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  #1  
Alt 14.11.2012, 03:10
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Katzensprung Katzensprung ist offline
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Standard Wenn die Kranke leugnet

ich denke hier im Angehörigen-Forum finde ich Gehör und gleich- Betroffene...

Meine Mutti (68) leugnet, dass ihr Nierenkrebs nicht heilbar ist.
Sie spricht darüber, wenn sie wieder ihre Haare hat und in zwei Jahren das Konzert ihres Chores wieder mitsingen kann... Ich stimme nur zu, sicher wird sie wieder singen in ihrem Chor.
Wir lachen immer viel, über Kleinigkeiten, ich mache es albern.

Natürlich weine ich. Aber nicht vor ihr.

Sie hat Nierenkrebs im Endstadium >T4 mit diversen Metastasen auch Knochenmetastasen im Nacken, eine Niere wurde sofort entfernt Mai 12, es gibt Knochenmetastasen im Nacken, dort wurde auch operiert - leider konnte nicht alles enfernt werden.
Sie bekommt palliative Chemo, ist viel zu Hause.
Nachdem sie gestern nach fast 3 wochen Krankenhaus entlassen wurde, sagte sie stolz "Ich bin als geheilt entlassen".
Sie glaubt, wenn ihre Haare erstmal wieder da sind, singt sie auch wieder in ihrem Chor.

ich sage dann nichts. Ich lache viel mit ihr.
ich bin unsicher, weiss sie es? Oder glaubt sie wirklich in zwei Jahren wieder zu singen?
Mein Mann meint, er sieht es in ihren Augen, sie weiss es.
Ich sehe das nicht.
Vermutlich ist es egal-
wir sollten eine schöne Zeit haben, nicht wahr...

Mein Pa wischt alle ernste Reden ab, Es gibt Wunder.

Vielleicht ist das gut so, wie meine Eltern damit umgehen?
Mir fällt es sehr schwer.
Ich bin eine schlechte Schauspielerin.

Wie geht ihr damit um?
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  #2  
Alt 14.11.2012, 07:58
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Wenn die Kranke leugnet

Guten Morgen Katzensprung,

das ist eine schwierige Situation für dich! Du weißt, dass es keine Heilung gibt und ich bin mir sicher, dass die behandelnden Ärzte deiner Mutter ebenfalls gesagt haben, dass nur eine palliative Behandlung möglich ist. Aber vielleicht muss deine Mama für sich daran glauben, dass es irgendwie weiter geht, Pläne schmieden, damit sie überhaupt weiter machen kann. Mein Vater hatte Lungenkrebs und mehrere Knochenmetastasen. Obwohl er und auch wir wussten, dass er sich bereits in einem sehr fortgeschrittenem Krankheitsstadium befand, hatten wir alle irgendwie immer die Hoffnung, dass ihm mehr Zeit vergönnt würde. Mein Vater selbst wollte so gern noch mit meiner Tochter auf ihrem Abiball tanzen. Das war sein Ziel. Als er im Januar dieses Jahres plötzlich einfach vor dem Treppenabsatz fiel und wieder ins Krankenhaus musste, hatte ich diese Vorahnung, dass es womöglich der Anfang vom Ende sein würde. Ein Oberschenkelhalsbruch... verursacht durch eine bis dato nicht lokalisierte Knochenmetastase... Es war der Anfang vom Ende... Ich will es hier nicht unnötig ausweiten, aber es kam der Zeitpunkt, da mein Papa für sich realisierte, dass ihm nicht mehr viel Zeit verblieb. Trotzdem hatte er immer noch Wünsche und auch Ziele. Auch wenn sich die meisten dieser Wünsche und Ziele nicht mehr realsieren ließen. Das war auch gar nicht wichtig, wichtig war es für ihn, Wünsche zu haben und seien sie noch so klein und "unbedeutend". Ich möchte dir nur damit sagen, dass es für deine Ma vielleicht derzeit auch immens wichtig ist, sich Ziele in der näheren Zukunft zu stecken. Und du machst dochalles richtig, du lachst mit ihr, verbringst Zeit mit deiner Mama und begleitest sie. Das ist unglaublich schwer, ich weiß, wie sich das anfühlt und so gern würde man noch mehr tun und mehr helfen, aber oft hilft es auch, dem Kranken ein kleines bißchen Normalität zu geben. Und wenn dies das Schmieden von Zukunftsplänen ist, dann soll es so sein, oder?

