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  #1  
Alt 12.11.2008, 14:44
Stefans Stefans ist offline
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Standard Wie Abschied nehmen ?

Hallo,

ich komme auf diesen Betreff u.a. durch den thread "Wie lange dauert das Begreifen" hier, v.a. aber, weil meine Frau auch "nur" noch palliativ behandelt wird. Also das Thema Sterben und Tod irgendwann aktuell wird - sei es in 3 Monaten, sei es in 3 Jahren. Keiner weiss es... Aber es gibt Dinge, die man besser bespricht, bevor es zu spät ist.

Ich weiss, dass Tod und Sterben in unserer Gesellschaft weitgehend tabu sind. Und auch (oder gerade) oft bei Angehörigen von Todkranken. Trotzdem möchte ich euch nach euren Erfahrungen dazu fragen; und einige Überlegungen, die meine Frau und ich angestellt haben, in den Raum stellen.

Wir haben schon den Tod einiger Verwandter und Freunde erlebt. Und so, wie der hierzulande normalerweise "abgehandelt" wird... das will meine Frau für sich nicht, und das will ich für sie und auch für mich nicht. Meist "klinisch rein" im Hospital gestorben, den Leichnam sofort weggeschafft, und die Angehörigen dürfen im Kühlkeller nochmal kurz gucken, wenn der Tote schon vom full-service Profi-Bestatter gewaschen, gekleidet und geschminkt ist. Und im Gesicht so grell rosa aussieht wie niemals zu Lebzeiten :-(

Angesichts solcher Gruseligkeiten werden wir (unserem Allter entsprechend ;-) wohl langsam "konservativ". Und kamen zu dem Schluss, dass zu dem Be-Greifen des Todes eines geliebten Menschens vielleicht wirklich alle Sinne gehören. Und soviel Zeit wie möglich.

Was uns dazu brachte, uns auf die inzwischen fast vergessene Tradition der "Totenwache" zu besinnen, die heute wohl fast ausgestorben ist. Also, dass ein Verstorbener einige Tage lang Zuhause aufgebahrt wird, und alle, die möchten (und sich trauen), "genügend" (?) Zeit haben, um zu realisieren, dass dieser Mensch wirklich tot ist. Zu be-greifen im Sinne von Sehen und Fühlen. Und nicht nur intellektuell, nach dem Motto "da kam er irgendwann in die Klinik, und von da kam er eben nicht mehr zurück".

Sicher ist das belastend, soweit ich mir das vorstellen kann. Aber andererseits fragen wir uns, ob die heute übliche "klinisch-saubere Lösung" des "Nicht-mitansehen-müssens" für Angehörige / Freunde vielleicht nur kurzfristig / vordergründig "einfacher" ist. Und einem evtl. die entgangene (einmalige) Gelegenheit, ausgiebig Abschied zu nehmen, irgendwann emotional "auf die Füße fällt".

Wir wissen das nicht, wie denn auch? Jedenfalls möchte meine Frau, egal wann es mal soweit ist, Zuhause aufgebahrt werden, da gewaschen und nach ihrer Wahl gekleidet werden (aber nicht geschminkt). Die 3-5 Tage, die das Gesetz dafür erlaubt, sollten reichen, dass alle reisefähigen Angehörigen und Freunde sie nochmal sehen können. Und ich möchte das auch. Meine Frau und ich sind seit über 20 Jahren zusammen. Wir haben so viele Höhen und Tiefen miteinander erlebt, dass ich mir nicht vorstellen kann, sie auf ihrem "letzten Gang" nicht zu begleiten (für sie gilt das umgekehrt genauso).

Langes Geschwafel, kurze Frage: wie habt ihr den Tod geliebter Menschen und das Abschied Nehmen "gestaltet" und erlebt. Und mit welchen Gefühlen, auch hinterher. Hättet ihr euch (im nachhinein?) eine andere Variante gewünscht? Dass unendliche Trauer da ist, ist wohl klar. Aber hat vielleicht die Gestaltung der letztenTage vor der Bestattung Einfluss darauf gehabt, die Trauer zu erleichtern oder zu erschweren...

Kein Problem, wenn keine Antworten kommen. Ich weiss, dass das Thema ebenso schwer wie tabuisiert ist. Aber, nun: irgendwann wird sich wohl jeder damit auseinandersetzen müssen, ob Krebs oder nicht.

Viele Grüße,
Stefan
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  #2  
Alt 12.11.2008, 15:13
Tochter1980 Tochter1980 ist offline
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Standard AW: Wie Abschied nehmen ?

Hallo Stefan,

ich weiß nicht wie es bei anderen ist, aber bei uns ist es so geschehen.

Wir haben unsere Mama mit dem Notarzt in das KH bringen müssen, in die Notaufnahme. Ich bin mit ihr im Krankenwagen mitgefahren und habe sie nicht einen Moment alleine gelassen.
Als wir in der Notaufnahme waren kam mein Papa eine Halbe Stunde später dazu und mein Bruder kam als er Feierabend hatte. Überall in Aufnahme standen Zettel und Hinweise, das die Angehörigen bitte im Wartezimmer Platz zu nehmen haben und nicht mehr wie ein Angehöriger bei dem Patienten sein darf. Bei uns hat keiner versucht uns von unserer Mama fernzuhalten. Wäre auch zwecklos gewesen, wäre sie nicht gegenangekommen. Mein Bruder und ich waren bis ca. 20 Uhr bei ihr und mein Papa bis ca. 21:30 Uhr als sie auf Station kam.

