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  #1  
Alt 13.12.2005, 18:57
potschemu? potschemu? ist offline
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Standard AW: Thread für junge Angehörige von Krebskranken

hallo!
ich lese schon einige zeit mit - und jetzt will ich selber meinen senf dazugeben:
ich bin froh, dass ich lesen konnte, was ihr geschrieben habt. mir geht es nämlich sehr ähnlich!
mein Papa hat darmkrebs und überall metastasen. er hat den krebs schon sehr lange, also ich kenn ihn fast nur krank. nun hat er einen tumor im kiefer, der immer sehr schnell wächst und andauernd herausoperiert werden muss. doch die gefahr ist groß, dass er zum hirn wächst und er einen schlaganfall kriegt oder so.
er schließt jetzt mit dem leben ab, macht testamente, zeigt mir wo ich alles finde usw.
mir gehts voll scheiße. so wie ihr, bin ich auch immer hinundher gerissen, zw. uni und normalem spaß-leben und dann wieder heim fahren und meinen papa treffen.
ich bin sehr traurig, weil ich spüre, dass etwas auf mich zukommt, dass mich überrollen könnte. seine situation war schon oft sehr ernst, doch nun fühle ich es innerlich ganz anders. ich glaube ich merke, dass er bald sterben wird.
es ist alles so scheiße, ich kann mich nicht mehr gescheid auf die prüfungen konzentrieren und bin meistens schlecht drauf.
am liebsten wäre ich immer bei ihm, aber auch nicht, weil ich auch leben und fortgehen will.
zum glück sind bald ferien. am freitag. da habe ich noch eine prüfung und dann ists geschafft. dann kann ich mich wieder mit meiner beschissenen situation auseinandersetzen.
ich bin übrigens 20, studiere, mein papa ist 60.
ich muss die prüfung am freitag schaffen, sonst habe ich sie im jänner nochmal und da werde ich schon genug zu tun haben. zur zeit klappt echt nichts.
auch habe ich meine russisch prüfung in den sand gesetzt, wo ich russisch aber liebe!!! aber ich habe mich von meiner prof. etwas aufbauen lassen. immerhin habe ich mit ihr reden können.
ich werde jetzt lernen. ich fühle mich immer so beschwert, und alt. nicht mehr so fröhlich wie ich es früher war. und wenn er stirbt habe ich angst, was dann mit mir geschehen wird.
er hat immer viele schmerzen und kann nicht schlafen.
schwere zeit, liebe leute, schwere zeit...
  #2  
Alt 13.12.2005, 21:55
Anne! Anne! ist offline
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Standard AW: Thread für junge Angehörige von Krebskranken

Hallo ihr Engel!

Bin auch mal wieder da. Meine Oma hat ihren Geburtstag gut hinter sich gebracht. Schön wars! Und meine Ma sah blendent aus...

Meine Güte sind das heute Hiobsbotschaften von euch. Rauf und runter.

@Laura: Wie sieht es bei euch aus? Gibt es Neuigkeiten? Bitte lass es positiv sein. Ich bin bei euch in Gedanken.
Ein Mensch kann zwei Ops hintereinander verkraften. Sie wird es schaffen
Das mit dem Anblick auf der Intensiv und die Tage danach kenne ich leider zu gut. Als meine Ma operiert wurde (7 Stunden OP) habe ich sie anschließend gesehen und damals habe ich mir gewünscht es nicht zu sehen. Es war grausam...
Aber der Tag nach der OP war noch viel viel schlimmer. Ihr ganzer Körper war aufgeblasen. Sie sah aus wie ein Michelin-Männchen. Und sie konnte mir nicht in die Augen sehen... Da ich vorher sowas nicht kannte, habe ich gedacht sie würde sterben. Ich bin ab da jede Nacht und jeden Tag bei ihr geblieben und manches mal habe ich gehofft das sie sterben würde, nur damit sie diese Schmerzen die sie hatte nicht mehr ertragen muss.
Was ich damit sagen will, dass ich weiß wie du dich fühlst.
Es tut mir leid, dass du/ihr auch so eine schreckliche Erfahrung machen musstet.
Ich hoffe und bete für euch....

