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  #196  
Alt 15.11.2002, 20:35
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Standard Dokumentarfilm über das Tabu Sterben

Hallo Etienne, wenn Du es nicht verstehst, dann tausch doch einfach nur Deinen Namen gegen den von Marcus aus und schon ist ersichtlich, dass es von mir ein bedauerlicher Namensverwechslungsfehler war. Vieleicht kann ja Marcus zu seinem "Scharfsinn" auch noch einen Beitrag bringen. Ansonsten bin ich froh, dass es KS im Moment doch recht gut geht und Sie nicht daran zerbricht, dass alles eventuell der Anfang von etwas Neuem und vielleicht auch negativem sein könnte. Sie hat einfach den Willen und das Durchhaltevermögen, so dass Sie es aus meiner Sicht locker schaffen kann, diese Krankheit zu überwinden. Übrigens, Sie ist ein ganz lieber Mensch. Bis demnächst Etienne und nimm es mir nicht übel. - Ein schönes Wochenende trotz des schlechten Wetters wünsche ich uns ein grübelfreies und schönes Wochenende - Viele Grüße - Hans
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  #197  
Alt 16.11.2002, 23:48
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Standard Dokumentarfilm über das Tabu Sterben

@Etienne: Nur mal Dein Zitat:
"Ich habe ihr jetzt auch klipp und klarr gesagt, dass sie mit ihren Freunden nicht nach Lust und Laune umgehen kann. Ich habe mit den Leute ja auch gesprochen. Und daher weiß ich auch, wie die das sehen. Sie muss sich jetzt wirklich anstrengen. Sie wird letztlich auch nicht umherkommen, Gespräche zu führen. Aber sie hat ja glücklicherweise auch den Willen, diese Ganze mißratende Angelegenheit wieder zurecht zu biegen."

Ich weiss, dass ich jetzt einfach mal in eine Diskussion einsteige. Aber trotzdem: ...sie muss jetzt wirklich anstrengen... finde ich total daneben. Sie muss diese Krankheit aushalten und sich - bitteschön - auch noch an die "Umgebung" anpassen"??? Schrecklich daneben, finde ich. Denn diese Krankheit fordert schon ein ungeheures Mass an Kraft und Du willst noch, dass sie auf die "anderen" Rücksicht nimmt??? Wer nimmt denn Rücksicht auf sie? Du, indem Du ihr erklärst, dass ihr Verhalten die anderen verprellt? Oder Du, indem Du ihr sagst, dass sie auf die anderen eingehen soll???
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  #198  
Alt 17.11.2002, 01:35
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Standard Dokumentarfilm über das Tabu Sterben

Hallo Susan,

es mag sein, dass das sehr hart klingt, nur ist es leider Tatsache. Man kann mit einem Menschen nicht nach Lust und Laune umspringen, egal ob man krank ist oder nicht. Und sie ist es nun einmal leider. Und ja, ich möchte, dass auch sie in einem gewissen Mass auf die anderen Rücksicht nimmt. Diese Krankheit rechtfertigt doch nicht jedes Verhalten, entschuldigt nicht jede Handlung und jedes gefallende Wort. Natürlich sieht man über einige Dinge hinweg, aber irgendwann geht das nicht mehr. Aber was weißt du schon Genaues über unsere Situation, um eine solche Einschätzung zu treffen? Ich helfe ihr nicht, wenn ich ihr sage, dass sie alles gut gemacht hat, dass sie keinerlei Schuld an der bestehenden Situation trifft, dass die anderen auf sie zukommen müssen. Das alles hilft ihr nicht, um in ein relativ normales Leben zurückzufinden. Das, was sie jetzt braucht, ist doch ein intaktes und vertrautes Umfeld. Nicht nur neue Bekannte, mit denen sie aufgrund der gleichen Erkrankung über ihre Krankheit reden kann. Nein, die wirklich Aufbauarbeit/ Zurückführung in en normales Leben, kann nur das vertraute Umfeld schaffen. Nur hat sie das leider in der vergangenen Zeit verprellt. Ich verstehe, dass ihre Freunde den Kontakt aufs Minimum reduziert bzw. eingestellt haben, denn sie wissen nicht, woran sie sind. Ich finde es gut, dass sie diese verfahrene Situation wieder in Ordnung bringen möchte. Der erste Schritt ist getan. Sie muss sich jetzt anstrengen, heißt, dass sie die Initiative ergreifen muss, sie muss das mit ihren Freunden klären. In einem gewissen Maß muss sie sich auch ihrer Umgebung anpassen. Aber müssen wir das nicht alle? Das muss jeder für sich entscheiden.Brauche ich meine bisherigen Freunde oder möchte ich ganz neu starten? Ich bin der Meinung, dass ich ihr helfe, wieder ins Leben zurückzufinden. Sie hat sich für ihre bisherigen Freunde entschieden. Sie hat jetzt das Ziel und möchte dies auch erreichen und dafür muss sie sich wirklich anstrengen.

