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  #16  
Alt 28.03.2005, 01:56
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Standard Nicht nichts ohne dich, aber nicht dasselbe.......

Hallo Briele,(hatte deinen Namen falsch geschrieben, wo kommt er eigentlich her?)

ich halte es ganz und gar nicht für unaufmerksam. Außerdem weißt du vielleicht selbst, dass man hin und wieder gerne die Gelegenheit hat, wieder erzählen zu dürfen. Nach fast 6 Monaten gibt es nicht mehr viele, die zuhören möchten.

Ich weiß leider nicht, wer der Verfasser ist. Eine langjährige gemeinsame Bekannte hatte mir diese Zeilen geschrieben. Später habe ich sie nochmal auf einer Hospizseite gefunden, leider auch ohne Verweis auf den Autor.

Mir ist es übrigens auch so ergangen nach dem Tod meines Mannes. Ich dachte, ich müsse unbedingt etwas tun. Es war solch ein Friede im Haus, sein Sterben hatte nichts Erschreckendes und ich wollte anderen Menschen helfen. Ich muss sagen, dieses Gefühl hat nicht lange angehalten. Nicht, dass ich nicht helfen möchte, aber ich kann dieses "Erlebnis" nicht mit Fremden teilen, es ist eine sehr intime Angelegenheit im Leben eines Menschen und ich bin glücklich und dankbar, dass ich teilhaben durfte. Aber ich glaube, es bedarf - jedenfalls bei mir - der wirklichen Liebe, um dieses Sterben so zu empfinden, wie meine Kinder und ich es empfunden haben. Wie du es sagst, die Menschen leben unterschiedlich und sie sterben unterschiedlich. Ich glaube aber, so wie man einen Menschen, den man liebt und gut kennt begleiten kann, ist es bei Fremnden nicht möglich
Schwer zu erklären. Allerdings werden wir die Hospizarbeit in jedem Fall unterstützen, besonders den ambulanten Hospizdienst, damit es mehr Menschen, die keine Familie haben, möglich sein kann, in vertrauter Umgebung zu sterben.
Vor Selbstvorwürfen ist keiner sicher. Egal wie alles war, du findest ein Eckchen, das dich zweifeln lässt. Ich lese auch nicht mehr im Nierenkrebsforum. Ich kann es nicht ertragen, wenn oftmals so gesprochen wird (ich halte mich jetzt nicht an den Wortlaut, sondern wie es angekommen ist), als ob es jeder selbst in der Hand hätte, wer stirbt hat nicht richtig gekämpft...Oder wer Krebs bekommt, hat wahrscheinlich seelische Probleme oder ist in seinem Leben unglücklich (liest sich toll, wenn man gerade den geliebten Partner verloren hat - natürlich kommen Zweifel, ob man wohlmöglich Mitschuld hat)

Dein Vergleich mit dem wilden Tier ist klasse. Der Schmerz fällt dich an. Wirklich toll beschrieben.

So, für heute lass ich es aber gut sein.
Liebe Grüße
Andrea
  #17  
Alt 28.03.2005, 23:19
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Standard Nicht nichts ohne dich, aber nicht dasselbe.......

Liebe Andrea,

danke für Deine Zeilen - Du warst ja noch spät am Schreiben!

Um noch einmal auf eine Mitarbeit im Hospizdienst zurück zu kommen. Ich weiß auch nicht wie das kam, daß ich mich, je mehr ich mich damit beschäftige, davon entferne,mir das weniger zutraue.Ich glaube das ginge gar nicht, daß man dabei solche Empfindungen hat wie bei einem Angehörigen, das würde man nicht oft aushalten. Was ich in den letzten Jahren (mit der neuen Sensibilität und auch der Erfahrung) mache, ist in meinem Umfeld aufmerksamer sein. Wenn jemand krank ist, es schwer hat, trauert, nicht nur sagen daß ich gerne helfe,man mich anrufen kann, sondern wirklich etwas tun.