In der Nach kam dann der allesvernichtende Anruf, das sie eingeschlafen ist und wir uns, wenn wir es wollen, von ihr verabschieden können. So sind wir, nachdem wir die engste Familie, Tante, Onkel, Oma, Opa erreicht haben zu ihr ins Krankenhaus gefahren.

Dort wurden wir von einer sehr netten Schwester in Empfang genommen, die uns zu Mama geführt hat. Das Zimmer lag ein wenig abseits, der anderen Zimmer und vor dem zimmer stand ein Tischchen mit vielen Kerzen und ein paar Stühlen. Als wir in das Zimmer kamen war es schön warm und es standen auch überall Kerzen und Mama lag da in Ihrem Nachthemd im Bett und sah aus als würde sie schlafen. Nicht geschminkt oder so etwas. Sie wurde sehr liebevoll aufgebahrt und wir konnten von ihr Abschied nehmen so lange wie wir es brauchten. Die Krankenschwester hat uns auch mitgeteit, das Mama noch bis zum Abend hier bleiben wird, so das sich auch Andere von ihr verabschieden können, wenn sie wollen.
Meine Großeltern sind zum Nachmittag hin mit unserem Onkel gekommen und haben sich auch noch von Ihrer Tochter verabschieden können.
Danach sind wir nach Hause gefahren und haben geweint. Ab dem nächsten Tag haben wir gemeinsam die Trauerarbeit geleistet. Wir haben mit dem Bestatter gesprochen, alles für die Trauerfeier organisiert, den Redner bestellt, einen schönen Ruheplatz für Mama gesucht, den Stein ausgewählt und was noch dazu gehört. Wir hatten und haben sehr viel Hilfe von Freunden und Nachbarn, die Regelmäßig nach uns aber vor allem nach Papa schauen.

Mir hat es sehr geholfen sie noch einmal sehen zu dürfen. Ohne Schmerzen, ohne Leiden, einfach nur ruhig und zufrieden schlafend.

Das haben wir alle gebraucht und ich kann jedem nur ans Herz legen, wenn er es sich zutraut, dann soll er sich unbedingt die Zeit des Abschiedes nehmen und noch einmal alles ausprechen was ihm auf dem Herzen liegt.

Seid lieb gegrüßt
Susi
__________________
In Erinnerung an unsere geliebte und starke Frau und Mama
*28.02.1958 +18.10.2008
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  #3  
Alt 12.11.2008, 15:39
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MM-Tiga MM-Tiga ist offline
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Standard AW: Wie Abschied nehmen ?

Hallo, Stefan,
meine Mutti ist heute vor zwei Wochen gestorben, so, wie sie es sich gewünscht und auch mit uns (Papa, Schwester und ich) besprochen hatte, wir alle haben der Tatsache, daß sie nun also sterben musste, klar ins Auge gesehen und allein das war sehr "entspannend", ich meine, so war es möglich wirklich in ihrem Sinne zu handeln und sie konnte die ganzen letzten Wochen zu Hause sein, sie musste nicht mal im Schlafzimmer im Bett liegen, mein Papa hatte es ihr auf dem Wohnzimmer-Sofa gemütlich gemacht, so blieb sie bis zu ihrem letzten Atemzug "mittendrin", bekam viel mit, konnte Musik und Radio hören, fernsehn und wir mit ihr ohne Hindernisse kommunizieren. So bekamen wir auch sofort mit, dass sie nun starb, als es soweit war, es war ganz ruhig eigentlich, und so wie sie da war, blieb sie dann auch noch bis nachmittags liegen und wir haben sie immer wieder anschauen und berühren und etwas zu ihr sagen können. Das war gar nicht gruslig oder seltsam, eher irgendwie interessant, das war also meine Mutti, jetzt fand also der Übergang statt.... Wir drei übrigen haben uns dann erstmal hingesetzt und überlegt, was nun passieren soll, nachdem der Hausarzt offiziell den Tod festgestellt hatte-
Wir beschlossen dann, daß die Bestatter am Nachmittag kommen sollten, um sie abzuholen und alles für die Beisetzung zu besprechen.
Diese zwei sehr einfühlsamen und netten Männer haben meine Mutti dann auch nochmal schön angezogen- wir hatten die Lieblings-Kluft meiner Mutti rausgesucht- und in einen schlichten Holzsarg gelegt, alles immer noch im Wohnzimmer meiner Eltern, sie sah dann sehr zufrieden aus, wir haben ihr noch ihr Stofftier in die Hände gelegt, das sie durch die ganze Krebstherapie begleitet hat, wir haben sie nochmal gestreichelt und geküsst und dann wurde sie rausgetragen. Es war sehr schlicht und trotzdem ergreifend, weil würdevoll! Ich muss dazu sagen, daß meine Eltern nicht gläubig sind (ich auch nicht) und erst vor 10 Jahren dorthin gezogen sind, wo sie nun gestorben ist, sie sind keine "Alteingesessenen", d.h. es war nie vorgesehn, meine Mutter lange aufzubahren o.ä., sie wurde auch verbrannt. Ihre Verabschiedung findet dann in einem Friedwald statt, ganz im bayrischen Urwald, und das passt genau zu der ihrer Einstellung der Natur und dem Leben gegenüber- alles ist Metamorphose...
Bei uns ging und geht es vor allem darum, nicht irgendwelchen für uns nicht passenden Konventionen zu folgen, was das Sterben und die Beisetzung etc. angeht, dafür haben alle schon zu viele schreckliche und peinliche Beerdigungen erlebt, wo nach aussen hin zwar alles stimmte und "ordentlich" war, aber das jeweilige Individuum völlig ins Hintertreffen geriet. Ausgerechnet auf dem letzten wichtigen Weg! Ich finde also das am allerallerwichtigsten:
etwas zu finden, das vollkommen im Sinne des Verstorbenen und den nächsten Angehörigen ist und das möglichst rechtzeitig zu besprechen!
Alles Gute für Euch, daß Ihr auch den richtigen Weg findet, wenn es mal soweit ist- es ist auf jeden Fall beruhigend, wenn es zu Hause ist und man dabei sein kann....
Aber zuerst wünsche ich Deiner Frau noch viele schmerzfreie und angenehme Wochen und Monate oder sogar Jahre mitten unter Euch!
LG MM-Manuela
__________________
Du musst das Leben nehmen, wie es ist
- aber Du darfst es nicht so lassen.

