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  #1  
Alt 04.02.2010, 12:38
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Nephy Nephy ist offline
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Standard Es macht alles kaputt...

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Geändert von Nephy (26.01.2011 um 19:04 Uhr)
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  #2  
Alt 04.02.2010, 13:21
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caitlin caitlin ist offline
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Standard AW: Es macht alles kaputt...

Liebe Nephy,
was Du beschreibst, ist ganz normal, dass ist auch bei uns Angehörigen nicht besser. Allein das Wort Krebs ist ausreichend...plötzlich findest Du Dich in einem Riesenscherbenhaufen wieder... Freunde meiden Dich... Arbeitskollegen sind nur auf den eigenen Vorteil bedacht.... Schwäche zeigen macht angreifbar.

Und dennoch, vielleicht versuchst Du es mal wie mein Schatz: er ist von Anfang an offensiv damit umgegangen, zwar ist er inzwischen Rentner, aber das war sowieso geplant (Altersteilzeit). Weil er zu Hause nicht ganz zufrieden war, hat er sich einen 400 € Job gesucht, hatte diesen 3 Wochen, als klar wurde, dass der ganze Chemoschxxx wieder losgeht. Gott-sei-Dank zieht sein Chef mit und er kann den Job trotz Chemo weiter machen, auch wenns manchmal schwer fällt, gibt es ihm doch Ermutigung. Okay, mit Glück kann mein Schatz eine ganz normale Lebenserwartung haben, andrerseits kann auch zu jedem Zeitpunkt ein Zweitkrebs dazukommen und, und, und....

Trotzdem mit Deiner ausweglosen Situation nicht vergleichbar.- Aber warum willst Du denn unbedingt Karriere machen, für wen denn??? Hast Du keine Chance auf EU Rente und damit die Möglichkeit, die Dir verbleibende Zeit zu genießen???? Und Ärzte sind keine Hellseher, schau einmal bei Birgit4, die müßte schon seit mehreren Jahren im Regenbogenland sein.... Also ich an Deiner Stelle würde versuchen, diese Prognose auszublenden und aus jedem Tag das Beste zu machen. Soviel wie möglich lesen, genießen, bis zum letzten Augenblick!!!! Wenn wir hier Dir dabei helfen können, sind wir gerne da. Aber auch als Schultern zum Anlehnen.... Vielleicht solltest Du zur besseren Krankheitsbewältigung auch mal Kontakt zu einem Psychoonkologen (oder umgekehrt??) suchen.
Alle guten Wünsche für Dich
Caitlin
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Alles Liebe
Caitlin
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  #3  
Alt 04.02.2010, 13:35
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Nephy Nephy ist offline
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Standard AW: Es macht alles kaputt...

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Geändert von Nephy (26.01.2011 um 19:05 Uhr)
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  #4  
Alt 04.02.2010, 13:46
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caitlin caitlin ist offline
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Standard AW: Es macht alles kaputt...

Was ein Sch.... Dabei brauchst Du gerade jetzt jemanden, der Dir Halt gibt: Verdammt schwer, einen Weg daraus zu finden. Irgendwie weiß ich auch keinen richtigen Rat, ich kann Dir nur meine Schulter und mein offenes Ohr anbieten....
Ich selbst könnte derzeit ohne dieses Forum, meine Therapeutin und meine Antidepressiva auch nicht weiter....
Alles Liebe
Caitlin
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Alles Liebe
Caitlin
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  #5  
Alt 04.02.2010, 14:15
Andorra97 Andorra97 ist offline
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Standard AW: Es macht alles kaputt...

Hallo Nephy,
ich denke diese Phasen machen alle erst einmal durch. Angehörige und Betroffene.
Mein Mann hat auch so eine Diagnose wie Du. Statistisch hat ein Glioblastom eine Prognose von 2 Jahren. Jetzt hat er schon eins hinter sich...

Die Frage ist aber doch: Was möchte ich von meinem Leben? Möchte ich - wenn ich denn die 5 Jahre nur habe - diese 5 Jahre damit verbringen vor der Wahrheit davon zu laufen?

Die meisten sagen einem dann immer: "Genieß' Dein Leben solange es noch geht." Tja, das ist gar nicht so einfach.
Wie genießt man sein Leben, wenn man dauernd diesen Gedanken im Kopf hat, dass man nur noch wenig Zeit hat? Dass einem die Zeit immer weiter davon rennt?

Und was kann man tun um sein Leben zu genießen? Ist es die große Weltreise? ist es Party mit Freunden, noch mal eine neue Liebe oder oder oder?

Oder ist es einfach nur ganz normal leben. Ruhig und alltäglich?

Wir selbst kommen immer mehr zu dem Schluss, dass es das Alltägliche ist, was uns das Leben genießen lässt. Nachmittags bei einem Kaffee zusammensitzen und über die Kinder reden. Draußen Holz für den Ofen spalten, Geige lernen, ab und zu in Urlaub fahren...

Bei uns ist die Diagnose jetzt etwas über ein Jahr her. Und irgendwo kommt man doch wieder in ein "normales" Lebensgefühl. Es hat lange gedauert, aber seit ein paar Monaten denken wir nicht mehr ständig an den Krebs. Vorher war er immer in unserem Denken, egal was wir machten.

Und irgendwo schöpft man auch wieder Hoffnung, auch wenn man sich im Unterbewusstsein natürlich klar darüber ist, dass es eine trügerische ist.
__________________
Einen schönen Tag wünsche ich euch!
Nicole

Mein Mann: NHL Diagnose 31.10.2007 / Glioblastom Diagnose 31.10.2008
Zur Zeit geht es uns gut.
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  #6  
Alt 04.02.2010, 14:38
Benutzerbild von Desi
Desi Desi ist offline
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Standard AW: Es macht alles kaputt...

