Was sagt man den Kindern?

[capriheizer]

Hallo!

Ich hatte ja schon unter "Nachsorge und Reha" einen Beitrag geschrieben.

Ich muss morgen wieder ins Krankenhaus und erfahre dann, wie es weiter geht.

Offenbar muss ich trotz einer zuerst anderslautenden Arztmeinung doch Bestrahlung bekommen.

Was sage ich nun meiner Tochter? Ich bin 32 und meine Tochter ist 8, also auch nicht mehr ganz doof, dass man ihr jeden Käse erzählen kann.

Wir haben es ihr nicht gesagt, das ich Krebs habe, sondern nur, dass ich an der Zunge operiert werden muss (Zungenkarzinom). Die OP ist gelaufen.

Nur was sage ich ihr jetzt? Wir wollten vermeiden, ihr die Wahrheit zu sagen, damit sie sich keine unnötigen Sorgen macht. Sie ist ein sehr mitfühlender Mensch (sie hat z. B. geheult, wegen dem Atomkraftwerk in Japan und das die Menschen nun in einem verstrahlten Gebiet leben).

Meine Frau will ihr nach wie vor nicht die Wahrheit sagen, und ich weiß nicht was ich machen soll.

Andre

[Steffi22]

Hallo,
ich bin 19 Jahre alt und meine Mama (45) hat Dickdarmkrebs. Ich denke, man sollte versuchen den Kindern die Wahrheit zu sagen. Mit 8 ist deine Tochter zwar noch sehr jung aber glaub mir, Kinder bekommen alles mit. Sie wird sich also trotzdem höllische Sorgen machen, weil sie bemerken wird, dass etwas nich stimmt. Ihr solltet ihr, sobald ihr wisst wie es nun weitergeht, die Wahrheit so schonend wie möglich beibringen, damit sie versteht was vor sich geht. Ich wünsche dir alles Liebe und gute Besserung!!!

[silverlady]

hallo Andre

Kinder haben ein sehr feines Gespür. Sie merken sehr schnell das etwas nicht stimmt.

Die Bestrahlungszeit ist oft höllisch und du wirst mit Sicherheit nicht immer gut gelaunt sein. Wenn deine Tochter das mitbekommt, und das lässt sich nicht vermeiden, kann es passieren das sie meint, selbst etwas falsch gemacht zu haben.

Erkläre deiner Tochter das du etwas Böses an der Zunge gehabt hast. Das die Ärzte es zwar weggeschnitten haben aber das du noch mehr an Behandlung brauchst. Erkläre ihr, das es dir immer mal schlecht gehen wird aber das du auch wenn du mal schompfst und mal böse bist, sie immer liebhaben wirst.
Wenn sie fragt, ob du stirbst, ( und solche Fragen können kommen) sage ihr das du alles tun wirst um wieder gesund zu werden.

Aber verheimliche deiner Tochter nichts, soll sie dich für einen (Krass gesagt) Lügner halten?

Mache es vorsichtig aber sage die Wahrheit.

silverlady

[MaTini]

Hallo Andre,
gerade wenn Deine Tochter sehr mitfuehlend ist, wird sie schnell merken, dass noch nicht alles ok ist. Ich wuerde auch mit ihr sprechen und versuchen offen zu sein.

Wenn sie es durch irgendeinen Zufall erfahren wuerde, woran du leidest, z.B. durch ein Gespraech zwischen Dir und Deiner Frau, was sie zufaellig mitbekommt, wird es noch schwerer fuer sie alles zu verstehen und fuehlt sich evtl. noch ausgeschlossen.

Wenn ihr offen mit ihr sprecht - dann kann sie die Fragen stellen, die ihr auf dem Herzen liegen. Vielleicht kann man die Krankheit verbildlichend erklaeren, ohne dass es zu sehr Angst macht. Dafuer gibt es bestimmt gute Ratgeber die geschrieben worden sind. Gib ihr eine Chance, mit der Krankheit umzugehen, auf Eure private art und weise. Ihr werdet bestimmt den besten Weg fuer Euch finden.

Lieben Gruss

[engeline80]

kinder haben ganz feine antennen für sowas. meine waren 3 und 5... (jetzt sind sie 7 und 9, und meine neu dazugekommene tochter ist 21 monate) die kinder haben schon mitbekommen, dass ich krank war. ich habe ihnen auch gesagt, dass ich zum arzt muss, medikamente bekomme usw. aber das wort *krebs* hab ich mir bis heute verkniffen... besonders mein grosser würde sich irre sorgen machen. das will ich nicht.

[capriheizer]

Hallo!

Wir haben es unserer Tochter heute gesagt. Sie hat geheult.

Aber ich denke, es ist tatsächlich besser so.