@Marion: Ich freu mich so für euch, es geht berg auf. Nun schnell ab nach Bochum. Es gibt bestimmt eine Chance...
Hab den ganzen Tag an euch gedacht...

@potschemu?: Erstmal herzlich willkommen. Es hört sich nicht gut an, was du da gerad mitmachen musst. Sei für deinen Vater da, dass ist das wichtigste. Klausuren kann man nachholen, die Zeit mit deinem Vater nicht (leider).
Viele von uns, eigentlich alle, müssen diesen Spagat zw. Uni/Beruf leisten und wir gehen teilweise über unsere Grenzen hinaus. Auch du wirst dass schaffen.
Meine Ma hat auch ihr Testament gemacht und mir und meinem Bruder Vollmachten (für Konten, ...) abgeschlossen. Es ist zwar hart, aber ich denke dass hat auch was mit Beruhigung zutun.
Wir sind für dich da. Lasss einfach alles raus

@Anna: Danke für deine Erläuterung. Hatte ich mir schon gedacht, dass es das ist, war mir aber net so sicher. Wieder ein Stückel schlauer geworden

So, Leutz, muss dann noch was tun.
LG
Anne
  #3  
Alt 13.12.2005, 22:29
SusiSonnenschein SusiSonnenschein ist offline
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Standard AW: Thread für junge Angehörige von Krebskranken

Hallo ihr Lieben !

Meld mich auch mal wieder hier... Hab mal ganz am Anfang hier geschrieben... Hab eure Beiträge eigentlich jeden Tag verfolgt weil ich wie so viele von Euch viel zu oft online bin aber irgendwie hab ich nie geschafft zu schreiben !
Bei mir sind nicht die Eltern erkrankt, sondern mein Freund, aber ich denke die Probleme sind die gleichen... Auch ich brauche grad meine letzten Kraftreserven um Studium, Krankenhaus und alles unter einen Hut zu bringen. Bin von Studenten-wg-Nudelkocherin zur perfekten Hausfrau mutiert und mein Leben dreht sich um Kochen und Freund aufpäppeln ! Aber wir stehen das gemeinsam durch denn die Hoffnung stirbt zuletzt !

Gruß Susi
  #4  
Alt 14.12.2005, 10:47
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Ylva Ylva ist offline
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Standard AW: Thread für junge Angehörige von Krebskranken

Hallo ihr Lieben,

meld mich ganz kurz,weil ich gerade heimgekommen bin.
Werd jetzt erst reiten gehn und dann ausführlicher schreiben!

Liebe Grüße,
Ylva
  #5  
Alt 14.12.2005, 14:08
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Ylva Ylva ist offline
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Standard AW: Thread für junge Angehörige von Krebskranken

Hallo nochmal

Marion_Sch

das freut mich,dass freut mich wirklich so sehr!! Das,genau das habt ihr verdient und auch wenn die schritte klein sind,und es manchmal auch rückwärts geht,ihr werdet es schaffen!!!!!!
*drück*

Anna ist mein brief schon da? Meine Weihnachtskarte kam an ich hatte auch lust auf frische plätzchen als ich den jungen mann da vorne drauf sah
Wie geht es dir? Und wie deinem Vater ? Deiner Familie? Was machst du so?

Anne! Schön das dass mit dem Geburtstag so gut geklappt hat !! Wie geht es deiner Mutter inzwischen? Und wie geht es dir?

Susi schön dich zu lesen,dass hast dsu schön geschrieben!! Ich wünsche dir und deinem Freund alles,alles Gute und würde mich freuen dich hier öfter zu lesen!!!

@alle neuen Herzlich Willkommen hier - schön das mittlerweile so viele in Annas Thema schreiben! Es ist schön,ins Forum zu kommen und zu wissen das man eine Antwort hat!