Du sprichst das Thema "Krankheit -Seele" an und das ist auch so ein Thema in das ich einmal viel an Zeit, Energie, auch Geld investiert habe und von dem ich mich immer weiter entferne. Begonnen hatte ich schon vor zwanzig Jahren mit verschiedenen alternativen Heilmethoden, einfach weil ich selbst ganz verblüffende Erfahrungen gemacht hatte. Als ich dann in die esoterische Ecke vordrang hab ich ziemlich bald erkannt, daß das harmlos sein kann aber auch ganz, ganz üble und böse Auswirkungen haben kann. Selbst als diese Fragen für mich rein theoretischer Natur waren - einfach weil niemand von mir betroffen war - dachte ich, daß kann es doch nicht sein, da ist jemand schwer krank , es wird ihm vermittelt irgend etwas in Deinem Leben läuft schief und das mußt du ändern, also das empfinde ich als Zynismus pur: man ist schon schrecklich krank und zermartert sich den Kopf was man in seinem Leben ändern müßte, könnte, damit man wieder gesund wird und dann fühlt man sich noch mit der ganzen Verzweiflung als
Versager.
Später hab ich Kranke kennen gelernt die auf so eine schiefe Ebene kamen. Es gibt Bücher, da kannst Du alphabetisch nachschlagen - Brustkrebs = Mutterproblem, linkes Knie, was weiß ich, vielleicht mangelndes Durchsetzungsvermögen. Das Traurigste was ich diesbezüglich erlebt habe war eine krebskranke Frau, die nach einer sogenannten Familienaufstellung fast ihre ganze Familie in den Abgrund gebracht hat. Dieses Thema regt mich wirklich auf.

Ich habe hier auch einige Male im Forum für "alternative Heilmethoden" gelesen. Warst Du da schon einmal? Oder bei "Sonstiges" oder "Vorschläge". Also da gibt es zum Teil diese besserwisserischen, verbissenen Texte, die dann ganz schnell aggressiv werden, wenn jemand anderer Meinung ist.

Was ich in diesem Zusammenhang nie gelesen habe ist, daß ein kranker Körper eine gesunde Seele schädigen kann. Aber das ist doch viel leichter der Fall, oder?

Gestört hat mich schon lange (Jahrzehnte) die Aussage: nur in einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist. Nur weil er tausendmal geschrieben wurde, wird er ja nicht richtiger. Also das ist so ein Satz, da kann wirklich jeder Mensch in seinem Leben das Gegenteil erleben. Und dann hatte ich eines Tages wirklich das Glück mit jemanden darüber zu sprechen, der alte Sprachen kennt und der sagte mir, dieser Satz ist einmal falsch übersetzt worden und wird seitdem stur weiter falsch zitiert. Richtig soll es heißen: ES BLEIBT ZU HOFFEN, DASS IN EINEM GESUNDEN KÖRPER EIN GESUNDER GEIST WOHNT. Dasist doch ein Unterschied.

Ich bin sonst nicht so rabiat.

Liebe Grüße
Briele
  #18  
Alt 30.03.2005, 21:46
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Standard Nicht nichts ohne dich, aber nicht dasselbe.......

Hallo Briele,
heute nur ein kurzes Hallo von mir- bin noch immer abends so müde-hatte in den letzten Tagen ziemliche Schlafprobleme, wahrscheinlich schlägt sich mein Unterbewußtsein mit irgendetwas herum. Ostern war für mich bis auf ein paar schöne Momente traurig, na ja, war ja auch das erste Ostern ohne meine Mutter. Alle Rituale ohne sie zu machen tat einfach nur weh.Also, fällt mir momentan nicht so leicht,Erdbeeren mit Sahne zu suchen.Eine Erdbeere war aber meine dreijährige Nachbarin, sie merkte, dass ich traurig bin,lief in ihren Garten zum Osternest,holte ein Schokoladenei und gab es mir mit den Worten"Wenn du Schokolade isst, bist du wieder fröhlich ".Das alleine zusammen mit ihrem besorgten Gesichtsausdruck brachten mich schon zum Lachen, sie hat also recht behalten.

