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  #1  
Alt 21.03.2014, 21:34
xoceanx xoceanx ist offline
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Frage Diagnose Prostatakrebs

Liebe User...

ich habe vieles auf dem Herzen und wende mich an euch.

Bei meinem Vater wurde vor wenigen Wochen Krebs diagnostiziert. Mein Papa ist 73 Jahre und war immer fit wie ein Turnschuh. Immer aktiv, immer voller Lebensfreude und unglaublicher Energie.

In den letzten ca. 2 Monaten hatte er Schmerzen im Beckenbereich und seine langen Laufstrecken waren etwas eingeschränkt. Wir dachten es wäre orthopädischer Natur, was uns der Orthopäde auch bestätigte. Der Doc hat ihm Massagen etc. verschrieben (welche ihm auch geholfen haben!).

Nach einem MRT im Beckenbereich durch seinen Hausarzt hat er eine Einweisung ins Krankenhaus bekommen. Die Begründung vom Hausarzt war, dass er sehr dünn sei und wir das mal abklären lassen sollten. Jedoch hat der Arzt überhaupt nichts vom Krebs gesagt. Wir ganz ahnungslos also ins Krankenhaus für ein gewöhnliches Check UP Programm.

Plötzlich hieß es dann "Ihr Vater hat eine bösartige Krankeit, die schon fortgeschritten ist"... "Wie??"... "Er hat Krebs, es wurden Metastasen am Knochen (Beckenbereich) entdeckt"... "Jetzt müssen wir den Tumor finden"... hieß es... Der wurde dann an der Prostata entdeckt....

Liebe User das war nur die Vorgeschichte... Damit ihr euch vielleicht ein Bild machen könnt...

Leider haben wir nicht den Pathologiebefund... Aber auf jeden Fall werden jetzt die Behandlungen über einen Urologen gemacht...

Folgendes liegt an... Hormontherapie... Dann eine Infusion (Name unbekannt) 1x im Monat für 3 Monate...

Folgendes möchte ich bitte von euch erfahren, falls ihr das alles auch durchgemacht habt oder euch auskennt oder wie auch immer...

1. Ist eine (oder diese) Infusion eine Chemotherapie??
2. Was für Nebenwirkungen hat diese Infusion??
3. Wozu dient die Hormontherapie??
4. Gibt es nur diese Behandlungen bei Prostatakrebs??
5. Ist es richtig, dass die Behandlungen durch einen Urologen durchgeführt wird und nicht durch einen Onkologen??
6. Ist nach dieser Therapie alles wieder in Ordnung??
7. Was erwartet uns??
8. Im Krankenhaus wurde gesagt, dass mein Papa eine bösartige Krankheit hat, die schon sehr sehr sehr fortgeschritten ist, der Urologe sagt, er hat Prostatakrebs aber noch im Anfang, wieso zwei unterschiedliche Aussagen??
9. Gibt es eine Möglichkeit, ein Gerät, dass den ganzen Körper nach Tumoren, Metastasen ausfündig machen kann?? So das man sehen kann ob im Körper (Kopf, Arm... etc. andere Tumore oder Metastasen vorhanden sind??
10. Ist Prostatakrebs böse oder nicht??

Ich brauche bitte euren Rat... Bitte... Ich danke euch vielmals... vielmals...

ocean
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  #2  
Alt 22.03.2014, 10:43
Hansjörg Burger Hansjörg Burger ist offline
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Standard AW: Diagnose Prostatakrebs