Karl Richter
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  #4  
Alt 12.11.2008, 22:11
Geli55 Geli55 ist offline
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Standard AW: Wie Abschied nehmen ?

Hallo Stefan,
ich kann Dir unsere Erfahrungen mitteilen. Mein Mann war fast 7 Jahre an Krebs erkrankt. 3 Jahre bevor er starb sagte man uns,dass er nur noch palliativ behandelt werden kann, dort traten dann Metastasen auf und es konnte nicht mehr operiert werden. Ich wusste von meinem Mann,dass er sehr gehr zu Hause sein würde wenn es dann eintrat.Viel konnten wir nicht über das Sterben reden, weil die Hoffnung doch immer noch grösser war als alles Andere. Die letzten Monate war er leider immer wieder in der Klinik, musste eingestellt werden wegen Schmerzen und Unruhe. Zuletzt war er auf einer Palliativstation, bekam eine Morphiumpumpe und ich war die 2 Wochen , die er dort war bei ihm, auch nachts. Die behandelnde Ärztin sagte mir,dass er in den nächsten Tagen sterben würde und wir versuchen sollten in einem Hospiz unterzukommen. Das war für mich aber überhaupt kein Thema, obwohl ich weiss,dass es tolle Einrichtungen sind, in denen sehr liebevoll mit Patienten und Angehörigen umgegangen wird. Ich regelte alles mit der Krankenkasse und mein Mann kam nach Hause. Wir hatten noch 5 Wochen zu Hause, in denen es ihm leider von Woche zu Woche schlechter ging.
Ich hatte sein Pflegebett im Wohnzimmer aufgestellt, er konnte so in seinen Garten schauen. Ich schlief in dieser Zeit auf der Couch neben ihm.
Unsere Kinder kamen täglich, brachten oft auch die kleinen Enkel mit.
Wir haben versucht so lange es ging ganz ´normal ´ weiterzuleben.
Unser alter Kater lag täglich an seinen Füssen bis zum Schluss. Unseren kleinen Hund setzte ich oft auf sein Bett, worüber sich beide freuten.Mein Mann streichelte ihn noch als er schon nicht mehr reden konnte und auch die Augen nicht mehr aufmachen konnte. Er bekam bis zum Schluss trotzdem alles mit,man konnte es an allen Reaktionen bemerken. Als mein Mann nachts einschlief rief ich die Kinder an, sie kamen und blieben bis zum nächsten Tag.Mit unserem Bestatter hatte ich vorher schon abgesprochen,dass mein Mann zu Hause bleibt und wir uns hier von ihm verabschieden wollten, jeder hatte die Möglichkeit dazu der es wollte. Der Bestatter hatte mir sogar zugesichert , falls mein Mann doch in der Klinik sterben würde, ihn von dort aus zu uns nach Hause zu bringen. Das war mir sehr wichtig zu wissen.
Mein Mann starb um 5 Uhr früh und blieb bis am nächsten Tag mittags bei uns im Haus.Bis zu 72 Stunden ist es rechtlich möglich.
Als unsere Hausärztin gegen Mittag kam um den Totenschein auszustellen zogen wir , unsere Tochter und unser Sohn , meinen Mann gemeinsam an. Wir blieben bei ihm bis zum nächsten Mittag, hatten Zeit zu begreifen indem wir ihn immer wieder streichelten und anschauten. Die Spuren des Sterbens hatten sich nach ein paar Stunden gewandelt, er sah so friedlich aus, als ob er nur schlief.Dies zu sehen war im Nachhinein auch wichtig für uns, denn wäre er gleich abgeholt worden, wir hätten es nicht erleben können. Und irgendwo zurechtgemacht, geschminkt, in einer Leichenhalle, nein, das hätte ich mir nicht vorstellen mögen. Die ganze Situation war so friedvoll, wir waren uns alle so nah, man kann es garnicht beschreiben. Diese Gedanken kommen immer wieder wenn man die letzten Tage und Stunden nochmals erlebt und man weiss, es war gut und richtig so wie es war. Ich konnte mich von meinem Mann so verabschieden wie ich es mir wünschte, wie er es sich auch wünschte und auch die Kinder konnten es.
Der Schmerz wird deswegen leider nicht geringer ausfallen, aber das Gefühl ist gut. Auch jetzt noch ,wo es heute genau 1 Jahr her ist. Wo wir alle zusammen sassen , an den 12.11. vom letzten Jahr dachten und trotz der Tränen glücklich waren uns so von meinem Mann, bzw. Papa verabschieden zu können. Der Schmerz ist nicht geringer geworden, nein, die Lücke ist nicht zu schliessen, die er hinterlässt. Ich höre immer wieder ,dass es aber mit der Zeit leichter werden soll, darauf warte ich.
Ich wünsche Dir,dass Du Deine Frau noch ganz,ganz lange bei Dir haben darfst
und Ihr Euch, wenn es dann tatsächlich soweit ist, auch so verabschieden könnt wie es für Euch wichtig ist.
Viele liebe Grüsse
Geli
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  #5  
Alt 12.11.2008, 22:18
Geli55 Geli55 ist offline
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Standard AW: Wie Abschied nehmen ?