Wie geht es dir so, Briele ? Erlebst du gerade Moll- oder Durtöne in deinem Leben? Träumst du manchmal von deinen Eltern ? Bekommst du irgendwelche Zeichen von ihnen?. Mam hat sich in der ersten Woche nach ihrem Tod so lebhaft bei mir "gemeldet" mit Schönem und Positiven, dass ich schon dachte,dass es so auch weitergeht.War aber leider nicht so, seit dem gab es keine "Nachrichten" mehr von ihr, bis heute nicht ( bis auf die Tatsache natürlich, dass sie in mir ganz lebendig ist).

Für heute alles Liebe, auch für dich, Andrea
von Alina
  #19  
Alt 30.03.2005, 22:07
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Liebe Alina,

danke für Deine lieben Zeilen.
Ich kann heute nicht viel schreiben,nur so viel, es geht mir gut, aber ich bin momentan zeitlich, gefühls- und verstandsmäßig stark eingebunden. Ein anderes Mal mehr.
Alles Liebe
Briele
  #20  
Alt 01.04.2005, 22:08
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Liebe Alina,

Du fragst mich nach meinen Träumen, diese Frage wollte ich Dir auch stellen. Also ich träume viel, weil ich aber hier im Forum ein paar flehentliche Bitten um Träume gelesen habe, will ich gleich sagen, daß ich das nicht als Privileg empfinde, ich auch nicht glaube einen besonders guten Draht zu meinen Verstorbenen zu haben. Ich habe vielleicht die Fähigkeit nicht nur viel und intensiv zu träumen, sondern mich auch an meine Träume erinnern zu können. Ich will niemanden neidisch machen, aber ich kann träumen, aufwachen, auf den Topf gehen und dann die Fortsetzung weiter träumen.

Im ersten Jahr hab ich meine Träume aufgeschrieben. Vor einiger Zeit hab ich das gelesen und war erstaunt, daß ich einige nicht mehr im Kopf gehabt hatte. Also vielleicht ist es eine Empfehlung Träume aufzuschreiben,solche an die man sich immer erinnern möchte.

Es gibt allerdings einen Traum, der ist nicht schön und den habe ich wahrscheinlich jede Woche einmal: ich träume, daß ich ganz erschreckt und betroffen bemerke meine Mama schon länger nicht angerufen zu haben. Ich bin entsetzt, denn so etwas ist nie vorgekommen. Und dann gelingt es mir nicht die Nummer zu wählen. Die Nummer ist mindestens 40 Stellen lang, ich kann sie nicht entziffern, meine Finger rutschen beim Wählen ab, ich muß immer und immer wieder neu beginnen und werde immer verzweifelter. Irgendwann wache ich auf, mein Kiefer tut mir weh weil ich so gemalmt habe, die Schultern sind verspannt.

Seit Papas Tod träume ich so gut wie immer von beiden. Auch wenn ein Elternteil in dem Film die Hauptrolle hat, ist der andere im Hintergrund.

Ich könnte jetzt auf Anhieb nicht sagen, daß ich (deutbare) Zeichen erhalten haben. Wie Du, habe ich auch die Empfindung sie gut in mir zu haben. Seit dem Tod meiner Eltern habe ich so peu a peu eine andere Einstellung zu "Entscheidungen"
bekommen. Ich gehe das viel gelassener an, ich erlaube mir sogar einfach zuzuwarten, gar nichts zu machen weil in mir eine Art Urvertrauen ist, daß mit ihrer Hilfe das richtige zum richtigen Zeitpunkt geschehen wird. Obwohl zwischen mir und meinem Bruder im Umgang mit Trauer und dem Verlust der Eltern Welten liegen, gehen wir in diesem Punkt mehr oder weniger konform.