Hallo Hans,

inwieweit meinst du, dass das für ks-schnecke jetzt eventuell der Anfang von etwas Neuem ist? Wie weit geht diese Aussage? Auf die Krankheit und deren Folgen beschränkt oder ganz allgemein gemeint?

Ich wünsche dir auch ein schönes Wochenende. Zum Grübeln blieb mir bis jetzt wenig Zeit, das Wochenende war bisher sehr arbeitsreich.

Wie schätzt du ks-schnecke ein - du kennst sie ja persönlich? Mal abgesehen davon, dass sie ein lieber Mensch ist, der gut mit der neuen Situation klar kommt. Wie war sie vor der Diagnose? Fühlt sie sich immer so schnell persönlich angegriffen, auch wenn es objektiv nicht so gemeint war? Habe nur ich hier den Eindruck, dass sie oft nicht vermittelt, wirklich verstanden zu haben, worauf ich hinaus wollte?

Ein schönes Wochenende.
Etienne
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  #199  
Alt 17.11.2002, 09:36
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Standard Dokumentarfilm über das Tabu Sterben

Hallo Ilona Bublitz,


Ihr Film beschäftigt mich immer wieder.

Als ich begriffen habe, dass der Mensch irgendwann so oder so, ob mit Krebs oder ohne Krebs, sterben muss, ab da konnte ich an den Tod etwas entspannter denken.

Auf dieser Welt ist nur eines sicher, sterben müssen alle.

Ich wünsche mir einen Tod in Würde.

Liebe Grüße
Ingrid
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  #200  
Alt 17.11.2002, 17:11
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Hallo Etienne,

werte dass jetzt nicht gleich als Angriff, ich kann auch nur zwischen Deinen Zeilen lesen und was ich da lese kann natürlich falsch sein.

Vertrautes Umfeld. So wie vorher, ja? Als wäre nix passiert. Heile Welt. Man plaudert über Fußball und das Wetter, ja? Friede, Freude, Eierkuchen? Meinst Du wirklich Deine Freundin findet so einfach wieder ihren Platz in der Sorgloswelt. Da muß sie sich schon sehr anstrengen.

Weißt Du alle, die diese "ich habe den Krebs überstanden"-Bücher geschrieben haben, haben eins gemeinsam: Sie sind nicht ins Leben zurück als wäre nichts passiert. Und sie haben bestimmt nicht ihre ganze Kraft darauf verwendet es den anderen Recht zu machen. Natürlich will Deine Freundin ihre alten Freunde/ihr altes Leben wieder haben. Aber ist das den Preis wert? Ich glaube beinahe jeder hier hat die gleichen oder ähnliche Erlebnisse mit Freunden. Die Spreu trennt sich vom Weizen.

Worauf ich hinaus will, ist es wirklich dass was Deine Freundin will oder hast Du ihr da gut zugeredet? Du bist selbst Betroffener, mittendrin in Deinem eigenen Gefühlscaos. Bist Du Dir sicher, das Du Deine eigenen Wünsche von dem trennen kannst, was für sie das beste ist? Ich meine das nicht als Angriff, keiner von uns ist Supermann. Ich habe genau das falsch gemacht, es hat mir fünf "sorglose" Jahre beschert. Ich kann Dir sagen, das Aufwachen ist sehr hart. Und wenn man dieses Spiel verloren hat, gibt es leider keinen Neustart.

