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  #1  
Alt 23.06.2011, 11:53
bittersweet84 bittersweet84 ist offline
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Beiträge: 11
Standard Krebs und keine Vorurteile - ist das möglich?

Hallo Leidensgenossen, Betroffene und Interessierte :-)

Mich würde folgendes von euch mal interessieren. Ist es eurer Meinung nach überhaupt möglich, dass andere, die nicht direkt betroffen sind, keinerlei Vorurteile haben, wenn man ihnen eröffnet, dass man Krebs hat oder hatte? Ich persönlich glaube, dass es unmöglich ist. Man wird doch automatisch (bewusst oder sogar unbewusst) anders behandelt, anders angeschaut, man denkt einfach automatisch in eine bestimmte Richtung. Oder nicht? Denkt ihr, dass es da wirklich Ausnahmen gibt? Man kriegt meiner Meinung nach automatisch sofort einen Stempel aufgedrückt und ist für jeden anderen dann "Die/Der mit dem Krebs." und nicht mehr die/der, die/der man vorher war.
Seht ihr das genauso?

Leute, die über meine Krankheit Bescheid wissen, können nämlich nicht nachvollziehen, was so schlimm wäre, wenn andere Bescheid wissen. Geht es nur mir so, oder wollt ihr auch auf keinen Fall, dass irgendjemand von eurer Krankheit erfährt?? (Kollegen, Bekannte, ...) Ausgenommen Nahestehende. Aber die ganze Welt hat das doch echt nicht zu interessieren. Eben weil man anders behandelt wird. Denkt ihr da auch so? Wie kann man das den (wissenden) Leuten denn erklären? Warum verstehen die das nicht? Ich will doch ganz normal behandelt werden, als hätte ich nichts! Was ist so schwer das zu verstehen?

Komische Sache. ..
Naja danke für eure Meinungen.
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  #2  
Alt 23.06.2011, 14:27
Benutzerbild von stefuli1976
stefuli1976 stefuli1976 ist offline
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Registriert seit: 22.04.2010
Ort: Baden Württemberg
Beiträge: 209
Standard AW: Krebs und keine Vorurteile - ist das möglich?

hallo bittersweet,

darüber mach ich mir auch oft gedanken, bin selbst betroffene...ich habe die erfahrung gemacht dass die reaktionen nicht unterschiedlicher sein können...entweder man wird behandelt wie vor der diagnose..oder einige distanzieren sich als ob das ansteckend wäre... andere behandeln einen wie behindert...oder melden sich halt nimmer...

ich denke das hat einfach damit zu tun dass viele damit nix zu tun haben wollen weil einem vor augen gehalten wird wie schnell das leben vorbei sein kann...oder einfach nicht wissen wie sie mit der person weiterhin locker umgehen sollen, ob themen vermieden werden sollen, oder ob man darüber reden sollte, aber da kommt wahrscheinlich wieder der punkt ganz oben zum vorschein...

jeder mensch ist unterschiedlich und reagiert auch so...aber ich würde nicht sagen dass alle gleich abweisend darauf reagieren und einen "abstempeln" und die menschen die das tun...nun entweder man wird weiterhin so aktzeptiert oder es sind keine wahren freunde...dann kann man /ích auch nicht daran ändern..so schade es ist doch in der not erkennt man die wahren freunde!!

ich wünsche dir alles gute...

lg
steffi
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  #3  
Alt 23.06.2011, 20:42
MaTini MaTini ist offline
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Registriert seit: 29.09.2009
Beiträge: 30
Standard AW: Krebs und keine Vorurteile - ist das möglich?

Hallo bittersweet,
das ist ein sehr interessantes Thema!