Um noch einmal auf die "Erdbeeren mit Sahne" zurückzukommen. Irgend wann bin ich an den Punkt gekommen, an dem ich mir sagte, ich habe jetzt die Wahl, ich kann mich in meine Trauer vertiefen, fallen lassen, weinen, hingeben, aber ich kann auch versuchen etwas anderes zu machen. Ich kann einen Brief schreiben, ein Fenster putzen, einen Kuchen backen und dann einen Besuch machen. Die Entscheidung ist einmal so und einmal so, aber es war wie ein Schlüsselerlebnis, daß ich auch ein bißchen mit entscheiden kann, daß ich nicht nur ein Bündel Trauer und Schmerz bin!

Im nachhinein wurde mir bewußt, daß das meine Eltern GELEBT haben. Es klingt nun vielleicht zu spitz, zu hart, aber ich glaube Du versteht was ich meine, wenn ich sage: etwas Diziplin haben. Ich glaube im Moment kann ich das nicht gut ausdrücken, es kommt so rüber, als ob ich mit Verdrängung versuche meine Trauer zu bewältigen. Das ist es aber nicht. Ich fühle mich jetzt auch ein wenig unter Druck, weil mein Mann zum Laptop möchte......

Für heute alles Liebe
Briele
  #21  
Alt 07.04.2005, 16:28
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hallo Leute, ich bin kein Schreiber aber ich lese hier viel. Eure Texte find ich besonders gut. Warum schreibt ihr nichts mehr? Briele, deine Beiträge an ute im forum für Angehörige sind Spitze. also kommt bitte wieder.
gruß klaus
  #22  
Alt 08.04.2005, 08:45
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Hallo Klaus,

was könnte ich antworten ohne Dir nahe zu treten?

Ich denke es ist völlig in Ordnung wenn Du weiter nur liest und nicht schreibst.

mfg
Briele
  #23  
Alt 08.04.2005, 22:05
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Hallo Briele,
jetzt habe ich mich eine Weile nicht gemeldet. Mein Vater musste nämlich ins Krankenhaus , sein Zustand war nach langem Durchfall nicht gut. Er ist schon lange chronisch krank, war 8 Jahre Dialysepatient bis zur Nierentransplantation und hat neben etlichen Bypässen nun auch einen Herzschrittmacher.
Früher teilte ich immer seinen grundsätzlichen Optimismus,jetzt aber, nach Mamas Tod, erkenne ich mich selber nicht mehr. Ich hatte derartige Panik, nix ist´s mehr mit positivem Denken und Zuversicht.Ich fühle mich vielmehr wie ein geschlagener Hund, der beim geringsten Geräusch oderBewegung gleich ängstlich nach oben schielt, ob da wieder Schläge daher kommen.
Fazit: wenn einem noch nichts wirklich Schlimmes wie eben der Verlust eines wichtigen Menschens passiert ist, ist´s leicht zu glauben, dass man ein positiv denkender,optimistischer Mensch mit Zuversicht ins Leben ist. Das werde ich mir- wenn´s überhaupt gelingt, erst wieder langsam erarbeiten müssen, dafür ist es dann aber umso wertvoller und haltbarer.

Zu deinem letzten Eintrag: Danke dir besonders für deine Bemerkung über deine veränderte Haltung zu Entscheidungen. Das kam wie gerufen fürmeine jetzige Situation. Habe mich nämlich schon lange mit einer anstehenden Entscheidung herum geschlagen,nämlich der Trennung (oder eben nicht ) von meinem Lebensgefährten nach immerhin 12 Jahren. Er hat mich in der schwersten Zeit meines Lebens, also während der Krankheit und dem Sterben meiner Mama wirklich schwer im Stich gelassen, das lässt sich nicht beschönigen. Er und Mama haben sich nie gemocht,okay, aber ICH hätte ihn so gebraucht, einfach zum Anlehnen, Etwas Trost finden und auch bei praktischen Dingen.Kurz vor ihrem Tod hat er sich malgänzlich verabschiedet,weil ihn " das alles so hinunter zieht und ich ja eh keinen Sinn uind keine Zeit für ihn habe". Er kam zwar wieder und trennen konnte ich mich auch nicht, denn das wäre zuviel gewesen an Trauer und Kummer. Aber jetzt, jetzt habe ich es geschafft ( nach einem sehr klaren Traum,auch von Mama)und ich habe keine Zweifel mehr. Trotzdem es weh tut,weiss ich plötzlich, dass es richtig ist und da gab es Hilfe von "oben"dazu( Mam, darfst dich eh ein bisserl freuen, hast dich ja ganz heroisch nie eingemischt, dir aber immer gewünscht, dass es so kommt,weiss ich doch ).