Lieben Gruß Tanja
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  #201  
Alt 17.11.2002, 20:08
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Hallo Etienne,
ich hatte einfach keine große lust, in den KK zu schauen die letzten Tage. Mir ging es gut und ich habe viele schöne Sachen gemacht. Ist doch nicht schlimm, oder?
Weißt du was ich witzig finde? Du erinnerst mich stark an einen meiner damaligen Freunde. Jemanden, der auch unser Verhältnis lediglich von mir, der kranken, abhängig macht ohne bereitschaft, auch mal bei sich nach fehlern zu suchen (ist ja auch einfacher...). Ich habe damals meiner truppe gesagt, dass ich zeit für mich brauche, um alles zu verarbeiten, dass ich mich auch mehr an meine Familie und meinen Freund halte. Einfach, weil die in dieser Zeit wichtiger für mich waren und ich mich dort wohler gefühlt habe. Das hat man mir vorgeworfen. Meine ehrlichkeit wurde kritisiert. Eine gewisse Annäherung ist vielleiht jetzt da, aber es wird nie wieder so sein wie früher (zumindest bei einigen). Das hängt jetzt aber (zum besseren Verständnis) nicht nur mit dem Krebs zusammen.
Es ist für beide Seiten schwierig, das habe ich schon mal gesagt. Ich mache mir heute Gedanken, was passiert, wenn ich metastasiere, wenn ich sterbe, wenn es mir schlechter geht. Andere reden über ihren Urlaub, über einen Pickel im gesicht, über das nächste Kino-Event... also alltäglichkeiten. Es ist schön und es freut mich, dass sie sich keine schwerwiegenden Gedanken machen (müssen). Für mich ist die Wochenendeplanung nicht mehr so einfach wie früher, einfach deshalb, weil es mir auch mal von jetzt auf gestern schlecht geht. Die anderen haben andere Sorgen, mache andere Witze, reden anders. Ich war früher genauso, aber bei mir ist ein tiefer Einschnitt in mein Leben paasiert. ich bin anders als früher.
Das bedeutet aber nicht, dass ich ein Mensch bin, der sich nicht um andere Sorgen macht. Ich habe neue Leute kennen gelernt, Bindungen vertieft, andere Bindungen aufgelöst.... der ewige Kreislauf des Lebens... und manchmal ein Kreislauf, den man nicht wollte, der sich aber ergeben hat, weil man Krebs bekommen hat... Oder weil dich ein anderer "Schicksalsschlag" getroffen hat...
Weißt du, am anfang habe ich mir auch gedanken gemacht, wie ich mich gegenüber den anderen verhalten soll. Und da hat mir das angehörigen-forum viel geholfen. Aber Leute, die meine Situation nicht kennen, meine gedanken/ängste/gefühle nicht hören wollen und zu keinem konsens bereit sind, aber glauben, dass Patentrezept zu haben, wie ich mich richtig verhalten soll, danke, auf die kann ich relativ problemlos verzichten. Und die anderen schließe ich umso mehr in mein Herz.
Schönen Abend! ks-schnecke
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  #202  