Liebe Grüße
Miriam
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

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  #3  
Alt 16.11.2012, 15:43
lucie79 lucie79 ist offline
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Standard AW: Wenn die Kranke leugnet

Hallo Katzensprung, ich war in der selben Situation und im Nachhinein muss ich sagen dass auch gut so war. Meine Mama bekam die Diagn. Lungenkrebs mit Metastasen in Lympfknoten und Leber. Der Dr.sagte nur es kann schnell gehen oder auch länger dauern. Sie und auch mein Vater waren voller Hoffnung noch viele Jahre zusammen zu haben,sie wollte unbedingt die Einschulung Ihrer Enkelin erleben. Die Enkelin ist grade 1Jahr! Ich selber bin Krankenschwester und wusste genau wie die Lage aussieht und hatte damit gerechnet das sie Weihnachten nicht mehr bei uns ist. Das war sehr schwer für mich,so auch wie Du es beschreibst,habe ich nicht vor Ihr geweint und wenn ich weg gefahren bin von Ihr liefen die Tränen nur so.Ich habe immer überlegt ob das alles richtig so ist nix zu sagen. Es ging dann alles sehr schnell, nur 2 1/2 Monate später ist sie ganz Plötzlich verstorben,keiner hatte damit gerechnet. Und ich habe später mit meinem Vater darüber gesprochen, er meinte wenn sie es gewusst hätten wäre die Zeit die sie noch zusammen verbracht haben nicht so schön gewesen. Sie hätte sich total aufgegeben wenn sie das gewusst hätte. Sie wollen es manchmal nicht hören bzw. wahrhaben als Selbstschutz. Oder innerlich wissen sie es und wollen nur uns schützen, ich weiß es nicht. Bei jedem mag das anders sein aber so war es bei uns. Sorry für den langen Text, hilft mir darüber sprechen. LG und alles Gute für Euch Lucie
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  #4  
Alt 16.11.2012, 22:53
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Katzensprung Katzensprung ist offline
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Standard AW: Wenn die Kranke leugnet

Danke Miriam, danke Lucie

ich bin noch auf der Stufe, wo ich es wohl einfach annehmen muss.

Ich hatte bisher nicht viel Umgang mit dem Tod, mit dem Loslassen. Meinen alten Hund einschläfern lassen war schon die Hölle, bitte lacht nicht, ich hatte diese Hündin 14 Jahre an meiner Seite, es war ein Loslassen... Alles war gut und richtig, aber es hat trotzdem so weh getan. Und das war nur ein alter Hund!

Ihr meint auch, es weiter zu spielen? Alles wird gut? Auch wenn es schwer fällt? Nicht darüber zu sprechen, dass ihr Krebs unheilbar ist und die Lebenserwartung unter einem Jahr (von Diagnose an!) liegt?

Leider kann ich mit niemand wirklich darüber sprechen, mein Mann hat selbst mit dem langsamen Abschied seiner Mutter (74), die ich auch sehr mag, zu tun - und er sagt nur, wir müssen uns abfinden mit Dingen, die wir nicht ändern können... Aber wirklich komme ich nicht an ihn ran, ich glaube ihm nicht, dass er das so mit sich selbst einfach ausmachen kann...

Und mein Vater leugnet wie Mutti, mit ihm hatte ich ein Gespräch unter vier Augen, aber er will es nicht wahr haben, spricht davon, den goldenen Hochzeitstag zu feiern in 3 Jahren. Da hab ich das Gespräch abgebrochen. ok.

Und mein jüngerer Bruder ist depressiver Alkoholiker mit suizidalen Tendenzen, trocken seit 8 wochen - vorher hab ich oft den RTW rufen müssen, seitdem wir die Diagnose von Mutti haben.
Phasenweise hatte ich Mutter und Bruder in Krankenhäusern ...
ja ich gestehe, es überforderte mich und ich hab arge schlafstörungen.

zur Zeit sind beide zu Hause. Mein Bruder trainiert begeistert im Fitness-Studio.
Doch wie dünn ist das Eis. bei beiden.
ich befürchte, wenn Mutti stirbt, geht mein Bruder mit...
doch das sollte nicht im Vorrang stehen.