Hallo Stefan,
ich kann Dir unsere Erfahrungen mitteilen. Mein Mann war fast 7 Jahre an Krebs erkrankt. 3 Jahre bevor er starb sagte man uns,dass er nur noch palliativ behandelt werden kann, dort traten dann Metastasen auf und es konnte nicht mehr operiert werden. Ich wusste von meinem Mann,dass er sehr gehr zu Hause sein würde wenn es dann eintrat.Viel konnten wir nicht über das Sterben reden, weil die Hoffnung doch immer noch grösser war als alles Andere. Die letzten Monate war er leider immer wieder in der Klinik, musste eingestellt werden wegen Schmerzen und Unruhe. Zuletzt war er auf einer Palliativstation, bekam eine Morphiumpumpe und ich war die 2 Wochen , die er dort war bei ihm, auch nachts. Die behandelnde Ärztin sagte mir,dass er in den nächsten Tagen sterben würde und wir versuchen sollten in einem Hospiz unterzukommen. Das war für mich aber überhaupt kein Thema, obwohl ich weiss,dass es tolle Einrichtungen sind, in denen sehr liebevoll mit Patienten und Angehörigen umgegangen wird. Ich regelte alles mit der Krankenkasse und mein Mann kam nach Hause. Wir hatten noch 5 Wochen zu Hause, in denen es ihm leider von Woche zu Woche schlechter ging.
Ich hatte sein Pflegebett im Wohnzimmer aufgestellt, er konnte so in seinen Garten schauen. Ich schlief in dieser Zeit auf der Couch neben ihm.
Unsere Kinder kamen täglich, brachten oft auch die kleinen Enkel mit.
Wir haben versucht so lange es ging ganz ´normal ´ weiterzuleben.
Unser alter Kater lag täglich an seinen Füssen bis zum Schluss. Unseren kleinen Hund setzte ich oft auf sein Bett, worüber sich beide freuten.Mein Mann streichelte ihn noch als er schon nicht mehr reden konnte und auch die Augen nicht mehr aufmachen konnte. Er bekam bis zum Schluss trotzdem alles mit,man konnte es an allen Reaktionen bemerken. Als mein Mann nachts einschlief rief ich die Kinder an, sie kamen und blieben bis zum nächsten Tag.Mit unserem Bestatter hatte ich vorher schon abgesprochen,dass mein Mann zu Hause bleibt und wir uns hier von ihm verabschieden wollten, jeder hatte die Möglichkeit dazu der es wollte. Der Bestatter hatte mir sogar zugesichert , falls mein Mann doch in der Klinik sterben würde, ihn von dort aus zu uns nach Hause zu bringen. Das war mir sehr wichtig zu wissen.
Mein Mann starb um 5 Uhr früh und blieb bis am nächsten Tag mittags bei uns im Haus.Bis zu 72 Stunden ist es rechtlich möglich.
Als unsere Hausärztin gegen Mittag kam um den Totenschein auszustellen zogen wir , unsere Tochter und unser Sohn , meinen Mann gemeinsam an. Wir blieben bei ihm bis zum nächsten Mittag, hatten Zeit zu begreifen indem wir ihn immer wieder streichelten und anschauten. Die Spuren des Sterbens hatten sich nach ein paar Stunden gewandelt, er sah so friedlich aus, als ob er nur schlief.Dies zu sehen war im Nachhinein auch wichtig für uns, denn wäre er gleich abgeholt worden, wir hätten es nicht erleben können. Und irgendwo zurechtgemacht, geschminkt, in einer Leichenhalle, nein, das hätte ich mir nicht vorstellen mögen. Die ganze Situation war so friedvoll, wir waren uns alle so nah, man kann es garnicht beschreiben. Diese Gedanken kommen immer wieder wenn man die letzten Tage und Stunden nochmals erlebt und man weiss, es war gut und richtig so wie es war. Ich konnte mich von meinem Mann so verabschieden wie ich es mir wünschte, wie er es sich auch wünschte und auch die Kinder konnten es.
Der Schmerz wird deswegen leider nicht geringer ausfallen, aber das Gefühl ist gut. Auch jetzt noch ,wo es heute genau 1 Jahr her ist. Wo wir alle zusammen sassen , an den 12.11. vom letzten Jahr dachten und trotz der Tränen glücklich waren uns so von meinem Mann, bzw. Papa verabschieden zu können. Der Schmerz ist nicht geringer geworden, nein, die Lücke ist nicht zu schliessen, die er hinterlässt. Ich höre immer wieder ,dass es aber mit der Zeit leichter werden soll, darauf warte ich.
Ich wünsche Dir,dass Du Deine Frau noch ganz,ganz lange bei Dir haben darfst
und Ihr Euch, wenn es dann tatsächlich soweit ist, auch so verabschieden könnt wie es für Euch wichtig ist.
Viele liebe Grüsse
Geli
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  #6  
Alt 13.11.2008, 09:37
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Bettina_Frbg Bettina_Frbg ist offline
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Standard AW: Wie Abschied nehmen ?