So, Briele, jetzt möchte ich aber endlich mal was aussprechen,was ich mir immer dachte, auch,wenn du das vielleicht nicht hören willst: Deine Briefe, sowohl die an mich als auch die ,die du anderen hier geschrieben hast sind mir etwas ganz Besonderes ! Weißt du, viele erleben einen schmerzhaften Verlust und werden durch den Tod eines geliebten Menschen verändert, aber wenige werden wohl so wie du,nämlich herzensklug und weise( habe keine anderen Wörter dafür, sie sind die besten).Danke dir dafür, dass du hier dein Herz und dein Wissen zur Verfügung stellst, es bedeutet viel !

Ganz liebe Grüße an dich,
Alina
PS: habe gestern einfach mal so die Bibel "blind" aufgeschlagen, weil das Mama gerne so gemacht hat. Folgenden Spruch habe ich aufgeschlagen: Herr, hilf uns zu bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden im Leben ! Also auf zum Klugwerden !
  #24  
Alt 09.04.2005, 18:28
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Standard Nicht nichts ohne dich, aber nicht dasselbe.......

Liebe Alina,

ich bin wirklich froh wieder von Dir einen "Brief" bekommen zu haben!
Wenn ich so lese was Dein Vater alles an Krankheiten und Operationen hat wundere ich mich was man auch alles aushalten kann. Hoffentlich geht es ihm inzwischen besser und man konnte ihm helfen. Ein Herzschrittmacher kann auch bei älteren Menschen ganz wesentlich die Lebensqualität verbessern, das weiß ich von meinem Papa.

Es heißt immer wenn ein Mensch einmal an Krebs erkrankt ist, dann ist die Unbefangenheit verloren. Mir ist jetzt erst bei Deiner Beschreibung (geschlagener, nach oben schielender Hund)klar geworden, daß dies für mich als Angehöriger auch gilt. Es ist so wie Du sagst.Es genügt ein Pups und man ist aus dem Häuschen, wobei die Umstände bei Deinem Vater ja kein Klacks sind.
Ehrlich gesagt kann ich mich nicht mehr erinnern ob ich früher ein positiv denkender Mensch war (was Krankheiten betrifft). Leider, und das empfinde ich wirklich schrecklich, ängstige ich mich nicht nur schnell, sondern nehme fast vorauseilend schon das Schlimmste an. Auch was mich selbst betrifft. Eine kleine Blähung wirft die Frage nach gefährlichen Erkrankungen auf, früher habe ich einen Fencheltee getrunken, und diese Liste könnte ich vom Scheitel bis zur Fußsohle fortsetzen. Dazu eine Geräuschempfindlichkeit die schon an Hysterie grenzt.

Du meinst man kann wieder anders werden?

Hast du die Trennung von Deinem Lebensgefährten bereits durchgeführt, oder ist es jetzt eine einmal im Kopf beschlossene Sache? Wenn Du auch nicht viel darüber schreibst, kann ich das gut verstehen. Allein der Satz "das alles zieht mich so hinunter" genügt eigentlich. Es ist nicht leicht dies in einer halbwegs gerafften Form in Worte zu fassen, aber es gibt solche Vertrauensbrüche und andere. Mit manchen kann man vielleicht fertig werden, sie verzeihen und andere nicht. Das ist dann eine individuelle Einschätzung und jeweils für andere schwer verständlich. Es ist für Dich bestimmt nicht leicht, 12 Jahre sind eine lange Zeit,jeder Abschied ist ein kleiner Tod aber ich bin sicher, daß Deine Mama Dir dabei hilft.

