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  #1  
Alt 02.04.2006, 14:53
sonne692001 sonne692001 ist offline
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Standard AW: Ich bekomme mein Leben nicht mehr richtig auf die Reihe

hallo sywal,

ich finde deine worte sehr tröstlich. auch ich habe diesen erkenntnisschritt getan. mir ging es so: habe ALLES getan um gesund zu werden von alternativ-medizin über visualisierung bis hin zum täglichem liegen im magnetfeld. stets hatte ich das gefühl: ich habe nur nicht die richtige einstellung; wer gedanklich wie ich seine beerdigung plant darf sich nicht wundern, wenn er nicht gesund wird etc.
irgendwann, nach dem 3ten rückfall habe ich bemerkt, dass das alles glaubenssätze anderer sind - und nicht meine eigenen.

heute gehe ich einen ganz individuellen weg, habe die angst vor dem tod (nicht die vor dem sterben verloren) und finde mich heute reicher, weil ich verinnerlicht habe, was endlichkeit bedeutet. ich bin dankbar, weil ich mich noch bewegen kann und wenig schmerzen habe. und weil ich nicht, wie meine cousine mit 16 jahren plötzlich aus dem leben gerissen wurde, sondern diese erfahrung mache.
das gerede, das leben nach oder gar mit krebs sein wertvoller finde ich quatsch. liebend gern würde ich auf meine weisheiten verzichten und wieder ein unbeschwertes leben führen, würde heiraten und kinder bekommen.
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  #2  
Alt 02.04.2006, 21:24
LaLuna LaLuna ist offline
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Registriert seit: 12.03.2006
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Standard AW: Ich bekomme mein Leben nicht mehr richtig auf die Reihe

Ihr könnt euch garnicht vorstellen, wie gut mir Eure Worte getan haben!!!

Besonders, dass endlich mal jemand ausspricht, dass man mit oder nach Krebs KEIN erfüllteres Leben hat, sondern Todesangst. Auch die Worte*du musst kämpfen* kann ja nicht nur ich nicht mehr hören!
Ich habe Angst vor dem Tod, nicht vorm sterben. Ich bin doch so neugierig und will noch so viel erleben und erfahren! Ich habe leider schon einige Menschen (es sind außer zweien alle übrigen), die ich durch die Krankheit kennengelernt habe, sterben sehen und weiß, dass das nicht das Problem ist.

Ich gehe jetzt Tag für Tag voran und kann sagen, die letzten vier Tage waren wirklich schön....und das genügt mir.

Geändert von LaLuna (03.04.2006 um 14:02 Uhr)
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  #3  
Alt 03.04.2006, 05:11
Benutzerbild von Jutta
Jutta Jutta ist offline
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Beiträge: 3.314
Standard AW: Ich bekomme mein Leben nicht mehr richtig auf die Reihe

Liebe LaLuna,

das ist der richtige Anfang. Langsam anfangen, kleine Schrittchen und kleine Ziele. Wir haben das Laufen auch nicht an einem Tag geschafft, also sollte das Leben danach ebenfalls Schritt für Schritt beginnen.

Nur eines habe ich mit großem und hurtigem Aufwand betrieben, all das aus meinem Leben zu entfernen, was mir nicht gut tat. Alles andere dauerte, und zuerst mußte ich lernen Geduld zu haben. Geduld mit mir selbst, zu lernen, daß ein Berg nicht in einem Atemzug erklommen werden kann. Daß ich immer wieder stehen bleiben muß, zurückblicken was ich schon geleistet habe, nach vorne schauen, auf das, was mich noch auf meinem Wege erwartet.

Es ist ein schwieriges Thema, und viele Menschen können, wie du gesagt, nicht darüber sprechen, oder wollen es nicht mehr. Doch die Angst sollte immer ein Ventil bekommen, damit sie sich nicht manifestiert und später mit großer Gewalt ausbricht. Ich bin/war auch ein Menschenskind, das dachte alles mit Links und meistens alleine bewältigen zu müssen. Konnte wohl mit meinem Mann darüber reden, aber erst als er selbst an Krebs erkrankte, war so manches für ihn besser nachvollziehbar.

Warum schreibst Du hier nicht einfach weiter? Erzählst von Deinen kleinen Schritten, die Du Dir vornimmst? Es kommen garantiert etliche Antworten, und es ist vielleicht dieser oder jene Gedanken dabei, der Dich anspricht, und den Du für Dich umsetzen kannst?
__________________
Jutta
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  #4  
Alt 03.04.2006, 12:18
Thomas Thomas ist offline
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Registriert seit: 13.03.2005
Beiträge: 331
Standard AW: Ich bekomme mein Leben nicht mehr richtig auf die Reihe

Hallo LaLuna, Jutta, Sywal,
all das zu entfernen was mir nicht guttut ist mir leider nicht gelungen, anfangs hatte ich auch dieses Ziel ich mußte aber lernen dass dies nicht geht, weil ich meine Umwelt, z.B. meine 4 Kinder nicht entfernen kann und will. Da gibts dann oft Sorgen die größer sind als meine Krankheitssorgen. Auch ist mir klar geworden dass die Angst bleibt so lang ich lebe, höchstens der Umgang damit ist vielleicht einfacher geworden. Es heißt ja nicht umsonst schon in der Bibel : "in der Welt habt ihr Angst, aber seit getrost...." Diesen "Glaubenstrost", den ich nicht sicher habe, d.h. den ich immer wieder neu brauche, hat mir dann doch die Krankheit als "Nebeneffekt" gebracht, ich wurde einfach gezwungen mich mit dem Leiden, sterben und Tod auseinanderzusetzen. Darüber bin ich eigentlich ganz dankbar.....