Andre

[Linemama]

hallo capriheizer,

es fällt einem immer schwer den kindern die wahrheit zu sagen ,man will ihnen ihre heile welt nicht zerstören.ich finde es gut ,das ihr es gesagt ,nun sind die heimlichkeiten aus dem weg .sie kann euch weiter vertauen .mein sohn kam gar nicht mit der wahrheit klar ,er hatte nur noch angst .ich sprach darüber mit meiner onkologin ,sie sagte ich soll ihn mal mitbringen bei meinem nächsten termin .sie sprach sehr einfühlsam und doch verschönerte sie nichts ,danach empfahl sie uns einen psychoonkologen ,man kann da auch familienthrapien nehmen .aber nach dem gespräch mit ihr ging es ihm viel besser und wir reden frei über alles ,auch wenn es mir mal wieder nicht so gut geht .
ich wünsche dir und deiner familie alles gute und ganz viel kraft diesen sch.... den gar aus zu machen

ellen

[Rickerl]

Hallo

unsere Kinder waren 7 und 9 Jahre alt! Wir haben auch vom "Bösen" erzählt und das es bei der OP entfernt wird! Die Chemo wurde zu Vorsorge gemacht, da konnten wir ja frei die Wahrheit sagen!

Ich glaube im nachhinein es war gut so! Sie haben sich auch gegenseitig Mut gemacht und hatten auch viel Verständnis! Vor allem die vielen Schläuche und auch das gesamte Umfeld in der Klinik, damit hatten sie wenig Berührungsängste!

Es ist sicher sehr schwer, man hat ja auch selber Angst, aber genau das spüren auch die Kinder, und so wissen sie doch Warum, ich glaube sie verstehen es dann auch, zumindest in ihrer kindlichen Welt!

Das Wort "Krebs" wurde lange Zeit gar nicht ausgesprochen und auch heute noch kaum benutzt!

Vor allem sollte man auch bedenken, es wird dann ja auch geredet, in der Nachbarschaft in der Schule, die Kinder erfahren es dann doch irgendwie und dann doch lieber von den Eltern.

[aufgeben: nenene]

Hallo zusammen,
ED Oktober 2009 Bronchial CA, damals 41 Jahre jung, leidenschaftliche Raucherin (23 Jahre; bin zum OP Termin am 27.10.2009)
damals waren meine Kinder 12, 14 und 17, Mein Mann hat es ihnen ganz offen gesagt, dass Mama Krebs hat (kurze Erklärung dazu, dass das meist tödlich enden wird, man weiß nur nie wann) und dass ich dann, wenn ich wieder da bin aus dem Krankenhaus etwas mehr Unterstützung von allen brauchen werde, weil ich nicht mehr so kann wie vorher.
Im ersten Moment waren natürlich alle geschockt, haben Rotz und Wasser geheult.
Wir sind aber froh, dass alle drei das so gesagt bekommen haben. In Watte packen kann ich sie nicht, v. a. sie bekommen ja eh mit wenns mir schlecht geht, ich mal wieder etwas depri bin oder in Krankenhaus muss zwecks Untersuchungen. Selbst die Kids sagten, besser die Wahrheit kennen anstatt ständig belogen zu werden. Alle hier unterstützen mich wo sie nur können. Arbeite derzeit an meiner Wiedereingliederung (habe eine Vollzeitanstellung in einem Büro)

Gruß
Biggi

[MamaVonZweien]

Hi,

ich finde es absolut richtig dass ihr Eurer Tochter die Wahrheit gesagt habt.

Mein Sohn "wuchs" mit Opas Krankheit auf - wie sie hieß wusste er nicht. Opa war krank. Als mein Sohn 4 Jahre alt war erklärten wir ihm was Krebs ist.

Mein Sohn ist nun 6, der Opa verstorben. Aber mein Sohn nimmt jetzt nur wahr, dass Opa nicht mehr leidet!

Klar, mein Sohn hat viel geweint, mein Sohn hat dadurch Ängste (zb. hatte ich veränderte Leberflecke die operiert wurden)... aber wir reden dann drüber.

Unsere Kinder sollen uns doch vertrauen, und sich uns ANvertrauen. Das geht nur wenn wir ehrlich sind und es kind - bzw. altersgerecht erklären.


Sicher wird Eure Tochter öfters nochmal fragen. Bietet ihr einfach an dass sie damit nicht alleine ist und ihr alle Fragen beantworten werdet. Dann kommt sie von alleine an.

Kinder in dem ALter sehen KREBS - als ein kleines krabbelndes rotes Tier im Körper was alles kaputt frisst (so auch meine 4j.). Da muss man schon reden und erklären.


GlG
Michi