Alt 17.11.2002, 23:04
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Hallo, Etienne,
ja, es klingt sehr hart, was Du schreibst. Ist es ja wohl auch. Ich habe mal Deine Beiträge hier in diesem Forum gelesen, und alles lief darauf hinaus, dass Du möchtest, dass Deine Freundin sich genau so verhält wie "vorher", ins Leben zurück kommt. Irgendwo habe ich von Dir gelesen, Du "machst das jetzt schon seit Juli mit". Da ich Euch ja nicht kenne, wie Du richtig bemerkt hast, frage ich Dich jetzt einfach, was denn Deine Freundin überhaupt hat und seit wann. Das habe ich nämlich nicht gelesen (vielleicht aber überlesen?). Du kritisierst ihr Verhalten und möchtest, dass sie sich anstrengt, auf die Freunde zugeht. Aber vielleicht ist sie noch nicht soweit? Ich finde, dass Du sie ziemlich unter Druck setzt, entweder sie macht, was Du ihr rätst, oder Du trennst Dich von ihr. Aber ist das denn dann noch ihre Entscheidung? Vielleicht tut sie es Dir zu Gefallen, aber nicht, weil sie davon überzeugt ist, dass es richtig ist. Natürlich kann man nicht nach Belieben mit den Menschen umgehen, aber es kommt mir ein wenig gönnerhaft vor, wenn Du schreibst, "Natürlich sieht man über einige Dinge hinweg, ..." Du hilfst ihr sicher nicht, wenn Du immer alles gutheißt, aber wenn Du sie unter Druck setzt, ist das - meiner Meinung nach - auch nicht richtig. Wie wäre es denn, wenn ihr Euch in der Mitte trefft und ein gemeinsames Essen für die Freunde vorbereitet, zu einem Zeitpunkt, den sie bestimmt? Du sagst, dass ein intaktes und vertrautes Umfeld das Wichtigste ist. Und hast volles Verständnis für die Freunde, die den Kontakt auf ein Minimum reduziert haben. Vielleicht braucht sie die Freunde im Moment aber auch nicht so sehr, so nahe, vielleicht braucht sie Dich. Aber Du drängst sie immer in Richtung "Mach was, sei wieder wie früher, ruf doch mal XY an". Zumindest vermittelst Du mir diesen Eindruck. Wundert es Dich dann, dass sie auf Dich dann auch mit Ablehnung reagiert hat? Sie wollte einfach ihre Ruhe und jetzt sagst Du ihr, das war alles falsch, sieh' zu, dass Du die "verfahrene Situation wieder in Ordnung bringst". Mir drängt sich ein bisschen der Eindruck auf, dass es Dir vor allem darum geht, dass es für Dich und "Eure" Freunde wieder so wie früher ist. Eine Entscheidung, ob sie ihre bisherigen Freunde braucht oder neu starten möchte, wie soll sie die treffen, wenn ihr keine Ruhe zum Überlegen bleibt? Wenn sie sich richtig anstrengt, dann seid ihr bereit, ihr "Fehlverhalten" zu verzeihen? Also dabei hätte ich ein sehr ungutes Gefühl.
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  #203  
Alt 18.11.2002, 13:29
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Hallo Susan,

