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  #16  
Alt 07.06.2006, 17:42
PetraK PetraK ist offline
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Standard AW: Wie und wieviel sage ich meiner Tochter (7)?

Hallo Scorpio (und natürlich alle anderen),

ich wollte euch nur kurz meine eigenen Erfahrungen erählen:
1999 starb meine Mutter an Magenkrebs, meine Tochter war damals knapp 4 Jahre alt. Sie hatte nur diese eine Oma und hing sehr an ihr. Wir haben ihr damals nach der OP gesagt, dass Oma jetzt ein bischen im Krankenhaus bleibt, weil sie dort wieder gesund werden kann und haben sie dort auch alle zusammen besucht. Leider starb meine Mutter dann, ohne vorher nach Hause zu können. Meine Tochter blieb völlig ruhig, trauerte nicht und "Fachleute" sagten uns, wir sollen nur über das Thema sprechen, wenn sie Fragen hat. Zwei Jahr später erkrankte ich an Brustkrebs (zwar sehr agressiv, aber scheinbar rechtzeitig entdeckt). Mein Mann und ich haben versucht, es ihr "altersgerecht" zu erklären, aber sie blockte jedesmal ab und wollte nichts hören. Im Krankenhaus wollte sie mich nicht besuchen, als ich während der Chemo meine Haare verlor und etliche Kilos zunahm, liess sie mich völlig links liegen, meinte nur, dass ich hässlich und peinlich sei. In diese Zeit fiel auch ihre Einschulung und am liebsten sollte ich gar nicht dabei sein. Erst Monate später, als ich alleine zur Kur war, brach sie vor meinem Mann zusammen und erklärte ihm weinend, dass sie nur so doof zu mir sei, weil ich ja sowieso bald sterben würde, denn ich hätte ja die gleiche Krankheit wie Oma und die sei auch plötzlich weg gewesen......Mit uns wollte sie immer noch nicht darüber reden, aber eine gute Psychologin konnte ihr ein wenig helfen. Inzwischen ist sie gerade 11 geworden, unser Verhältnis ist sehr viel besser, aber sie ist ein Kind voller Ängste geblieben. Sobald ich zur Nachsorge gehe oder auch nur eine Erkältung habe, wird sie panisch. Mein Mann und ich dürfen nicht eine Stunde alleine das Haus verlassen, jeden Abend beim "Insbettgehen" fragt sie mich, ob ich auch wirklich nicht heimlich weggehe, ihre schulischen Leistungen sind ziemlich mies, weil sie sich auf nichts richtig konzentrieren kann....wir würden ihr so gerne noch mehr helfen, aber wie......?

Ich wollte euch damit sagen, dass wohl alles besser gelaufen wäre, wenn wir damals offener und ehrlicher über Krankheit und Tod meiner Mutter geredet hätten und auch meine eigene Erkrankung klarer beschrieben hätten. Ich denke, dann wäre uns allen einiges erspart geblieben......

Lieb Grüße aus HH

PetraK
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  #17  
Alt 08.06.2006, 13:08
Benutzerbild von Sani
Sani Sani ist offline
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Standard AW: Wie und wieviel sage ich meiner Tochter (7)?

Hall alle zusammen,
Petra,danke für deine Geschichte.Da du ja hier auch von mir gelesen hast möchte ich dir sagen,durch dein Schreiben ist mir etwas aufgefallen,was ich zuvor nie mit mir und meiner Situation in verbindung gebracht hatte.Unsere Tochter ist zehn J.alt und geht ab Sommer auf die weiterf.Schule,sie konzentriert sich in den letzten vielleicht ein,zwei J.nicht immer so,wie man es sich wünscht.Sie ist aber von jeher ein impulsives Menschenkind,aber,vielleicht gehen ihr in der Schule auch Probleme im Kopf herum,die sie "sonst"nicht kennen würde und somit auch nicht hätte.Jetzt,wo ich deinen Bericht sooft gelesen habe,da fiel es mir auf,an mich oder die Sit.hab ich nie gedacht,aber es stimmt,egal,ob und wie offen wir sind,sie erleben eine andere Kindheit und müssen dies verarbeiten,zudem verarbeiten.Ich werde jetzt noch wieder anders damit umgehen,sie fährt im juli wieder mit zur Unikl.,bisher war sie zwar auch immer dabei,aber jetzt werd ich sie bitten,für sich selbst Fragen aufzuschreiben,die sie gern stellen möchte,denn,am liebsten fragt sie mich Krankheitsbezogen,wenn es am abend im zimmer dunkel ist und wir aneinander gekuschelt liegen.Vielleicht möchte sie auch mit der ihr bek.doctorin allein sprechen,ich möcht nur wissen,was jetzt in ihr für Ängste sein könnten.
danke,das du mich darauf aufmerksam gemacht hast,auch ,wenn nicht alle Ängste darauf zurückzuführen sind,so können diese,die da sind aber erkannt und abgebaut werden,alles Liebe Susanne
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  #18  
Alt 10.06.2006, 03:09
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MartinaC. MartinaC. ist offline
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Standard AW: Wie und wieviel sage ich meiner Tochter (7)?

