass du auf der suche nach erklärungen bist, genau wie wir alle, einige mehr, andere weniger. ich war dabei, als mein mann starb, ich hatte ihn in meinen armen, und ich danke ihm von herzen, dass ich es durfte. ich weiss trotzdem nicht, was er gedacht oder gefühlt hat. das werde ich in diesem leben auch sicher nicht mehr erfahren. auch ich lese bücher, vielleicht gibt es irgendwo eines, das mir hilft.
das sterbephasenmodell von kübler-ross ist es ganz sicher nicht ! aber wenn es dir hilft, den verlust besser zu verarbeiten, ist es ok.
ich glaube ganz einfach, und das ist meine ganz persönliche meinung, wenn man auf der suche nach antworten ist, dann schau in dein herz, vielleicht wirst du dort die antwort bekommen, die du suchst.
das eine ist theorie - das andere ist praxis.

Viele Grüße
Heike
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  #97  
Alt 20.10.2002, 23:30
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Standard Dokumentarfilm über das Tabu Sterben

Hallo, Anja,
was ich noch sagen wollte: Was für mich richtig ist, muss für Dich doch nicht falsch sein. Jeder geht eben individuell mit der Situation um. Auch wenn ich mich mit dem Kübler-Ross-Modell nicht anfreunden kann, heißt das noch lange nicht, dass es Dir nicht Trost und Erklärungen gibt.
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  #98  
Alt 21.10.2002, 08:07
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Standard Dokumentarfilm über das Tabu Sterben

Hi, war am WE irgendwie dauernd unterwegs, daher erst heute wieder ein Posting von mir.

Etienne: Du meinst, ich wüßte nicht, was Freundschaft bedeutet, weil ich kein Verständnis für meine Freunde hätte? Ich habe hier etwa 50.000 Seiten reingeschrieben und darin meinen derzeitigen Zustand beschrieben. Im Zusammenhang mit dem Posting von Susan (18.10., 18 Uhr nochwas) lies dir das doch bitte noch einmal durch! Die Diagnose Krebs steht für mich seit knapp 2 Monaten: Seit dem 12.08.2002 habe ich etliche Tage hinter mir, an denen es mir einfach nur scheiße ging (entschuldige bitte den Ausdruck!), sowohl physisch als auch psychisch. Ich bin ganz bestimmt nicht der mensch, der sich gehen läßt und alle anderen dafür verantwortlich macht. Du bezweifelst das? Dann stell mal Hans diese Frage... Ich wollte es erst nicht erzählen, aber wir kennen uns sogar persönlich, daher kann er dir einiges über mich erzählen. Und du siehst, er verhält sich dennoch neutral, ist nicht Pro-Karin!

Ich glaube nicht, dass ich rigoros alle wegweise, die nicht betroffene sind. Auch wenn Angehörige/Freunde etc. die gefühle, Ängste, Gedanken von Betroffenen nicht in dem Ausmaß nachvollziehen können wie andere betroffene, können sie viel tun. Das habe ich auch die ganze Zeit gesagt. Ich habe nie behauptet, dass alle Angehörigen in dieser Situation eh nicht helfen können. Aber einige aus meinem Umfeld bringen ja nicht mal 5 Minuten zum zuhören auf! Darum ging es die ganze Zeit. Die ganze Zeit, wo man gesund ist, Treffen organisiert, ein Bierchen mitzischt, zu geburtstagen erscheint und lustig drauf ist, ist alles ok. Aber wehe, du bekommst eine schlimme Krankheit, wirst operiert und es scheint alles in Ordnung - dann reden wir bitte nicht mehr drüber, jetzt kann das oben beschriebene Leben ja problemlos weitergehen. Dass ich Angst vor Metastasen habe, Angst, dass evtl meine Beziehung an dieser Last zerbricht (was glücklicherweise nicht passiert ist), dass es mich ankotzt, dass ich dreimal die Woche spritzen muß und es mir jedesmal danach dreckig geht, dass ich meine Kondition nicht mehr wie früher habe, dass meine 15cm große Narbe mir Schmerzen bereitet usw... Nein, über all diese unangenehmen Sachen möchten manche halt nichts hören. Das passt nämlich nicht in das Bild der starken Karin, die doch immer lustig und für jeden da ist...