Hallo ocean,

bei diesen unpräzisen Angaben ist es schwer etwas zu sagen:

zu 1.) Die Infusion ist wahrscheinlich keine Chemotherapie, weil man diese frühestens gibt, wenn die Hormontherapie eines Tages nicht mehr wirken sollte.
2.) wahrscheinlich ist es Zometa, ein Bisphosphonat gegen die Knochenmetastasen. Hier ist darauf zu achten, während der Einnahme keine Zahnextraktionen durchzuführen, da die Gefahr einer Kiefernekrose besteht.
Außerdem ist eine sorgfältige Zahnpflege nach jedem Essen zu betreiben.
3.) Die Hormontherapie per Spritze führt eine chemische Kastration herbei, d.h. die Hoden produzieren kein Testosteron mehr. Testosteron ist eine Nahrung für den Prostatakrebs (keine Ursache).
4.) Es gibt mehrere Behandlungen beim Prostatakrebs; aber die kurativen (heilenden) Therapien (wie OP oder Strahlentherapie) sind beim fortgeschrittenen Prostatakrebs, der leider nicht mehr heilbar ist nicht mehr angesagt.
5.) Die Hormontherapie kann sowohl der Urologe als auch der Onkologe durchführen. Der Urloge ist mit dem Prostatakrebs bestens vertraut, der Onkologe hat ein breiteres Wissen über alle Krebsarten, aber in der Regel nicht so tief über den Prostatakrebs.
6.) Nein, die Hormontherapie ist nur ein palliataive (lindernde) Behandlung.
Sie wirkt nur eine begrenzte Zeit.
7.) Ihr Vater wird noch mehrere Therapien durchstehen müssen, um den Prostatakrebs in Schach zu halten. Zum Glück haben wir heutzutage neben der Hormontherapie noch die Chemotherapie und neue Medikamente, die teilweise vor und nach der Chemo eingesetzt werden können.
8.) Wenn der Prostatakrebs metastasiert hat, ist er leider nicht mehr heilbar und wir müssen von einer fortgeschrittenen, ernsten Situation ausgehen. Die Aussage des Urologen geschah bestimmt zu einem früheren Zeitpunkt, vielleicht direkt nach der Biopsie, in dem man das ganze Ausmaß noch nicht erkannt hat.
9.) Nein, das wäre schön. Wir haben zwar das PET/CT oder das multiparametrische MRT mit dem unter Umständen Metastasen entdeckt werden können. Aber Ziel einer jeden Diagnostik ist eine Therapie und außer einer Hormontherpie, die auf den ganzen Körper wirkt, sehe ich im Moment nichts anderes für Ihren Vater.
Selbst, wenn man im Körper irgendwo Metastasen entdecken würde, ist es unter Umständen schwierig, sie operativ oder mit Bestrahlung zu behandeln.
9.) Prostatakrebs ist ein mehr gutartiger Krebs, der nicht so schnell wächst.
Der alte Hackethal hat zwischen dem Haustierkrebs und dem Raubtierkrebs unterschieden. Bei Ihrem Großvater deutet nach Ihren Schilderungen alles auf einen Raubtierkrebs hin.

Sie sollten sich dringend den Biopsiebefund und die Berichte aus der Klinik besorgen, damit wir Ihnen genauere Antworten geben können. Meine Antwort bewegt sich weitgehend im Bereich der Spekulation, weil Ihre Krankheitsdaten sehr dürftig sind.

Im Übrigen:
Verzweifeln Sie nicht, mit den heutigen Medikamenten die uns seit kurzem zur Verfügung stehen, kann Ihr Vater, wenn er Glück hat, den Prostatakrebs noch jahrelang in Schach halten. Allerdings er ist wahrscheinlich ein Hochrisikopatient.

Genaueres sagt darüber der Gleason Score. Sie sollten sich den Biopsiebefund beim Urlogen besorgen, dann kann man mehr darüber sagen.

Ich füge Ihnen den Link zum Patientenratgeber II für den fortgeschrittenen Prostatakrebs bei, in dem Sie sich selbst informieren können:
Prostatakrebs II Lokal fortgeschrittenes und metastasiertes Prostatakarzinom:

http://www.patienten-information.de/...-aufl-2013.pdf

(2. Auflage)

Der Ratgeber basiert auf den S3-Leitlinien und enthält nur wissenschaftlich fundierte Aussagen.

