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  #1  
Alt 31.08.2003, 17:51
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Hallo,
ich brauche einen Rat von Angehörigen.. Wie kann man jemandem, der nicht so recht will wieder motivieren? Meine Mama hat met. BK, seit Jahren "manage" ich ihre Erkrankung. Das heißt ich gucke im Netz welche Therapien sie bekommt, suche nach Alternativen, Spezialisten, zusätzlichen Therapien etc. Sie mußte sich eigentlich nie so richtig mit ihrer Erkrankung auseinandersetzen.. wollte sie auch gar nicht.. Jetzt ist sie nach einer Operation schon seit Monaten bettlägerig, sagt immer sie kann nicht, ist schwach etc. Die Ärzte jedoch sagen sie könne, sie müsse nur wollen!! Sie sagt auch, daß sie will! Aber sie wäre halt zu schwach. Ihrer Ansciht nach gibt sie sich auch Mühe. Ich sehe aber, daß sie sich diese nicht gibt. Selbst Haare kämmen ist ihr zu viel, an alles muß man sie erinnern und sie sagt nur : Ja ja...
Was sollen wir nur tun? Alles Erdenkliche wird von mir, meinem Mann und meinem Vater getan. Sie ist außerdem von kurzem erst Oma geworden. Ich verstehe nicht, daß sie sich so hänegen läßt. Sie war allerdings noch nie der Typ , der auch mal die Zähne zusammen beißt. " Alles ist schrecklich"
Wir haben versucht sauer zu sein, traurig zu sein, wütend zu sein. Alles prallt an ihr ab. Durch das viele Liegen kann sie nun kaum noch aufstehen, das Becken ist schon verzogen und die Atmung macht Probleme.. Ich weiß nicht weiter. Der Arzt sagt wir sollen sie härter ran nehmen sonst sehe er schwarz. Aber wie??
Habt Ihr Ideen bzw wie macht Ihr das?? Meine Mutter bedeutet mir soo viel. Die ganze Situation nimmt mich völlig gefangen.
Liebe Grüße
Julia
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  #2  
Alt 01.09.2003, 09:07
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Hi Julia,

naja, "härter ran nehmen" ist ein bisschen brutal ausgedrückt, denn einen kranken Menschen zu etwas zu zwingen, das er zwar will aber nicht mehr tun kann, weil ihm die Kraft dazu fehlt, ist ein schwieriges Ziel. Kommt halt auch auf den Typ Menschen an, ob derjenige vielleicht schon immer einen "Kick" von Aussen gebraucht hat, um wieder auf die Beine zu kommen, oder ob er es vielleicht jeweils lieber selber geschafft hat.

Es ist ein scheinbar auswegsloser Weg, jemanden der so sehr leidet, wieder aufzumuntern und ihm Kraft zu geben. Das Leid umhüllt ihn manchmal so sehr, dass er sich für nichts anderes mehr zu interessieren vermag. Du kennst es vielleicht von dem Leid eines Zahnschmerzes, welcher Dich so plagen kann, dass Du dabei keinen klaren Gedanken mehr fassen kannst, und Dich dabei Deine ganze Umgebung nur noch als pure Nebensächlichkeit erscheint. - Bei Krebs (bin selber auch Krebsbetroffene) kann es eben so tief gehen, dass es eine Gradwanderung ist zwischen Selbstmitleid und Hoffnungslosigkeit, und nur zwischendurch mal kleinen Lichtblicken.

Aber jene kleinen Lichtblicke sind eigentlich die wahren Aufsteller, die helfen können. Man muss sie nur finden.
Jetzt kannst Du Dich natürlich schon fragen, WAS Deine Mutter denn noch "aufstellen" könnte, wenn sie sich nicht mal richtig darüber freuen kann, wenn sie Oma geworden ist. - Vielleicht ist ihr das aber nicht Motivation genug?
Weisst Du, was Deine Mutter wirklich will, was sie sich wünscht? Hast Du sie danach gefragt? Vielleicht wird sie Dir als erstes sagen, dass sie nur noch gesund werden möchte, denn das wird ihr einziges Anliegen sein, wieder ihre eigene Existenz zu haben im Augenblick.
Vielleicht wird sie Dir aber auch von Dingen erzählen, die sie noch gerne machen würde? Kleine Träume? Kleine Wünsche?
Vielleicht kannst Du sie "locken" mit Hobbies, die sie schon immer hatte?

