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  #1  
Alt 30.01.2014, 18:51
Benutzerbild von Saphra
Saphra Saphra ist offline
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Liebe Forumsmitglieder,

bei meiner 94jährigen Mutter wurde am Montag Eierstockkrebs in weit fortgeschrittenem Stadium mit Metastasen in der Leber und vielen Herden im Körper diagnostiziert. Diese Diagnose kam völlig überraschend und vollkommen unvorbereitet. Die einweisende Arztin, die diese Diagnose stellte, hat als ganz vorsichtige Prognose von "höchstens bis zum Sommer" gesprochen. Im Krankenhaus bestätigte sich die Diagnose und meiner Mutter wurden weitere Untersuchungen (Bauchwasserpunktion, Leberbiopsie und Darmspiegelung) angeboten, um anhand dieser Ergebnisse die palliative Chemotherapie zusammenstellen zu können. Als Alternative in Hinblick auf ihr hohes Alter und ihre weiteren Erkrankungen: Polyneuropathie mit starken Lähmungen der Füße und Herzryhtmusstörungen hat man ihr aber eher geraten, sich diese Untersuchungen und die Chemo nicht mehr zuzumuten, sondern ihre letzte Zeit schmerzfrei in einem Hospiz zu verbringen. Auch ich habe ihr dazu geraten.
Bis heute morgen war sie auch damit einverstanden und ich hatte Kontakt zu zwei Hospizen aufgenommen und der Sozialdienst des Krankenhauses hatte bereits die Anmeldungen vorgenommen. Jetzt möchte sie aber nach Hause entlassen werden, weil sie sich gut fühlt und doch noch allein zur Toilette "gehen" kann. Sie wird ihren Willen durchsetzen, sie ist im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte. Ich weiß aber nicht, wie es zu Hause funktionieren soll. Sie lebt allein, und ich bin berufstätig und kann die Pflege nicht übernehmen. Auch wenn ein amb. pall. Pflegedienst eingeschaltet wird, ist meiner Meinung nach die notwendige Versorgung nicht gewährleistet. Noch fühlt sie sich gut, aber das wird sich ändern. Alle Vorsorgemaßnahmen, die ich immer für sie treffen wollte, sei es eine Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht oder das Setzen auf die Warteliste eines Seniorenheimes (für den Notfall) hat sie immer schärfstens abgelehnt.
Ich bin ratlos und stelle mir die schlimmsten Szenarien vor, wenn sie allein in der Wohnung ist.
Ich habe über 10 Jahre meinen Mann mit einer schweren Krankheit begleitet und dann kam noch Krebs hinzu. Und mein Schwiegervater ist vor zwei Jahren ebenfalls an Krebs gestorben und hat mir auferlegt, mich immer um meine Schwiegermutter zu kümmern. Meine Schwiegermutter liegt zur Zeit auch im Krankenhaus und ich pendle zwichen Wohnung, Büro und zwei Krankenhäusern hin und her.

Ich weiß wirklich nicht, wie ich mich mit meiner Mutter verhalten soll. Eigentlich wollte ich nur, dass sie so würdevoll und human sterben kann, wie es nur möglich ist. Jetzt befürchte ich, dass es ein Leidensweg wird.
__________________
Liebe Grüße
Saphra
****************************************
Hoffnung ist nicht die Überzeugung,
dass etwas gut ausgeht,
sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat,
egal wie es ausgeht.
Váslav Havel
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  #2  
Alt 30.01.2014, 22:17
Benutzerbild von wolfgang46
wolfgang46 wolfgang46 ist offline
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Standard AW: Völlig ratlos

Hallo Saphra,

leider wird es bei Dir wohl so sein, wie Du in Deinem letzten Satz schreibst.
Ich wünsche Dir die dazu notwendige Stärke.
Ich wünsche Euch, dass Deine Entscheidungen in Euer beider Sinne sein können.

Meine Mutter wurde von meiner Schwester "Zwangs verlegt" - Sie hatte alle Vollmachten als alleinige Verantwortliche - Meine Mutter hat sich dann innerhalb von 4 Wochen für immer verabschiedet. Sie war noch stark genug um Einschlafen zu können.

