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  #1  
Alt 27.02.2015, 01:12
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natalie75 natalie75 ist offline
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Standard AW: Scheidenrekonstruktion nach Cervix Ca und Wertheim OP

Hallo ihr Lieben

Ich habe heute bemerkt , daß doch nun mehr als 1000 Leute dieses Thema gelesen haben ....
...was mich wirklich interessieren würde, ist , was ihr so darüber denkt

Dieses Forum ist doch dazu da um Gedanken und aber auch Sorgen aus sich raus zu lassen.
Wißt Ihr...ich muß gerade an die Worte des Professors denken , der mich operierte.....
Er sagte bei Frauen ist es eben immer noch ein Tabu-Thema " Sexualität nach solch einer Erkrankung"
Aber warum eigentlich.......wenn wir gesund wären, wäre es doch die natürlichste Sache der Welt......und nur weil diese böde Krankheit sich uns als "Wirt" ausgesucht hat soll es auf einmal Nebensache sein.?!

Was habt Ihr so erlebt....danach....konntet ihr es einfach so ausblenden....oder habt ihr auch so eure Probleme damit.....

Ich würde mich sehr freuen von Euch zu lesen

ganz liebe Grüße

Natalie
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  #2  
Alt 27.02.2015, 15:24
Kratzekatz Kratzekatz ist offline
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Standard AW: Scheidenrekonstruktion nach Cervix Ca und Wertheim OP

Hallo Natalie,
auch bei wurde ein Cervix Ca festgestellt und operiert. Nach der OP wurde ich über alles Mögliche informiert, das Thema Sexualität etc. wurde jedoch nicht einmal ansatzweise angesprochen. Bei meiner Abschlussuntersuchung traute ich mich dann doch zu fragen, ob die Scheide sehr verkürzt wurde und ob noch ein "normaler" Verkehr möglich ist. Die Ärztin meinte, dass wäre sie auch noch nie gefragt worden aber das würde wohl daran liegen, dass die meisten betroffenen Frauen in einem Alter wären, in dem dieses Thema keine große Rolle mehr spielt. Hmmm, ich dachte eigentlich, dass es da keine Altersgrenze gibt. Nun ja, sie sagte mir dann, es sei eine Manschette gelegt worden und somit eine Verkürzung, aber das müsste man ausprobieren und es gäbe ja auch andere Möglichkeiten des Verkehrs.
Mein Gynäkologe hat dann bei er ersten Kontrolluntersuchung sein Okay gegeben, die Naht wäre gut verheilt und würde wohl "halten". Leider musste ich dann aber feststellen, dass ich den seelischen Faktor wohl unterschätzt habe. Ich war total verkrampft und ängstlich, das übertrug sich dann auch auf meinen Mann ... kurz gesagt, es war ein komplettes Fiasko und wir beide verspüren im Moment nicht den Wunsch, es zu wiederholen. Irgendwie fühle ich mich auch immer noch "geschlechtslos" ... nicht, weil meine Eierstöcke und Gebärmutter fehlen, aber die OP und so viele mir fremde Menschen, die in meinem bis dahin Intimbereich Untersuchungen vorgenommen haben, da ist die Intimität irgendwann verloren gegangen. Das sind meine Erfahrungen, ich hoffe sehr, dass sich nach einiger Zeit doch noch wieder Gefühle einstellen
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  #3  
Alt 01.03.2015, 00:37
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natalie75 natalie75 ist offline
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Standard AW: Scheidenrekonstruktion nach Cervix Ca und Wertheim OP



Oh ja.....man hat nachalledem wirklich Probleme seine Leichtigkeit in Sachen Sex und aber auch sein Selbstbewusstsein wieder in die Reihe zu bekommen.
Ich weiß nur daß ich auch heute nach über 13 Jahren das alles nicht wirklich verdaut habe.
Bevor dies alles geschah, war Sexualität einfach nur normal und "Gottgegeben".....es sollte sein war richtig schön...und man machte sich die geringsten Gedanken darüber "ob etwas funktioniert" oder nicht.
Heute ..nach alledem spielt einem der Kopf nur noch Streiche.......man kann diese tolle Sache einfach nicht mehr geschehen lassen und es genießen....nein.......
...man denkt darüber nach z.B.:
- kann er jetzt problemlos eindringen?
-und wenn ja...wird er eine große Veränderung merken??
- passt sein bestes Stück weit genug hinein??
- wird es ihm gefallen??
- wird er mich noch als vollwertige Frau sehen ??
- wird es mir weh tun??
- könnte etwas unvorhergesehenes passieren- wie z.B. die Naht wieder aufgehen??
- werde ich noch etwas empfinden da unten??
- kann er trotz aller Vorsicht das ganze noch genießen??

etc. etc.........

Auch ich habe diese Fragen immer noch.