Ich denke - und das aus eigener Erfahrung raus, das es nicht jeder wissen muss. Obwohl man gern darueber sprechen moechte - evtl. auch mit Kollegen, weil man eben nicht immer nur gut drauf ist - oder einfach an manchen Tagen Sorgen hat, die nicht alltaeglich sind. Ich vergesse zum Beispiel mehr und bin nicht mehr so belastbar wie frueher seit meiner Erkrankung und ich weiss woran es liegt. Andere wissen das nicht und koennen das bestimmt nicht immer einordnen.

Im Berufsleben - mh da habe ich zwei unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Meine erste Firma, hat sehr gut reagiert und mir freiraum - jedenfalls in dieser richtung - gegeben. In meiner "absoluten Wunschfirma und Traumjob" in die ich gleich nach Therapie gewechselt bin hat absolut daneben reagiert. Mir ging es schlecht, ich musste wieder min. 1 x die Woche zur Kontrolle ins KH, wollte das aber nicht verleugnen- was auch nicht moeglich war -emotional-. Dann habe ich gesagt, wie es steht. Jedenfalls das es sein kann, dass es wieder kommt. Erste Reaktion total verstaendnisvoll, unterstuetzend - wir sind anders als andere,... 3 Tage danach wurde ich entlassen. das war ein echter schlag in die magenkuhle. ich wurde ein halbes jahr lang freigestellt, habe ein erstklassiges zeugnis bekommen aber ich war raus.

jetzt bin ich wieder in festanstellung. keiner weiss was, und das ist denke ich richtig so. bevor es nicht wieder zu sehen ist und ich eine therapie brauche, sage ich nichts. Allerdings habe ich eine kollegin, die letztes jahr ihren mann verloren hat. sie ist sehr jung, hat zwei kinder. die kollegen und vorgesezen haben sehr gut reagiert und ihr freiraeume geschaffen. das tut gut zu beobachten!

Im privaten sieht das anders aus, da gehe ich offen mit meiner erkrankung um. Hier muss ich mir einfach platz machen. ich freue mich ueber die jenigen, die zu mir stehen und fuer mich da sind. die streu trennt sich vom weizen. wer nicht damit zurecht kommt, oder einfach nur da ist, wenn sonnenschein, party und gute laune stimmung angesagt ist oder wenn man fuer andere was machen soll, ist fuer mich eher nicht mehr voll da. ich weiss, wer da ist und wer nicht. alle die es nicht sind, brauche ich nicht wirklich.

leider sitzt die enttaeuschung sehr tief. mam hat erwartungen an freunde, bekannte, verwandte - und wenn die anders reagieren als erhofft oder erwartet, sitzt es einfach ziemlich. Aber es gibt auch positive erfahrungen, mit denen man nicht gerechnet haette. An diesen sollte man sich orientieren!

meine aengste und sorgen ausdruecken, in worte fassen und konkrete anworten darauf bekommen - kann ich nur hier.
UND DAFUER DANKE EUCH ALLEN SEHR!!!

ich denke, es gibt kein rezept fuer den umgang mit krankheiten, weder fuer einen selber, noch fuer freunde, angehoerige oder bekannte.

Ich freue mich auf eure beitraege!
Lieben Gruss
matini

Geändert von MaTini (24.06.2011 um 18:28 Uhr)
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  #4  
Alt 23.06.2011, 21:55
Rheingoldcat Rheingoldcat ist offline
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Ort: NRW
Beiträge: 350
Standard AW: Krebs und keine Vorurteile - ist das möglich?

Hallo Zusammen,

ja ich bin auch der Meinung es ist eine Gratwanderung, aber ich habe für mich entschlossen mit meiner Erkrankung offen um zu gehen.
Es tut zwar weh wenn man merkt, das es einige Leute gibt die sich zurück ziehen, aber mir ist es lieber wenn ich weiß wie der andere Denkt.