Nimm jenes, was Deine Mutter schon immer gerne getan hat, oder jenes, was sie sich schon immer mal gewünscht hat. Damit hast Du Chancen, damit hat Deine Mutter Chancen. Begeistere sie mit Dingen, die sie mag, indem Du es ihr "vorlebst". Stecke sie an, bringe sie zum Lachen. Lenke sie von ihren trüben Gedanken zwischendurch ab. Auch wenn es nur kleine Dinge sind, so können sie kleine "Aufsteller" sein, die ein bisschen Hoffnung bringen.
Ich weiss es aus meiner eigenen "Erfahrung". Es waren nicht die "klugen Worte" oder "hartes Rannehmen", was mich aufgestellt hatte.
Nein, es war die Erfüllung eines persönlichen Lichtblickes von mir, ein Ernstnehmen dessen. Das gab Hoffnung.

Ich grüsse Dich ganz herzlich und alles Liebe für Deine Mutter, gell?

Die "krasse" Brigitte
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  #3  
Alt 01.09.2003, 18:07
Tanja H. Tanja H. ist offline
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Hallo Julia,
stimme Brigitte(wie schon oft) zu!
Eins fällt mir aber auch noch dazu ein. Du schreibst es selbst: du managst seit langer Zeit alles für sie...daran kann man sich natürlich gewöhnen. Eure Famiele nimmt ihr alles ab, was natürlich toll und oft auch notwendig ist oder war. Deine Ma hat es vielleicht auch ein wenig verlernt, selbst etwas in die Hand zu nehmen. Da müßt ihr sie langsam dran gewöhnen. Z.B.:
Mama, kämm dir schon mal die Haare, ich hol grad deine Schuhe und dann fahren wir zu deinem Enkelkind....!
Oder etwas in der Art!
Wünsch euch viel Erfolg und alles Gute
Grüße Tanja
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  #4  
Alt 01.09.2003, 21:44
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Hallo Julia,

zunächst möchte ich vorausschicken, dass ich aus der Sicht als selbst Betroffene und auch als Angehörige (inzwischen Hinterbliebene) schreibe.

Bei Deinem Satz: "Wir haben versucht sauer zu sein, traurig zu sein, wütend zu sein." habe ich mich sofort gefragt:
Was ist mit Liebe, Verständnis und Geduld ??
Kann es sein, dass Du Deine Mutter (gut gemeint) überforderst?
Du schreibst, was Du von Deiner Mutter möchtest bzw. von ihr erwartest, aber: was möchte DEINE MUTTER?

Bitte verstehe das jetzt nicht als Kritik an Deiner Fürsorge. Ich verstehe sehr wohl Deine Ängste und Sorgen. Nur, was ist mit den Ängsten und Sorgen Deiner Mutter? Während der Betreuung meiner Ma bin ich damit am besten gefahren, dass ich auf sie eingegangen bin, ihr zugehört und alle machbaren Wünsche erfüllt habe.

Liebe Grüsse und Euch allen alles Gute
Gabi
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  #5  
Alt 02.09.2003, 12:56
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Liebe Julia, ich bin als Betroffene sehr traurig über Deinen Beitrag geworden. Ich verstehe ihn so, dass Deine Mutter nur "ja" und "ich will ja" sagt, um DICH zu beruhigen. In Wirklichkeit scheint sie gehen zu wollen. Sie stellt ihre eigenen Bedürfnisse für DICH hintenan und muß sich dafür auch noch "wütend und sauer" behandeln lassen.
Ich weiß von einem anderen Fall, dass die Familie das dann irgendwann akzeptiert hat. Sie haben sich zu ihrer Mutter ans Bett gesetzt und sich mit einem Glas Sekt für die wunderschöne Zeit und ihre Liebe bedankt. Sie haben gesagt, dass sie jede ihrer Entscheidungen akzeptieren werden, auch die, wenn sie gehen (sterben) möchte. 2 Stunden später war die Mutter in vollkommener Ruhe, ohne Verkrampfungen, im Kreise ihrer Familie eingeschlafen.
Manchmal denke ich, dass Angehörige mit ihren "du mußt doch wollen" Erwartungen das LEIDEN verlängern, aber leider nicht das Leben. Nimm es bitte nicht als Kritik, sondern als Denkanstoß. Für die Zurückgebliebenen ist eine solche Entscheidung der Betroffenen, zu gehen, immer schlimm und oft nicht nachvollziehbar, aber müssen wir die Betroffenen deshalb leiden lassen? Ich umarme Dich und wünsche Dir viel Kraft!! Karin
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  #6  
Alt 02.09.2003, 13:26
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Hallo Julia !