Wenn Sie noch weitere Fragen haben, können Sie auch die Bundesweite Hotline des BPS von Dienstags - Donnerstags von 15 - 18 Uhr unter der kostenlosen Rufnummer 0800 70 80 123 anrufen. Aber da sollten Sie zumindest die Kopie des Biopsiebefundes und noch besser die Berichte aus dem Krankenhaus vorliegen haben.

Alles Gute für Sie beide!

Hansjörg Burger
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  #3  
Alt 22.03.2014, 20:39
xoceanx xoceanx ist offline
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Frage AW: Diagnose Prostatakrebs

Guten Tag Herr Hansjörg Burger,


ganz herzlichen Dank für Ihre wunderschön informative Antwort!!! Vielen Dank!!! Auch für die Links!!!

Nachdem ich heute Ihre Antwort gelesen habe, habe ich von meinem Papa folgende Befunde geholt und möchte Ihnen diese hier schreiben um bitte vielleicht eine genauere Antwort von Ihnen zu kriegen. Ich hoffe sehr darauf.

Also in dem Befund vom Krankenhaus steht ein PSA Wert von 1,01 ng/ ml (das war am 03.03.14).

Im Befund von der Biopsie vom Urologen ambulant (am 13.03.14 nachrichtlich Befundgespräch am 20.03.14) steht folgendes:
Anamnese: Histo besprochen, Gleason 8 Tumor in allen Stanzen, die im CT gefundenen Knochenmetastasen sind am ehesten durch das Pca bedingt.
Histologische Befunde: In allen (12x) Punktaten Adenocarcinom der Prostata; Gleason 4+4. Wir müssen zur Klärung noch weitere adjuvante immunhistochemische Untersuchungen durchführen. Abschlussbericht folgt.
Verordnungen: Bicalutamid 1A Pharm 150 mg, FTA 30 St N1/1x1
Procedere: Therapie zunächst Bicalutamid für 4 Wochen zur Flare up Prophylaxe, dann LHRH z. B. Tranantone, weiterhin Zoledronsäure zur Behandlung der Knochenmetastasen, davor zahnärztliches Konsil zur Vermeidung von Kiefer-Osteonekrosen; PB3.

Der Pathologiebefund (Vorläufig athologisch-anatomische Begutachtung am 19.03.14 an Urologen nachrichtlich):
1. Schlanken, festen, grau-weißen Punktionszylinder von 10 mm Länge. Prostatastanze : Re. Basis.
2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12. Ende

Klinische Angaben/Fragestellung:
PSA: 1,01 ng/ml: freies PSA: o. k. A. Quotient o. k. A.
Prostatavolumen: o. k. A.
Klinik/Fragestellung: PCA?

Vorläufige histologische Beurteilung:
In allen (12x) Puntaten Adenocarcinom der Prostata, Gleason 4+4 = 8.
Wir müssen zur Klärung noch weitere adjuvante immunhistochemische Untersuchungen durchführen. Kompletter Abschlußbericht folgt.


Ansonsten sind in den Blutbefunden aus dem Krankenhausaufenthalt vom 25.02.-09.03.14 folgende Werte fett markiert:
Lymphozyten %: 16.6
Monozyten: 13.0
GOT (AST): 96
Alk. Phosphatase: 780, 595
LDH: 379, 255
CRP: 6.4, 56.7, 282.0, 204.6

Ich weiß nicht was diese Werte aussagen??

Das ist alles was wir zur Hand haben. Lieber Herr Hansjörg Burger, bitte können Sie mir/uns diese Befunde erklären?? Was genau besagen diese Befunde?? Was erwartet uns??

Ich bin Ihnen sehr dankbar.

Vielen lieben Dank und viele Grüße...

ocean
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  #4  
Alt 24.03.2014, 16:12
Hansjörg Burger Hansjörg Burger ist offline
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Standard AW: Diagnose Prostatakrebs

Hallo liebe ocean,

ermitteln Sie bitte den PSA-Wert direkt vor der Biopsie. Die angeführten PSA 1,01 sind bestimmt nach einer vorangegangenen Hormontherapie erreicht worden. Wenn nicht, wäre es, so unverständlich es klingt, kein gutes Zeichen, die ganz aggressiven Prostatakrebse produzieren so gut wie kein PSA.