Mit Mutti lustig sein, nicht wahr...
Ich habe ihr lustige Bücher von Erma Bombeck gekauft und
möchte gerne mit ihr den Film Avatar schauen.

lg Nadi
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  #5  
Alt 16.11.2012, 23:31
JoJo1978 JoJo1978 ist offline
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Standard AW: Wenn die Kranke leugnet

Hallo Nadi,

bei uns war es anfangs auch so. Wenn du meinen Papa gefragt hast was die Ärzte sagten, kamm nur ist nicht so schlimm, oder verändertes Gewebe nix schlimmes, wir dachten anfangs dass er das nicht weiß, dass die Ärzte ihm nichts gesagt hatten, aber er wurde von Anfang an von den Ärzten informiert. Auch meine Mutter hat es am Anfang verdrängt. Die Ärzte sagen es gibt keine Heilung (ich war dabei) und sie geht raus und nach einer halben Std. Sagt sie, siehst du die Ärzte haben gesagt es gibt Heilung
Aber mittlerweile wird das bei uns nicht mehr verleugnet. Meine Mama hat gesagt, sie wollte (auch von uns nicht) nicht alles auf einmal hören und wissen, wenns soweit ist wird sie entsprechend reagieren. Also haben meine Schwester und ich immer nur ein bisschen MEHR gesagt und es ist auch gut so. Ich muß jedesmal weinen wenn ich bei meinen Eltern rausgeh und mit meiner Mama weinen wir auch oft zusammen, aber nicht für lange! Wir haben so viele positive Sachen zu bereden und da passt weinen nicht dazu!

Lg joanna
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  #6  
Alt 17.11.2012, 07:28
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Wenn die Kranke leugnet

Liebe Nadi,

mir ging es ganz ähnlich, als mein Vater mit der Diagnose Krebs kam. Nie zuvor war ich derart konfrontiert mit einer so schlimmen Krankheit und den möglichen Folgen. Auch ich fühlte mich komplett überfordert, es zog mir den Boden unter den Füßen weg und es hat Wochen gedauert, bis ich überhaupt realisiert hatte, was das bedeutet und ich die Krankheit für mich annehmen konnte (so seltsam das klingen mag, denn ich war ja nur die Angehörige).

Du spielst kein Theater, du gehst jetzt nur auf die Wünsche deiner Eltern ein. Wenn sie derzeit nicht über die unheilbare Krankheit reden möchten, hat es keinen Sinn, sie dazu zwingen. Aber es wäre wichtig, dass du auch an dich denkst. Wenn du niemanden hast, mit dem du offen sprechen kannst, dem du deine Ängste und Sorgen anvertrauen kannst, dann ist das auf Dauer schlimm. Schau mal, ob es bei dir in der Nähe eine Selbsthilfegruppe gibt oder nimm Kontakt auf zur Seelsorge im Krankenhaus. Die wissen zumindest, an wen du dich weiterhin wenden kannst. Oft helfen schon wenige Gespräche, um die Seele zu entlasten. Ich habe das auch getan und kann es dir nur empfehlen. Ich denke,mit der Zeit wird sich die Einstellung deiner Mama noch ändern, aber jeder muss nun einmal seinen Weg gehen...

Alles Liebe
Miriam
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  #7  
Alt 17.11.2012, 22:39
lucie79 lucie79 ist offline
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Standard AW: Wenn die Kranke leugnet

Hallo Nadi,ich verstehe das und bin genauso, bei jedem Tier was verstorben ist habe ich sehr gelitten. Ich habe sogar Fliegen in den Blumentöpfen begraben
Naja, ist ist schon alles sehr schwer und grade bei den Eltern, die alles für uns getan haben und immer da waren wenn es uns schlecht ging. Zu sehen wie sie jeden Tag etwas weniger werden. Ich denke auch das sie irgendwann selbst merkt das es keine Heilung gibt. Das Du dir um Deinen Bruder auch noch Sorgen machen musst ist natürlich eine starke Zusatzbelastung. LG Lucie
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  #8  
Alt 20.11.2012, 22:41
Aquintos Aquintos ist offline
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Standard AW: Wenn die Kranke leugnet

Hallo Katzensprung, liebe Nadi,

lass Deiner Mama doch die Illusion wieder im Chor zu singen. Sie fühlt sich wohl bei dem Gedanken.
Wahrscheinlich verdrängt sie ihre Situation nach dem Motto: "Mir geht es doch gut jetzt. Mir tut nichts weh, also bin ich geheilt."

