Schwerbehindertenausweis für Hausmann sinnvoll ?

[Bibu]

Hallo Ihr Lieben,

seit einigen Wochen bin ich stille Leserin in diesem Forum und habe viele nützliche Infos durch Eure Beiträge erhalten. Nun bin ich seit zwei Tagen auf der Suche zu einem Thema, was meinen Mann betrifft. Manches habe ich gefunden, manches nicht.

Vielleicht könnt Ihr uns helfen ?

Vorab kurz der bisherige Krankheitsverlauf:

Bei meinem Mann (47 Jahre) wurde Ende November 2006 Darmkrebs festgestellt. Nach Vorlage aller Untersuchungsberichte (Darmspiegelung, MRT, Sonografie und proktologische Untersuchung) haben sich die Ärzte im Krankenhaus dazu entschieden, dass vor der OP eine kombinierte Strahlen- und Chemotherapie gemacht werden soll. Diese fand über einen Zeitraum von 6 Wochen im Januar und Februar diesen Jahres statt. Während der ersten und fünften Woche der Strahlentherapie wurde die Chemo ambulant durchgeführt. Danach gab es einige Wochen Pause. Am 16.04.2007 wurde der Darmkrebs rausoperiert. Es wurden 40 cm Mast- und Dickdarm entfernt. Da der Krebs 7 cm vom Popoausgang entfernt lag, konnte der natürliche Ausgang erhalten bleiben. Für einen Zeitraum von ca. 8 Wochen hat mein Mann jetzt ein Ileostoma. Dies wird später wieder zurück verlegt. Mein Mann wurde eine Woche nach der OP aus dem Krankenhaus entlassen. Es geht ihm den Umständen entsprechend gut. Er hat noch Bauchschmerzen und ist sehr schnell schlapp und müde. Aber das ist so frisch nach der OP wohl normal. In Kürze beginnen neue Chemozyklen.

Nun zu unserer eigentlichen Frage:

Nach dem wir hier in einer norddeutschen Großstadt 1992 keinen Kindergartenplatz erhielten, hat mein Mann seinen Beruf (Maler- und Lackierer) aufgegeben und wurde Hausmann. Ich bin voll berufstätig und trage zu unserem Einkommen alleine bei. Eigentlich wollte mein Mann wieder arbeiten, sobald unser Kind alt genug ist. Es kam aber 2001 ein Herzinfarkt und nun der Darmkrebs dazwischen.

EU-Rente kann er nicht beantragen (danke für die Hinweise in anderen Berichten hier im Forum, waren in Bezug auf Hausfrauen sehr hilfreich).

Wir fragen uns nun, ob es Sinn macht, einen Schwerbehinderten-Ausweis für ihn zu beantragen. Die meisten Vorteile durch den Schwerbehinderten-Ausweis zielen ja auf berufstätige bzw. diejenigen, die bis zur Krebserkrankung voll im Berufsleben standen.

Was meint Ihr, sollen wir den Kampf im Papierdschungel dennoch aufnehmen oder lieber gleich sein lassen ?

Über Ratschläge und Tipps von Euch würden wir uns sehr freuen.
LG Sabine

[petra48]

Hallo Sabine,

wenn ihr verheiratet seid, bekommt ihr doch einen extra Steuerfreibetrag. Meines Wissens (bin aber nicht ganz sicher) gilt die auch in eurem Fall und müsste also bei der Jahres-Steuererklärung Berücksichtigung finden.
Außerdem bekommt man mit dem Ausweis viele Ermäßigungen.

Viele Grüße
Petra

[Bibu]

Hallo Petra,

vielen lieben Dank für Deine Antwort.

Ja, wir sind verheiratet und ich habe die Steuerklasse III. Ich dachte, dass eine weitere Steuerermäßigung aufgrund eines Schwerbehindertenausweises nur bei einem direkten Steuerzahler (ich meine, wenn der mit dem Schwerbehindertenausweis selber Steuern zahlt, z.B. einen für ihn möglichen Beruf ausübt) möglich wäre oder aber bei einer Haushaltshilfe. Letztere benötigen wir nicht, da ich es alles noch alleine schaffe.

Bei den ganzen Kosten durch die vielen Zuzahlungen ist aber jeder Euro, den man woanders sparen kann schon wertvoll. In Anbetracht einer eventuellen Steuerermäßigung bei der Jahressteuererklärung und der von Dir genannten anderen Ermäßigungen (Eintrittsgelder ?) werde ich nun den Kampf für meinen Mann aufnehmen. Bin auch schon am überlegen, ob wir den Antrag (habe ihn online ausgedruckt) nach dem Ausfüllen persönlich beim Versorgungsamt abgeben. Vielleicht sind die dortigen Sachbearbeiter/-innen ja nett und erzählen uns auch noch das eine oder andere.


Viele liebe Grüße
Sabine

[Regina_Beate]

Hallo, Sabine !

Du kannst den Steuerfreibetrag Deines Mannes bereits im laufenden Jahr auf
D e i n e Steuerkarte übertragen lassen, dann kommt Ihr direkt von Anfang an in den Genuss der Steuerermässigung und müsst nicht bis Anfang des kommenden Jahres warten.
Einfach die Steuerkarte vom Arbeitgeber zurückfordern und vom Finanzamt den Freibetrag auf Deine Karte eintragen lassen, dabei eine Kopie des Schwerbehindertenausweises nicht vergesssen.