Im Übrigen zeigt der Befund die Einschäztungen, die ich mit meiner ersten Antwort wiedergegeben habe:

Es handelt sich mit einem Gleason Score 8 um einen recht aggressiven Score, was Sie daraus ersehen können dass die theoretische Scala von 2 - 10 reicht.
In der Praxis wird heute aber nur noch Gl. 6 - 10 ermittelt.

Außerdem sind alle 12 Proben befallen, was auf einen fortgeschrittenen Tumor hindeutet, der bereits wahrscheinlich über die Kapsel hinausgewachsen ist.

Ebenso zeigen dies die radiologisch festgestellten Knochenmetastasen.

Aus meiner Sicht, aus der Sicht eines medizinischen Laien wird Ihr Vater derzeit opitmal behandelt: Die Hormontherapie soll den Krebs stoppen und unter glücklichen Umständen sogar teilweise zerstören. Die Zoledronsäure soll die Beschwerden der Knochenmetastasen lindern.

Hier könnte die Medikation unter Umständen verbessert werden. Wir haben seit kurzem ein neuzugelassenes Medikament namens Xofigo (Alpharadin),
das erstmals eine lebensverlängerung bei der Behandlung der Knochenmetastasen bewirkt. Das eingesetzte Zometa lindert nur die Symptome und bremst gegebenenfalls das Wachstum.

Das neue Medikament wird nur bei "symptomatischen" Knochenmetastasen verordnet. Sollt Ihr Vater weiterhin Schmerzen bedingt durch die Knochenmetasen haben, kann er sich darum bemühen.

Xofigo wird durch den Nuklearmediziner verordnet, der wegen der hohen Kosten von rund 60.000 € für eine Behandlung von 3 Monaten, einen Antrag bei der zuständigen Krankenkasse stellt. Der medizinische Dienst entscheidet dann über die Bewilligung.

Die aufgeführten Blutwerte können Sie selbst mit Google sich erklären lassen oder noch besser, besprechen Sie diese mit den Ärzten Ihres Vaters.

GOT ist beispielsweise ein Leberwert mit einem Normwert von 19 U/l, der bei Ihrem Vater weit überschritten ist. Dieser und die anderen Werte deuten bei starker Erhöhung auf ein Krebsgeschehen im Körper hin.

Für Sie beide alles Gute, auf dass die Hormontherapie bei Ihrem Vater gut anschlägt und möglichst lange wirkt. Aber auch wenn Ihr Vater nicht mehr auf die HT ansprechen sollte, stehen mit Chemotherapie und den neuen Medikamenten ihm noch eine Reihe von Maßnahmen zur Verfügung.

Hansjörg BUrger

Geändert von Hansjörg Burger (24.03.2014 um 16:14 Uhr)
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  #5  
Alt 24.03.2014, 22:28
xoceanx xoceanx ist offline
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Frage AW: Diagnose Prostatakrebs

Guten Abend Herr Burger,

ich bedanke mich für Ihre Antwort vom ganzen Herzen! Woher haben Sie so viel Wissen was Prostatakrebs angeht? Es ist bewundernswert!
Der PSA Wert von 1,01 war 10 Tage vor der Biopsie. Eigentlich kurz davor. Das verstehe ich jetzt irgendwie nicht. Was genau bedeutet es denn jetzt, dass der Wert so gering ist, was heisst das??

Xofigo, schreiben Sie. Welcher Nuklearmediziner würde seinem Patienten ein solch teures Präparat in Berlin verschreiben?? Und wie??

Mein Papa hat auch keine Schmerzen, nur an einem Punkt am Becken, aber eben leicht. Deshalb hatten die ihm im Krankenhaus auch Morphium und andere Medikamente gegeben, die er nie eingenommen hat weil er eben keine Schmerzen hatte, die Ärzte das aber nicht verstehen wollten!

Herr Burger, was meinen Sie, sollte sich mrin Papa anderswo noch eine zweite Meinung einholen?