Es bringt im Moment nichts, sie mit der Wahrheit zu konfrontieren. Alle sind geschockt, Du, Dein Vater und Dein Bruder. Jeder lenkt sich ab so gut es eben geht, sei es im Fitness-Studio oder sonstwie. Lass sie alle machen; jeder wie er damit umgehen möchte oder in der Lage dazu ist.

Denke an Dich dabei. Einer muss ja die Nerven behalten.
Sei für Deine Mutter da, albere mit ihr herum. Der Rest ergibt sich von selbst.

Wenn Dir nach Weinen ist, dann weine.
Ich drücke Dich.
Aqui
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Man sieht die Sonne langsam untergehen; und erschrickt doch, wenn es plötzlich dunkel ist.

Papa: *31.01.1948 +19.05.2012
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  #9  
Alt 20.11.2012, 23:59
mucki53 mucki53 ist offline
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Standard AW: Wenn die Kranke leugnet

Liebe Nadi,
die Psychoonkologen in der Klinik sind auch für die Angehörigen da, vielleicht kannst Du da mal über das alles reden .
Als Betroffene (Darmkrebs mit Baufell-Metas, palliative Behandlung) kann ich Dir sagen, wir versuchen, mit uns selbst ins Reine zu kommen und die Angehörigen nicht zu sehr zu belasten. Und Pläne schmieden tu ich auch, ich will ja noch ein bissl leben und gebe mich nicht auf, denn dann wäre schon alles verloren.
Ich wünsche Dir und Deiner Familie alles Gute und viel Kraft !
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  #10  
Alt 21.11.2012, 02:21
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Katzensprung Katzensprung ist offline
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Standard AW: Wenn die Kranke leugnet

Vielen Dank, euch Lieben für eure Anteilnahme... überhaupt für jeden Kommentar.

Muss nun auch noch im Fernsehen Themenwoche sein "Umgang mit dem Tod"?!

Ich muss es ein wenig wegdrängen aus dem Alltag.

Heute war Mutti zur erstenmal wieder zur Chorprobe. Es hat ihr gut gefallen, sie aber danach war sie sehr erschöpft.

DIE KERZE

Meine Schwägerin, gläubige Katholikin, gab mir am Wochende eine gesegnete Kerze mit für Mutti, darauf gedruckt ein Spruch von Dietrich Bonhoeffer "Von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag."

Nun muss ich dazu sagen, dass ich selbst keine Christin bin, aber jeden Glauben respektiere.
Meine Mutter ist evangelisch gläubige Christin und ich mochte die Geste meiner Schwägerin.
Hab mir nichts weiter dabei gedacht, Mutti die Kerze mit lieben Gruss zu geben.

Doch das war unüberlegt. Ihr kamen sogleich die Tränen, als sie den Spruch las. Und mein Vater riss ihr die Kerze wütend aus der Hand, schimpfte: So war blödes, die schmeiss ich weg! Die Mutti soll lachen, nicht weinen!
Ok, sooo hatte ich das nicht gesehen...
Er meinte noch: Mutti braucht keine Grabkerze!

Mutti sagte: Dabei steh ich doch so auf Kriegsfuss mit ihm...
Ich fragte dumm verwirrt: Wie, mit Bonhoeffer?!
Nein, mit Gott.


uff, da war ich wie vor den Kopf geschlagen.
Es tat mir leid, ihr die Kerze gegeben zu haben.
Aber ich wusste es nicht besser.

Und sie ist nicht nur enttäuscht von ihrem Gott an sich, der ihr Leiden zulässt - sondern auch von der evangelischen Kirche, für die sie in der Gemeinde 11 Jahre lang Besuchsdienst gemacht hat bei kranken Menschen.
Und nachdem sie ihr Ehrenamt aufgegeben hat vor Monaten, haben sich niemand mehr bei ihr gemeldet.
Nun, da sie selbst Zuspruch braucht...
Und die Ernsthaftigkeit ihrer Erkrankung IST bekannt! - niemand hat sich seit Monaten bei ihr gemeldet von der Gemeinde!