Gruß
Thomas
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  #5  
Alt 03.04.2006, 13:09
Bernd1 Bernd1 ist offline
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Beiträge: 20
Standard AW: Ich bekomme mein Leben nicht mehr richtig auf die Reihe

Hallo LaLuna,

ich bin schon einige Zeit in diesem Forum.
Zuerst meine Erfahrung, das Deine Zeilen die Normalität bei Krebs wiedergeben, nicht umgekehrt.
Meine Psyche spielte verrückt, das war der Grund warum ich in diesem Forum Austausch suchte.
Gerade über die Ängste bei dieser Krankheit habe ich versucht zu schreiben ( siehe meine Beiträge).
Mich hat der Krebs in eine nicht auszuhaltene emotionale Empfindlichkeit gestürzt. Vonwegen das Leben intensiver erleben, die Blumen schöner blühen sehen. Nichts von dem. Gut, das mag es ja geben, schön für die Betroffenen. Meistens, davon bin ich überzeugt, läuft es so ab wie bei Dir.
Dazu haben mich die anstrengenden Erfahrungen mit den behandelnden Ärzten sehr verunsichert. Bis heute habe ich keine nötige Zuversicht, kein Vertrauen, um mich behandeln zu lassen.
So sehr habe ich den Wunsch in mir selbst stark zu sein, anders wird es nicht gehen. Wie das allerdings zu schaffen wär, habe ich noch nicht entdeckt.

Bei Deiner Suche nach Kraft wünsche ich Dir alles Gute.

Gruss Bernd
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  #6  
Alt 03.04.2006, 13:50
LaLuna LaLuna ist offline
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Registriert seit: 12.03.2006
Beiträge: 17
Standard AW: Ich bekomme mein Leben nicht mehr richtig auf die Reihe

Wenn Ihr meint, dass es auch für andere sinnvoll wäre, würde ich sehr gerne bei den Tagebüchern einen Thread aufmachen, wo Leute sich dem *weiterleben mit Krebs* stellen und schildern, wo sie scheitern und was ihnen gut gelingt. Ich muss noch ein bißchen nachdenken, wie ich das aufziehe, aber Euch alle hätte ich nur zu gerne dabei.
Ich melde mich wieder, wenn ich fertig überlegt und das Topic forumliert habe.
Ich bin inzwischen doch wieder zuversichtlich, dass es uns gelingt, die Klippen zu umschiffen, nämlich indem wir uns gegenseitig unser Leben mit Krebs schildern und auf den Überlegungen aufbauen. Ihr merkt sicher, ich schreibe nicht *Kampf gegen den Krebs*, denn ich mag nicht mehr kämpfen, es kostet mich zu viel Energie!

Edit, später: Wenn ich alles etwas durchdacht habe, sage ich hier Bescheid. Ja, neue Eissorte wäre eine Möglichkeit: *Erbeeren mit Sahne*

Geändert von LaLuna (03.04.2006 um 21:13 Uhr)
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  #7  
Alt 03.04.2006, 15:02
Benutzerbild von sywal
sywal sywal ist offline
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Ort: Wien
Beiträge: 208
Standard AW: Ich bekomme mein Leben nicht mehr richtig auf die Reihe

Liebe LaLuna!
Deinen Vorschlag mit dem "Thread bei den Tagebüchern" (auch das werd ich noch finden und lernen) finde ich sehr gut, und Topic ist das die neueste Eissorte dieses Sommers?
"Kampf gegen den Krebs" ist abgedroschen und ich als jahrzehntelange Kriegsgegnerin bin auch nicht bereit gegen meinen Körper einen Kampf/Krieg zu führen.
Die Chemo kommt aus dem 2. Weltkrieg und die 1. 2 Atombomben auf Menschen kennen wohl alle und, durch meine Recherche über gebündelte Ultraschall(chirurgie) erfuhr ich, dass diese vielversprechende Methode auch aus einem kriegerischen Zustand kommt (habe mich aber trotzdem bemüht zu erfahren, ob dies was für meinen "Gast" im Körper ist. Leider nein, dazu braucht es festes Gewebe, meines ist eher flüssig. Diese Auskunft glaube ich auch, weil wohl ein Unterschied zwischen "verbrennen" oder "verdunsten" sein wird. Sonst wär's kein Problem und ich hätt das schon hinter mir).
Es gibt viele Bäume, die uralt werden - obwohl sie Schmarotzer miterhalten müssen. Die Bäume, auf denen die Mistel wachsen. Sie werden trotzdem uralt, im Frühjahr bekommen sie immer wieder frische schöne Blätter. Ich bin überzeugt, dass diese Bäume eine Möglichkeit gefunden haben, in Frieden mit dem Schmarotzer zu kooperieren. Das wäre einmal ein neuer Forschungsansatz!
Ganz spontan fällt mir ein: Kampf gg. Arbeitslosgikeit, K. gg. Abbau des Gesundheitssystems, K. gg. Gentechnik, K. gg. undemokratische Familienverhältnisse, K. gg. Hunger, K. gg. Hochwasser, K.....Was hat's gebracht? Und die Menschen da draußen werden immer aggressiver!
Nein ich möchte Frieden! Da draußen und in mir.
Werde immer wieder nachsehen, ob Du den Thread bei den Tagebüchern eröffnet hast.
Alles Liebe, schöne Gedanken und wenn Du die Augen schließt wunderschöne Bilder wünscht Dir
sywal
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