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  #1  
Alt 05.03.2009, 16:49
Myositis Myositis ist offline
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Registriert seit: 05.03.2009
Beiträge: 24
Standard Ich brauche Mut

Hallo,
Ich bin seit kurzem hier als Leser beim Forum und möchte gerne etwas Mut zugesprochen bekommen. Ich bin Deutsche, lebe seit 20 Jahren in Frankreich und entschuldige mich, wenn ich mich nicht so ganz korrekt ausdrücke.
Ende Januar hat mein Mann (45 Jahre alt) Blut im Urin gehabt. Als er zur Notaufnahme ging, wurde er gleich dabehalten, Untersuchungen durchgeführt und 4 Tage später operiert. Ihm wurde eine Niere entfernt plus Nebenniere und die drumherum liegenden Lymphknoten. Er wurde so schnell operiert, weil der Krebs schon in der Vene war und sich ein Blutgerinsel gebildet hatte. Das Blutgerinsel wurde entfernt und die Vene von den Krebszellen gesäubert. Der Befund : Nierenkrebs im fortgeschrittenen Stadium ohne Fernmetastasen und die Lymphknoten ohne Krebszellen (T3cN0M0). Der Urologe, der ihn operiert hat, war mit der Analyse des entnommenen Gewebes « zufrieden », da die Lymphknoten nicht befallen waren. Er wird meinen Mann Ende März wiedersehen. Er sprach auch von Kontrolluntersuchungen im 3 und 6monatigem Rythmus.
Seit diesem 31. Januar sitzt mir die Angst im Nacken. Krebs war für mich bis jetzt der absolute Alptraum und alles was ich bisher über Nierenkrebs in seinem Stadium gelesen habe, bringt mir nicht viel Hoffnung.
Mein Mann ist zum Glück ein sehr optimistischer Mensch. Er will sich auch gar nicht weiter mit der Thematik einlassen. Leider bin ich genau das Gegenteil. Ich versuche für ihn positiv zu sein, aber es fällt mir sehr schwer. Hinzu kommt, dass wir noch ziemlich jung sind und 2 Kinder von 15 und 17 Jahren haben, die unbedingt ihren Vater brauchen. Das alles macht mich fast verrückt.
Ausserdem habe ich immer den Eindruck, dass die Ärzte uns schonen wollen und wenn man nicht genaue Fragen stellt, sagen sie nicht viel. Als ich mit dem Arzt allein gesprochen habe und von Überlebenschancen sprach, sagte er mir bei der 5Jahres-Überlebensrate wären die Chancen bei meinem Mann 50/50. Dies war allerdings bevor er das Ergebnis der Analyse des entnommenen Gewebes hatte.
Wer kann mir etwas Mut machen ? ? Leider habe ich hier in Frankreich noch keine Gruppe oder Forum gefunden, die sich ausschliesslich mit Nierenkrebs befasst.
Ich wünsche Euch allen hier in diesem Forum viel Kraft, weiterhin so positiv und optimistisch zu sein wie ich es aus Euren Zeilen herauslesen konnte und hoffe, bald auch dazuzugehören.
Liebe Grüsse, Myositis
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  #2  
Alt 05.03.2009, 18:13
Heino* Heino* ist offline
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Standard AW: Ich brauche Mut