Ich bin nur froh, dass es auch ne ganze Menge andere Leute gibt, die zwar normal mit mir umgehen, aber denen halt auch bewußt ist, dass ich krebskrank bin und mir auch mal zum heulen zumute ist oder ich einfach nur in den Arm genommen werden möchte. Das geht auch wieder vorbei, aber in genau diesem Moment sind diese Leute für mich da.

Du siehst, ich sehe es schon, wenn auch nichtbetroffene helfen und das tut wirklich gut zu sehen. Dann weiß ich, wer die Menschen sind, auf die ich bauen kann.

So, das war´s, was ich dir sagen wollte.

An Petermännchen
Du schreibst, deine Meinung sei unbeachtlich, da du weder Betr. noch Angeh. bist. Alles Quatsch! Auch Hans ist weder betroffen noch Angehöriger, und dennoch haben einige hier mit ihm diskutiert. Und obwohl auch er eingesteht, dass man das, was betroffene durchmachen, nicht wirklich nachvollziehen kann, setzt er sich hin und hört zu. Das weiß ich, weil ich nämlich diejenige bin, mit der er sich hinsetzt und zuhört, sei es nun diese Krankheit oder das letzte romantische Erlebnis mit meinem Freund (Grins...). Und daher war er auch interessiert, was andere hierzu denken. Es ist doch egal, wer was ist, man kann doch offen seine Meinung sagen hier. Mir passt auch vieles nicht, was einige schreiben, aber den Hintergrund für die diversen unterschiedlichen Meinungen bilden doch nur die unterschiedlichen Erfahrungen. Das einzige, was mich an Insomnia zB gestört hat, war nicht ihre Meinung, sondern, dass ich fast nur angegriffen wurde. Kurz und knackig abgehandelt, obwohl ich wie gesagt etwa 50.000 Seiten Zustandsbeschreibung abgeliefert habe (und das in allererster Shakespeare-manier...Grins!). Was ich damit sagen will: Ich habe schon versucht, auch meine Umwelt zu verstehen und nicht allzu oft zu belasten. Aber das hier ist ein Zustand, in dem ich gerade etwas mehr auf ein offenes Ohr angewiesen bin als sonst, und da denke ich, diese 5 Minuten hat man für seine Freunde, oder???

Es gibt aufgrund unserer Individualität kein Patentrezept, wie man mit uns kranken umgehen soll. Selbst ich kann dir nicht mal sagen, wie du Mrs. oder Mrs. XY behandeln sollst, woher auch? Alles, was man machen kann, und was auch Hans und andere auch schon sagten, ist, sich sensibel zu nähern und da zu sein, wenn der/die Kranke einen braucht. Und das unabhängig davon, ob man selbst krank ist oder jemanden krankes kennt.

In diesem Sinne einen lieben gruß an alle und einen guten Start in die Woche. karin
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  #99  
Alt 21.10.2002, 11:05
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Standard Dokumentarfilm über das Tabu Sterben

Hallöli,

Etienne: Vielleicht bringe ich meine Einstellung manchmal etwas zu holzig rüber, aber dadurch dass ich miterlebt habe, wie mit meiner verstorbenen Freundin und auch anderen umgegangen wurde, habe ich diese Einstellung nun mal und stehe da auch hinter.