Ich habe den Schritt der Scheidenverlängerung getan um wenigstens ein wenig getan zu haben wieder relativ normal "funktionieren" zu können ...
das hört sich jetzt ziemlich krass an...
..aber vielleicht ist das der erste Schritt mein eigenes unbeschwertes Lustempfinden wiederzufinden.

Ich möchte mir nicht mehr all diese Gedanken währenddessen machen müssen....
Ich möchte "ES" einfach nur wieder genießen können......eine Sache die millionen andere einfach mal eben so selbstverständlich tun....

Und es ist mir NICHT das wichtigste im Leben ...NEIN
Ich finde nur daß diese Sache einem (gerade einer Frau) unheimlich viel Selbstwertgefühl gibt.

Ich habe es mir nie ausgesucht an dieser Krankheit zu erkranken....und schon garnicht wollte ich daß sie so einen riesen Einfluss auf meine Beziehung haben könnte....

Ich habe den Schritt getan um mich wieder ein wenig mehr als tolle attraktive Frau zu fühlen.....das was mir die Krankheit genommen hat...

Es ist ganz klar eine Kopfsache....und ich kann mir vorstellen daß viele Frauen damit klar kommen da unten "verstümmelt" worden zu sein....betimmt...sie finden eine andere "Erfüllung".

Aber all diese Ärzte die einem diesen bestimmten Satz sagen : " man könnte noch auf andere tolle Arten Sex haben"...mußten sich nie selbst damit beschäftigen....habe wahrscheinlich noch nie nachempfinden können wie es sein kann einen Teil seiner natürlichen Sexualität einbüßen zu müssen....

Okay....

....ich muß nach meiner OP da unten "alles in Schuß halten"....ich muß regelmäßig Scheidenspülungen machen....diese Ovestin-Hormonsalbe dort unten einbringen....mir einem Scheidenphantom einsetzen- von Zeit zu Zeit- um eben eine narbenbedigte Verengung zu verhindern..... klar.....dies alles ist auch eine Nebensache die ich mir niemals gewünscht habe ....aber das ist es mir wirklich wert....

ich grüße euch ganz lieb....

Natalie
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  #4  
Alt 03.03.2015, 20:00
Benutzerbild von Jessa
Jessa Jessa ist offline
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Standard AW: Scheidenrekonstruktion nach Cervix Ca und Wertheim OP

Zitat:
Zitat von natalie75 Beitrag anzeigen
Er sagte bei Frauen ist es eben immer noch ein Tabu-Thema " Sexualität nach solch einer Erkrankung"
Aber warum eigentlich.......wenn wir gesund wären, wäre es doch die natürlichste Sache der Welt......und nur weil diese böde Krankheit sich uns als "Wirt" ausgesucht hat soll es auf einmal Nebensache sein.?!

Was habt Ihr so erlebt....danach....konntet ihr es einfach so ausblenden....oder habt ihr auch so eure Probleme damit....
Hallo Natalie,

Ich habe deinen Thread aufmerksam gelesen und möchte auch kurz meine Erfahrungen schildern, da für mich Sexualität auch immer ein wichtiges Thema war und ist. Ich habe eigentlich nur Positives zu berichten und hoffe, dass das in Ordnung ist.

Ich habe eine lange Vorgeschichte mit 3 Konisationen, jahrelangen dreimonatigen Abstrichen, Bangen und Hoffen auf ein jeweils gutes Ergebnis, zweimaligem Befund "Carzinoma in Situ" nicht im Gesunden entfernt, eine Muttermundstenose aufgrund der Konis, die operativ beseitigt werden musste und weitere Eingriffe / Untersuchungen hinter mir. All dies hat mich auch sehr belastet. Trotzdem habe ich versucht, im Kopf soweit frei zu bleiben, dass Sexualität weiterhin einen relativ normalen Platz in meinem Leben hatte.

Letztendlich fand die Histologie nach meiner Gebärmutterentfernung ein Adeno-Zervix-Karzinom in einem frühen Stadium pT1a1, G1. Meine Gebärmutter wurde vaginal entfernt (einfache vaginale Hysterektomie), das ist jetzt über vier Jahre her, mir geht es gut

Meine Eierstöcke konnten zum Glück gemäß den Leitlinien belassen werden, so dass sich für mich körperlich, hormonell und zyklisch kaum bzw. keine Veränderungen ergeben haben. Darüber bin ich auch sehr froh und dankbar. Ich bin jetzt auch seit längerer Zeit glücklich in einer neuen Partnerschaft und froh, dass auch sexuell alles weiterhin gut klappt

Mir tut es leid zu lesen, wie es manchen gerade jungen Frauen (in meinem Alter) nach einer Wertheim-OP mit Eierstockentnahme geht. Und ich kann kaum nachvollziehen, dass Ärzte auf dieses so wichtige Thema nicht eingehen, gerade bei diesen schweren körperlichen und psychischen Belastungen, die damit einher gehen können. Das hätte ich nicht gedacht, da ich glücklicherweise andere Erfahrungen gemacht habe..meine Frauenärztin hat immer all meine Fragen beantwortet, und auch in meiner Psychotherapie konnte ich darüber offen reden.