Viele Grüße
Regina Beate

[Bibu]

Hallo Regina Beate,

auch Dir vielen lieben Dank für Deinen guten Hinweis. Daran hätte ich glatt nicht gedacht.

Den Antrag habe ich ausgefüllt und seit heute ist er mit der Post unterwegs. Wir sind nun doch nicht persönlich zum Abgeben gefahren. Mein Mann ist noch sehr schwach und es wäre eine sehr große Anstrengung für ihn.

Mal sehen, wie lange es nun alles dauert. Vermutlich wohl einige Wochen, so wie es an anderen Stellen im Forum zu lesen war.

Viele liebe Grüße
Sabine

[gewwi]

Hallo Sabine,
du kannst auch eine Befreiung von der Zuzahlung bei der Krankenkasse beantragen. Die 1% Regelung bekommt dein Mann, wenn er vom Arzt eine Bescheinigung hat, das er chronisch krank ist. Trifft bei Krebs nicht automatisch zu, aber da dein Mann ja auch herzkrank ist, sollte er sie bekommen.
Die Sachbearbeiter können euch auch ausrechnen, wie hoch die Zuzahlung im gesamten Jahr wäre (kommt auf das Einkommen an) . Diese kann man dann auf einmal im voraus zahlen und ist dann für den Rest des Jahres befreit. Hat uns doch ganz schön geholfen, da ja doch einiges zusammenkommt.Keine Angst, die Zuzahlung ist nicht sehr hoch.
Der Schwerbehindertenausweis ist sinnvoll nicht nur wegen der Steuer, sondern auch, je nach Grad der Behinderung, wenn man ein Auto hat. Du bekommst auch einen Ratgeber mitgeschickt, wenn du den Ausweis beantragst.
bis dann petra

[Elke55]

Hallo Sabine,

der Schwerbehindertenfreibetrag ist ein Jahresbetrag, also egal, ob Du ihn im März oder Oktober auf Deiner LSt-Karte eintragen lässt. Er wird immer auf die letzten Monate des Jahres aufgeteilt. Bei der ESt-Erklärung taucht er dann als gesamter Betrag auf.Da Du aber ja dann schon im Laufe des Jahres weniger LSt zahlen musstest, macht es dann bei der ESt-Erklärung nicht mehr so viel aus. Du kannst aber bei den aussergewöhnlichen Belastungen einen Pauschalbetrag für "Durch die Behinderung entstandene Fahrtkosten" eintragen (ich glaube 900,00 Euro). Ebenso für Dich die Kosten für Fahrten zur ambulanten Behandlung zu allen Ärzten, in Krankenhäusern, Apotheken. Anzusetzen sind die tatsächlichen Kosten, also Hin- und Rückfahrt (bzw. pro gef. Km. -,30 Euro). Der Nachweis ist erbracht durch Stempel der Praxis (es gibt bei den Krankenkassen kleine Heftchen, worin man sich dieses eintragen lassen kann), bzw. Quittungen der Apotheke. Zuzahlungen und Praxisgebühren kann man ebenso absetzen.

Dazu kommen noch evtl. andere aussergewöhnliche Belastungen. Muss Dein Mann in die Reha und Du musst ihn begleiten, kann das Euer Arzt "vor" Antritt bescheinigen. Diese Kosten, die Du dann evlt. selbst bezahlen musst, kannst Du ebenso bei den aussergew. Belastungen ansetzen.

All dies abzüglich der zumutbaren Eigenbelastung.

Ich hoffe, ich habe dies hier alles richtig wiedergegeben.

Deinem Mann wünsche ich alles Gute und weiterhin gute Gesundheit.

Liebe Grüsse

Elke

[Bibu]

Hallo Petra, hallo Elke,

auch Euch beiden herzlichen Dank für Eure Infos.

Vor Beginn der Strahlen-/Chemotherapie hatte ich mit der Krankenkasse die Fahrtkosten geregelt. Ich bat auch, dass man uns eventuelle Infos zukommen läßt. Wir bekamen lediglich zu den Fahrtkosten eine Antwort. Lief seinerzeit alles in schriftlicher Form. Was lerne ich daraus ? Wie teilweise auch bei den behandelnden Ärzten, nicht nur das anhören, was freiwillig gesagt wird, sondern immer wieder alles hinterfragen und sich Gedanken über zusätzliche Fragen machen und diese auch stellen. Desweiteren vielleicht künftig mehr persönlich oder am Telefon regeln. Betrifft natürlich nicht die Steuersachen und den Schwerbehindertenausweis. Dazu hätten die mir wohl auch nichts sagen können.

Bin sehr dankbar, dass es Euch alle hier im Forum gibt. Auch die vielen anderen Bereiche im Forum sind sehr hilfreich.

Den betroffenen wünsche ich alles Gute und den Angehörigen viel Kraft. Gebt alle zusammen nie die Hoffnung auf.

Liebe Grüße
Sabine