Ich hoffe sehr auf Ihre für mich sehr wertvolle Antwort und bedanke mich vielmals...

Ocean
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  #6  
Alt 25.03.2014, 10:55
Hansjörg Burger Hansjörg Burger ist offline
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Standard AW: Diagnose Prostatakrebs

Liebe ocean,

ich bin seit 15 Jahren selbstbetroffen und habe mit Gerd Unterstenhöfer zusammen die Selbsthilfegruppe Prostatakrebs Rhein-Neckar gegründet.
Jetzt bin ich nicht mehr an vorderster Front in der SHG tätig, arbeite aber noch in der bundesweiten BPS-Hotline als Berater mit. Deshalb muss ich mich heute auch kurz fassen, weil ich auf dem Sprung zum Hotline-Berater-Seminar in Fulda bin.

Ein geringer PSA-Wert deutet auf einen aggressiven Prostatakrebs hin, der ja in der Biopsie auch mit GL 8 bestätigtt wurde. Für die Therapie hat das keine weitere Bedeutung, es ist nur eine Erklärung, warum der fortgeschrittenen Prostatakrebs so spät bei Ihrem Vater entdeckt wurde, weil der PSA als Warner ausfiel.

Wenn Ihr Vater derzeit keine Beschwerden durch die Knochenmetastasen hat, scheidet die Verordnung von Xofigo aus.

Ich bin zwar für eine Zweitmeinung. Glaube aber nicht, dass sie für Ihren Vater einen Erkenntnisgewinn bringt, da er aus meiner Sicht optimal behandelt wird. Zur Zweitmeinung schlage ich entweder eine Universitätsklinik oder ein Prostatakarzinomzentrum vor. Vielleicht entspricht die Klinik, an der Ihr Vater behandelt wird, diesen Kriterien.

Ein Prostatakarzinomzentrum finden Sie hier:

http://www.krebsgesellschaft.de/wub_...te,120895.html

Weiterhin alles Gute für Sie beide! Jetzt muss ich aber auf den Zug!

Hansjörg Burger

Geändert von Hansjörg Burger (25.03.2014 um 10:55 Uhr) Grund: Zusatz
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  #7  
Alt 25.03.2014, 14:24
frohsinn frohsinn ist offline
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Standard AW: Diagnose Prostatakrebs

"Xofigo, schreiben Sie. Welcher Nuklearmediziner würde seinem Patienten ein solch teures Präparat in Berlin verschreiben?? Und wie??

Mein Papa hat auch keine Schmerzen, nur an einem Punkt am Becken, aber eben leicht."

Hallo und Gruß von mir , gut das dein Vater Schmerzfrei ist und hoffentlich noch sehr lange !!
Frage wenn es dann soweit ist seinen Urologen,bzw. den Onkologen. Die überweisen deinen Vater dann zur Strahlentherapie. Dort wird entschieden ob dieses Medikament schon eingesetzt wird , oder wie zur Zeit bei meinem Ehemann, die Knochenmetastasen als Schmerzlinderung und Versuch der Minimierung , punktuell bestrahlt wird. Das wird dann von dem Strahlentherapeuten bei seiner Kasse beantragt und genehmigt. So haben wir die Aussage erhalten. Auch wir sind Berliner..aber in jedem Bundesland wird es so gehandhabt.
Gruß von mir und alles Gute für euch
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  #8  
Alt 26.03.2014, 17:35
xoceanx xoceanx ist offline
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Standard AW: Diagnose Prostatakrebs

Hallo Herr Burger,

vielen lieben Dank für Ihre Antwort! Momentan möchte ich all hier geschriebenes sacken lassen. Ich danke Ihnen für alles. Wenn ich nicht mehr weiter weiß würde ich mich wieder liebend gern an Sie wenden wollen, wenn ich darf.
Sie schreiben, dass Sie seit 15 Jahren selbst betroffen sind. Mich würde sehr gern interessieren in welchem Ausmaß bei Ihnen ein Prostatakrebs entdeckt wurde, wie alt Sie waren und welche Therapien bislang angewandt wurden. Sie müssen das alles nicht beantworten, oder können über eine private Nachricht antworten oder öffentlich. Wie Ihr Herz das möchte.


