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  #1  
Alt 19.02.2005, 13:31
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Nicht schon wieder...

Hallo zusammen,
ich heiße Britta, bin 38 Jahre alt und alles in einem:
Betroffene:
Eierstockkrebs 1999, zum Glück überstanden und seither rezidivfrei
Hinterbliebene:
Mein Papa starb im Juni 2003 an Bauchspeicheldrüsenkrebs
Angehörige:
Nun hat auch meine Mama Bauchspeicheldrüsenkrebs, inoperabel, wie bei meinem Papa: Metas in Leber, Milzvene, Pfortader, Lymphknoten ....

Ich weiß nicht, wie ich damit klar kommen soll, im Augenblick habe ich regelrecht körperliche Beschwerden (Druck auf der Brust).

Es ist so unfassbar. Meine Mama hat sich so tapfer geschlagen, als Papa starb, hat ihr Haus verkauft, ist zu uns in die Stadt gezogen in eine ganz süße Wohnung, in der sie sich sehr wohl fühlt. Sie hat alte Kontakte wieder belebt, hat eigentlich soo viel vor.
Und nun das. Das Schlimme ist: sie weiß wie schlecht die Prognose ist, hat ja alles schon bei Papa mitgemacht.

Sie sollte eigentlich einmal die Woche Chemo bekommen (Gemzar), das 3 Wochen hintereinander, dann eine Woche Pause. Leider musste gestern die Chemo ausfallen, da ihre Blutwerte bereits nach nur 2 Chemogaben sehr schlecht waren.

Ich habe gestern auf der Arbeit den ganzen Tag nur geweint. Nach Hause gehen wollte ich nicht, da ich Urlaub und Überstunden aufsparen will für die Tage, an denen Mutti mich braucht.

Ich habe noch zwei Geschwister, auf deren Hilfe und Unterstützung ich im Augenblick nicht zählen kann. Meine Schwester ist - wie man früher sagte - etwas zurück geblieben (warum wurde nie heraus gefunden), sie kann mir nicht helfen.
Mein Bruder baut zur Zeit ein Haus (muss bis 31. März fertig sein) und hat zwei kleine Kinder, hat also auch keine Zeit, sich um Mama zu kümmern.
Beiden Geschwistern hatte ich den Vorschlag gemacht, sich mit mir kurz abzustimmen, wer wann zu Mutti geht, damit nicht einen Tag alle da sind und am nächsten Tag keiner und sie allein zu Hause sitzt.

Leider gehen die beiden nicht darauf ein.
Und lassen sich nur einmal die Woche sehen (obwohl beide auch hier in der Stadt wohnen).
Besonders von meinem Bruder fühle ich mich im Stich gelassen, denn er kümmert sich um nichts.
Nicht mal zum Telefonieren hat er richtig Zeit. Gestern rief ich ihn an, um mit ihm die schlechte Nachricht (ausgefallene Chemo) zu besprechen, aber ein Gespräch war nicht möglich, da die Kinder Randale gemacht haben.

Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass Mama alleine ist, dass niemand bei ihr ist.
Und ich kann nicht verstehen, dass meine Geschwister sich so wenig um sie kümmern.

Bisher habe ich alle für Mama geklärt: Putzfrau, psychologische Betreuung, autogenes Training, Schwerbehindertenausweis, Bücher usw. usw.

Verlange ich von meinen Geschwistern zuviel? Mache ich hier den Fehler, indem ich sage, Mama "darf" nicht allein sein?

Ich muss dazu sagen, dass sie sich jedes Mal freut, wenn ich da bin, ich habe ihr gesagt, wenn sie lieber mal einen Abend für sich sein möchte, dann muss sie es mir sagen.
Da sie dass nicht tut, schließe ich daraus, dass sie lieber uns Kinder bei sich hat.

Ich fühle mich so leer, hilflos, verzweifelt.
Über psychologische Betreuung für mich selbst habe ich auch schon nachgedacht, aber wann soll ich das noch machen?

Dabei fühle ich einfach überfordert, ich komme mit der Situation nicht zurecht, die Trauer um meinen Vater ist noch lange nicht beendet, und jetzt schlägt dieselbe Krebsart wieder zu.

Ich muss doch stark sein für meine Mama, aber ich weiß nicht, was ich ihr sagen soll, wie ich sie trösten kann, wie ich mit all dem umgehen soll.
Manchmal hole ich sie auch nur zu mir rüber und wir sehen uns gemeinsam einen Krimi im Fernsehen an, weil ich nicht weiß, was ich sagen soll.

Danke fürs Zuhören.
Herzlichst
Britta JS
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  #2  
Alt 19.02.2005, 20:25
Liz M Liz M ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 16.02.2005
Ort: Saarland
Beiträge: 23
Standard Nicht schon wieder...

Liebe Britta!