Hallo Myositis,

Angst ist sicher kein guter Berater, deshalb möchte ich versuchen, Dich ein wenig zu beruhigen. Als erstes vorweg: Eine Prognose über die Überlebenschancen ist unsinnig, denn der einzelne hat meistens ein von der Statistik abweichendes Schicksal. So wie Du die Situation schilderst (freie Lymphknoten und keine Fernmetastasen) ist die Ausgangslage viel besser als meine Lage vor 16 Jahren, da war nämlich schon klar, dass Metastasen in der Lunge waren. Zum Glück gibt es heute schon viel mehr und bessere Behandlungsmöglichkeiten, damals gab es beim Nierenkrebs nur die Chirurgie.
Ich habe zwar nach der Diagnose mein Leben verändert (das Rauchen eingestellt und Verhaltensweisen zur Stressvermeidung eingeübt), aber die Freude am Leben habe ich mir nicht nehmen lassen. 16 Jahre sehe ich mittlerweile als großes Geschenk und bin sehr zuversichtlich, auch noch weiter Freude am Leben zu haben. Meine Kinder waren damals zwar schon etwas älter als Eure (25, 21 und 19 Jahre), aber ich war dann im gleichen Jahr mit 47 Jahren ein recht junger Großvater für unsere ersten 2 Enkelsöhne.
Nehmt die Nachsorge-Termine gewissenhaft wahr, denn Metastasen, die früh gefunden werden, lassen sich gut behandeln. Achtet darauf, dass vom Thorax und Abdomen mindestens ein CT angefertigt wird, einmal sollte auch das Skelett mit einer Szintigrafie überprüft und der Schädel mit CT oder MRT untersucht werden.
Ansonsten lasst Euch nicht bange machen, das Nierenzellkarzinom und seine Metastasen wachsen recht langsam, man kann sich also bei Auftreten von Metastasen sehr gründlich beraten lassen und gerät gewöhnlich nicht in Zeitnot dabei. Ich wünsche Deinem Mann gute Erholung von der OP und weiter guten Mut!

LG, Heino
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  #3  
Alt 06.03.2009, 11:38
Benutzerbild von Hartmut
Hartmut Hartmut ist offline
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Standard AW: Ich brauche Mut

Hallo Myositis
Heino hat recht mit seiner Antwort.Meine Anfangsdiagnose der Ärzte war wesendlich schlechter als wie bei Deinem Mann .Ich hatte Metastasen inder Lunge und Skelett.Jetzt bin ich nach den Therapien über 6Jahre rückfallfrei und genieße normal meinen Lebensabend.
Ich halte aber immer meine Nachsorgetermine ein. Allso Mut und etwas Vertrauen.
Hartmut
__________________
Wer kämpft kann verlieren !
Wer nicht kämpft hat schon verloren !
Mein Wahlspruch:
" Augen auf und durch"
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  #4  
Alt 06.03.2009, 15:31
Myositis Myositis ist offline
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Registriert seit: 05.03.2009
Beiträge: 24
Standard AW: Ich brauche Mut

Lieber Heino, lieber Hartmut,
ich danke Euch beiden ganz doll für Eure Antworten. Es tut sehr gut, Hoffnung von Menschen zugesprochen zu bekommen, die in der gleichen Situation sind.
Ich werde versuchen, so positiv wie möglich zu sein, für meinen Mann und meine Kinder, Geduld zu erlernen, mehr Vertrauen in die Medizin zu haben und die Krankheit so zu nehmen wie sie kommt, ohne mich verrückt zu machen. Hoffe, dass mit der Zeit hinzukriegen.
Vielleicht muss ich auch noch den Schock verdauen, als wir ins Krankenhaus fuhren und der Arzt vom Wochenenddienst uns ohne Vorwarnung die Diagnose mitteilte, und das auch noch im Beisein unserer Kinder. Das ist ja erst einen Monat her.
Nun werde ich erstmal den neuen Termin mit dem Urologen abwarten.
Ich wünsche Euch alles Gute, und danke, dass es Euch gibt.
LG Myositis
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  #5  
Alt 15.03.2009, 22:11
*gerhard* *gerhard* ist offline
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Beiträge: 97
Standard AW: Ich brauche Mut

Hallo Myositis,

warum ausgerechnet ICH Dir Mut machen will?