Liebe Frohsinn... auch vielen Dank für deine Antwort. Das macht Mut zu wissen, dass mit der Verschreibung von Xofigo doch klappen könnte, wobei ich hoffe das es nie soweit kommen soll bei meinem Papa und niemandem.


Viele Grüße.......

ocean
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  #9  
Alt 31.03.2014, 17:55
Hansjörg Burger Hansjörg Burger ist offline
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Standard AW: Diagnose Prostatakrebs

Liebe Ocean,

mein Prostatakrebsverlauf ist völlig untypisch. Sowieso hat ein einzelner Verlauf keine statistische Relevanz.

Das einzige, was Sie ihm entnehmen können, ist, dass es auch gute Verläufe bei kritischen Befunden gibt.

Außerdem mein Spruch aus meiner eigenen Erfahrung:

"Manchmal ist es gut, wenn Arzt und Patient es nicht genau wissen!"

Denn mit meinem metastasierten Befund wäre ich im Jahr 2000 nicht mehr operierrt worden. Zum Glück hat auch der Pathologe beim Schnellschnitt den befallenen Lymphknoten übersehen, sonst hätte der Operateur die OP abgebrochen und einfach wieder zugemacht.

Mein Glück, der Chefarzt der Urologie im damalgen Krankenhaus hat auf Grund meines jugenlichen Alters, "mit allen Waffen" zugeschlagen. Noch im Krankenbett wurde eine maximale Hormontherapie und eine anschließende Bestrahlung eingeleitet. Die HT habe ich nach 11 Monaten unterbrochen (intermittiert) und musste bis heute nicht mehr einschreiten. Der PSA-Wert bleibt unter der Nachweisgrenze. Trotzdem bin ich nicht so vermessen zu behaupten, dass ich geheilt bin, ich sage nur, der Krebs ruht.

Hier die genau Krankheitsgeschichte:

12/1999 Blut im Sperma
01/2000 PSA 9,5
01/2000 Biopsie positiv
02/2000 RPE (Bauschnitt) im Diako, Mannheim
02/2000 Pathologischer Befund: T3B, N1, RX, MX
Gleason-Score 7 (4+3)
Schnittrandsituation unklar: "Bis an die Schnittränder heranreichend"
03/2000 Maximale oder zweifache Hormonblockade
50 mgr Casodex und Spritze Zoladex
Später gewechselt auf 3 Monatsspritze Trenantone
03/2000 AHB in Staufenb urg-Klinik, Durbach
Verdacht auf Nebenschilddrüsenadenom
04/2000 Verdacht auf Nebenschilddrüsenadenom bestätigt und kalte Knoten in Schilddrüse
05-07/2000 Adjuvante externe Bestrahlung in Strahlenambulanz Mannheim, 3-D-konformale Technik, 33 Sitzungen mit 65 Gray
06/2000 Harnverhalt durch Entzündung Operatonsnarbe an Blasenhals
Dauerkatheder bis nach Bestrahlung operiert werden konnte
08/2000 Schilddrüsen-OP und Schlitzung Harnröhre
08/2000 Hoher Blutdruck
12/2000 Zweite REHA in Staufenburg-Klinik, Durbach auf Veranlassung des medizinischen Dienstes
01/2001 Ende der Hormonblockade auf Grund günstiger PSA-Werte < 0,01
07/2001 Trage keine Sicherheitsvorlage mehr. 100% kontinent.
07/2006 PSA weiterhin < 0,01
PSA-Kontrolle nur noch jährlich!
04/2004 Erster starker Schwindelanfall mit Erbrechen
05/2005 Wieder starke Gleichgewichtsstörungen mit Erbrechen
08/2005 MRT Kopf mit Verdacht auf Menignom im Kleinhirnbrückenwinkel
09/2005 Operative Entfernung in Neurochirugie Heidelberg (Kopfklinik)
Diagnose Menignom hat sich bestätigt, gutartig, WHO I, keine Metastasen vom Prostatakrebs
03/2007 Auftreten von Doppelbildern vermutlich von nicht operablem Tumorresten im Sinus cavernosus ausgelöst.
07/2007 IMRT-Bestrahlung und IGRT des Kopfes (30 Sitzungen mit 1,87 Gray, 56,03 Gray Gesamtdosis) im Klinikum Mannheim
08/2008 Nach eingehender Untersuchung durch die Augenärztin wurde mein subjektiver Befund, dass sich die Doppelbilder schon während der Bestrahlung erheblich gebessert haben, auch objektiv bestätigt.

