Viel Hoffnung, viel Angst, viele Fragen...

[Eho]

Liebe Martina,

stille Grüße auch von mir.
"Der Mensch denkt und Gott lenkt!:"
Dieser Satz hat mich in den letzten Monaten
oft beschäftigt.
Alles Planen für die Zukunft, wie schnell
wird alles durcheinander gewirbelt und nichts
aber auch gar nichts ist wie vorher.

Viel Kraft für Dich und Deine Familie

Herzliche Grüße

Evi

[Tine70]

Ihr Lieben da draußen,
denen ich nie "begegnet" wäre,teilten wir nicht ein Schicksal.
Ist das nicht seltsam?

Es tut von Tag zu Tag mehr weh, ich fass' es einfach nicht.
Wir erledigen all die Gänge, die zu gehen sind, bestellen Blumen, holen Unterlagen- und ich verstehe einfach nicht, dass wir das tun müssen, weil mein Stiefvater tot ist.
Wenn wir bedrückt am Küchentisch sitzen, warte ich förmlich darauf, dass die Tür aufgeht, er den Kopf in der ihm eigenen Art hereinstreckt und leicht amüsiert fragt, was wir alle so betröppelt gucken....

Ich habe Angst vor Donnerstag, dem Tag der Trauerfeier. Wie übersteht man sowas???????

Meine Tochter ist heute nachmittag mit Papa unterwegs.
Ich war am Wochenende sehr froh, dass unser Eingebundensein hier gut greift und viele Freunde Hilfe angeboten haben, denn ich tröste und mache, aber weiß manchmal selbst nicht, wo die Kraft noch herkommen soll.

Ich bin so froh, euch hier zu haben, das glaubt ihr gar nicht!!!!!

Alles Liebe,
Martina

[Nicole1986BW]

Liebe Martina
es tut mir so leid. Ich nehm dich in gedanken ganz fest in den arm!
ich wünsch dir ganz viel kraft und deiner familie natürlich auch.
morgen wird meine oma beerdigt ich habe auch solche angst vor morgen.
weil es jeden tag mehr weh tut.
liebe martina unsere lieben sind immer bei uns das weiß ich ganz sicher.

stille grüße nicole

[chris66]

Liebe tine,
ich hab ganz doll an dich gedacht und hoffe du hast den tag gestern einigermaßen überstanden....
man fühlt sich wie vom zug überrollt ...nicht wahr?. Ich hatte mich den tag danach auch noch krank schreiben lassen...man braucht die zeit einfach.

Jetzt mußt du erst mal wieder zu dir kommen, aber man muß sich auch nichts vormachen....es dauert irre lange, bis man das verdaut hat

Ich drück dich ganz lieb und wünsch dir viel kraft

glg
chris

[Tine70]

Hallo ihr Lieben,

ja, das sind harte Zeiten...Tag für Tag wird mir bewusster, dass mein Stiefvater einfach nicht mehr wiederkommt, dass dieses Leben in dieser Form einfach nicht mehr da ist...
Die Trauerfeier war sehr, sehr schön, unsere Pfarrerin ist einfach unglaublich. Sie hat die absolut passenden Worte gefunden.
Ich hatte ja große Angst vor diesem Tag, aber im Nachhinein kann ich sagen, dass es unglaublich tröstlich war.
Neben dem vorgesehenen Urnengrab meines Stiefvaters ( Urnenbeisetzung ist am Samstag im engsten Familienkreis),auf welches nach der Trauerfeier die Blumen, Kränze und Gestecke gelegt wurden, ist das Grab eines kleinen Babys, welches tot geboren wurde.
Da ist ein Mensch, dessen Leben viel zu früh beendet war und ein kleines Baby, dass nicht mal richtig ins Leben kam...Das ist alles so furchtbar traurig!