du hast recht, ich habe noch nicht geschrieben, was meine Freundin hat. Ende Juli hat sie, 22, die Diagnose bekommen, malignes Melanom (3,1 mm). Danach musste sie zum Nachschnitt in die Klinik. Das Melanom saß an der Innenseite des rechten Oberarms, keine Metastasen. Sie macht jetzt eine Interferontherapie. Alle Werte sind soweit in Ordnung.

Die Gespräche, die ich mit ihr angestrebt habe, betrafen nur uns, nur unsere Beziehung. Von Freunden wurde überhaupt nicht gesprochen. Es war mir wichtig, dass die Situation zwischen uns sich ändert. Zur Situation sollte ich vielleicht auch noch ein wenig sagen. Sie hat Ende Juli die Diagnose bekommen. Die ersten zwei Wochen war auch alles verhältnismäßig in Ordnung. Ich habe sie zum Arzt, in die Klinik gebracht. Sie besucht und abgeholt, habe mich um sie gekümmert. Dann urplötzlich fing es an, dass sie zeitweise tagelang nicht nach Hause kam. Haben wir uns mit Freunden getroffen, hat sie immer nur über ihre Krankheit geredet, nicht wirklich geredet, sondern eher Scherze darüber gemacht. So schien es jedenfalls für uns ‚Laien’. Also scherzten wir auch. Sie schien es recht locker zu nehmen. Sie hat uns nie klar gemacht, dass sie wirklich ernsthaft über die Krankheit reden wollte. Hat man einen Vorstoß versucht, hat sie es mit einem Scherz abgebügelt. Nur leider hat sie diesen Fakt dann den Freunden und auch mir zum Vorwurf gemacht. Es fielen Sätze, wie: „Ihr könnt und wollt mich und meine Situation nicht verstehen.“; „Ihr macht eure Scherze und könnt euch nicht einmal annährend vorstellen, wie schwer diese ganze Sache für mich ist“; „Ihr habt ja keine Ahnung...“ Sie hat dann auch gemeint, dass sie Abstand von den Leuten haben möchte. Es gab Diskussionsversuche und Annährungsversuche von den Freunden: Einladungen, es wurde versucht, mit ihr zu sprechen. Sie hat alles und jeden abgeblockt, auf eine Art und Weise, dass viele, inklusive mir, nicht mehr wussten, wie sie sich verhalten sollen. Also wurde abgewartet. Und auch das wurde dann zum Vorwurf gemacht. Es war nicht wirklich ersichtlich, was meine Freundin wollte. Es hatte den Anschein, als wenn sie erwartet hat, dass man immer dann da zu sein hat, wenn sie mal Lust und Laune nach einem hatte, und man wegzubleiben hat, wenn ihr grad nicht danach war. Nur änderte sich diese Laune von eben auf jetzt. Keiner wusste mehr so recht, woran er war. Eben war sie noch da und im nächsten Moment waren ihr alle über und sie hat sich tagelang nicht sehen lassen. Dieses Verhalten ist umso schlimmer, wenn man weiß, dass wir zwei kleine Kinder haben (14 Monate, Zwillige). Das war keine Situation, mit der ich wirklich gut umgehen konnte und kann, auch im Hinblick auf unsere Kinder, die nicht verstehen können, warum ihre Mutter tagelang wegbleibt und sie dann keines Blickes würdigt und am anderen Tag die fürsorglichste Mutter schlechthin ist. Es war unsere Situation, die unserer Familie, in der es in unseren Gesprächen ging. Ich habe ihr erklärt, was ich denke und welche Konsequenzen das Ganze für mich haben könnte. Sie hat erklärt, warum sie sich so verhält, wie sie es tut, sie hat es jedenfalls versucht. Ich hatte den Eindruck, dass sie selber nicht genau wusste, weshalb. Wir versuchen jetzt seit knapp 3 Wochen unseren gemeinsamen Weg weiter zu gehen. Wir haben unser Leben umgestellt, sind beide Kompromisse eingegangen, haben vereinbart, immer ehrlich über unsere Gedanken zu sprechen, sie nicht beiseite zu packen. Wir werden uns auch in Selbsthilfegruppen-/ Vereinen engagieren, erste Kontakte sind schon aufgenommen. Sie kam dann von sich aus wegen unserer Freunde zu mir. Da haben wir uns das erste Mal darüber unterhalten und ich wollte sie nicht belügen. Es macht auf mich den Eindruck, dass sie die Freundschaften wieder beleben will. Sie scheint einen für sie akzeptablen Weg gefunden zu haben, der auch ihre bisherigen Freunde und ihre Familie voll und ganz beinhaltet. Nur ist es leider nicht einfach, dieses Ziel zu erreichen, denn sie hat ihre Freunde und deren Vertrauen teilweise sehr verletzt. Ich weiß nicht, ob es der richtige Weg für sie ist. Vielleicht wird sich in 10 Jahren auch sagen, dass es sich nicht gelohnt hat. Vielleicht aber auch nicht. Es ist ihre Entscheidung. Und ich werde sie, soweit es mir möglich ist, unterstützen, sie aber nicht, nur um der guten Stimmung wegen belügen.

Hallo ks-schnecke,

es ist natürlich nicht schlimm, dass du bessere, schönere Sachen gemacht hast. Ich hatte anfangs gedacht, dass du und meine Freundin euch ähnlich seid. Deshalb hatte ich mich auch oft an dich gewandt. Aber mehr und mehr merke ich, dass ihr komplett verschieden seid.