Hallo Stefan,
als mein Mann Chris 2006 starb, hatte ich das "Glück" das hier bei uns in Freiburg ein alternatives Beerdigungsinstitut eröffnet hatte. Horizonte gab uns die Möglichkeit Abschied zu nehmen so lange wir wollten. Chris starb in der Nacht ( er war die letzten 3 Wochen zu Hause ). Am nächsten Morgen kam der Chef des Unternehmens und hat mir gesagt das alles Weitere meine Entscheidung ist. Ich hatte die Möglichkeit Chris zu Hause zu lassen ( dann hätte ich Kühlelemente bekommen ) oder Chris einen Raum im Beerdigungsinstitut zu geben. Ich habe mich für die 2. Möglichkeit entschieden. Chris wurde gegen Abend, nach Anruf von mir das ich jetzt so weit sei, abgeholt. Dies geschah schon sehr liebevoll. Mein Schwiegervater und ich sind mitgefahren, durften Chris waschen, rasieren, anziehen und in den Sarg legen. Dann bekam Chris sein eigenes Zimmer ( wunderschön gemacht, modern und sehr liebevoll ). In diesem Zimmer konnten wir aufstellen was wir wollten, Bilder, etc. Es brannten Tag und Nacht Kerzen. Wir bekamen einen Schlüssel zum Bestattungsunternehmen und konnten so Tag und Nacht wann immer wir wollten zu Chris. Freunde nahmen dort Abschied, es wurde geweint und auch gelacht. Für viele nicht vorstellbar, aber für mich und die Kinder war es die richtige Art Abschied zu nehmen. Auch zu sehen wie der Körper sich verändert ( was immer genau erklärt wurde, was jetzt im Körper vor sich geht ). So habe ich nach 4 Tagen sagen können: jetzt möchte ich, dass wir den Sarg schließen. Ich bin sehr dankbar das wir die Möglichkeit hatten so Abschied zu nehmen.
Ich wünsche dir und Euch noch viel Zeit miteinander und wenn es so weit sein soll, die Kraft auch diese Zeit zu überstehen.
Alles Liebe
Bettina
__________________
Die Summe des Lebens, sind die Stunden in denen wir geliebt haben
du wirst immer meine große Liebe bleiben!!!!
http://www.krebschat.de/ place of memory, Christian
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  #7  
Alt 13.11.2008, 12:00
Bremensie Bremensie ist offline
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Standard AW: Wie Abschied nehmen ?

Hallo Stefan,
Mein Lebensgefährte(63 Jahre) starb am 17.02.08 im Krankenhaus. Ich bekam damals am 16.2. so gegen 15 Uhr den Anruf aus dem Krankenhaus dass mein Lebensgefährte im sterben läge. Ich habe dann gleich seine Tochter angerufen. Wir sind dann gemeinsam ins Krankenhaus gefahren. Die Nachtschwester brachte uns dann zu seinem Zimmer. Er lag zu der Zeit auf einem Zweibettzimmer. Seinen Bettnachbarn hatte man, als sich abzeichnete dass es zu Ende geht, in ein anderes Zimmer gebracht. Mein Lebensgefährtewar nicht mehr bei Bewußtsein. Er bekam über einen Tropf Morphium und Diazepam. Wir haben uns dann an sein Bett gesetzt und jeder eine Hand von ihm gehalten. Die Nachtschwester sagte uns dann, dass wir wenn wir einen Wunsch zwecks Essen oder Trinken oder wir vielleicht eine Kerze oder mehrere anzünden wollten, nur zu klingeln brauchten. später schob die Nachtschwester noch ein zweites Bett ins Zimmer wenn eine von uns sich einen Augenblick ausruhen möchte dort rauf legen könne. Sie kam auch immer zwischendurch und sah nach wie es uns geht und nahm sich auch Zeit unsere Fragen zu beantworten. Mein Lebensgefährte ist dann am 17. Morgens gegn 1:30 Uhr friedlich eingeschlafen. Die Nacht schwester kam dann nochmal rein um ihn vom Tropf abzu stöpseln und sate uns dann wir können noch so lange wie wir wollten von Ihm Abschied nehmen. Er würde erst am nächsten Morgen rüber ins Haupthaus in die Kühlkammer gebracht.
Am nächsten Morgen haben wir das Beerdigungsinstitut angerufen. Da kam dann jemand um die Modalitäten durchzusprechen. Er hat dann auch Kleidung von meinem Lebensgefährten mitgenommen die man Ihm angezogen hat.
Wie es mein Lebensgefährte gewünscht hat ist er dann annonym beigesetzt worden.
LG Erika