Ich habe noch zwei Tage Urlaub
Gestern waren wir Weihnachtseinkäufe machen .
Wie ich es hasse,so viele menschen,stickige Käufhäsuer,teure Preise
Dieses Jahr werde ich definitiv nicht mehr einkaufen gehen.
wie auch,ich bin pleite - aber immerhin habe ich für fast alle etwas gefunden

So ihr lieben,
ganz liebe grüße aus dem verregneten Hessen
Eure Ylva
  #6  
Alt 19.12.2005, 10:56
Benutzerbild von teufelchen_26
teufelchen_26 teufelchen_26 ist offline
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Standard ich könnte manchmal nur noch schreien

Hi,

meine mum hat Krebs und hat nicht mehr sehr lange zu leben. Sie ist im Endstadium und ich spüre wie es ihr jedesmal schlechter geht. Leider kann ich nur selten bei ihr sein, da sie 600 km von mir weg lebt. Ich versuche wenigstens alle 2 Monate für eine Woche hin zu fahren. Wenn man nicht jeden Tag da ist, fallen einem die Veränderungen schneller auf... Es geht ihr jedesmal schlechter.

Ich habe selber Depressionen seit die Krankheit meiner Mum ausgebrochen ist. Sie ist so ein lieber Mensch und das Ganze tut so weh...

Ich versuche ja stark zu sein, aber ich fühle mich leer. ich bin erst 26 habe aber im Moment keinen Spaß an meinem eigenen Leben. ich kann meine innere Leere nicht ausfüllen, habe keine Lust wegzugehen. Ich kann mir immer noch kein Leben ohne sie vorstellen.

Jetzt ist Weihnachten und ich habe total Angst heim zu fahren, weil ich weiß dass es ihr wieder schlimmer geht, aus den Telefonaten die ich mit ihr geführt habe. Ich kann nachts kaum schlafen, weil ich mir Sorgen mache.

Hat eeiner von Euch ähnliche Erfahrungen gemacht. Dann schreibt mir doch. Ich würde mich freuen.

Liebe Grüße

Das Teufelchen
  #7  
Alt 19.12.2005, 15:07
Benutzerbild von DaskleineÄnnchen
DaskleineÄnnchen DaskleineÄnnchen ist offline
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Standard AW: Thread für junge Angehörige von Krebskranken

Anne, es tut mir leid!!!!!
Fühl dich einfach nur gedrückt.....

Hallo Teufelchen,
du wirst hier sicherlich einen Ansprechpartner finden....wir haben alle dieselben Gefühle und Gedanken....

Anna
__________________
Dies ist ein
Akt der Verzweiflung
Ein stummer Schrei
Eines Menschen voller Leid und
seiner Wunde die nicht heilt
Es ist ein
letzter Kampf gegen das woran es liegt
Wie ein Vogel mit nur einem Flügel der bestimmt nicht fliegt
  #8  
Alt 19.12.2005, 18:36
Cassiopeia_Norah Cassiopeia_Norah ist offline
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Standard AW: Thread für junge Angehörige von Krebskranken

@Anna: Danke für dein Posting, du sprichst mir aus der Seele...
Mit dem normalen Leben, Party etc, etwas Alltägliches machen ohne Sorgen...
Ja, Weihnachten ist eine üble Zeit in diesem Jahr.
Oft will ich gar nicht mehr nach Hause in letzter Zeit, weil ich den Anblick meines Vaters nicht mehr ertragen kann. Es ist gar nicht mehr er, der da im Bett liegt...


@simönchen: Es tut mir leid mit deiner Mutter. Ist ja gerade mal 3 Wochen her...Ach herrje. Ich wünsch dir ganz viel Kraft!!


Achso, mein Vater hat total starke Schmerzen, keine Ahnung, was er dagegen bekommt...

@nordisch: Du hattest damals einen Thread, bis dein Vater gestorben ist, oder? Den hab ich mir vor einiger Zeit durchgelesen. Ich musste total heulen beim Lesen... Ich drücke dich unbekannterweise, denn das, was du geschrieben hast, war sehr bewegend!


Ich war am Samstag im Kino, ausgerechnet "Die Familie Stone" haben wir geschaut....Schaut euch den Film nicht an, wenn ihr depri seid wegen eurer Situation zuhause; ich dachte, es wäre eine Komödie, aber das ist er leider nur teilweise (die Mutter hatte Brustkrebs und einen Rückfall,; die Hälfte der Familie heult deswegen, beim nächsten Weihnachtsfest, wo sie sich alle treffen, ist die Mutter bereits gestorben).