Ich bin auch Betroffene und Hinterbliebene
und kann mich nur voll hinter Karin stellen .
Die Angehörigen sollten wirklich ihren lieben Kranken
die Entscheidung (egal in welche Richtung) überlassen .
Loslassen ist das Zauberwort .

Das sollte keine Kritik sein , vielleicht eine kleine Hilfe .
Weiterhin viel Kraft für Dich
biba
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  #7  
Alt 03.09.2003, 11:32
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Hallo Julia,

ich habe mittlerweile beide Elternteile verloren. Kurz nach dem Tod meines Vaters vor 6 Jahren erkrankte auch meine Mutter an Krebs. Ich habe als einzige Tochter alles versucht, sie aufzumuntern und "anzutreiben" gegen diese Krankheit zu kämpfen.

Heute 6 Monate nach ihrem Tod sehe ich meinen Fehler ein. Laß sie los, sie soll für sich selber entscheiden und unterstütze sie in ihrer Entscheidung. Das ist der einzige Tip den auch ich Dir nur geben kann. Vieleicht verstehst Du es im Moment noch nicht, aber irgendwann wirst Du es verstehen.

Ich wünsche euch alles Gute. Heike
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  #8  
Alt 03.09.2003, 14:30
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Hallo,
vielen Dank für Eure Einträge. Bin etwas verwirrt über manchen Eintrag! Ist meine Frage soo schlecht rüber gekommen??
Daß ich meine Mutter natürlich mit viel Liebe und Verständnis unterstütze versteht sich von selbst, das brauchte ich gar nicht zu erwähnen. Ebenso bin ich ihr, wann immer sie will ein Gesprächspartner. Fakt ist, daß ihr Zustand medizinisch gesehen und allgemein eigentlich so gut ist , daß sie wieder auf die Beine kommen könnte. Ich wollte lediglich Tips haben, wie wir sie dabei unterstützen können. Ich weiß, daß man sich auch irgendwann damit auseinandersetzen muß, daß es vielleicht nicht mehr wird. Aber bitte, meine Mutter ist 62! Sie will leben! Findet nur im Moment nicht den richtigen Weg sich mit ihrer Situation zu arrangieren. Hier ist doch nicht die Rede von:gehen lassen sondern von: wie wieder Kraft und Hoffnung schöpfen!
Eure Meinungen kann ich teilweise nicht nachvollziehen. Man kann doch nicht jemanden aufgeben bloß weil er sich zur Zeit offensichtlich selbst im Weg steht und zu sich selbst finden muß.
Schließlich gibt es doch genügend andere Krankheitsbeispiele wo Patienten irgendwann den berühmten "Klick" hatten.
Außerdem halte ich mich immer an den Satz:
Die Hoffnung stirbt zuletzt!!
Liebe Grüße
Julia
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  #9  
Alt 03.09.2003, 15:24
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Liebe Julia, Deine Mutter tut mir in der Seele leid.
Du verwechselst loslassen mit aufgeben. Loslassen bedeutet, die freie Wahl uneingeschränkt bei Deiner Mutter zu lassen und jede ihrer Entscheidungen zu akzeptieren. Dabei ist es verständlich, wenn Du ihr immer wieder Angebote machst, was man unternehmen könnte. Aber doch nicht mit sauer und wütend verbunden!!! Liebe ist das Zauberwort!! Verständnis!!! Und davon scheinst du mir viel zu wenig zu haben - deshalb kannst Du auch unsere Meinungen nicht nachvollziehen. Und das Alter spielt schon gar keine Rolle. Meine Mutter wollte mit 44 nicht mehr leben und ist am Krebs gestorben - ich weiß, wovon ich rede. Und auch meine Oma wollte nicht mehr - Punkt mit der Diagnose hat sie sich ins Bett gelegt und ist nicht mehr aufgestanden - 5 Wochen später war sie tot! Sie wollte nicht gepflegt werden!! Dabei hatten ihr die Ärzte noch 2 Jahre gegeben!!
Und bis zur Diagnose war sie eine resolute und taffe Frau, mit beiden Beinen im Leben stehend. Selbst die Urenkel als Kleinkinder und ich hochschwanger haben sie nicht davon abgehalten, gehen zu wollen. So taff wie im Leben war sie eben auch im Tod. Wir haben das akzeptiert - und geheult wie die Schloßhunde!! Akzeptieren heißt nicht aufgeben - sprich doch einfach deine Mutter mal darauf an, ob sie gehen will, aber ich nehme an, da hast du Angst vor der Wahrheit! Gruß Karin
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  #10  
Alt 03.09.2003, 16:07
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Hallo Karin,
auf den Spruch hab ich noch gewartet, daß ich zu feige sei.
Dein Eintrag ist eine Unverschämtheit! Ich dachte dieses Forum sei zum Austausch und nicht um sich runterzuziehen ! " Deine Mutter tut mir in der Seele leid", wofür bitte hälst Du Dich???
Durch ein,zwei Einträge scheinst Du meinen Charakter zu kennen.. Interessant! Schon mehrmals habe ich meine Mutter gefragt, ob sie nicht mehr will, so feige bin ich also nicht!
Dir vielen Dank für die aufmunternden Worte!!
Julia
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  #11  
Alt 03.09.2003, 16:43
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Mädels,
ein Parade Beispiel für " Mißverständnisse und zwangsläufiges aneinander vorbei reden"
Ich persönlich habe Julias Schreiben so empfunden, dass ihre Mutter laut Ärzte könnte...gesund will ich gar nicht sagen.
Und das sie jetzt hier nach Ideen, Denkanstößen sucht um ihre Mutter zu motivieren. Das sie es natürlich vorrangig mit Liebe und Verständnis versucht, habe ich vorraus gesetzt, obwohl sie es nicht aufgezählt hat.
Andere lesen aus ihrem Schreiben ganz andere Dinge, nämlich das ihre Mutter icht mehr leben will.....
Wie auch immer es ist, wir können es nicht beurteilen.
Liebe Grüße Tanja
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  #12  
Alt 03.09.2003, 16:49
Tanja H. Tanja H. ist offline
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Hallo Biba,
muß dir Recht geben, dass die Entscheidung natürlich nur bei dem Betroffenem liegt, und das dann auch die Angehörigen loslassen müssen.
Mein letztes Posting war nicht auf dich bezogen. Nein, Nein!!