Es geht auch nicht darum, dass jemand eine andere Meinung hat und deswegen sich aufgeregt wird_ davon leben Diskussionen.-sondern um diese Art Diskussionen mit denen sich Betroffene zusätzlich auseinandersetzen müssen, um sich zurechtfertigen, zum Beispiel:Warum sie heute so und morgen so sind. Warum sie manchmal so voller Angst sind- obwohl es doch so aussieht,als wenn derzeit alles gut läuft. "Warum sie traurtig sind- obwohl das heutige Ergbnis doch gut war.
Das ist es wo ich nicht mitkomme! Diese Dikussionen und will der Erkrankte sich denen nicht stellen, weil es Zeit und Kraft kostet und er nicht mehr kann, muss er sich das nächste anhören...
Ich frag mich dann immer: Wie mag sich der Betroffenen wohl dabei fühlen....Das raubt doch zusätzlich Kraft. Ich bin sicher, dass sie Verständnis für die Angehörigen aufbringen, aber mehr Verständnis muss doch von Seitens der Angehörigen für die Erkrankten aufgebracht werden- bin ich so daneben mit dieser Einstellung?
Mein Gott- ich weiss wie sehr man selbst dabei leidet. Auch ich kenn diese Hilflosigkeit.....Aber ich kann doch nicht von einem Erkrankten erwarten, dass er Rücksicht auf mich nimmt und rede womöglich auf ihn ein, weil ich das Gefühl habe, er bringt für mein Leiden welches ja durch sein Leiden entstanden ist- kein Verständnis auf...
Ich bin es doch die ihn auffangen sollte- nicht er mich.
Ich für mich hole mir die Kraft hier in den Beiträgen oder eben bei meinen Freunden,- aber nicht bei dem Betroffenen.
Vielleicht kann ich mich auch nicht so gut ausdrücken mit dem was ich meine.

Hans,
ich denke was Du schreibst ist sehr wichtig: Dasein und zuhören. Gemeinsam schweigen- in den Arm nehmen. So kann man sich auch gegenseitig helfen.

Petermännchen,

ich denke wenn Du überwiegend der stille Zuhörer bei Deinem Freund bist, machst Du das richtige. Vielleicht öffnet er sich dann früher oder später. Was sagen denn die Freunde zu ihm, dass er ihnen vorwürft, sie würden ihn nicht verstehen? Sind es vielleicht jene Floskeln der Hilflosigkeit- weil man das Gefühl hat etwas sagen zu müssen?

Von den hier Betroffenen konnte ich schon viel lernen und erfahren wieviel man falsch machen kann.

Ich bin sicheer, wenn man hier viel liest, findet hier jeder, egal warum er/sie hier gelandet ist, etwas- was ihm bei seinem Problem weiterhilft.

Liebe Grüße an Euch alle
Li(ane)
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  #100  
Alt 21.10.2002, 12:47
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Standard Dokumentarfilm über das Tabu Sterben

Hi Hans

Wie ks-schnecke ja gerade eröffnet hat, kennt ihr zwei euch persönlich. Was ist sie für ein Mensch? Wie geht sie aus deiner Sicht mit ihrer Krankheit um? Wie stehen ihre Freunde zu ihr? Wie behandelt sie ihre Freunde? Was bedeutet aus deiner Sicht Freundschaft für sie?

Das sind Fragen, die mich wirklich interessieren. Vielleicht habe ich aus ihren Antworten einen absolut falschen Eindruck von ihr gewonnen.

Etienne
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  #101  
Alt 21.10.2002, 12:52
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Tiere sind die besten Freunde.
Sie stellen keine Fragen
und kritisieren nicht.

(Mark Twain)

Liebe ks-schnecke, es war für mich ja schon ziemlich klar, dass es auf meinen Beitrag eine Antwort von dir geben wird. Und siehe da, heute früh war es dann soweit. Was soll ich nur von dieser Antwort halten? Mein Beitrag war eher allgemein, durchaus anklagend gemeint. DU warst nur das Beispiel, dessen Ausdrucksweise und Auffassung mich abgeschreckt haben. Du aber warst immer dann vertreten, wenn in irgendeinem Beitrag dein Name zu lesen war. Egal, ob positiv oder negativ. So langsam verstärkt sich der Verdacht, der mir beim Lesen gekommen ist: Kann es sein, dass du nicht verstehst (verstehen kannst oder verstehen willst), worauf andere im Kern hinaus wollen? Kann es sein, dass du ein eher oberflächlich beschaffener Mensch bist?

Leider fühle ich mich bei deiner Antwort genötigt, Sätze herauszunehmen und dazu einiges zu schreiben. Wahrscheinlich wirst du diese Vorgehensweise mit der Begründung rügen, dass ich damit die Sätze arglos aus dem Kontext gerissen habe, aber ich halte diese Vorgehensweise für angebracht.