Geändert von Cassiopeia_Norah (19.12.2005 um 18:39 Uhr)
  #9  
Alt 19.12.2005, 19:12
nordisch nordisch ist offline
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Standard AW: Thread für junge Angehörige von Krebskranken

@ Cassiopeia_Norah
Danke.. ja hatte ich.. Irgendwann werd ich mir das auch nochmal durchlesen, aber ich glaub zur Zeit wär das noch nicht so gut...

Und das was du geschrieben hast, "er ist gar nicht mehr er" kann ich sehr gut nachvollziehen, bei mir war es auch oft so das ich dachte "nein das ist nicht mehr Papa" aber dann kamen wieder seine "blöden" Sprüche sein, grinsen, seine grimassen und dadurch wurde es einem doch wieder vor augen geholt "doch das ist dein Papa" sowas ist einfach nur scheiße!!!
  #10  
Alt 20.12.2005, 12:15
Sabrina 25 Sabrina 25 ist offline
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Standard AW: Thread für junge Angehörige von Krebskranken

Hallo alle zusammen

Meine Mama hat Lungenkrebs im Endstadium. Ich erhielt diese Nachricht vor gut 2 Monaten. Seit diesem Tag kann ich nur noch heulen. Es ist verdammt schwer damit umzugehen. Ich bin zwar erst 25, habe aber schon eine 6 Jahre alte Tochter für die ich stark sein muss. Das schlimmste ist das die Ärzte ihr höchstens noch ein halbes Jahr zu leben gegeben haben. Meine Mum redet aber immer als wenn sie morgen wieder gesund ist. Ich weiß das es gut ist das sie sich nicht aufgegeben hat, aber es ist schwer damit klar zu kommen.
Würde mich freuen wenn jemand antwortet.

Bis dann
  #11  
Alt 22.12.2005, 17:59
Benutzerbild von gemini
gemini gemini ist offline
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Standard AW: Thread für junge Angehörige von Krebskranken

Hallo an euch alle,

ich habe dieses Forum bereits von zweien von euch empfohlen bekommen, und möchte es jetzt auch einfach mal versuchen, mich ein wenig zu beteiligen…
Vielleicht hilft es mir ja…
Ich habe mir nicht alles von euch durchgelesen, aber vielleicht nehmt ihr mich ja in eure Selbsthilfe-Gruppe auf 
Ich finde die Idee mit dem Thread super!

Aber wo fange ich an???

Aaaaaaaaaaalso….., ich bin seit einer Woche 22 und hole gerade mein Abitur nach (also noch halbes Jahr).
Ich wohne eine Stunde von meinen Eltern entfernt.
Vor noch nicht mal 2 Monaten (25.10.) kam die zufällige Diagnose, dass mein Vater sehr krank ist. Die Krankheit ist so selten, dass sie kaum jemand kennt; selbst die Ärzte nicht: Amyloidose mit Grunderkrankung Plasmozytom und bereits im Endstadium. Sein Herz ist bereits zur Hälfte arbeitsunfähig.
Auch wenn es kein Krebs ist, habe ich mich hier einfach mal angemeldet.

Es ging alles schrecklich schnell. Zunächst in eine Spezialklinik nach Heidelberg, da kam raus, dass es bereits so schlimm ist, dass er eine Chemo nicht überleben würde. In Hamburg wurde dann eine Mini-Chemo ausprobiert, die er nicht vertragen hat und akutes Nierenversagen bekommen hat. Die Ärzte haben ihm keinen Tag mehr gegeben, die gesamte Familie ist angereist, meine Mutter hatte das Bett neben ihm bekommen. Aber er hat es überlebt. Ich war die ganze Woche bei meiner Mutter und ihm natürlich.
Jetzt ist er morgen seit 3 Wochen wieder zu Hause. Gott sei Dank.

Aber es verändert sich jeden Tag sooo viel, dass es so schwer ist, es alles aufzuschreiben geschweige denn zu begreifen… Vor 3 Wochen saßen wir noch normal am Esstisch und haben Grünkohl gegessen. Er konnte auch noch alleine zur Toilette gehen.
Es wurde jeden Tag schlimmer. Seit 2 Wochen liegt er jetzt nur noch im Pflegebett unten im Wohnzimmer und wartet auf seinen Tod. Er isst seit einer Woche gar nichts mehr und schläft fast nur noch. Wir rechnen jeden Tag damit, dass es sein letzter ist. Er ist schon in einer anderen Welt, hat sooo viel abgenommen, man erkennt ihn gar nicht mehr wieder und er ist soo schwach. Einmal am Tag wird er mit nem Rolli die paar Meter zum Klo gebracht, es ist jedes Mal eine Tortur… Er hängt die ganze Zeit am Sauerstoffgerät.
Schmerzen hat er aber fast keine. Es kommt jeden Tag eine Frau vom Pflegeverein zum Waschen.