Ich glaube, meine Freundin war auch anfangs der Ansicht, dass sich ihre Freunde keine Gedanken um sie machen und von ihren ‚Gedanken/ Ängsten/ Gefühle nichts hören wollen und zu keinem Konsens bereit sind’, aber dem ist nicht so. Sie wussten einfach nicht, was sie machen sollen, was gerade jetzt für ein Verhalten von ihnen erwartet wird. Sie wollte Abstand. Sie hat ihn bekommen und den Leuten vorgeworfen, dass sie anscheinend gar nichts mehr mit ihr zu tun haben möchten und gesagt, dass sie solche Freunde dann nicht braucht. Dass solch ein Verhalten recht verletzend ist, da würden mir doch sicherlich ziemlich viele zustimmen, oder? Ich habe ihr erzählt, was ich gehört haben, worüber unsere Freunde und ich uns unterhalten haben. Sie meinte, dass ihr das gar nicht so bewusst gewesen wäre. Da fiel etwas wie Schuppen von ihren Augen. Und sie versucht die Annährung wieder...

Hallo Tanja,

Es soll nicht Friede, Freude Eierkuchen gespielt werden und so getan werden, als sei nichts passiert. Das geht auch nicht. Erstens lässt die Situation es nicht zu und zweitens ist dafür zu viel passiert. Aber muss es denn immer ein kompletter Neuanfang sein? Kann nicht auch mal jemand in seinem vertauten Umfeld den Krebs überstanden haben und trotzdem glücklich und zufrieden sein? Ich habe ihr nicht meinen Willen in den Mund gelegt. Sie kam zu mir, ich habe ihr die vorliegende Situation geschildert. Was sie jetzt macht und wie es macht, das ist ihre Entscheidung. Man muss einen Weg finden. Man kann nicht immer alles klar trennen, zumal viele von ihren Freunden und Bekannten auch zu meinem näheren Umfeld gehören. Es müssen Lösungen gefunden werden. Welche, dazu kann ich nichts sagen, das muss sie entscheiden. Ob der eingeschlagene Weg der richtige ist, das kann weder ich noch sie sagen. Vielleicht sage ich in einem Jahr auch, dass es besser gewesen wäre, sich zu trennen oder sie sagt es. Aber für uns beide hängt da zuviel dran. Wir wollen das nicht so einfach wegwerfen. Wir wollen wieder eine Familie sein. Sie möchte die Situation auch mit ihren Freunden und Bekannten klären. Was dabei letztendlich rumkommt, ist auch noch offen. Es wird ein Mittelweg beschritten werden zwischen Altbekanntem und dem Neuem. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt. Hellseher ist ja niemand von uns und so kann auch niemand sagen, ob die Entscheidung, die gerade erst gefallen, gut oder schlecht war.


Jetzt habe ich eine Menge geschrieben. Aber ich denke, dass vieles davon wichtig ist. Ich freue mich, dass wir jetzt wirklich miteinander reden, denn das ist es, was ich mir von meiner Forumsteilnahme erhofft habe.

Einen schönen Tag.
Etienne
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  #204  
Alt 18.11.2002, 14:15
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Hallo Etienne,

dass hört sich doch schon sehr viel besser an. :-) Selbsthilfegruppen sind, glaube ich, eine gute Sache. Wenn man die "Gruppensituation" nicht mag, gibt es auch oft Beratungsstellen für Krebspatienten und Angehörige. Ich hatte schon zwei solcher Gespräche und fand es sehr hilfreich. Man kann einfach einen Termin machen, wenn man das Bedürfnis hat zu reden.

Das Problem ist glaube ich, dass Deine Freundin selbst nicht weiß/wuste was mit ihr los ist. Wie denn auch?
Ich hatte auch das Gefühl, dass alle von mir Erwarten den Überblick über die Situation zu haben und noch allen zu sagen wie sie sich verhalten sollten. Aber dass wuste ich ja selber nicht.

Egal was man macht es ist falsch und weil man nichts weiß, macht man einfach gar nichts und wartet. So hat sich meine Freundin auch verhalten. "Sie kann sich ja melden wenn sie was will". Das war ihre Einstellung. Ich konnte auch nur sagen, dass mir ihr verhalten nicht "past", aber was ich statt dessen erwartet hätte, konnte ich damals nicht sagen. Ich habe dann später das Gespräch gesucht und wollte auch bloß erklären was mit mir los war. Ein halbes Jahr später sieht man einiges klarer. Sie ist dann leider gleich auf "Angrif ist die beste Verteidigung" gegangen und hat mir Sachen gesagt, die man besser nicht aussprechen sollte. Dabei wollte ich ihr gar keine Vorwürfe machen, ich wollte auch bloß die Situation klären.