Ich denke, ihren Pfarrer anzurufen.
Das muss sie ja nicht wissen.

Aber was für eine Gemeinde!

lg Nadi

@ mucki Danke. Alles Gute dir, es ist schön, deine Bekanntschaft zu machen.
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  #11  
Alt 21.11.2012, 22:50
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carlchen carlchen ist offline
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Standard AW: Wenn die Kranke leugnet

Liebe Nadi,
bin über deinen Beitrag "gestolpert".
Ich kann die Enttäuschung deiner Mutter gut verstehen.
Mein Papa war immer für andere da, meine Mutter musste da immer mitmachen. Als er starb, bzw. heute kümmert sich keiner mehr um meine Mutter.Sie waren über viele Jahre in einem Wanderverin, mein Papa war dort Wanderwart Das ist sehr traurig. Ich würde den Gemeindepfarrer ansprechen, ändern kann man die Menschen selten, aber sagen, daß man sich verletzt fühlt.
Zur Kerze, ich bin nicht katholisch auch hat mein Glauben dieses Jahr Schiffbruch erlitten. Aber Kerze anzünden hilft immer.
Lg. carlchen
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  #12  
Alt 23.11.2012, 01:18
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Katzensprung Katzensprung ist offline
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Standard AW: Wenn die Kranke leugnet

Danke carlchen für die Resonanz

"Lach in die Welt und sie lacht zurück, weine und du weinst alleine."

Wie traurig, aber wahr. In den ernsten Situationen des Lebens zeigt sich, wer wirklich Interesse an dem Menschen hat.
Aber manchmal muss man auch nachhelfen und sorry, in den A**** treten!

Das tat ich. Nach einigen Telefonaten bekam ich die private Nummer vom Vorsitzenden des Presbyteriums, er zeigte sich betroffen, dass sich niemand gekümmert hat.
Dann habe ich lange mit der für die Gemeinde zuständigen Pfarrerin gesprochen, auch sie war recht betroffen

"vielleicht war uns die Ernsthaftigkeit ihrer Krankheit nicht bekannt... " Oh doch, es war bekannt.
Ich hoffe, die Pfarrerin hält ihr Versprechen und sucht nun den Kontakt zur Mutti.
Sie ist so enttäuscht von Gott und der Gemeinde. Dabei sollte sie Trost finden im Glauben.

Aber niemals soll sie erfahren, das ich das angeleiert habe...

Sie wird der Pfarrerin erzählen, wie gut es ihr geht und welche Pläne sie hat.
Ich verstehe langsam, was es bedeutet, zu leugnen.
Vermutlich ist es gut so.
Und ich muss ihren Umgang mit dem, was da kommt, respektieren.
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  #13  
Alt 23.11.2012, 11:25
Alpenveilchen Alpenveilchen ist offline
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Standard AW: Wenn die Kranke leugnet

Liebe Nadi,

um zu Deinem ursprünglichen Thema zurückzukommen, so kenne ich zwei Personen, die jeweils einen Blogg zum Verlauf ihrer Krankheit schreiben und dort also tagebuchähnlich jeden Tag beschreiben, welche Arztgespräche, Untersuchungen und Behandlungen ihnen bevorstehen oder was sie gerade hinter sich haben. Dazu beschreiben sie ihre Gefühle, Ängste und auch ihren Optimismus. Beide haben metastasierten Darmkrebs, also Stadium IV, und dennoch schreiben sie immer aus einer Erwartungshaltung heraus, dass sie bald gesund sind und die Krankheit hinter sich lassen können, nach dem Motto "jetzt ist es aber an der Zeit, dass die Metastasen verschwinden und wir wieder gesund werden". Ein Patient hat sich über Tage hinweg zutiefst darüber aufgeregt, dass ein Professor ihm gesagt hat, er lebe in dem Irrtum, dass seine Krankheit heilbar sei und das wäre nicht der Fall. So etwas dürfe ein Professor doch niemals sagen.

Wenn einem klar ist, wie es um die beiden Patienten bestellt ist und dass ein realistisches Ziel nur sein kann, noch so lange wie möglich gut zu leben, kann dieser enorme Optimismus als Ignoranz der Tatsachen manchmal nerven. Dennoch schreibt die eine Patientin an einer Stelle, dass sie optimistisch bleiben muss, dass sie immer irgendwelche Ziele braucht und dass sie auch immer das Ziel braucht, gesund zu werden. Sie meint, dass sie sich sonst völlig aufgeben würde und die Krankheit nicht mehr zum Aushalten sei...