Danke für die Blumen, auch ich schick Dir welche! Deine Worte sind ebenfalls all das was Du mir zuschreibst, dazu voll Wärme und Verständnis.Wenn wir einander und anderen etwas Trost und Zuspruch geben können, dann ist das eine feine Sache.

Das Bibelzitat kenne ich aber es war gut es wieder einmal in Erinnerung zu bekommen.

Liebe Alina, ich wünsche dir alles Liebe und Deinem Vater hoffentlich baldige Besserung.

Briele
  #25  
Alt 13.04.2005, 21:51
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Liebe Briele,
nach einigen hektischen Tagen habe ich nun endlich wieder Ruhe und Zeit,um hier zu sein. Habe dann nachgelesen und deinen Eintrag in einem anderen Thread gefunden,in dem du schreibst,dass du dir Sorgen um deinen Mann machst. Bin ganz erschrocken darüber ( weißt ja,der geprügelte Hund,der ängstlich nach oben schielt) ! Bei meinem Papa ist es gerade auch so,dass seine ???-Werte ( also die,die mit der Prostata zusammen hängen )sehr hoch sind,in einem Monat wird eine Gewebsentnahme gemacht.
Liebe Briele, ich halte euch ganz fest die Daumen,dass es nichts Schlimmes ist- jetzt mal durchatmen, beten, deine Eltern um ihre schützende Hand bitten ( die sie sicher eh schon über euch halten)und den nächsten Schritt in Angriff nehmen.Aber was schreibe ich denn da, du weißt das alles ja !

Ich bitte auch um einen Schutzengel für euch und denke an dich,
Ganz liebe Grüße und eine Umarmung für dich,
Alina
  #26  
Alt 13.04.2005, 23:04
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Hallo alle zusammen,
ich habe heute wieder viel im Forum gelesen, und kann so mit euch mitfühlen, wenn ihr über euere Mütter schreibt. Mein Vater ist in der Osterwoche für immer von mir gegangen!
Es hört sich vielleicht kommisch an, aber bei uns in der Familie haben die Eltern die Rollen vertausch. Mein Vater war wie eine Mutter für mich. Er hat uns 6 Kinder erzogen, hat für uns gekocht, und uns am Abend immer eine Geschichte vorgelesen. Er hatte eben die klassische Mutterrolle in der Familie übernohmen. Die Mutter ist eben der Vater, der sich um Finanzen kümmert....

Mein Vater erkrannkte letztes Jahr zu Ostern an Magenkrebs. Von Anfang an gab es keine Hoffnung. Ich weiß nicht warum, aber als er damals zum Arzt gegangen ist um eine Gastroskopie zu machen, wollte ich ihn unbedingt begleiten, uns seit diesem Tag war ich nur an seiner Seit. Wir haben im letzten Jahr so viel schöne Sachen erlebt, und ich bin wirklich dankbar für die Zeit die wir noch hatte.
Als ich mich entschieden habe, ein Jahr mit meinem Studium zu pausieren, hat mich keiner verstanden! Ich konnte aber nicht anders! Im nachhinein bin ich so froh, dass ich es so gemacht habe.
Jetzt stehe ich da, und muss wieder neu Anfangen. Ich weiß einfach nicht wo!
Mir feheln unsere Gespräche, sogar die langweiligen Stunden im Warteraum bei den Ärzten, die Minuten wo wir uns einfach angeschwiegen haben, die Spaziergänge, die Stunden in der Sonne, die Lebensfreude die mein Vater ausgestrahlt hat, die gelassenheit mit der er mit seiner Krannkheit umgehen konte.....
Ich könnte noch Stundenweiße über ihn meinem Vater (meine Mama) schreiben.
Ich kann einfach nicht akzeptiern, dass ich mit 23 Jahren schon so erwachen sein muss, und ohne ihm an meiner Seite weiter gehen muss.
Ich hoffe, dass es mit der Zeit erträglicher wird.