Geändert von Bremensie (15.11.2008 um 20:35 Uhr)
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  #8  
Alt 13.11.2008, 20:29
Geske Geske ist offline
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Standard AW: Wie Abschied nehmen ?

Hallo Stefan,

mein Mann verstarb vor 2 Monaten, wie von ihm gewünscht, zu Hause. Da wir lange Zeit hatten Abschied zu nehmen, haben wir über vieles gesprochen. Beide waren wir dafür, den Verstorbenen nicht sofort abholen zu lassen.
Als mein Vater zu Hause verstarb, wurde er innerhalb einer Stunde vom Beerdigungsinstitut abgeholt, Abschied nehmen konnte man dann dort. Wir wollten das nicht. Mein Mann verstarb um 8.00 morgens, 3 Stunden später kam der Bestatter, hat sich die Situation angeschaut und er hat mir beim Ankleiden des Verstorbenen geholfen. Mein Mann blieb auf seinem Bett liegen, ungeschminkt, nach 26 Stunden wurde sein Leichnam abgeholt. Nach Aussage des Bestatters können Verstorbene bis zu 36 Stunden zu Hause bleiben. Es gibt aber einen Zeitpunkt, da spürt und sieht man, dass der Körper zur Materie geworden ist. Ich empfand einen Tag als ausreichend für den Abschied.

Dieser Thread beruht ja auf einem sehr traurigen Anlass, auch wenn ihr euch schon jetzt damit beschäftigt: ich wünsche dir und deiner Frau noch eine gemeinsame Zeit.
Liebe Grüße
Geske

Geändert von Geske (13.11.2008 um 22:54 Uhr)
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  #9  
Alt 14.11.2008, 10:05
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Rena24 Rena24 ist offline
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Standard AW: Wie Abschied nehmen ?

Hallo Stefan,

es stimmt, dass Thema ist nicht leicht und wird oft verschwiegen. Ich finde es trotzdem gut, dass ihr euch damit auseinandersetzt...

Mein Mann (38 Jahre) verstarb am 17.01.08 im Hospiz. Ich kann und konnte mir keinen besseren Ort für seinen Tod vorstellen. Die 8 Tage, die er im Hospiz verbringen durfte, taten ihm und uns sehr gut. Morgens um ca. 08.00 Uhr starb mein Schatz. Zusammen mit dem Pfleger habe ich meinen Mann nach seinem Tod gewaschen und ihn umgezogen. Dies war für mich sehr wichtig, um wirklich zu begreifen, dass er nicht mehr lebt. Danach kam unsere ganze Familie und zufällig auch unser Pastor ins Hospiz. Wir haben dann zusammen mit den Angestellten des Hospiz eine private Trauerfeier gemacht. Sein Zimmer war mit Blumen dekoriert. Es wurde eine Schale mit Wasser aufgestellt, in die jeder ein Teelicht setzten konnte. Auch eine Kerze brannte die ganze Zeit neben meinem Schatz.

Am Abend war ich dann nochmal mit meiner Mutter im Hospiz bei meinem Schatz. Wir durften zu jeder Zeit kommen und hätten auch die Nacht bei ihm verbringen können. Dies habe ich aber nicht getan. Am nächsten Tag wurde mein Schatz dann gegen Nachmittag vom Bestatter abgeholt. Ich war auch dabei. Ein guter Freund arbeitet beim dem Bestatter, von ihm wurde mein Schatz dann abgeholt und auch für die Beerdigung umgezogen...

Bis zur Beerdigung waren es dann noch 5 Tage. Ich hatte den Schlüssel zur Kapelle und habe meinen Schatz jeden Tag, manchmal auch 2 x am Tag besucht. Diese Zeit war fürs "Begreifen" für mich sehr wichtig...

Im Hospiz hätte mein Mann bis zu 3 Tagen bleiben können. Schön war, dass auch wir Angehörigen dort vom Personal mit betreut wurden. Es war immer jemand da, der einen in den Arm genommen oder mit einem gesprochen hat...