Hoffentlich habt ihr "bessere" Freunde. Ansonsten ziehen einen solche "Aussprachen" nur noch mehr runter.

Ich weiß jetzt jedenfalls alles was ich gebraucht hätte, war jemand, der einfach da ist und zuhört und keine Kommentare oder Ratschläge abgibt. Jemanden zum weinen, wenn man weinen will und zum lachen, wenn man lachen will. Ganz einfach. Aber unerfüllbar.

Lieben Gruß Tanja
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  #205  
Alt 18.11.2002, 22:41
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Hallo, Etienne,
danke erstmal, dass Du etwas über Euch geschrieben hast.
Ich habe gerade mal unter dem Namen der Krankheit Deiner Freundin nachgesehen, was das überhaupt ist. Als ich aggressive Krebsart gelesen habe, hat mich das schon erschreckt. Und dann fiel mir auf, dass sich ja genauso Deine Freundin über diese Krankheit informiert hat. Und sie ist davon betroffen. Was meinst Du, wie es ihr dann ging? Karussell im Kopf. Da überlegt man nicht jeden Schritt. Da macht man einfach Sachen. Wer weiss, ob das morgen noch geht? Und andererseits total am Ende, weil der Mann und die Kinder da sind. Man hat Angst, sie zu verlieren. Wie soll das denn weitergehen? Meinst Du nicht, dass da ein paar Auszeiten okay sind? Ich habe den Eindruck, dass Deine Frau jetzt allmählich wieder zuversichtlicher ist. Weil sie ruhiger überlegen kann. Du schreibst, dass sie tagelang weg war. Vielleicht war sie einfach irgendwo am Strand in einem Hotel und hat sich ausgeruht. Kann doch sein, oder? Vielleicht erzählt sie es Dir irgendwann.
Irgendwie habe ich den Eindruck, dass sich Eure Situation zu Hause seit Du begonnen hast, hier zu schreiben, zu heute gebessert hat, oder? :-)
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  #206  
Alt 20.11.2002, 13:11
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Ich habe heute durch Zufall einen Spruch gefunden: Trost und Rat sind oft die Abwehr eines Nichtbetroffenen gegen das Leid eines Betroffenen.(Ludwig Marcuse) Vielleicht stimmt er nicht in jedem Fall oder auch nicht so extrem, aber ich denke, zumindest ein Körnchen Wahrheit steck da schon drin. Oder?
Allen einen schönen Tag!
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  #207  
Alt 20.11.2002, 14:49
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Hallo Etienne,

ich habe nochmal nachgedacht. Deine Freundin steckte im ersten Jahr mit Zwillingen, dann kam der Krebs. Der stress beider Situationen für sich genommen kann zu Depressionen oder anderen psychischen Erkrankungen führen, das ist ja nun wirklich nicht ungewöhnlich. Beides zusammen? Deine Freundin sagt ja selbst sie weiß nicht was mit ihr los ist. Anstatt ihr zu sagen sie hat ihre Freunde vor den Kopf gestossen und sie müste sich anstrengen sie wieder zu bekommen, sollte man vielleicht erstmal kucken wie man Deiner Freundin helfen kann. Ich glaube kaum das sie "Launen" hatte, aber wohl ernste Probleme?

Weist Du es ist so typisch, man bittet die "gesunden" um Hilfe und Rücksicht und am Ende ist es wieder der "kranke", der die meiste Rücksicht anehmen muß.

Du bist zu Deiner Freundin gegangen und hast um Verständnis für eure Freunde gebeten. Hast Du das andersrum eigentlich auch gemacht? Ich meine eure Freunde hätten nur die eine Aufgabe, sich mit Deiner Freundin und ihrer Krankheit außeinander zu setzen und auch mal unverständliche "Launen" auszuhalten. Deine Freundin muste die Angst ertragen, durch die Therapie, jetzt zurück ins "Leben", nebenbei sich noch um Zwillinge kümmern und sorgen, sie hätte Dich fast verloren, sie hat viele Freunde verloren und da sind bestimmt noch tausend andere Sachen, die sie belasten. Jetzt mal ehrlich für wen ist es wohl leichter den ersten Schritt zu machen? Ich sage nicht, dass Deine Freundin gar nichts dazu beitragen soll, aber sie verdient wohl etwas unterstützung.