Vor einer Woche war ich Gott sei Dank gerade zu Besuch, als meine Mutter einen Angina-Pectoris (Herz-) Anfall bekommen hat. Ich musste den Notarzt rufen und hatte solche Angst, sie auch noch zu verlieren. Seitdem bin ich die ganze Zeit hier und schlafe unten auf dem Sofa neben meinem Vater, sodass sie in Ruhe durchschlafen kann.
Ich bin am Ende. Ich habe soooolche Angst vor der Zukunft, wie es mit der Schule weitergehen soll und allem.
Weinen kann ich fast nie. Es ist alles so unwirklich.
Mittlerweile möchte ich schon, dass er stirbt. Es wird sowieso nur noch maximal ein paar Wochen dauern und ich möchte es endlich hinter mir haben… Es klingt sicherlich makaber, aber ich dreh hier sonst wirklich noch durch…
Es ist wie in einem Totenhaus, er reden überhaupt nicht mehr, schläft immer nur, will keinen TV, kein Radio und auch nicht, dass man ihm was vorliest. Diese bedrückende Stille… Es ist ein Alptraum. Ich möchte nur noch aufwachen, weg, in mein altes Leben, in meine Wohnung zurückkehren…
Er ist nicht mehr derjenige, wie man ihn kennt. Wenn ich Fotos von ihm sehe, erschrecke ich mich: Das soll derselbe Mann sein??? Er war immer so vital, fröhlich, optimistisch, hilfsbereit und hat ständig Witze erzählt.

Und jetzt ist auch noch Weihnachten. Dieses Jahr gibt es keine Geschenke. Mir graut es vor Heiligabend. Und Sylvester auch…

Mit meinen Freunden ist es ähnlich, wie ihr es auch schon geschrieben habt…
Ich habe zwar manche, die sagen, dass ich mich immer bei ihnen melden kann…, aber ich mag es nicht tun. Ich schäme mich oder weiß nicht, wie ich es beschreiben soll oder denke, dass die es sich sowieso nicht vorstellen oder was ändern können und und und… Es ist alles so schwer. Ich könnte immer nur noch kotzen und werde total gereizt, weil ich nie mehr richtig schlafe und immer ist so viel zu tun ist und irgendwie auch nicht und ich komme hier nie raus und habe solche Angst vor der Schule. Ich weiß gar nicht, wie ich die verpassten Klausuren alle nachholen soll… Und das Abi ist doch so wichtig. Ich weiß gar nicht, was ich tun soll, damit es mir nicht jeden Tag noch schlechter geht… Vorhin habe ich endlich mal wieder ein gutes Buch anfangen können… Und nachher kommt endlich auch mal meine andere Schwester…, vielleicht nimmt sie uns ein wenig ab und schläft diese Nacht mal aufm Sofa…

Es ist so schwer, die Situation hier momentan zu beschreiben, und es tut mir leid, dass ich so wirres Zeugs schreibe… Es ist so anstrengend, es zusammen zu fassen, weil es eigentlich sooo viel ist und man es selber nicht sortieren kann…

Vielleicht liest es sich ja trotzdem wer von euch durch…

Ganz liebe Grüße und ganz viel Kraft sende ich euch!!!!