Ich möchte Dich umarmen u. knuddeln. Ich bin zwar schon 59,habe aber ein ähnliches Schiksal wie Du.
Lese mein Hilferuf in diesem Forum,unter dem Titel "ich kann nicht mehr...."
Für uns gibt es keine Entschuldigung für das Verhalten der anderen Angehörigen.Dadurch dass wir nicht nur Angehöriger sind,sondern auch Betroffener,haben wir eine feinere Antenne.Begreift Deine Schwester den Ernst der Lage? Dein Bruder steht mit dem Bau unter Druck,ist warscheinlich berufstätig,die Kinder u.Frau. Männer sind nicht so belastbar (mit Ausnahmen)wie wir.
Du fragst Dich ob Du Fehler machst. Wir haben doch das plus,dass wir uns in die Lage zurückversetzen können.Wolltest Du damals ständig einen um dich haben?Natürlich freut sie sich wenn ihr da seit. Sie sagt aber auf Deine Frage, nicht ja und nicht nein.Will sie Dir vieleicht,da sie deine Angst spürt,nicht vor den Kopf stossen ?
Du denkst genau wie ich "WIR MÜSSEN JA STARK SEIN "aber das geht nur bis zu einem gewissen Punkt,dann sind auch wir am Ende.Aber es tut gut, sich mal alles von der Seele zu reden.

Hast Du auch keinen, mit dem Du reden könntest?

Wo wohnst Du? Ich bin aus dem Saarland.

Viele liebe Grüsse an Dich ,

Lisbeth


Ps.Habe im anderen Thread noch unter dem Namen Lisbeth geschrieben!
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  #3  
Alt 19.02.2005, 21:13
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Nicht schon wieder...

Liebe Britta JS,
es tut mir so unendlich leid,was dir und deiner Familie widerfährt. Das Druckgefühl auf deiner Brust wundert nicht, bleibt mir ja schon beim Lesen förmlich die Luft weg.Das Verhalten deiner Geschwister ist gelinde gesagt traurig, aber sie müssen dies einmal selber verantworten. Aber, Britta, so schön und wertvoll dein Dasein für deine Mama auch ist, den " Ausfall" deiner Geschwister kannst du nicht auch noch kompensieren.Ich will dir dringend ans Herz legen, dass du dir trotz Zeitnot und Stress trotzdem die für dich passende Hilfe, ev eine Angehörigengruppe oder eine gute Therapie, suchst.Jeder Kraftgewinn, jede Hoffnung und jeder Trost, den du dadurch bekommst,kommt ja auch wieder deiner Mama zugute- und ich bin sicher,dass sie trotz eigenen Leides feine Antennen für die Verfassung ihrer Tochter hat. Gibt es ev. auch noch andere Personen wie Freunde, Nachbarn, andere Verwandte, die deine Mama besuchen und ihr Hilfe, Trost und Ablenkung bringen könnten? Du schiebst damit nicht die Verantwortung ab, du bleibst ja trotzdem der "Anker" und die wichtigste Begleiterin deiner Mama durch ihre Krankheit. Ich durfte meine Mama ein Jahr auf ihrem Krankheitsweg begleiten. Nachträglich denke ich, ich hätte mir doch früher Unterstützung und Hilfe suchen sollen, denn meine zeitweise Erschöpfung hat meine Mama viel mehr belastet als wenn ich mal einen Abend pro Woche wegen Gruppenbesuch od.Therapie erst später zu ihr gekommen wäre.
Ach,Britta, ich wünsche dir ganz viel Kraft und auch die richtige Unterstützung,
liebe Grüße, Alina
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  #4  
Alt 20.02.2005, 11:47
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Nicht schon wieder...

Liebe Lisbeth, liebe Alina,

herzlichen Dank für Eure schnellen Antworten und die lieben Wünsche.

Ihr habt Recht: ich muss mir meinen Kräften haushalten.
Wenn es mir nicht gut geht, weil ich so erschöpft bin, dann belastet es meine Mutter zusätzlich.

Und bin nicht für das Verhalten meiner Geschwister verantwortlich.
Meiner Schwester hatte ich vor 14 Tagen schon den Kopf gewaschen, ihr die Situation erläutert, denn sie hat es wohl einfach nicht wahrhaben wollen oder auch nicht begreifen können.
Seither fährt sie wenigstens einmal die Woche hin.

Mit meinem Bruder werde ich auch noch reden, mehr kann ich nicht tun, ich kann sie nicht zwingen.

Zum Glück kümmern sich aber die Cousine meiner Mutter und der Bruder meiner Mutter und seine Lebensgefährtin ganz rührend um sie.
Auch Freunde und Bekannte rufen regelmäßig an, sie erfährt viel Zuwendung auch von dort.

Ich selbst habe zum Reden meinen Mann, meine beste Freundin und noch zwei weitere enge Freundinnen.
Und dieses Forum, denn man braucht unbedingt den Austausch mit Menschen, denen es ähnlich geht.

Alina, Lisbeth, wie geht es Euch denn jetzt?
Ich habe hier im Angehörigen-Forum schon ein wenig gelesen, "kenne" hier aber noch kaum jemanden.

Herzliche Grüße aus Lübeck und nochmals DANKE!
Britta JS
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