Du weißt ja, soll kein Angriff sein, nur ein Denkanstoß.
Gruß Tanja
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  #208  
Alt 20.11.2002, 22:41
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Ganau so dachte ich auch.
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  #209  
Alt 01.12.2002, 19:51
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TV-Tipp: Dokumentarfilm über das Tabu Sterben


Montag, den 09.12.2002, auf 3SAT


23:50 Old Choi´s Film
Dokumentation
Bin Chuen Choi, Student an der Universität der Künste in Berlin, hat bei Besuchen in Hongkong schon immer Aufnahmen von seinem Vater gemacht. Als er erfährt, dass der Vater Krebs im fortgeschrittenen Stadium hat, beschließt er, möglichst viel Zeit mit ihm zu verbringen. Die letzten sieben Wochen bleibt er mit seiner Kamera bei Old Choi und kommt ihm in dieser Zeit noch einmal sehr nah. Der sehr persönliche und sensibel beobachtende Film ist ein stilles und bewegendes Dokument des Zerfalls und Sterbens eines nahestehenden Menschen. Bin Chuen Choi wurde dafür bei den Kurzfilmtagen Oberhausen 2002 mit dem 3sat-Förderpreis (ex aequo) ausgezeichnet.
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  #210  
Alt 20.12.2002, 20:19
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Standard Dokumentarfilm über das Tabu Sterben

LEBEN IST... Eine Sammlung von Versen
**************************************************

Es mag einem auf den ersten Blick seltsam erscheinen, dass jemand hergeht und ganz bewusst Sterbeanzeigen in Zeitungen liest.
Maria R. tat solches, als sie an Brustkrebs erkrankte und sich in dieser Phase auch mit dem Tod auseinandersetzte.Dabei stellte sie fest - auch dies zunächst eine paradoxe Erfahrung - , dass die Lektüre der in den Anzeigen formulierten und zitierten Gedanken und Verse bei ihr durchaus nicht Dunkelheit und Depressivität auslösten, sondern, wie sie selbst sagt, "Mut zum Leben machten."
Für Maria Reininghaus war die Konfrontation mit dem möglichen Sterben ein neuer Impuls zum Leben.
Sie lebt seither bewusster als vorher, geht mit sich selbst, mit mitmeschen und Dindgen anders um.
Die in den Traueranzeigen gefundenen Kurztexte hat sie gesammelt und daraus ein kleines Büchlein gemacht.

Unter dem Titel: "Leben ist..." verbirgt sich eine echte Fundgrube an bemerkenswerten und bedenkenswerten, klugen und tröstlichen, hoffnungsvollen und weisen Gedanken über die Existenz der Menschen.
Man stösst auf Worte von Dichtern wie Rilke, Hesse, Fontane, Thomas Mann oder Goethe, findet Aussprüche von östlichen wie westlichen Denkern und nicht zuletzt Verse aus der Bibel, dem ursprünglichen Buch des Lebens.
Ein reicher Quell für jeden Tag, Anstoss und Anregung zu einem Überdenken des Gewohnten, zu einem tiefen Eindringen in das Sein und zu einem neuen Verstehen.
Und immer wieder eine Aufforderung zum Leben.
So wie der als Motto der Sprüche-Sammlung vorangestellte Satz von John Lennon es vortrefflich ausdrückt: "Leben ist das, was einem passiert, wenn man andere Pläne hat."

Rezension: Arndt Krödel, Zeitschrift Signal-Leben mit Krebs/

Titel: Leben ist... Eine Sammlung von Versen
257 Seiten
9.80 Euro + Porto
Bestelladresse: Maria Reininghaus, Kastanienweg 11, 40822 Mettmann
e-Mail: maria.reininghaus@gmx.de
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