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#1
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AW: Geht es euch auch so?
Liebe Jutta!
Nachwievor lese ich hier in deinem Thread mit! Die Zeit des Trauerns die du nun mit allen Fassetten erlebst ist sehr schwer. Es gibt kein Richtig und kein Falsch! Jeder muss für sich seinen individuellen Weg finden. Ich glaube von fachlicher Seite aus gibt es sogenannte Stationen die von allen Trauernden, Hinterbliebenen durchlaufen werden müssen, nur jeder macht das in seinen eigenem Tempo. Es ist schön, daß du zumindest ein Ventil im Sport gefunden hast. Das ist unheimlich viel wert. Sei froh, auch wenn dir das vielleicht komisch vorkommen mag, daß du das machen kannst. Unsere Gesundheit ist von unschätzbarem Wert, ich bin mir im Klaren, daß dir das bewusst ist. Meine ist derzeit dermaßen desolat, daß ich froh bin, wenn ich meinen Alltag geregelt kriege. Alles scheint ein "Zeitlimit" zu haben, Trauer, Krankheitsprozesse, Diagnosenfindung.... wir dürfen uns davon nicht beirren lassen! Dies schreibe ich dir nur deshalb, weil du in deinem heutigen Beitrag schreibst, daß die meisten Menschen nicht mit deiner Trauer umzugehen wissen. Das ist mit Krankheit häufig auch so. Viele soziale Kontakte gehen verloren. Der Mensch neigt glaub ich dazu selten über seinen eigenen Tellerrand zu sehen, von viel zu vielen Dingen des Alltags sind wir gefangen genommen. Wir sind es gewohnt zu "funktionieren", so wird es uns von allen Seiten vorgelebt. Wenn wir das nicht tun oder können/wollen, degradieren wir uns zu Aussenseitern. Das einzig Gute daran scheint zu sein, daß man sich mit sich selbst mehr auseinandersetzen muss, ob mn nun will oder nicht. Dies bringt einem manchmal Erkenntnisse die ganz hilfreich sein können. Kaum einer von uns hat es gelernt mit dem Tod umzugehen, er ist und bleibt ein Tabuthema! Leider war ich in meinen Beruf auch nicht immer gefeit davor; Das Einzig positive daran ist, daß man besser über ihn sprechen kann, daß man weiss er gehört zu unser aller Leben dazu. Unheilbar krank zu sein kommt mir eher wie eine Bestie vor, sie lauert und keiner weiß wann sie zuschlägt; Aber es gibt sie ja die Hoffnung, auf Lebensverlängerung, gemeinsame Zeit.... Liebe Jutta, auch wenn ich deinen Schmerz nicht nachempfinden kann fühl ich mir trotzdem verbunden. Du wirst deinen Weg finden und gehen, da bin ich mir ganz sicher. Sei gnädig mit dir, verlang dir nicht zuviel ab, du stellst die Regeln auf! Alles Liebe Nicerl P.S. Meiner Mama gehts nachwievor den Umständen entsprechend gut, auch wenn die Entzündungen nicht rückläufig sind und sie einen Teil ihrer prachtvollen Haare einbüßen muss. Ich bewundere sie für ihre positive Einstellung in einem aussichtslosen Kampf den sie als Geschenk sehen kann! Hut ab! |
#2
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AW: Geht es euch auch so?
Hallo Jutta,
Zitat:
Zitat:
Stimmt. Das ist keine Einbildung. Wie schon oft geschrieben, ist es möglich, diese Isolierung von innen heraus zu durchbrechen. Nicht nur die Anderen sollten auf uns zugehen, sondern auch wir auf sie. Zitat:
In einem muss ich dir widersprechen. Auch Witwen kann man eine Freude machen. Indem man sie nämlich nicht ausgrenzt. Ich weiß, wie schwierig es ist, als fünftes Rad am Wagen in einer Runde zu sitzen. Schwer, doch es geht. Mit der Zeit immer besser. Liebe Grüße, Helmut
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Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376 http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070 Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise. |
#3
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AW: Geht es euch auch so?