Liebe Grüße

Hansjörg Burger
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  #10  
Alt 04.04.2014, 20:31
xoceanx xoceanx ist offline
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Frage AW: Diagnose Prostatakrebs

Hallo lieber Herr Burger,

dann kann man bei Ihnen von großem Glück sprechen oder?!....... Ich freue mich sehr darüber, so etwas schönes zu hören!!!

Nur dies habe ich nicht verstanden:

"Denn mit meinem metastasierten Befund wäre ich im Jahr 2000 nicht mehr operierrt worden. Zum Glück hat auch der Pathologe beim Schnellschnitt den befallenen Lymphknoten übersehen, sonst hätte der Operateur die OP abgebrochen und einfach wieder zugemacht".

Was genau heißt das??

Ich möchte wieder etwas fragen bezgülich meines Vaters. Mittlerweile hat er mit der Hormontherapie angefangen. Jetzt muss er demnächst zum Zahnarzt wegen Befund Zähne. Anschließend soll er wohl 1x die Woche eine Infusion kriegen.
Wieso 1x die Woche?? Muss das nicht einmal im Monat sein??

Dann soll er alle drei Monate 1x eine Spritze kriegen, welche mit Nebenwirkungen behaftet sein kann. Zum Beispiel Brustvergrößerung, Hitzewallungen etc. ... .
Wofür ist diese Spritze??

Was muss innerhalb dieser Behandlungen nun unter Kontrolle gehalten bzw. beobachtet werden?? Blut, Blutwerte... Welche sind ein Muss??

Vorerst ganz liebe Grüße... Gibt es in Berlin eigentlich auch eine Selbsthilfegruppe??

Alles erdenklich Gute wünsche ich bis zum nächsten Mal vom ganzen Herzen...

ocean
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  #11  
Alt 06.04.2014, 18:26
Hansjörg Burger Hansjörg Burger ist offline
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Standard AW: Diagnose Prostatakrebs

Hallo Ocean,

Ihre Frage zu meinem Fall:

Vor 15 Jahren ist ein Prostatakrebskranker, wenn der Krebs schon Metastasen gebildet hat, nicht mehr operiert worden, weil dann durch die Operation keine Heilung mehr möglich ist.

"Daher Glück" dass der Pathologe im Schnellschnitt den befallenen Lymphknoten nicht entdeckt hat und ich "durchoperiert" worden bin. Die OP hat bestimmt mit den Folgetherapien zusammen zu meinem guten Verlauf geführt.

Zu Ihrem Vater:

Da müssen Sie die Ärzte fragen, um welche Substanz es sich handelt und warum sie wöchentlich gegeben wird. Vermutlich ist es ein Medikament gegen die Knochenmetastasen.

Die 3-monatige Spritze ist ein GnRH-Analogon und führt eine medikamentöse Kastration herbei, d.h. die Hoden produzieren kein Testsoteron mehr. Testosteron gilt als Nährstoff für den Prostatakrebs.

In dem Ratgeber, auf den ich Sie neulich hingewisen habe, können Sie genau die möglichen Nebenwirkungen nachlesen.