Ich war lange hier nicht mehr im Forum und bin von September bis Dezember regelrecht "abgestürzt". Wir hatten gerade eine wunderbare Schiffsreise absolviert, auf der es mir ausgezeichnet ging und ich besten Appetit hatte. Dann ging es los: Erst Probleme mit der Bauchspeicheldrüse und starken, neuartigen Schmerzen in den Schulterblättern, gegen die kaum eines meiner (gewiss auch starken) Schmerzmittel half. Wahrscheinlich ist die Bauchspeicheldrüse ebenfalls vom Krebs befallen und äußerst sich gelegentlich nach einem allzu fetten Essen. Dann kam ein Hirntumor (oder genauer: Ein Tumor im Schädel, der wohl auf den Trigeminus-Nerv drückte). Sofort 18 Werktage Bestrahlung, während der ich nur müde und schlapp war und 18-20 Stunden am Tag schlief. Dann war die Galle verstopft und mein Bilirubin-Spiegel erheblich angestiegen. Überall am Körper schrecklicher Juckreiz. Und so gut wie kein Appetit, ja sogar Ekel vor dem Essen. Es wurde ein Stunt von der Galle in den angrenzenden Darmraum gelegt, damit verschwanden allmählich erst mal die Beschwerden. Schließlich wuchs dann auch noch extrem schnell ein Gewächs rechts im Hals (das am Ende etwa so groß war wie das Endglied des Ringfingers), das mich über Wochen täglich alles mühsam Gegessene wieder erbrechen ließ. Wie es Mitte Februar hieß, kam das NICHT vom Nierentumor, eher von dem Weichteil-Sarkom am Fuß, mit dem ich zuletzt 2004 zu tun hatte. - Oh Sch..., hoffentlich nicht! - Damals war ich fast 1/2 Jahr stationär in Regensburg. Und es war ein hartnäckiger Tumor. Aber das endgültige Ergebnis steht noch aus und lässt mich hoffen. - Dazu kam der Ekel vor dem Essen. Wenige Tage vor Weihnachten wurde der Tumor im Hals entfernt und ich bekam ein neues Medikament (DECORTIN mit dem Wirkstoff Cortison zur Appetit-Steigerung).

Ab Weihnachten dann endlich wieder ein Aufwärts mit einigen Wochen gutem Appetit und sehr guter mentaler Verfassung. Nur körperlich ging (und geht) es mir sehr schlecht, ich bin auf 54 kg abgemagert, kann kaum eine Treppe steigen und muss schon wippen, um von einem Stuhl wieder auf- oder aus dem Auto herauszusteigen. Und ich beginne wieder, mich vor dem Essen zu ekeln...

Seit Januar war ich nun auch 9 x bei einem "geistigen Heiler", der mir empfohlen wurde und mir außerordentlich gut getan hat. Ich nenne ihn meinen Coach und schreibe darüber demnächst noch mal in meinem eigenen Thread.

Nun habe ich mich vom Onkologen überreden lassen, mir einen Port legen zu lassen. Das geschah in den letzten Tagen (wegen eines Fehlers musste die OP ein zweites Mal ausgeführt werden, aber Pannen können nun leider überall passieren). Ab Montag kann man mich nun über die Vene über Nacht hoch-kalorisch (und magenschonend) ernähren. Das ist meine nächste Hoffnung.

Also, warum ausgerechnet ich Dir Mut machen will?

Nun, eine solche Krankheit verändert den Menschen, der sie hat.
Ich lebe nun schon über 8 Jahre mit dem Nierenkrebs und weiß seit 2005, dass ich viele Metastasen vom Nierenkrebs habe. Nicht nur in den inneren Organen, sondern auch in den Knochen. Leider sind diejenigen im Knochenbereich weitergewachsen. Man muss von einer deutlichen Regression sprechen. - Eigentlich habe ich bereits seit 2 Jahren mit meinem Leben abgeschlossen. Und letztes Weihnachten glaubte nicht nur ich, sondern auch mein Arzt, dass mir nur noch ein paar Tage bleiben, so schwach war ich. - Ich bin 56 Jahre alt, aber in den letzten 6 Monaten bin ich um geschätzte 15 Jahre gealtert. Ich fühle mich derzeit selbst (mit der ganzen körperlichen Schwäche) eher wie 75. Und erlebe dennoch jeden Tag als lebenswert! Und ich hoffe, wenn ich erst mal wieder Gewicht zugelegt haben werde, dass auch ein vernünftiger Muskelaufbau wieder möglich ist und dass mir noch ein paar Jahre als Geschenk verbleiben. Ich sehe jeden neuen Tag als Geschenk an. - Vielleicht ist das genau der Grund, warum ich Dir Mut machen will!?