Hallo Nicerl und Helmut!
Vielen Dank für eure Beiträge, war sehr erfreut darüber. Nicerl: Es ist natürlich so, dass viele Menschen mit den schwierigen, leidvollen Aufgaben die das Leben uns stellt nicht viel anfangen können oder wollen. Sie denken es ist früh genug wenn es so weit ist und haben noch unendlich viel Zeit bis dahin. Ich möchte aber so fair sein und zugeben das auch ich mich - vor der eigenen Erfahrung mit dem Verlust - nicht allzu oft damit befasst habe. Ich habe mehrere Biographien über Krankheit und Tod gelesen, aber was ich nicht selbst erlebt habe kann ich - auch wenn es mich sehr berührt - nicht wirklich nach empfinden, es betrifft ja die anderen, ich höre oder lese davon und kann es bald wieder verdrängen..... Ja, ich glaube auch das Einsamkeit wenn sie nicht übertrieben lang ist eine heilsame Quelle sein kann und der Selbstfindung dient. Dir geht es gesundheitlich momentan nicht gut, so dass du dich dadurch beeinträchtigt fühlst? Ich hoffe das es vorübergehend ist und das es gelingt aus eigener Kraft wieder eine Balance zu finden. Mit der Krebserkrankung deiner Mutter kommt sie selbst und auch du momentan ganz gut zurecht, wie ich in deinem Thema gelesen habe. Die Nebenwirkungen (meist Entzündungen) sind zwar unangenehm, aber sie hat trotzdem noch eine gewisse Lebensqualität damit. Ich kann nur bestätigen dass Nebenwirkungen vermutlich besser sind als wenn kaum etwas davon zu spüren ist. Bei meinem Mann hat die letzte Chemo nicht mehr gewirkt. Der Krebs war zu aggressiv, Nebenwirkungen blieben aus.... Auch weiterhin wünsche ich euch von Herzen alles Gute. Helmut: Danke für deinen Zuspruch. Momentan bin ich ungenießbar, stehe mir selbst im Weg und habe nur ein geringes Selbstvertrauen. Nichts ist recht oder kann mir recht gemacht werden. Ich stelle manchmal alles in Frage, den Besuch meiner Schwester, (Pflichtbesuch) das Gespräch mit der Therapeutin (die ja geerdet ist, was sie auch sein muss) und die ein sinnerfülltes Leben führt in dem es wohl kaum Trauer und Verlust gab, auch das Schreiben hier im Forum kommt mir manchmal sinnlos vor weil sich vieles wiederholt und ich nicht zu nervig sein will. Es gibt halt schlechte und bessere Tage und ich muss mich in Geduld üben. Genug gejammert, ich wünsche allen noch einen schönen Abend Liebe Grüße Jutta |
#4
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AW: Geht es euch auch so?
Hallo Jutta,
Zitat:
Irgendjemand hatte mal vor langer Zeit geschrieben: "Die Stille ist nicht nur ein Fluch. Sie ist auch ein Segen." Ich war unterwegs, hatte zu tun, war abgelenkt. Kaum dass sich die Wohnungstür hinter mir schloss: nur noch Stille. Laute, lärmende Stille, dass die Ohren schmerzten. Die Einsamkeit, die Verlorenheit, die Trauer brach über mir zusammen. Selbst dröhnende Lautsprecher konnten sie nicht übertönen. Ich war unterwegs, hatte zu tun, war abgelenkt. Kaum dass sich die Wohnungstür hinter mir schloss: nur noch Stille. Sanfte, schmeichelnde, friedliche Stille, die mir die Zeit gab, mich an das zu erinnern was war. Endlich Gelegenheit, die Gedanken zu sortieren, nach innen zu schauen und die Trauer zu zu lassen ohne wenn und aber und .... niemand störte. Stille, um zu weinen und zu lachen. Stille als beschützende Zeitkapsel der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Nimm dir die einsame Stille, die du brauchst. Liebe Grüße, Helmut
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Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376 http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070 Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise. |
#5
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AW: Geht es euch auch so?