Bei der Hormontherapie mit Spritze ist regelmäßig (in der Regel alle 3 Monate) der PSA-Wert zu messen. Wenn unter der Spritze der PSA-Wert wieder steigen sollte, ist undbedingt der Testosteronwert zu messen, ob die Spritze die Kastration herbeiführt oder nicht.

Ist der Testosteronwert < 0,20ng je Ml ist das Kastrationsniveau erreicht. D.h. die Spritze wirkt noch, nur läßt sich der Prostatakrebs nicht mehr durch die Kastration beieindrucken. Das ist der schlimmere Fall, den man "Kastrationsresistent" nennt. Dann kommen als nächste Therapie zur Zeit Zytiga oder gleich die Chemotherapie in Frage. Nach der Chemo haben wir Zytiga, XTandi oder Cabazitaxel.

Ist bei steigendem PSA unter der Spritze der Testosteronwert nicht auf Kastrationsniveau, dann wirkt die Spritze nicht und es ist einfach das Fabrikat der Spritze zu wechseln. Das ist der harmlosere Fall, der immerhin bei 5% der Patienten auftritt.

Sie sollten jetzt den Ärzten Ihres Vaters vertrauen. Aus meiner Sicht wird da alles richtig gemacht und die Hormon-Sprite senkt mit Sicherheit den PSA-Wert.

Gruß

Hansjörg Burger

Geändert von Hansjörg Burger (07.04.2014 um 13:38 Uhr) Grund: Rechtschreibfehler und Ergänzung
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  #12  
Alt 21.04.2014, 23:01
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Frage AW: Diagnose Prostatakrebs

Liebe User...

ich bin ratlos und wende mich wieder an euch... Wie obig geschrieben hat mein Papa Prostatakrebs... Der Arzt hat den Vorschlag einer Hormontherapie gemacht (welche er schon ca. seit 4 Wochen einnimmt)... Weiterhin soll er erne Spritze wöchentlich kriegen, eine alle drei Monate.

Das Problem ist, dass mein Vater überhaupt keine Beschwerden hat! Deshalb will mein Vater auch keine Therapie machen... Schon allein duch den Gedanken das es ihm durch die Nebenwirkungen der Medikamente schlecht gehen wird, da er wie geschrieben, eben keine Anzeichen von Schmerzen und ähnlichem hat. Er fühlt sich kerngesund.
Er ist sich eben unsicher. Er hält sich im Jahr auch für 3 oder 4 Monate im Ausland auf. So könnte er eben auch nicht wegen der wöchentlichen Spritze bzw. der Medikation wegfahren.
In der Zwischenzeit vergeht immer Zeit zwischen dem ganzen hin und her. Jetzt sollte er auch zum Zahnarzt, wo er auch war. Und zwar bei zwei Zahnärzten. Der eine wollte ihm nur drei der andere 10 Zähne ziehen als Vorsichtsmaßnahme. Mein Papa hat noch mit 73 Jahren komplett seine eigenen Zähne drinne. Alle sehr gut erhalten. Jetzt einfach gesunde Zähne ziehen lassen sagt er... Er hat eben nichts...
Wir wissen aber auch das er eben trotz allem diesen bösartigen Krebs hat.
Liebe User, was sollen wir machen??? Warten (oder kann es zu spät werden auch wenn er jetzt nichts hat), gar nicht erst anfangen mit Medikamenten, oder doch anfangen???
Bitte gebt mir Rat, bitte bitte... Ich weiß nicht mehr weiter...

Ocean
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  #13  
Alt 22.04.2014, 19:18
Hansjörg Burger Hansjörg Burger ist offline
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Standard AW: Diagnose Prostatakrebs

LIebe Ocean,

da kann man nicht raten.

Wenn ihr Vater keine Behandlung wll, dann ist nichs zu machen.

Allerdings wird er bei seinem Befund über kurz oder lang, Beschwerden bekommen, die man dann allerdings auch behandeln kann. Das nennt man das "Langfristige Beobachten", da wird nicht mehr der Krebs behandelt, sondern nur die Beschwerden, die er verursacht.

Liebe Grüße

Hansjörg Burger
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