„Etienne: Du meinst, ich wüßte nicht, was Freundschaft bedeutet, weil ich kein Verständnis für meine Freunde hätte?“

Nein, das habe ich nicht gesagt. Ich gebe dir den Rat, meinen Beitrag noch einmal zu lesen. Meine Abschlussfrage war eine Frage, keine Behauptung! Eine Frage, die bei mir entstanden ist, nachdem ich alle deine Antworten gelesen habe. Eine Frage, die dir die Möglichkeit gibt, zu antworten. Nicht mehr, und nicht weniger.

„Die ganze Zeit, wo man gesund ist, Treffen organisiert, ein Bierchen mitzischt, zu geburtstagen erscheint und lustig drauf ist, ist alles ok. Aber wehe, du bekommst eine schlimme Krankheit, wirst operiert und es scheint alles in Ordnung - dann reden wir bitte nicht mehr drüber, jetzt kann das oben beschriebene Leben ja problemlos weitergehen.“

Weißt du, was ich mich frage: Wie viele Freunde hat oder hatte ks-schnecke eigentlich? Ich habe nur drei Menschen, die ich als Freunde bezeichnen würde. Alle anderen sind ‚nur’ Bekannte oder gute Bekannte oder Kumpels, aber keine Freunde. Von diesen drei Leuten, ich kenne sie schon sehr lange, wurde ich bisher auch noch nicht enttäuscht. Sie sagen mir, was ihnen gefällt, sie sagen mir aber auch, wenn ich mal wieder Mist verzapft habe. Sie sind ehrlich zu mir. Ich bin ehrlich zu ihnen.

Mir scheint, du kannst mit Kritik nicht umgehen. Das beweist diese Antwort von dir, wobei ich dich da nicht einmal persönlich angesprochen habe. Das beweisen aber auch viele andere Antworten von dir. Aus diesem Grunde bin ich auch der Meinung, dass du auf jeden Fall etwas anderes unter Freundschaft verstehst als ich. Dass, was du über die Leute schreibst, die dich jetzt unterstützen, würde mich nicht dazu animieren, sie Freunde zu nennen. Du möchtest doch nur jemanden haben, der dir zuhört und dir dahingehend zustimmt, wie schlimm das alles ist, dass du vielleicht auch bald daran sterben könntest, etc.pp. Du willst doch niemanden, der dir auch mal sagt, dass du dich zusammenreißen sollst, dass du versuchen musst, dein Leben wieder in normale Bahnen zu bringen, dass du alles nicht so negativ sehen darfst, dass doch momentan keine Metastasen da sind, dass du falsch an einige Dinge herangehst. Und kommt dann doch mal jemand, der etwas Gegenteiliges sagt, ja, dann ist er schlecht, hat keine Ahnung und auch keinen Willen, sich in dich hineinzuversetzen. Du pickst dir anscheinend nur das heraus, was du gerade haben möchtest. Jedenfalls erwecken deine Antworten diesen Eindruck.

Und noch etwas: Ich habe selten jemanden getroffen, der so selbstmitleidig erscheint wie du. Du kannst jetzt auch gern noch einmal darlegen, dass es dir schlecht geht und wie dein Zustand momentan ist. Aber das würde nur weiter meinen Eindruck stärken.
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  #102  
Alt 21.10.2002, 13:42
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Lieber Lillebror,

es geht bei den Ansätzen von Kübler-Ross nicht darum, einen Sterbenden zu "diqualifizieren" oder abzustempeln, es geht darum, ihm zu helfen. In erster Linie soll ihm geholfen werden, seine Situation zu akzeptieren und seine Angst zu minimieren.
Ich empfehle dir, erst einmal ihre Bücher zu lesen, bevor wir hier weiter diskutieren. Vor allem "Interviews mit Sterbenden" und "Verstehen, was Sterbende sagen wollen" sind sehr wichtig, um überhaupt die Zusammenhänge zu verstehen. Vielleicht wird dir dann klar, dass sie nicht gegen (!) einen Sterbenden handeln will, sondern ihn auf seinem letzten Weg begleiten will. Eben weil (!) es so ist, dass viele Angehörige weggucken, wenn es soweit ist. Sicherlich nicht die Menschen, die sich in einem solchen Forum treffen, um sich auszutauschen und vom anderen zu lernen. Aber es gibt ja noch eine ganze Menge anderer Menschen auf dieser Welt.