Handele bitte so, wie Deine Mutter es möchte, aber auch so, dass es ihr dabei gut geht und auch so, dass Du keinen Schaden davon trägst.

Mein letzter Satz ist zwar leicht geschrieben, aber es ist soooo schwer ihn auch zu leben.

Ich wünsche Dir sehr viel......
Alles Liebe
Wolfgang


PS. Zu meiner Schwester habe ich keinen Kontakt mehr.
__________________
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  #3  
Alt 31.01.2014, 12:14
Benutzerbild von Saphra
Saphra Saphra ist offline
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Beiträge: 17
Standard AW: Völlig ratlos

Hallo Wolfgang,

vielen Dank für deine Antwort.

Ich habe heute noch einmal Kontakt mit dem Sozialdienst des Krankenhauses aufgenommen. Die Anmeldungen für die Hospize bleiben bestehen, für den Fall, dass sie es sich wieder anders überlegt, auch wenn sie vorerst nach Hause entlassen wird. Man sagte mir, dass die Menschen mitunter erst merken müssen, wo ihre Grenzen sind, und dass ich nichts machen kann, selbst wenn sie zehnmal zu Hause hinfällt.
Meiner Mutter ist der Ernst der Situation noch nicht bewußt, die Diagnose ist noch nicht wirklich angekommen. Sie meint, sie ist doch immer allein zurecht gekommen, selbst mit einem gebrochenem Arm (vor fast 20 Jahren). Jetzt im Krankenhaus fühlt sie sich einigermaßen gut. Sie hat eine nette Bettnachbarin, mit der sie lacht und scherzt, wird versorgt, schmerzfrei gehalten. Zu Hause wird das Elend über sie hereinbrechen, wird die Diagnose sie mit Wucht treffen und dann kommt die Einsamkeit hinzu, weil niemand rund um die Uhr bei ihr sein kann.
Ich kann nur für eine häusliche Pflege im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten sorgen und hoffen, dass sie einem Umzug ins Hospiz dann zustimmt, wenn sie merkt, dass es einfach nicht anders geht.

Natürlich respektiere ich die Wünsche meiner Mutter und kann sie auch nachempfinden, aber ich werde in ständiger Sorge sein. Sie ist eine alte Dame und allein durch ihr erreichtes Alter, musste man realistischer Weise jederzeit damit rechnen, dass sich ihr Leben dem Ende neigt, aber doch nicht so……
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Liebe Grüße
Saphra
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Váslav Havel
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  #4  
Alt 21.02.2014, 14:37
Coolchen Coolchen ist offline
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Beiträge: 1
Standard AW: Völlig ratlos

Hallo Saphra.

Genau die gleiche Situation hatte ich auch, nur letzten Dezember, Speiseröhrenkrebs, wo auch keine Chemo möglich. Ich denke das es normal ist, dass man danach in ein tiefes Loch fällt – zumindest war es bei mir so – und nach einer Woche traf ich die Entscheidung, dass ich meinen Job kündigen werde und meine Mutter zu Hause pflegen werde.
Ich kann dazu nur schreiben, dass es für mich die richtige Entscheidung war, weil meinen Beruf und all das was ich kann, kann mir keiner wegnehmen und ich halte dieses für die reinste Form des Generationsvertrages.
Ich kann bis jetzt nur soviel schreiben. Diese 24/7 Nonstop Verfügbarkeit, ist deswegen manchmal nervig, weil man nur in ganz kleinen Schritten irgendetwas planen kann und sich ein Tag wie ein Kaugummi hinzieht. Aber zum anderen erfahre ich auch die Sicherheit, dessen das ich da bin ohne mir Sorgen machen zu müssen, dass was passieren könnte und ich habe festgestellt, dass die Pflege auch den positiven Effekt mit beinhaltet, dass man etwas macht, machen, erleben, wie aber auch über kleine Erfolge sich erfreuen kann, frei nach Goethe (obwohl ich Nietzsche bevorzuge):
„Das Vergangene können Wir nicht zurückrufen, über die Zukunft sind wir eher Meister, wenn wir klug und gut sind“
und was wäre eine Philosophie wert, wenn man die Chance diese leben zu können, nicht nutzt?
LG Coolchen
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