Zitat:
Zitat von PetraK
Mit uns wollte sie immer noch nicht darüber reden, aber eine gute Psychologin konnte ihr ein wenig helfen. Inzwischen ist sie gerade 11 geworden, unser Verhältnis ist sehr viel besser, aber sie ist ein Kind voller Ängste geblieben. Sobald ich zur Nachsorge gehe oder auch nur eine Erkältung habe, wird sie panisch. Mein Mann und ich dürfen nicht eine Stunde alleine das Haus verlassen, jeden Abend beim "Insbettgehen" fragt sie mich, ob ich auch wirklich nicht heimlich weggehe, ihre schulischen Leistungen sind ziemlich mies, weil sie sich auf nichts richtig konzentrieren kann....wir würden ihr so gerne noch mehr helfen, aber wie......?

Ich wollte euch damit sagen, dass wohl alles besser gelaufen wäre, wenn wir damals offener und ehrlicher über Krankheit und Tod meiner Mutter geredet hätten und auch meine eigene Erkrankung klarer beschrieben hätten. Ich denke, dann wäre uns allen einiges erspart geblieben......

Lieb Grüße aus HH

PetraK
Liebe Petra,
bitte frage deure Psychologin doch mal nach einer Kur für dich und deiner Tochter, falls es dir gesundheitlich möglich ist. Es gibt Kurangebote, wo Kinder so eine Trauer und Ängste aufarbeiten können.
Ein weiterer Vorteil wäre die sehr intensive Zeit, die ihr miteinander verbringen könnt.
__________________
Martina
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  #19  
Alt 11.06.2006, 01:34
PetraK PetraK ist offline
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Standard AW: Wie und wieviel sage ich meiner Tochter (7)?

Hallo Martina,

danke für den Tip mit der Kur! Wir fahren im Juli zu einer Mutter-Kind-Kur an die Ostsee! Dort gehts zwar nicht bei allen Kindern um psychische Probleme, aber ich denke, auch der Abstand wird uns auf jeden fall gut tun. Zur Psychologin geht sie schon über ein Jahr nicht mehr, weil die ihr nicht mehr richtig weiterhelfen konnte und sie auch immer genervter dort hinging. Ergotherapie hat super geholfen, aber leider schreibt der Kinderarzt das nicht mehr auf....

Hallo Sani,

meine Tochter kommt auch im August in die 5.Klasse und ich hoffe, dass das eine positive Änderung bewirkt. Ich finde es toll, dass deine Tochter zu den Untersuchungen mitgeht, ich habs auch schon öfter versucht, aber meine will mit all dem immer noch nichts zu tun haben... die Idee, dass sie der Ärztin selbst Fragen stellen soll, ist natürlich super!
Was die Schule betrifft, stimmt es schon, dass nicht jede Unaufmerksamkeit mit unseren Krankheiten zu tun haben muss, redet deine Tochter denn darüber, was sie so ablenkt? Meine war in der 2. Klasse mal ein paar Wochen ganz schlecht, sie wollte aber nicht sagen, was los ist, erst viel später hab ich von einer anderen Mutter erfahren, dass ein paar andere Mädchen erzählt hatten, dass jeder, der Krebs hat, bald stirbt. Damit hat sie sich dann wochenlang rumgequält.......


Euch beiden und allen anderen betroffenen Müttern und Vätern ein schönes Wochenende

Petra
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  #20  
Alt 22.06.2006, 13:01
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Sani Sani ist offline
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Standard AW: Wie und wieviel sage ich meiner Tochter (7)?