Das zeigt für mich ganz deutlich, dass man als Betroffener ganz anders denkt, als als Angehöriger. Es geht nicht darum die Realität und die Wahrheit zu akzeptieren oder nicht, sondern es geht darum mit ihr zu überleben. Während für den Angehörigen oft die Akzeptanz der Krankheit der Ausgangspunkt für alle Behandlungen ist, würde diese Akzeptanz vielen Betroffenen den Boden unter den Füssen wegziehen und ihnen alle Kraft für eben diese Behandlungen nehmen.

Für viele Betroffene kann es also eine - vielleicht unterbewusste - Strategie sein, die Krankheit nicht so sehr an sich herankommen zu lassen und auf Abstand zu halten, eben um die notwendige Kraft für alle Behandlungen zu behalten und den Kampfgeist zu bewahren. Genau diese Kraft, hätte der oben genannte Professor dem einen Patienten beinahe genommen.

Deswegen sollte man jedem Betroffenen seinen eigenen Umgang mit der Krankheit lassen und nicht für eine Akzeptanz nach aussen hin kämpfen. Innerlich wissen die meisten, wenn nicht alle, sicherlich, wie es um sie bestellt ist. Schliesslich muss vor allem der Betroffene selbst die Kraft behalten, sowohl geistig als auch körperlich. Als Angehöriger braucht man ja nicht die "Verleugnung der Krankheit", wie Du sie nennst, mitzumachen, sondern man kann sich auf gemeinsame Interessen stützen, wie z.B. optimale Voraussetzungen für die Behandlung zu schaffen, neue Methoden suchen, gemeinsam auf die Wirkung hoffen, sich darüber freuen, wenn es dem Betroffenen gut geht, etc.

Liebe Grüsse
vom Alpenveilchen
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  #14  
Alt 24.11.2012, 00:34
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Standard AW: Wenn die Kranke leugnet

Vielen Dank für deinen Beitrag und du hast ja so recht, Alpenveilchen.
Ich würde Mutti niemals mit der Wahrheit konfrontieren! Es ist gut so, wenn sie glaubt, in drei Jahren den goldenen Hochzeitstag zu feiern...

Meine Frage zielt auch mehr dahin, wie man als Anghöriger damit umgeht...
und vor allem, wie kommt man damit klar...
Das ist der Grund, warum ich hier Kontakt zu anderen Angehörigen suche.

Es sind so viele Kleinigkeiten, wenn sie von etwas spricht, was in ferner Zukunft liegt, dann muss man sich sehr zusammenreißen, um zuzustimmen, ja das wird sicher prima.

Wie kann man Zuspruch geben, wenn man weiss, es ist unvermeidlich?
Ich bin kein gläubiger Mensch, ich denke, wenn man stirbt ist es halt zu Ende, nur die Erinnerung lebt weiter - solange es Menschen gibt, die sich erinnern.

Wie kann man Hoffnung und Zuversicht geben? Wenn man selbst schreien möchte vor Verzweifelung?!
Ich beantworte es selbst: Man kann es und tut es. Alles wird gut.

Aber Wohin mit der eigenen Frustration und Hilflosigkeit?


Von der christlichen Gemeinde hat übrigens immer noch niemand Kontakt zu Mutti gesucht.
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  #15  
Alt 24.11.2012, 02:31
Effie Effie ist offline
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Beiträge: 67
Standard AW: Wenn die Kranke leugnet

Warum, meinst Du, meldet sich niemand bei Deiner Mutter? Liegt es vielleicht daran, dass sie ihre Krankheit leugnet und die anderen nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen? Auch Dir selbst macht es ja große Schwierigkeiten.
Aber ich finde auch, dass man Deiner Mutter die Hoffnung nicht nehmen darf. Mit der Zeit wird sie vielleicht selbst tröpfchenweise so viel an Wissen zulassen, wie sie ertragen kann. Zumal sie ja ihren Glauben hat und sicher davon ausgeht, dass es ein Leben nach dem Tod gibt.
Für dich wirklich eine große Herausforderung. Ich wünsche Dir Kraft und Mut.
Effie
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