Ich wünsche uns allen viel Kraft, die erfahren mussten wie das Leben ohen einen geliebten Menschen weiter verlauft.
(Ich komme momentan nicht mit mit der Zeit, sie rennt mir davon)
Liebe Grüße Vesna
  #27  
Alt 14.04.2005, 10:04
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Liebe, sehr liebe Alina,

mit Deinen Worten im Herzen bin ich gestern früh zu Bett gegangen und habe relativ gut geschlafen.

Mein Mann wird jetzt wohl durch die Untersuchungsmühle gedreht werden, heute ist schon der erste Termin. Leider ist es so, daß mit diesen Werten nach einer Prostataoperation, mit Sicherheit irgendwo irgendetwas ist. Mein Mann denkt, daß ihn sein Alter etwas schützt, ihm Zeit gibt und das hoffe ich mit. Und ich hoffe, daß auch Dein Vater an dieser Stelle seines Körpers durch das Alter geschützt ist.

Das geht ruckzuck und man ist ein Betroffener, oder Angehöriger eines Betroffenen.Manchmal, wenn ich mir abends die Zähne putze, in den Spiegel gucke, denke ich, heute ist noch alles in Ordnung, morgen kann alles anders sein. Das denke ich natürlich nicht täglich, aber das Wissen ist in mir. Ich weiß auch, daß es nun eine Zeit braucht bis man innen und außen Wege findet, damit umzugehen.

Danke für die Bitte um einen Schutzengel und die Umarmung. Im Herbeiflehen von Hilfen bin ich maßlos und schöpfe alle Möglichkeiten aus!!

Ist Dein Papa im Krankenhaus?

Gestern dachte ich, na, das ist doch sicher kein Zufall, daß ich vor einiger Zeit auf dieses Forum gestoßen bin.....

Liebe Alina, alles Gute Dir und Deinem Papa
und natürlich auch an Dich eine tröstende, schwesterliche Umarmung.
Briele

Unserem geprügelten, nach oben schielenden Hund füge ich noch etwas hinzu: er hat einen Klops im Magen.
  #28  
Alt 14.04.2005, 10:19
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Liebe Vesna,

willkommen hier!Es tut mir leid, daß Dein Vater so früh gestorben ist und es ist so, daß viel Liebe im Leben dann auch viel Trauer und Verlust beim Tod nach zieht. Aber vor die Wahl gestellt, jetzt weniger leiden zu müssen, möchte man nie auf das Erlebte,auf die Nähe, auf diese Erfahrung verzichten.

Ich bin für Dich und für Deinen Vater froh, daß Du bei ihm warst, daß Du Dir und ihm ein Jahr geschenkt hast, das vielleicht das wichtigste in Deinem Leben war. Es wird Dir helfen bei aller Trauer, allem Schmerz doch besser damit fertig zu werden, weil Du alles getan hast. Der Tod Deines Vaters liegt ja erst ein paar Wochen zurück und Du schreibst du könntest stundenweise über ihn sprechen. Das verstehe ich sehr gut. Ich hätte den ganzen Tag und die ganze Nacht, wirklich unentwegt darüber sprechen mögen. Wenn Du Gesprächpartner hast, dann mach es. Wenn Du keine hast, dann bist Du hier gut aufgehoben.

Ich würde Dir empfehlen Dich jetzt nicht gleich unter Druck zu setzen. Schenk Dir ein wenig Zeit, in der Summe des Lebens ist es bestimmt bedeutungslos noch ein paar Monate zu warten um dann - hoffentlich gefestigter - wieder das Studium aufzunehmen.

Alles Liebe
Briele
  #29  
Alt 20.04.2005, 22:05
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Liebe Briele,
wollte dir ja gleich wieder antworten, da streikte mein Internetzugang und ich stand "draußen vor der Tür".Es dauerte,bis ich ein privates Computergenie herlocken konnte !In der Arbeit habe ich aber ab und zu ein Auge riskiert und habe auch deine Einträge im Angehörigenforum gelesen.