Zitat:
deine Worte sind inspirierend, ich habe sie gerade noch mal auf mich wirken lassen. Sicher gibt es Unsicherheit und Isolation, aber ich kann es auch von der heilsamen Seite aus betrachten und daraus kann eine tiefes Gefühl der Verbundenheit mit dem geliebten Menschen entstehen. Für Momente habe ich es auch schon so erlebt, es darf sich gerne häufiger einstellen. Dadurch erhalte ich die Erinnerung an das Gute was mit meinem Mann in mein Leben gekommen ist in meinem Herzen fest. Bald gehe ich wieder zum Friedhof, auch das ist eine Oase der Ruhe und Besinnung, hier werde ich mich wieder an ihn erinnern. Liebe Grüße Jutta Geändert von gitti2002 (03.10.2014 um 23:01 Uhr) Grund: Zitat gekürzt |
#6
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AW: Geht es euch auch so?
Hallo zusammen!
Jede Erinnerung tut noch weh, doch wenn ich an meinen Mann denke hole ich ihn in mein Leben zurück und ich mache mich innerlich mit ihm wieder vertraut. Die Erinnerung drängt sich oft von ganz alleine auf. Im Traum, als Gefühl und bei einem bestimmten Geruch. Mein Mann und ich haben schon seit langem Achtsamkeitsmeditationen von Jon Kabat Zinn, aber auch viele schöne klassische Musikstücke von Chopin, Schubert, Liszt u.v. mehr zu Gedichten - von Goethe, Rilke und vielen anderen Dichtern - zusammen gehört. Jeden Sonn und Feiertag haben wir uns daran erfreut, es war ein Ritual welches wir nicht missen wollten. Auch trug es zur Entspannung bei und stärkte den Zusammenhalt. Diese CD`s habe ich - als ich meinen Mann verloren habe - in die unterste Schublade gepackt und zu meinem Kummer kann ich mir nicht vorstellen sie jemals wieder hervor zu holen, denn ich fühl mich so alleine damit. Außerdem hat er an die zweihundert CD`s Progressive Rockmusik, die ich ohne ihn nicht mehr hören mag. Immerhin beginne ich jetzt so langsam wieder Filme und Dokumentationen im Fernsehen anzuschauen, in der dunklen Jahreszeit werden die Abendstunden sonst zu lang. Vielleicht mag jemand Anregungen geben wie er sich ohne Patner/in beschäftigt...... Liebe Grüße Jutta Geändert von Yogi 12 (03.10.2014 um 18:27 Uhr) |
#7
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AW: Geht es euch auch so?
Liebe Jutta,
ich weiß, wie du dich fühlst. Habe heute ein paar Sommersandalen meines Mannes weggeworfen, jedoch nicht ohne nochmal über die Zehenabdrücke zu streicheln, die seine Füße in den Sandalen hinterlassen haben. Das Blutzuckermeß-Buch konnte ich allerdings nicht wegwerfen. Ich wollte es, aber es ging nicht. Ich habe es an mein Herz gedrückt und dann wieder in den Schrank gelegt. Macht das Sinn? Ich habe für mich beschlossen, mit einem meiner Hunde einen Schnupperkurs in den Abendstunden zu belegen (Nasenarbeit). Die beiden sind in der letzten Zeit viel zu kurz gekommen. Wie wäre es denn mit einem Kurs bei der Volkshochschule oder Sportkurs. Ist ja auch erstmal nur ein Vorschlag. Bei mir geht sowas gar nicht. Ich mag nach 4 Wochen gerne alleine sein. Mit der Dunkelheit habe ich auch noch keine Probleme, aber ich bin ja auch nicht allein. Liebe Grüße Heike |
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