Hallo Petra,war einige Tag nicht in diesem Forum,wir haben unser abschlussfest vorbereitet und eben war der letzte Projekttag in der Klasse.Ja,ich hoffa auch auf eine positive Veränderung,V.geht in eine integrierte Gesamtschule,sie war unsere Wunschschule und zum glück hat es auch geklappt.Da die schule im Nachbarbundesland liegt werden immer nur bedingt Schüler "vn aussen"angeommen.Wir haben im dritten Schuljahr mit mir zusammen eine Frage und antwort Stunde gehalten.Da V.mit zur MRT-unters.war und dies in der Erzählst.beschrieb wollten die Kinder natürlich wissen,was das ist und wie die Bilder aussehen.Da ich in der Schule jede Woceh eine Lesstund abhalte kannten mich vile Kinder,ein Mädchen sagte "ah,endlich weiß ich,warum du so schief lachst!.Die Kinder sind locker und interisiert gewesen und in der Klasse war zudem ein Junge,der einen Hirnt.hatte und ein Bruder eines Leukämie Kindes.Wenn sie nicht reden mag,lass sie,vieleicht hast du mit der Zeit entdeckt,welche andere Form des Umgangs und Auseinandersetzung sie mit sich ausmacht.Hast du hier mal die Büchertips angesehen,viellciht ist da für deine T.auch was dabei.Vor drei J.starb V.Opa,der Papa von meinem Mann,sie war in der Sterbephase bei uns und ihm,sie wolte es und unser Hausarzt war auch bdabei und einverstanden,sie hat ihm vorgelesen,die Lippen befeuchtet und es war in der Zeit ganz normal und okay.Danach aber ist sie fast ein J.nicht allein z.B.die Treppe rauf in ihr zimmer,wollte nicht allein sein,da hab ich gespürt,das sie vielleicht doch überfordert war,obwohl sie unbedingt bei uns sein wollte in der Sterbezeit.Gesprochen,warum sie nicht allein hoch geht,das hat sie auch nie darüber.Ich muß dazu schreiben,er ist im Winter gestorben,es war eben auch die dunkle Jahreszeit,im nächsten J.ging es schon besser und heut ist es wie früher ,die Zeit der Vearbeitung ist wohl abgeschlossen.Aber,ich dneke auch,Kinder gehen anders damit um,sei es Krankheitoder Tod,sie haben ihre eigenen Vorstellungen und oft wissen sie dies auch noch nicht in Worte zu fassen.Aber,jeden Lehrer damit konfrontieren,nee,das ist auch nicht so mein Ding,es wissen sie ja sowieso schon,wenn man früher dort gearbeiet hat und in der Nähe wohnt.Ich hab nur der Klassenl.am Anfang der schulzeit erklärt,wass schonmmal sein könnte bei mir und V.dadurch auch mit belastet wird.Dies werde ich in der jetzt anstehenden Schule wohl auch machen,denn,in den letzten zwei J.hatte ich kurzfristig akute Untersucheungen und dann sollten sie schon informiert sein.So,jetzt genug geshriebn,würde mich frueen,wenn wir uns weiter austauschen könnten,liebe ,sonnige Grüsse Susanne
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  #21  
Alt 24.09.2007, 01:23
Mama,down
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Beiträge: n/a
Standard AW: Wie und wieviel sage ich meiner Tochter (7)?

Hallo zusammen,

ich hoffe, ich darf mich hier einfach so einklinken, denn ich bin ganz neu hier und dieses Thema ist genau das, um das es bei uns auch geht!

Bei uns ist mein Mann erkrankt, Leberkrebs, habe mich auch da im Unterforum vorgestellt.

Mein Hauptproblem sind meine Töchter, 7 und 11. Ich denke, es ist unendlich schwierig, eienem "normalen" Kind die Sache nahezubringen, aber meine ältere Tochter ist behindert, Asperger-Autismus, ADHS, emotionale Störung des Kindesalters und ein teilweise psychisch bedingtes Asthma. Sie war gerade wegen des Verdachts auf eine noch schwerere psychische Erkrankung in der Kinder-und Jugendpsychiatrie, der Verdacht hat sich, gottseidank, nicht bestätigt, aber die Gespräche, die dort geführt wurden(mit mir als Mutter, meien Mann hab ich da raus gelassen, nicht auch noch das), haben ganz klar ergeben, das die Fachleute der Ansicht sind, daß meine Tochter das psychisch wohl nicht so packen wird. Sie soll jetzt auf "ärztliche Verordnung" in ein Internat, weg aus der "Schusslinie". Ich stehe völlig neben mir und denke tatsächlich manchmal, das ist alles nur ein böser Traum...

Vielleicht hat hier jemand auch schon Erfahrung mit Ähnlichem? Dann lasst mir, bitte,bitte Nachricht zukommen, gerne als PN, ich denke, die Persönlichkeitsrechte von Behinderten sollten noch stärker geschützt werden, da sie sich ja selbst nicht wehren könn(t)en.

Hoffe auf Antworten!!

LG,
Mama,down
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  #22  
Alt 24.09.2007, 18:39
Benutzerbild von nikita1
nikita1 nikita1 ist offline
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Registriert seit: 03.03.2007
Ort: am Atlantik
Beiträge: 1.758
Standard AW: Wie und wieviel sage ich meiner Tochter (7)?

Liebe mama down

du schriebst im Leberkrebsforum, dass die Diagnose sei: inoperabel, der Tumor liegt im Bereich der Gefäße und ist bereits mit Bauch- und Zwerchfell verwachsen. Das ist keine Diagnose, die viel Hoffnung macht.
Hast du schon einmal ueberlegt, dass die Aerzte nicht etwa die Persoenlichkeitsrechte deiner Tochter einschraenken wollen, sondern sie schuetzen vor dem eventuellen Leiden , welches die Familie von nun ab ertragen muss ?
Man muss realistisch sein, auch wenn es schwer faellt - dein Mann wird zu Hause oder im Krankenhaus liegen, eventuell Schmerzen haben, muss gepflegt und getroestet werden.
Wenn deine Grosse alle diese Krankheiten hat und die Aerzte denken, dass sie das Miterleben psychisch nicht aushalten wird, so ist vielleicht dieses "aus der Schusslinie nehmen" fuer alle die beste Loesung, auch fuer dich. denn nun kannst du dich voll der Pflege deines Mannes widmen.

Ich habe auch einen Tumor , der nicht operiert werden konnte und wenn es in meiner Macht stuende, wuerde ich meine beiden Soehne vor allem verschonen, was eventuell noch kommt.
__________________
Liebe Grüße
Nikita


Tapferkeit ist die Fähigkeit, von der eigenen Furcht keine Notiz zu nehmen.
George Patton
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