Ganz fest denke ich jetzt an dich und deinen Mann, der ja gestern eine wichtige Untersuchung hatte. Meldest du dich,wenn´s passt für dich? Drücke ganz fest die Daumen für euch zwei !

Für die Fortsetzung unseres Hinterbliebenen-Austausches ist jetzt nicht die richtige Zeit-nur soviel zu deinem letzten Eintrag: Ja,Briele,stimmt, wie wir alle hier erlebt haben oder gerade erleben, kann an einem ganz normalen Tag plötzlich die Welt einstürzen und keiner von uns hat das Glück gepachtet,dass es ihm nicht passieren kann,durch Krankheit und Tod aus der Bahn geworfen zu werden. Was hilft da ? Wohl wirklich nur,jeden Tag für sich möglichst gut zu leben und aufmerksamer zu den Menschen (und Tieren) zu sein,die man liebt. Ich versuche es seit dem Tod meiner Mutter und es gelingt ganz gut.

Für heute ganz liebe Gedanken an dich,
Alina
  #30  
Alt 21.04.2005, 21:17
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Liebe Alina,

war richtig schön wieder von Dir zu lesen, Danke!

Bei meinem Mann wurde ein Rezitiv festgestellt. Nun stehen weitere Untersuchungen an und Überlegungen was die Therapie betrifft. Gestern hatte er einen Termin beim Arzt, der ihn operiert hatte. Ich war mit, nicht weil ihm so bang war, sondern so langweilig bei der Warterei. Das war der zweite Arzt der meinte, nur ruhig Blut, keine Panik und auch der zweite, der sagte, damit hätte er bereits zwei Jahre nach der Operation gerechnet. Es sind ja sieben einhalb inzwischen vergangen und wir sind beide heilfroh, daß sie ihre Prognosen für sich behalten haben. Mein Mann ist gut drauf und ist er es, bin ich es auch. Irritierend finde ich immer die Tatsache, daß man letztlich selbst entscheiden muß was man wo macht. Jetzt gilt es den Königsweg zu finden. Manchmal bin ich froh, daß wir, spät aber doch, den Schritt ins Computerleben geschafft haben und uns nun diese Fülle an Informationen und Austausch zur Verfügung steht. Manchmal schleicht sich ein leiser Zweifel ein, ob dadurch nicht alles komplizierter wird.

Doch, auch das ist eine Sache in die ich mit der bereits erwähnten Gelassenheit gehe, daß ich mit Hilfe und Schutz schon der richtige Beistand sein werde.

Wie geht es Deinem Vater? Das interessiert mich!

Ja, liebe Alina, ich sehe es wie Du und denke schon lange, wenn es so etwas gibt, wie DIE Frage am Ende des Lebens, dann kann es nur die Frage sein,wie hast du gelebt, wie warst du, zu dir und zu den anderen. Und daß dazu die Tiere zählen ist auch für mich selbstverständlich.

Ich versuche auch den guten Eigenschaften meiner Eltern Leben zu geben. Mama hatte die Eigenschaft alles mit großer Aufmerksamkeit zu machen. Egal ob sie einen Brief schrieb, jemanden zuhörte, etwas kochte, arbeitete, bastelte, ich hatte immer das Gefühl sie widmet sich der momentanen Tätigkeit, es geschieht nicht nur so nebenbei. Das gelingt mir jetzt auch ganz gut und es ist keine Überwindung so zu sein, sondern macht Freude.

Das fand ich übrigens nett, daß wir uns beide gestern abend an dergleichen Stelle einfanden und dann auch Kerstin dazukam. Sollte sie hier mitlesen, möchte ich an dieser Stelle einen lieben Gruß schicken.

Ich hoffe, liebe Alina, es geht Deinem Papa besser!
Alles Liebe
Briele
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