Schönen Gruß. Anja
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  #103  
Alt 21.10.2002, 13:59
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@ etienne
ich glaube schon, dass ks-schnecke mit kritik umgehen kann. und sie ist wirklich nicht selbstmitleidig, das habe ich nicht herauslesen könnnen.
sie erzählt über ihre momentane situation, die nicht die beste ist.
ich finde vielmehr, dass du ihr unterstellst, selbst schuld zu sein, dass ihre freunde ihr nicht das geben, was sie sich wünscht.
und die meinung finde ich schon sehr hart.
sei froh, dass es bei dir anders ist.
natürlich sollte man hinterfragen, warum wer wie reagiert und welchen anteil man selber hat,-aber das würde ich ks-schnecke einfach nicht absprechen.
mein vater, der voll von krebs ist, hat das eben so erlebt.
von 4 freunden ist einer übrig geblieben.
und nicht, weil er voll selbstmitleid war oder nur von morgends bis abends seine krankheit in den mittelpunkt stellt ( in keinster weise), sondern die meisten halten eine veränderte situation und person nicht aus. und krankheit schon mal gar nicht.
mein vater ist weder oberflächlich, noch erwartet er irgendwelche tolle sachen. aber wenn irgendwann das telefon gar nicht mehr schellt, ist das schwer zu verstehen.

ich habe mich in eure diskussion eingeklingt, weil ich nachvollziehen kann, was ks-schnecke ausdrücken möchte.
und weil ich deinen letzten beitrag sehr verletzend fand.
wo und wie soll sie denn von sich erzählen, wenn es auch wieder falsch ist.
denkanstösse sind ja ok und man muss niemanden nach dem mund reden, aber vielleicht einfach auf eine nettere weise.
nicht nur vielleicht.

lg
miriam
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  #104  
Alt 21.10.2002, 14:15
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Hallo Anja,

ich habe das Gefühl, du willst die Kritik an Kübler-Ross einfach nicht verstehen.

Es geht doch darum: Wann ist ein Sterbender wirklich ein Sterbender, wie schon eine andere Frau ganz richtig fragte - ich glaube es war Susann. Wenn es nur noch 1 Prozent Chance gibt? Wenn drei Ärzte sagen, der Patient wird bald sterben?
Es ist doch so, daß es auch dann noch das eine Prozent Hoffnung gibt. Und der vierte Arzt sagt vielleicht, daß Aussicht auf Heilung besteht.

Der Punkt ist, ein Kranker, der auf das Leben hofft, darf damit nicht allein gelassen werden. Und wenn dann ein Angehöriger sagt: Ich ordne dich trotzdem in die Kategorie Sterbender ein, und interpretiere dein Verhalten mit Hilfe von Kübler-Ross Modell um in "Der Patient will den Tod nicht akzeptieren", dann finde ich das ekelhaft.

Wieso schreibst du überhaupt, es soll dem Kranken geholfen werden, seinen Tod zu akzeptieren? Wenn der Kranke aber gar nicht sterben will, wenn er auf Heilung hofft? Zerstörst du dann diese Hoffnung, damit er endlich seinen Tod akzeptiert?
Ja, mag sein, daß du als Angehörige dann damit besser fertig wirst, denn es ist ein großer Trost, sich nach dem Ableben sagen zu können: "Er ist friedlich eingeschlafen, er hat es akzeptiert." Aber bitte, wenn es nicht so war, wenn der Kranke bis zum Schluß gehofft hat, dann ist das eine Lüge!
Mit diesem Modell können sich Angehörige das Schicksal zurechtlügen, so sehe ich das.