Bei mir kommt noch dazu dass der eine oder andre mit meiner Trauer nicht zurecht kommt.
Ich habe mit den Freunden geredet und gesagt, dass ich es verstehen kann wenn sie Schwierigkeiten haben mit der Situation zurecht zu kommen.
Ich habe vorgeschlagen eine weile auseinander zu gehen, bis es für alle erträglicher wird. Ist zwar schwer aber ich brauche mich nicht zu verstellen.
Ich habe noch nie Schwierigkeiten gehabt, mit kranken zurecht zu kommen.
Mein verstorbener Mann hatte da einige Schwierigkeiten, er konnte es nicht ertragen wenn Menschen die er liebt oder sehr mag leiden mussten. Er hatte sich dann zurückgezogen weil er darüber selber Krank wurde.
Somit habe ich es auch aus einer anderen Perspektive gesehen und kann dann auch damit umgehen.
Es gibt Menschen die mir sehr nah sind und ich diese nicht durch solche zwänge ganz verlieren möchte.
Ich glaube die Zeit bringt dann die Möglichkeit die Gefühle zu ordnen und einen guten Umgang zu gewährleisten.

Das ist zwar jetzt ganz schön wirr geschrieben, aber ich hoffe Ihr versteht was ich meine.

Lieben Gruß
Sabine
__________________
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  #5  
Alt 24.06.2011, 07:49
Ilse Racek Ilse Racek ist offline
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Beiträge: 3.390
Rotes Gesicht AW: Krebs und keine Vorurteile - ist das möglich?

Hallo Bittersweet


offen gesagt - so richtig tiefe Gedanken habe ich mir nach meiner Diagnose über die Reaktion Außenstehender nicht gemacht

Meine nächsten Angehörigen aber auch meine Kolleginnen und Kollegen sowie Bekannten und Freunde haben sich - nach meinem völlig offenen Umgang mit meiner Krankheit und der Beantwortung all ihrer Fragen bezüglich meiner Therapie - sehr unterschiedlich aber Alles in Allem total Klasse verhalten.

Frei nach dem uralten Spruch "Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus"

Das Wort "Vorurteile" würde ich für mich selbst so in diesem Zusammenhang nicht benutzen; es sind vielleicht Berührungsängste oder Desinteresse oder Angst um die eigene persönliche Situation....

Schlussendlich denke ich, dass die meisten Betroffenen dringend ihre Kraft d a f ü r benötigen, die Therapie zu bewältigen und ihre neue Situation (Lebenweise etc.) sozusagen zu ordnen und haben Wichtigeres zu tun, als sich den Kopf über Reaktionen Anderer zu zermartern

Dass Andere mir "einen Stempel aufgedrückt" haben, kann ich nicht bestätigen; es wäre mir wohl auch wurscht gewesen.

Am Wichtigsten waren mir immer meine Lieben denn die Meinung Anderer kann man sowieso nicht steuern

Lieben Gruß
__________________
Ilse
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  #6  
Alt 28.06.2011, 17:25
Benutzerbild von Tanja98
Tanja98 Tanja98 ist offline
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Registriert seit: 25.06.2011
Beiträge: 42
Standard AW: Krebs und keine Vorurteile - ist das möglich?

Hallo bittersweet,
ich muß auch sagen (bin Betroffene) das für mich das Schlimmste ist das die Leute die sich als meine besten Freunde ausgegeben haben null für mich da sind. Das tut mir weh und ich weiß auch nicht wie ich damit umgehen soll - aufregen bringt ja nix und man braucht seine Energie im moment ja für andere Sachen....
Aber was auch bei mir super positiv war - die Leute von denen man es am wenigsten erwartet hat sind für einen da!!! und das tut echt gut!
Ansonsten kann ich sagen das ich auch offen damit umgegangen bin sowohl in der Arbeit wie auch im Bekanntenkreis und keine schlechten Erfahrungen gemacht habe. Liegt vielleicht auch daran das ich offen auf die Leute zugegangen bin und das macht glaub ich viel aus!

Wünsch Dir alles Gute!
Viele Grüße Tanja98
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