Anna: Ich denk an dich!!! Fühl dich lieb gedrückt!!!
  #12  
Alt 22.12.2005, 18:53
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teufelchen_26 teufelchen_26 ist offline
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Standard AW: Thread für junge Angehörige von Krebskranken

hallo gemini,

ich glaube hier können dich viele sehr gut verstehen. ich auch. meiner mum geht es sehr ähnlich deinem paps. sie hat zwar was ganz anderes aber die situation ist sehr ähnlich.

sie liegt auch nur noch im bett und kann sich gar nicht bewegen, auch nicht auf die toilette gehen. mein papa hat jetzt einen pieper damit er wenn er schläft, auch hört wenn meine mum was braucht.

allso zum thema weihnachten habe ich mich jetzt genug ausgelassen, weil lust darauf habe ich gar nicht - kann von mir aus ausfallen. was ich mir am meisten wünschen würde, geht eh nicht in erfüllung. (nämlch dass meine mum wieder gesund wird)


vielleicht solltet ihr es auch mal mit einem pieper oder babyfon versuchen? so muß nicht ständig jemand auf der coutch übernachten... daneben schlafen stelle ich mir eh schwierig vor...

dass du dir wünscht das es bald vorbei ist, kann ich gut verstehen. man selbst findet es manchmal egoistisch aber diese gefühle sind völlig normal..
man möchte außerdem ja auch, daass der andere nicht mehr leiden muss.

gemini ich wünsch dir viel kraft die nächsten tage und trotzdem sowas wie eine schönes weihnachtsfest und dass dein vater nicht mehr so viel leiden muß

sei gedrückt
das teufelchen
  #13  
Alt 22.12.2005, 19:18
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gemini gemini ist offline
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Standard AW: Thread für junge Angehörige von Krebskranken

danke, danke, danke für deine Antwort!!!

Es war ein Lichtblick :-)

Mit einem Babyfon hatten wir es schon probiert, jedoch konnte er nicht laut genug rufen, sodass es irgendwie mal nicht funktioniert hatte, am Anfang.
Und dann kamen seine Angstzustände bzw. Phantasie-Träume (oder wie man das nennt) und er konnte überhaupt nicht schlafen und die Nächte waren eine Qual...

Jetzt geht es wohl wieder etwas, vielleicht schlafe auch ich demnächst mal wieder oben...

Er wünscht sich nur noch, dass er stirbt und sagt einem ständig, dass man darum beten soll...

Eben ist meine eine Schwester hergekommen. Es ist so komisch zu erklären, aber jetzt versau ich es mir glaub ich auch noch mit ihr...
Ich WEIß ja, dass sie das alles ganz anders verarbeitet und momentan echt überhaupt nicht drüber nachdenkt (und das ja auch nicht gut ist). Aber sie kann ihr Leben irgendwie ganz normal weiterleben, und ich beneide sie ja auch darum...
Sie erzählt mir so toll, wie sie letzte Nacht bis 5Uhr gefeiert hat...
Und ich würde doch auch so gerne wollen...
Aber ich kann nicht. Ich kann nicht abschalten und würde mich dann nur schlecht fühlen...
Wie soll das alles nur weitergehen??? Ich habe solche Angst vor allem...
  #14  
Alt 23.12.2005, 12:08
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teufelchen_26 teufelchen_26 ist offline
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Standard AW: Thread für junge Angehörige von Krebskranken

gemini

die trauer deiner schwester kommt sicher später. sie versucht das ganze zu verdrängen, aber irgendwann wirds aus ihr raus platzen...

ich konnte das auch mal zwischendurch und habe abgefeiert. aber lange lässt sich die situation nicht verdrängen...

jeder hat seinen eigenen weg damit umzugehen. wenn das im moment ihrer ist, lass sie...

teufelchen
  #15  
Alt 23.12.2005, 15:58
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DaskleineÄnnchen DaskleineÄnnchen ist offline
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Standard AW: Thread für junge Angehörige von Krebskranken

Hi Larissa ( Gemini ),
erstmal freue ich mich,dass du meiner Einladung gefolgt bist und hier mitschreibst...habe gehofft du machst es...
Ich kenne deine Geschichte ja schon etwas, trotzdem trifft es mich hart, wenn ich lese wie es bei euch läuft!
Ich kann dich in allem was du geschrieben hast verstehen...ich hatte auch immer das Gefühl kotzen zu müssen, wenn ich aufgewacht bin, mir war den ganzen Tag schlecht...
Es muss sehr hart für dich sein, und ich bewundere dich sehr wie viel du für deinen Papa da bist....
Schreib dir hier alles von der Seele, was dich bedrückt, wir hören dir zu und helfen dir durchzuhalten.....
-> Gemini ist nun offiziell ein Mitglied in der Selbsthilfegruppe "Junge Angehörige"
Bussal Anna
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