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Alt 29.05.2005, 19:44
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Norbert.

Vor einiger Zeit bin ich zufällig auf dieses Forum gekommen. Als stille Leserin habe ich das eine oder andere Schicksal verfolgen können. Dies hat mir geholfen, den Knoten in meiner Seele zu lösen und um meinen Vater (Norbert) weinen zu können. Ich konnte es 3 Jahre nicht.
Er starb an Prostatakrebs im Alter von 54 Jahren. Meine Familie (meine Mutter, meine Schwester, meine Tochter) und ich haben ihn intensiv 1,5 Jahre durch die Krankheit begleitet. Jeder hatte eine feste Rolle. Meine Schwester (25 J.) pflegte ihn, wechselte die Windeln, fütterte ihn, wusch ihn etc., meine Mutter (50 J,)verpflegte uns, bekochte uns, bemutterte uns halt und ich (30 J.) versorgte meine Familie existenziell, indem ich die Firma meines Vaters komplett übernahm, begleitete ihn zu allen Arztbesuchen, stellte mich vielen Diskussionen, was man noch tun könnte etc.
Wir alle haben bis zum Schluss uns geweigert meinen Vater loszulassen. Haben die Tatsachen verdrängt und verleugnet.Wir haben nie über den Tod gesprochen. Wir haben Urlaubspläne gemacht und vieles mehr. Mein Vater hat still seine Angelegenheiten geregelt, als zeitlebens aktiver Mensch in vielen Verbänden trat er als Vorsitzender zurück, löste sein Hobby auf. Dieses haben wir völlig ignoriert.
Ich holte meinen Vater jeden Morgen von zu Hause ab, um ihn mit in die Firma zu nehmen oder zu Kundenbesuchen, sei es, dass er nur als Begleitung im Auto sitzen blieb. Bis er eines Morgens mir zerknirscht sagte, er könnte nicht mehr mit, weil er sich nicht "wohl" fühlt.
4 Wochen vor seinem Tod sind meine Schwester, mein Vater, meine Tochter und ich eine Woche in den Urlaub geflogen. Er war da schon so schlecht zurecht. Konnte nichts essen (Lebermetastasen), blieb überwiegend in seinem Zimmer, dass er mit meiner Schwester teile.
Nach dem Urlaub haben wir ihn direkt ins Krankenhaus bringen müssen.
Sein Sterben dauerte eine Woche.
Tagsüber blieben meine Mutter und meine Schwester bei ihm.
Nachts teilten meine Schwester und ich das Bett an seiner Seite.
Selbst da haben wir nicht darüber gesprochen, dass es zu Ende geht.
Auch hat kein Arzt mit uns geredet. Und keine Schwester.
Ich ging jeden Abend ins Zimmer, brachte für mich und meine Schwester mal eine Flasche Baileys, mal Sekt mit. Wir stiessen an. Mein Vater lag zwischen uns.
Wir feierten keine Party. Es war ein stilles Einvernehmen.
Er starb in den Armen meiner Mutter. Den einzigen Moment in der ganzen Zeit, als meine Schwester und ich nicht da waren, ich denke Heute, er wollte es uns nicht antun, dass wir dabei sind.
Meine Mutter sagte noch in dem Moment zu ihm "Norbert, warte, die Kinder sind doch noch nicht da".
Er schlief einfach ein.

Das Leben ohne ihn ist wahnsinnig schwer.
Heute noch.

Aber bei allen Verfehlungen die wir vielleicht hatten, ich bin um eins so glücklich und zufrieden mit mir, dass wir ihn nicht alleine gelassen haben.
Dieses kann mir keiner nehmen.

Liebe Grüsse

C.
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  #2  
Alt 17.10.2014, 05:38
Lullu39 Lullu39 ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 27.12.2011
Beiträge: 2
Standard AW: Norbert.

Erinnerung an Papa.

Über 12 Jahre ist es nun her.

Es gibt Momente, da frag ich mich, gab es ihn wirklich.?

Dann ist er wieder plötzlich, ganz nah bei mir.

Ich bin die Einzige in der Familie, die von ihm ab und an träumt.

Ganz unterschiedliche Träume sind es, meistens sieht er jung und gesund aus.
In seiner Lieblingsjeans, immer ein wenig spöttisch, so wie er halt war.

Aber loslassen kann man wohl nie Jemanden.
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