Ich weiß, es ist schwer, gerade als Angehöriger eines Betroffenen immer stark zu sein. Hier habe ich wirklich Glück mit meiner Freundin Beate. Wer sie kennt, wird mir zustimmen.

Ich grüße alle, die mich kennen (oder noch kennenlernen möchten). Und Dir wünsche ich Ruhe, Geduld und Lebensmut.
Auf dass Du Deinem Mann Mut machen kannst. Dazu ein Rat: Zeige Du ihm, dass er noch gebraucht wird. Und das sollten auch Eure Kinder tun. Zeigt ihm, dass er geliebt wird. - Denn Liebe kann Berge versetzen!

Bis bald einmal wieder

Gerhard (aus der Versenkung wieder da).

Geändert von *gerhard* (15.03.2009 um 22:20 Uhr) Grund: Schreibfehler
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  #6  
Alt 16.03.2009, 11:42
Myositis Myositis ist offline
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Registriert seit: 05.03.2009
Beiträge: 24
Standard AW: Ich brauche Mut

Lieber Gerhard,
Vielen Dank für Deinen Beitrag. Ich muss sagen, dass ich erstmal sprachlos war und das Gelesene verdauen musste. Was Du schreibst, ist viel Leiden und doch auch Hoffnung.
Da die Diagnose noch nicht lange her ist, stehen wir dem Krebs erst seit kurzem gegenüber. Und ich lese immer mehr über ihn, vor allem im Krebs Kompass; von der Diagnose, den verschiedenen Behandlungen, den Hoffnungen, den Rückschlägen, den Erfolgen und immer wieder dieser unbedingte Wille jedes Einzelnen. In meinem Kopf geht im Augenblick alles drunter und drüber, und wenn ich hier schreibe, habe ich Schwierigkeiten meine Gedanken zu ordnen. Ich bin ja „nur“ Angehörige und möchte keinen hier im Forum verletzen. Manchmal komme ich mir dumm vor, wenn ich die verschiedenen Beiträge lese.
Und trotzdem: Ja, ich liebe meinen Mann über alles, und das seit 25 Jahren. Mit Höhen und Tiefen, wie bei den meisten Paaren. Und ja, wir zeigen und sagen ihm, dass er von uns gebraucht wird. Und das noch viele Jahre. Leider kann ich mit meinem Mann nicht über den Krebs reden. Wie ich schon sagte, für ihn ist die Sache mit der OP abgeschlossen. Er hat keinen Krebs mehr. Allerdings glaube ich, dass er das nur sagt, um uns zu beruhigen, obwohl er genau weiss, dass ich von überall Infos heranziehe. Ich habe in einem von Deinen Berichten gelesen, das es anfänglich schwer ist für die Lebenspartner offen miteinander zu reden. Ich habe oft versucht, mit ihm zu reden, aber er erwidert nicht viel sondern blockt eher ab. Er war vorher nicht so. Nun will ich auch nicht den Krebs zum Hauptthema werden lassen, sondern so viel wie es geht Normalität wieder herstellen.
Allerdings habe ich durch das Forum gelernt, dass die Nachuntersuchungen sehr wichtig sind, und das es immer wieder verschiedene Behandlungsmethoden und Medikamente gibt, wenn der Krebs wieder irgendwo auftaucht.
Ich wünsche vor allem Dir und Deiner Lebenspartnerin weiterhin ganz viel Kraft für die Zukunft.
Herzlichst Myositis
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