Hallo Nephy!
Hab deinen Eintrag gerade gelesen. Es tut mir sehr leid, das auch du, schon in so junge Jahren mit so einer schlimmen Diagnose konfrontiert wirst.

Aus deinen Zeilen meine ich zu lesen, das du ein sehr perfektionistischer Mensch bist. Du hast Ziele in deinem Leben, möchstest beruflich was erreichen.
Und dann kommt wums von heute auf morgen so eine Diagnose die alles ins Wanken bringt.
Ich finde es gut, das du trotz allem deine Ziele nicht aus den Augen verlierst. Das ist nicht unwichtig.
Aber auf der anderen Seite setzt man sich oft auch selber so ein bisschen unter Druck.
Zu der Aussage der Ärzte, "5 Jahre zu leben" geh bitte nicht nach solchen Aussagen. Es sind vielleicht Richtwerte, Statistiken. Aber jeder Mensch und jeder Krankheitsverlauf ist anders.
Du hast geschrieben das dein Wächterlymphknoten entfernt wurde. Hast du sonst noch irgendwelche Therapien bekommen? Bist du zur Zeit noch in Behandlung?

Hmm, also ich glaube schon das ein grosser Druck auf dir lastet, weil ja z.b auf deiner Arbeitsstelle von deiner Erkrankung weiss. Vielleicht gibt es ja dort eine Person, der du vertraust, mit der du dich gut verstehst, vielleicht kannst du ja damit anfangen und dieser Person davon erzählen.
Sich mitteilen, die "Last" loszuwerden, hilft oft schon ein bisschen.

Tja, dein Freund scheint ja im Moment nicht so eine grosse Stütze für dich zu sein, hast du den sonst noch jemanden in deinem Familien oder Freundeskreis dem du deine Gedanken anvertrauen kannst?
__________________
In Liebe Daddy geb. 27.02.54 gest. 08.02.2008
Du wirst für immer in meinem Herzen sein.

Geändert von Desi (04.02.2010 um 14:41 Uhr)
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  #7  
Alt 10.04.2010, 16:20
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Blauerschmetterling Blauerschmetterling ist offline
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Standard AW: Es macht alles kaputt...

Hallo Nephy,

Dein Gefühlschaos ist für jeden von uns nachvollziehbar. Allein das Wort "Krebs" reicht aus, um sich in den Verstand des Patienten einzunisten und ihm damit die Würde zu nehmen. Krebs ist wie ein Stein, den man auf einen spiegelglatten See wirft. Dort, wo der Einschlag ist, tut es irre weh, aber die Kreise, die dieser Stein verursacht, gehen ganz schön weit.

Die Diagnose Brustkrebs ließ mich trotz erfolgreicher Operation und Strahlentherapie in ein tiefes Loch fallen. Ich fühlte mich sogar wohl darin, denn ich fühlte mich in diesem Loch sicher, unangreifbar und geschützt. Doch aus Erfahrung kann ich sagen, je öfter man in dieses Loch fällt, desto schwieriger wird es, dort wieder heraus zu kommen. Und irgendwann will man heraus, denn alles grübeln bringt uns nicht weiter. Dieses "neue" Leben aufzubauen ist sicher nicht einfach. Ich versuchte ebenso wie Du, meine Gedanken und Gefühle aufzuschreiben und es half mir nach einiger Zeit wirklich. Ich kann Dir also nur empfehlen, auch daheim, für Dich, Deine Empfindungen schriftlich festzuhalten.
Vielleicht findest Du, wie ich, zu einer anderen Lebenseinstellung. Nicht von heute auf morgen, Du wirst langsam daran arbeiten.
Schaffe Dir ersteinmal Inseln der Ruhe, Du brauchst viel Kraft. Denke an Dein Wohlergehen, beanspruche kleine Freiräume und versuche den Sonnenaufgang aus einer anderen Perspektive zu erleben, dass Du Dich wieder an kleinen Dingen erfreuen kannst.
Vor allen Dingen rede, rede über Deine Erkrankung. Das hilft Dir den inneren Druck langsam abzubauen. Deinen Chef solltest Du auch umgehend informieren, macht er sich doch falsche Gedanken über Dich. Ich würde das auch vorbeugend tun, falls eine Anschlussbehandlung oder Reha notwendig ist. Sicherlich wirst Du so manchen mitleidgen Blick auffangen, doch man wird Dich mit ganz anderen Augen betrachten.

Natürlich kann ich Dir nicht sagen, was Du machen solltest, ich kann Dir nur raten. Finde heraus, was für Dich am besten ist.

Eines weiß ich aber sicher, Patienten, die nicht über ihre Krebserkrankung reden, leiden entsetzlich. Ich bin "Grüne Dame" in unserer Uni-Klinik und ich betreue dort die Patienten in der Hautklinik. Patienten, die es endlich schafften über ihre Krebserkrankung zu reden, fühlten sich anschließend erleichtert. Womöglich kann man besser mit einer fremden Person reden, als mit einem Angehörigen. Einem Angehörigen gegenüber erzählt man vielleicht nicht alles, was einen belastet, um ihn zu schonen. Angehörige stehen dieser Situation oft hilflos gegenüber und sie leiden manchmal wie der Erkrankte selbst.

Du bist noch sehr jung und hast Deine Pläne für die Zukunft. Halte daran fest. Ich habe hier im Forum von vielen verzweifelten Kämpfen gelesen, die letztendlich gewonnen wurden. Und die medizinische Betreuung entwickelt sich immer weiter.

Das Leben hält so viel Schönes für Dich bereit. Greife zu!

Liebe Grüße und viel Kraft
Anneli
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