Liebe Chris, liebe Nicole, nochmals Dank für eure lieben Worte,
auch für euch

Alles Liebe,
Martina

[Kirsten67]

Du liebe liebe Martina,

wieder einmal lese ich Deine Kraft aus Deinen Worten.
Ich freue mich sehr, dass Du aus der Trauerfeier Trost ziehen konntest und hoffe, dass Dir dieser Trost auch für Samstag die Kraft gegeben hat.
Ja, es ist furchtbar traurig und es es nicht fair.
Irgendwo hat jemand hier im Forum einen Satz gehabt, der so ähnlich ist: Die Zeiten sind hart, aber sie sind unsere.
Wir können nicht weglaufen, nur lernen, damit umzugehen.

Liebe Martina,
ich drücke Dich feste, wünsche Dir nur das Beste und alles Liebe.
Kirsten.

[Tine70]

Liebe Kirsten,

danke für deine lieben Wünsche... was soll ich sagen, das Leben geht weiter, obwohl alles anders ist...Obwohl ich alles rein rational verstanden habe, verstehe ich es doch nicht, aber genau das muss ich wohl lernen zu akzeptieren: Dass ich nicht alles über meinen Verstand angehen kann.
Mir gehen so viele Gedanken durch den Kopf, ich habe diese Bilder vor Augen...
Meine Mutter hat für die Todesanzeige folgendes Zitat gewählt:
"Alles verändert sich mit dem, der neben einem steht oder neben einem fehlt."

Arbeite wieder, es geht irgendwie, am Samstag ist Urnenbeisetzung im engsten Familienkreis...



Alles Liebe,
Martina

[Kirsten67]

Liebe Tine,

unser Alltag trimmt uns auf den Verstand, einen kühlen Kopf zu bewahren ist Stärke, immer sachlich sein, immer objektiv, immer wohl überlegt.
Wir sind aber Menschen. Und Gott sei Dank gehört dazu mehr. Dass wir fühlen, lachen, weinen, und einfach emotional sind.
Das ist eine schöne Eigenschaft und macht Dich liebenswert.

Bei dem Spruch für die Anzeige muß ich schwer schlucken. Wenn man sie liest, betrachtet, ruhen läßt, wird einem die Trauer und der Verlust so bewußt. Das ist ein sehr schöner Spruch.



Es ist schön, dass es Dich gibt, so wie Du bist.

Kirsten.

[Tine70]

Ach liebe Kirsten,

vielen, vielen Dank für deine lieben Worte!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Ja, du hast Recht, der Alltag fordert sein Tribut, wir funktionieren und ich bin ja ohnehin unter "normalen" Umständen sehr kopfgesteuert, doch das wirft alles durcheinander und verändert mich auch...Ich versuche, meine Lektion aus all dem umzusetzen, doch ich brauche Geduld mit mir (und das ist nicht gerade meine Stärke...).

Es hilft mir sehr, hier Trost und Verständnis zu finden.
Und ich bin sehr, sehr froh, dich hier zu haben!

Liebe Grüße,
Martina

[Taddl]

Hallo Tine,

ich habe heute deinen Beitrag gelesen und war echt ergriffen.

Du hast Worte benutzt, besser hätte man Gefühle nicht ausdrücken können. Damit das man mit dem Zeitpunkt der Diagnose das Leben aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachtet. Es wird einem Bewusst, mit wieviel Oberflächlichkeiten man sich bisher in seinem Leben beschäftigt hat. Wichtig ist im Grunde nur eins: Die Gesundheit.

Ausserdem hast du das mit deinem Stiefpapa so gut erklärt. Ich kenne diese Gefühle so gut. Der den ich hier Papa nenne, und leider am 08.10.2008 starb, war auch mein Stiefvater. Aber irgendwie wusste ich nie, wie ich das am besten erklären kann. Im Herzen war und ist er mein Vater, egal was die DNA dazu sagt.

Du wirst es schaffen, diesen Schlag zu verarbeiten. Du hast die Kraft dazu.

Ich habe im Jahr 2008 leider lernen müssen (im Februar 08 verstarb mein Schwiegervater, 2 Monate danach kam die Diagnose meines Vaters), dass der Tod leider zum Leben gehört. Seither ist es mein persönliches Ziel, dafür zu sorgen mein Leben so zu leben, das ich mal mit einem guten Gefühl "abtreten" kann.