Wollte eigentlich sagen, dass ich es oberdoof find, dass sich Karin und Julia so angehen.
Liebe Grüße Tanja
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  #13  
Alt 03.09.2003, 17:51
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Liebe Tanja H. !

Du hast eine enorme Entwicklungsphase durchgemacht !
Das ist Anderen auch schon aufgefallen !

Liebe Grüsse
biba
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  #14  
Alt 03.09.2003, 18:29
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Hallo Ihr Lieben,

bitte nicht streiten. Guckt mal, es haben ja eh alle irgendwo recht.
Denn wenn sich ein Krebspatient so schlecht fühlt, und sowieso weiss, dass er eine sehr schlimme Krankheit hat, so steht ihm der Tod immer sehr nahe. Das "wollen" und "zulassen" schwebt die ganze Zeit um seinen Kopf herum, und je mehr er leidet, dann "schwebt" es eben auch um so mehr um ihn herum.
Hier als Aussenstehender zu beurteilen, ob der kranke Mensch tatsächich gehen möchte oder nicht, ist nicht so einfach, es sei denn, der Betroffene spricht es deutlich aus. Aber selbst wenn er es nicht ausspricht, so ist das "wollen" und "zulassen" trotzdem immer wieder da. Letzten endes wird er ja trotz allem von einem Mörder bedroht, und es ist ... naja, wie eine Entwicklungsphase, sich damit auseinander setzen zu müssen.
Das selbe bei mir, denn nur schon der Gedanke an meinen Krebs lässt "es" gleich wieder um meinen Kopf "schwirren". Doch freie Entscheidung: Ich kann kämpfen, oder eben auch nicht. Kampf muss jedoch nicht immer bedeuten, als Sieger davon zu kommen. Ich kann auch NICHT kämpfen, aber das bedeutet ebenfalls noch lange nicht, dass ich deswegen auch gleich verlieren werde.
Tatsache ist jedenfalls immer, dass die Krankheit das Leben irgendwie bedroht, und dieses Wissen ist auf jeden Fall da, ob ich nun will oder nicht.
Mögen manche vielleicht von mir denken, dass ich demnach sterben möchte, so sind sie im (kleinen) Irrtum, weil ich mich bloss bereits ein Stück damit arrangiert habe. Doch nach Aussen sieht es somit bloss so aus, als würde ich gerne "gehen".
Wisst Ihr, wie ich meine?