LG Susanne
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  #105  
Alt 21.10.2002, 14:19
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Hallo Etienne, danke für deine schonungslose Einschätzung meiner Person. Danke, jetzt weiß ich endlich, dass ich ein selbstmitleidiger Mensch bin, rücksichtslos, nur darauf aus, mit meiner Krankheit im Mittelpunkt zu stehen. Hey supi!

Ich gehe jede Woche arbeiten, 5 Tage, jeden Tag mehr als meine vereinbarten 8 Stunden. Ich spiele 2x die Woche Volleyball. Ich habe gelernt, wie ich am besten spritze, damit ich mit den Nebenwirkungen nicht so sehr zu kämpfen habe. Ich habe ein Meerschweinchen zu versorgen, ich mache meinen Einkauf alleine, ich hole meine Post, ich mache meinen Abwasch usw. Wenn meine Eltern Hilfe bei vertraglichen Problemen brauchen oder jemanden, der ihnen Outlook einrichtet, dann fahre ich zu ihnen. Was uns beide nun unterscheidet? Ich habe sehr oft mit Schüttelfrost zu kämpfen, mit Schmerzen, mit der Angst, mit meinen Depri-Anfällen. Und kriege meinen Alltag trotz Krebs über die Runden. Soviel zu "mein Leben in normale Bahnen lenken und sich zusammenreißen".

Es geht hier absolut nicht darum, Mitleid zu erwecken, ich selbst mache genug makabre Scherze über meinen Krebs. Nein, aber vielleicht brauchst du mal jemanden, der dir klarmacht, was Krebs heißt. Natürlich heule und leide ich nicht jeden Tag und bedauere mich. Ich bin froh, dass ich im gegensatz zu vielen anderen Krebskranken mein Leben relativ normal weiterleben kann. Aber das bedeutet nicht, dass ich mir keine Gedanken mache. So wie jeder andere, dem es mal nicht gut geht. Und so wie (fast) jeder andere, dem es mal nicht gut geht, brauche auch ich jemanden mal zum zuhören. Jemanden, meine Freunde. Ob wir nun in unserer Definition dieses Begriffes übereinstimmen, ist mir ehrlich gesagt sch...egal. Ich weiß nicht, welche Werte für dich zählen und inwieweit sie sich von meinen unterscheiden. Ich habe drei oder vier Leute, die ich als echte Freunde bezeichnen würde, der rest fällt unter einen erweiterten Freundesbegriff. Deswegen habe ich versucht, hier eher von meiner Umwelt zu sprechen. Nicht von Freunden.

Ich kriege fast einen Lachanfall bei deiner Einschätzung meinerseits, dass ich nur die personen aufsuche, die mir erzählen, wie böse es mich doch erwischt hat. O ja, du hast ja sooooo recht, ich hoffe jeden Tag auf neue schlechte Nachrichten und neue Ankündigungen meines bevorstehenden Todes...joop, damit ich mich noch mehr in meinem Selbstmitleid aalen kann. Jetzt mal die Wahrheit: Du hast doch keine Ahnung von mir. Du weißt nicht, dass ich gerne lustige Emails rumschicke, mich mit Hans auch nur hinsetzen und über seine Probleme quatschen kann (ohne dass das Thema Krebs auch nur angeschnitten wird!), gerade ein schönes WE hatte, an dem ich fast gar nicht an meine Krankheit gedacht habe. Ich freue mich, dass ich ein so gutes Leben führe trotz dieser Scheißkrankheit, dass ich meine Kollegen sehe, dass ich morgen ins Kino gehen werde, dass die Sonne scheint, auf meinen Sport heute abend. Tja, jetzt kuckst, was? Passt nicht so schön in dein Bild der jammernden karin, was? Tja, sorry, kann ich dir leider auch nicht helfen.

Ich bin ein Mensch mit vielen Facetten: Eine ist lebenslustig, eine zeigt die Krebsseite, eine andere ist romantisch, eine wieder andere wütend.

Ich werde Hans mal einen Tip geben, dass er Post von dir hat. Vielleicht bestätigt er deine Ansicht, aber vielleicht auch nicht?

PS: Wenn ich irgendwo angesprochen werde, meinst du nicht, dass ich dann das Recht auf Antwort habe???
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