Die Beerdigung war katholisch aber trotzdem sehr persönlich. Statt Beten haben wir am Abend vor der Beerdigung mit allen Freunden und der Familie Abschied genommen. Sein Patenkind hat einen wunderschönen Text vorgelesen und es wurden die Lieblingslieder meines Mannes aus dem Film "Wie im Himmel" gespielt. Der Sarg stand noch geöffnet im Nebenraum, jeder der wollte, konnte noch zu ihm gehen.

Bei der eigentlichen Beerdigung einen Tag später konnte jeder ein Teelicht neben den Sarg und neben einem Bild meines Mannes stellen. Statt klassischer Kirchenlieder wurden 3 Lieder gespielt, die mein Schatz sich vor seinem Tod gewünscht hat... Nach der eigentlichen Beisetzung gab es eine Messe, die ein guter Freund von uns vorbereitet hat...

Ich wünsche euch ganz viel Kraft!

Verena.

Geändert von Rena24 (14.11.2008 um 10:17 Uhr)
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  #10  
Alt 15.11.2008, 22:21
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Ramonali Ramonali ist offline
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Standard AW: Wie Abschied nehmen ?

Hallo Stefan,
schwierige Fragen die du da aufwirfst und die jeden tief berühren. Mein Paps starb im Pflegeheim, dort war es eine sehr familiäre Atmophäre, die das weinen und trauern zugelassen hat! Wichtig für mich war es, bis zum Schluß da sein zu dürfen, Abschied nehmen zu dürfen ohne Einwände! Ich hatte das Glück mich verabschieden zu können, noch einmal letzte Worte wechseln zu können und auch bleiben zu dürfen solange ich es wollte!
Das begreifen kann nur erfolgen, wenn man sich damit auseinandersetzt, die Zeit davor sinnvoll gestalten kann, Erinnerung im nachhinein hochleben lassen kann und jede Sekunde genießt und sich nicht unter dem Druck anderer stellt!
Genießt eure Zeit, das Leben und eure Liebe...............
Ganz liebe Grüße, Ramonali
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  #11  
Alt 19.11.2008, 09:37
Daddy010507 Daddy010507 ist offline
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Standard AW: Wie Abschied nehmen ?

Hallo Stefan,

ich möchte Dir von meinen Erfahrungen berichten.

Mein Vater lag 4 Tage zuhause im Leber-Koma und es zeichnete sich leider ab, dass er uns bald verlassen muss. Gegen Abend ging es ihm immer schlechter und irgendwie waren wir(meine Mutter, meine Schwester und ich) mit dieser Situation überfordert. Ich rief bei den "Brückenschwestern" an und fragte ob nicht jemand vorbei kommen könnte. Es kam eine "Ordensschwester".
Mein Vater starb und keine Minute später zog sie schon den Stecker vom Beatmungsgerät und fing an, man müsse ihn jetzt waschen und "herrichten" usw. Keine stille Minute des Abschiednehmens, kein Gebet, nur Hektik!! Naja, wenn man unter Schock steht funktioniert man nur und läßt das Geschehene erst später an sich ran. So ging es leider auch uns...! Der Arzt kam, stellte den Totenschein aus und mein Vater wurde "abgeholt". Stille kehrte ein und erst da wurde uns bewußt, was da eigentlich gerade gelaufen war. Uns wurde das würdevolle Abschiednehmen von meinem Vater verwehrt und mit diesen Gedanken habe ich noch heute sehr schwer zu kämpfen.
Meine Patentante starb 4 Monate später an Magenkrebs. Sie schlief ganz friedlich zuhause ein, ihre Kinder,meine Schwester und ich waren bei ihr. Wir saßen bei ihr, beteten das Vaterunser (das war der Wunsch meiner Tante) und jeder verabschiedete sich auf seine Weise von ihr. Alles ging sehr ruhig und leise vonstatten.
Ich kann aus meiner Erfahrung sagen, dass das Abschiednehmen sehr sehr wichtig ist. Wenn ich heute über den Tod meines Vaters nachdenke sind da nur negative Gefühle, Zorn auf die Ordensschwester, von der man eigentlich erwarten sollte den Tod würdevoll zu gestalten und arge Trauer, dass ich mich nicht auf meine Weise von ihm verabschieden durfte.
Der Tod meiner Tante war auch sehr sehr schlimm, aber es war "das Sterben" dass ich eigentlich meinem Vater und uns gewünscht hätte. Ein Sterben in Würde und Ruhe und eine Zeit des Abschiednehmens von einem geliebten Menschen.


Ich wünsche Euch noch eine lange, lange gemeinsame Zeit...

Liebe Grüße Heidi
__________________
Liebe Grüße Heidi

Daddy 10.10.37 - 01.05.07

Dieser Weg, wird kein leichter sein, dieser Weg ist steinig und schwer....
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  #12  
Alt 25.11.2008, 11:52
Stefans Stefans ist offline
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Standard AW: Wie Abschied nehmen ?