Aber das Leid kann natürlich so gross sein, die Zeit allenfalls da sein, dass der Wunsch zum "gehen" voll da ist. Hätte ich da jetzt eine Familie um mich herum, die dauernd mit mir schimpft, weil ich mich "gehen lasse" (oder wie immer man das auch nennen kann), so würde ich vielleicht eher Rücksicht auf meine Familie nehmen und ihnen erst gar nichts von meinem Wunsch des "gehen wollens" erzählen.
Darum meine ich, ist Offenheit schon wichtig, indem man auf den Krebspatienten eingeht und ihm Fragen stellt. Auf Fragen bekommt man in der Regel meistens Antworten. Da erfährt man seine Wünsche, da weiss man in etwa, wie man ihm helfen kann.

Auch das "loslassen" hat viele Gesichter (für Angehörige mein ich), denn man kann von einem MenschenLEBEN "loslassen", oder eben auch nur vom eigenem Willen, um den Willen des anderen zuzulassen.
Ich habe mir oft gewünscht, dass manche meiner lieben Leute von ihrem "verkrampften Wollen" losgelassen hätten, denn dann hätten sie mich nicht so unter Druck gesetzt. Dieses "verkrampfte Wollen" hat auch mehrere Seiten: Es ist oft ein Nicht-Wahrhaben-Wollen, und oft auch ein "Wieder-Ordnung-Habenwollen". Aber dieses ganze "Wollen" nützte mir überhaupt nichts. Wichtig war, was ICH wollte.

Vielleicht mag dieser Teil egoistisch klingen, doch ein Mensch, der mit einer tödlichen Krankheit ringt, dem ist meiner Meinung nach jeglicher Egoismus mal so richtig zu gönnen. Schliesslich geht es um sein Leben.
Dieser Egoismus muss aber nicht bedeuten, dass alle um ihn herum rennen müssen, dass ihm unbedingt jeder Wunsch von den Augen abgelesen wird. Es ist ein reiner Egoismus der Existenz, ein Egoismus über das eigene Leben. Da mögen manche Wünsche vielleicht dazu gehören, aber meistens sind es nur kleine Dinge.
Existenzdinge: Da-Sein, Lächeln, das Schöne sehen, keine negativen Dinge, noch etwas tun wollen, das einem Freude macht ...

Bitte nicht verwechseln mit "Verdrängen", ja? Krebs kann man kaum verdrängen. Er ist immer da. Er bedroht immer. Man muss sich eh irgendwie damit auseinander setzen. Irgendwann. So oder so. Aber das Leben - vielleicht das restliche Leben - besteht nicht nur aus Ärzten, aus Menschen die "wollen, dass man ...", aus Chemos und Spritzen, ... das Leben besteht - ganz besonders das restliche Leben - aus den schönen Dingen, auch wenn sie nur ganz klein sind.
Nicht wahr?

Somit sende ich Euch ein liebes Lächeln (grins!) und bis späterchen.
Grüsse von der
"krassen" Brigitte
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  #15  
Alt 03.09.2003, 19:54
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Liebe Biba,
wie du so schön sagst: Entwicklunsphase! Ja, so kann man es wohl nennen, vermutlich habe ich hier im KK verschiedene Phasen durchlebt. Erst mal Panik, Angst, Info's sammeln, alles war so fahrig und unruhig. Dann kam die große Trauer, reagierte mitunter sehr konfus, hilflos. Jetzt ist die Trauer stetig da, anders...verstanden und akzeptiert irgendwie. Jetzt denke ich anders über die Betroffenen, leider erst jetzt. Habe meine Antennen neu eingestellt, der Empfang ist jetzt besser...
Ich find es klasse, wie du auf mein Posting reagiert hast, weil ich auf keinen Fall wollte, dass du dich angesprochen fühlst, deswegen mein Anhang speziell an dich.
Vermutlich durch lebt jeder diese verschiedensten Phasen, sowohl Betroffener als auch Angehöriger.
Liebe Grüße Tanja
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