Du hast mein Mitgefühl, ich wünsche dir noch viel Kraft.

LG Taddl

♦

[Nicole1986BW]

Hallo liebe Martina,

wie geht es dir/euch?

ich drück dich Nicole

[Tine70]

Liebe Taddl,

danke für deine lieben Worte.Tut dir leid, dass du deinen Stiefpapa auch verloren hast. Solche Erfahrungen prägen einem, man ist nie mehr der, der man vorher war, wenn es auch nur Nuancen sind.
Was du im letzten Abschnitt schreibst, ging mir die letzten Wochen auch durch den Kopf: Der Tod ist unausweichlich und wir wissen nicht, wie viel Zeit wir haben. Es gibt da ein schönes Bibelzitat (bin normalerweise nicht sooo bibelfest, aber das hat sich mir eingeprägt): "Mensch, bedenke, dass du sterben musst, auf dass du klug wirst". Ich denke auch, wir sollten versuchen, unser Leben so zu orden, dass wir ruhigen Gewissens gehen können. Natürlich können wir nicht jeden Tag leben, als sei es der letzte, dieser Druck würde uns wahnsinnig machen, doch wir können mit uns und denen, die uns am Herzen liegen, im Reinen sein.

Liebe Nicole,

du treue Seele, danke, dass du nachfragst, wie es mir geht.
Heute fällt der erste Schnee auf das Grab meines Stiefvaters, am Samstag war ja Urnenbeisetzung. Es ist schon seltsam, vor einer Urne zu sitzen und zu denken, dass ist nun, was von einem Körper übrig bleibt.
Es war hart, diese in der Erde verschwinden zu sehen und zu wissen, wen wir da begraben, es aber dennoch nicht zu verstehen.
Ansonsten vergeht Tag um Tag, manchmal springt es mich förmlich an, dass mein Stiefvater tot ist, manchmal schaue ich die Bilder an und kann es nicht glauben...Ich bin froh, wenn ich lese, dass es vielen hier ähnlich geht!

Alles Liebe für euch,
Martina

[Queeny]

Liebe Martina,

leider bin ich heute nur kurz online - ich werde mich morgen ausführlicher bei Dir melden.
Ich wollte Dir nur einen großen Knuddler dalassen und Dir sagen, dass ich an Euch denke. Ich hoffe, Dir geht es gesundheitlich wieder etwas besser!

Bis morgen, alles Liebe
Queeny

[Tine70]

Der Friede der Wellen des Meeres sei sein,
Der Friede des Fließens der Lüfte sei sein,
Der Friede der ruhigen Erde sei sein,
Der Friede der leuchtenden Sterne sei sein,
Der Friede der nächtlichen Schatten
sei sein
Mond und Sterne mögen ihm immer leuchten.

Alter Gälischer Segen

[Taddl]

Liebe Tine,

genau das ist es was ich meinte.

Als die Krankheit diagnostiziert wurde, war ich verzweifelt, es war ein Schock. Ein Gefühl, den Boden unter den Füssen zu verlieren. Ich hatte das Gefühl, gar nicht mehr aus dem Horror zu erwachen. Alles lief an mir vorbei.

Meine Mutter hat mir mal gesagt, es gibt keinen Nachteil, wo kein Vorteil dabei wäre und umgekehrt. Und irgendwann während dieser Zeit wo mein Stiefvater noch lebte, begann ich, für mich den "Vorteil" zu suchen. Und ich glaube, die Erkenntnis, ICH muss lernen mit mir zufrieden zu sein, damit ich irgendwann mit gutem Gewissen abtreten kann, war es.

Es war und ist sehr schwer, das mein Vater, der immer gesund und kräftig war, nicht mehr bei uns ist. Doch ich lernte mit 40, wir werden geboren um irgendwann zu sterben.
Wobei ich schon mit dieser Erkenntnis hadere und es schmerzt, wenn es sich um Kinder oder sehr junge Menschen handelt.

Ich wünsche dir ein schönes Wochenende.

LG Taddl

LG