Hallo,

herzlichen Dank für eure Antworten! Und Entschuldigung, dass ich so lange nicht reagiert habe. Aber es ist im Moment schwierig. Und wenn ich eure Beiträge lese, dann fange ich an zu heulen und muss ziemlich schnell "wegklicken" :-(

Trotzdem, eure postings haben etwas "Mut gemacht". Ist vielleicht der falsche Ausdruck, weiss ich nicht, ich meine damit: es ist offenbar heute möglich, ohne größere Kämpfe mit den Institutionen Tod und Trauer so zu gestalten, wie der Betroffene es sich wünscht. Und das ist schon viel wert.

Wobei im Moment die Frage des Abschnied nehmens nach dem Tod hier in den Hintergrund rückt. Einfach, weil es meiner Frau zunehmend schlechter geht, und ihr Leid jetzt wichtiger - und belastender - ist. Es ist so grausam. Ohnmacht, Hilflosigkeit, Verzweiflung. Der einzige Mensch, der mir wirklich etwas bedeutet, stirbt vor meinen Augen vor sich hin :-( Und man kann NICHTS tun. Keine Blut-, Knochenmark- oder Organspende. Einfach NICHTS. Nichts als dabei zugucken...

Heilfroh bin ich nur, dass wir über das "Procedere" von Tod und Bestattung schon vor einiger Zeit gesprochen haben. Auch wenn es noch vor einem Monat viel zu früh dafür schien. War es aber nicht. Denn so, wie meine Frau abbaut und wie die Morphium-Dosis steigt, ist dafür immer weniger Zeit. Weil die Phasen, in denen sie wirklich klar überlegen und nachdenken kann, halt merklich seltener und kürzer werden. Es war gut, darüber rechtzeitig zu sprechen.

Viele Grüße,
Stefan
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  #13  
Alt 26.11.2008, 20:46
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Leuchtfeuer Leuchtfeuer ist offline
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Standard AW: Wie Abschied nehmen ?

Hallo Stefan,

ich habe gerade Deinen letzten Beitrag gelesen und wünsche Dir alle Kraft der Welt für die nächste Zeit. Mehr kann ich nicht schreiben... aber ich weiß genau, was jetzt gerade in Dir vorgeht. Deine Schilderung über die Ohnmacht und Hilflosigkeit habe ich auch so erlebt. Fassungslos zusehen zu müssen, das ist so unendlich schlimm! Ich hoffe, dass Euch liebe Menschen zur Seite stehen.

Ganz liebe Grüße - ich denke an Euch.
Leuchtfeuer

Geändert von Leuchtfeuer (26.11.2008 um 20:49 Uhr)
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  #14  
Alt 27.11.2008, 16:15
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MM-Tiga MM-Tiga ist offline
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Standard AW: Wie Abschied nehmen ?

Lieber Stefan,

erstens mal: ist doch vollkommen klar, daß Du im Moment was anderes zu tun hast, als hier im Forum rumzugeistern- und es ist sooo wichtig und richtig, daß Du jede Sekunde mit Deiner Frau verbringen willst.

und zweitens:
Du tust doch eine ganze Menge- Du stehst Deiner Frau Tag und Nacht zur Seite, stehst diese schweren Momente mit ihr durch und läufst nicht davon!
Das ist unendlich wertvoll und Du wirst einmal froh darum sein, ihr dadurch doch etwas abgenommen zu haben!

Dieser gemeinsame Weg ist auch nicht zu ersetzen und mit Deiner Begleitung kann Deine Frau diese letzte Hürde ohne Ängste nehmen, denke ich...

In diesem Sinne:
verlier die Kraft nicht, die Du Deiner Frau noch geben kannst und die Dir selber durch dieses Tal hilft!
Alles Gute für Euch!

Herzliche Grüße
MM-Manuela
__________________
Du musst das Leben nehmen, wie es ist
- aber Du darfst es nicht so lassen.

Karl Richter
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  #15  
Alt 27.11.2008, 17:28
Stefans Stefans ist offline
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Beiträge: 428
Standard AW: Wie Abschied nehmen ?

Hallo Manuela,

Zitat:
Zitat von MM-Tiga Beitrag anzeigen
erstens mal: ist doch vollkommen klar, daß Du im Moment was anderes zu tun hast, als hier im Forum rumzugeistern- und es ist sooo wichtig und richtig, daß Du jede Sekunde mit Deiner Frau verbringen willst.
Geht gerade nicht. Sie ist mal wieder in der Klinik :-(

Ansonsten, auch wenn es mit dem eigentlichen Thema dieses threads nichts zu tun hat: dieses "rumgeistern" hilft mir. Ich kann, glaube ich, schon beurteilen, wann mir das zuviel ist. Dann klinke ich mich aus. Aber bis dahin ist es mir oft lieber, als mit Freunden persönlich oder am Telefon zu tun zu haben. Weil ich da meist nur noch heulen kann. Hier gehe ich halt von der Tastatur, wenn es soweit ist, oder schalte den Rechner ab. Aber bis es soweit ist, hilft mir das. Sich "aus der Distanz" der Anonymität im Netz über Dinge zu sprechen, die wichtig sind. Ohne das Drumherum, das den Umgang mit Nahestehenden of so anstrengend macht.

Von daher: herzlichen Dank an alle, die hier lesen oder gar antworten! Die Foren sind für mich eine wichtige Ressource.

Viele Grüße,
Stefan
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