Ich finde es jedenfalls toll, Natalie, dass du diesen Weg mit der Scheidenrekonstruktion gegangen bist. Ich würde mich auch freuen, weiterhin von dir zu lesen. Toi toi toi für deinen Abstrich, ich drück die Daumen für ein gutes Ergebnis

Liebe Grüße, Jessa
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  #5  
Alt 04.03.2015, 15:20
Paula13 Paula13 ist offline
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Standard AW: Scheidenrekonstruktion nach Cervix Ca und Wertheim OP

Hallo Ihr Lieben,
ich hatte auchnbeimweitem keine so große OP, es wurde "nur" die GM entfernt.
Aber die Auswirkungen sind trotzdem groß.
Auf meine frage vor der OP, wie es denn dann um die sexualität bestellt wäre, erhielt ich nur die Antwort "das kann man wieder üben". Da ich in meiner Krebs-Schockstarre ganz andere Sorgen hatte, habe ich das nicht weiter verfolgen können.
Leider ist das mit dem üben nicht so einfach, weil mein Partner nicht mit-üben möchte, nachdem Sie ersten Versuche nicht sooo erfolgreich waren. Es tat halt weh (da er sich leider nicht so vorsichtig war), und das hat ihn jetzt nachhaltig verschreckt.
So, und jetzt?
Ich bin eigentlich der Überzeugung, das das Wehtun sich erledigt hat, fände es aber auch nicht schlimm, wenn die erste "Übungsphase" leichte Schmerzen verursacht..die geben sich dann sicher.
ABER ich kann ihn ja nicht zwingen.
Und so beschränken wir uns auf die viel gepriesenen "anderen Formen der sexualität" und sind beide unglücklich und frustriert.
Meinem Selbstbewusstsein tut das nicht gut, das brauche ich wohl nicht sagen. Und dann frage ich ich natürlich, wann er sich wohl eine andere sucht. Denn wir hatten vorher ein sehr schönes und erfülltes sexualleben. Ich vermisse es, und er auch. Aber im Gegensatz zu mir, kann er ja etwas ändern.

Und von wegen Kinderwunsch...der war schon vorher unerfüllt und ist es jetzt endgültig. Und das interessiert KEINEN. Das ist genauso ein tabu wie der Unterleibskrebs.
Damit habe ich zwei bescheuerte Baustellen, über die ich mit niemandem reden kann. Ich erinnere mich da nur an den Arzt, der ganz lakonisch sagte "na, mit dem Tumor wären sie ja eh nicht schwanger geworden". Und damit war das Thema für ihn erledigt.

Liebe Grüße
Paula
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  #6  
Alt 04.03.2015, 15:23
Benutzerbild von natalie75
natalie75 natalie75 ist offline
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Standard AW: Scheidenrekonstruktion nach Cervix Ca und Wertheim OP

Hallo Jessa..hallo ihr Lieben

Naja...es ist ja nicht so daß meine Ärzte bis jetzt nicht wirklich klärende Auskünfte in Sachen Therapie- oder was halt hormonell sein könnte - gegeben haben....viele Fachbegriffe was es für ein Krebs war, wie die Forschungen heute so stehen...eventuelle Alternativtherapien...usw..usw....aber ich hatte eben immer dieses Gefühl wenn ich sie auf das Thema Sexualität drauf angesprochen habe ...daß dann dieser Blick wieder da war - ich solle doch glücklich sein daß mir geholfen wurde ....und wie ich denn da nur an meinen Spaß denken könne-....sie haben vielleicht nicht wirklich verstanden , was das für eine bis dahin heile Beziehung für Auswirkungen haben kann......wenn man immer wieder versucht mit sämtlichen Hilfsmittelchen Sex zu haben....immer wieder auch über sich selbst so enttäuscht zu sein , weil das immer so geplant und vorbereitet ablaufen musste.....an Spontanität absolut nicht zu denken....allleine daß nimmt einem nach Jahren schon die Freude daran....

Klar denke ich daß diese Sorgen ja psychisch verankert sind....aber mir sagen zu lassen ich solle zu einem Psychotherapeuten gehen umzu lernen mit dieser Situation klar zu kommen ...finde ich eben so total unindividuell...da wird einem ein pauschaler Rat gegeben.....aber ich wollte das Thema eben von der ürsprünglichen Seite aus angehen....ich wollte meine körperliche "Behinderung" "beseitigen " lassen ....damit sich vielleicht meine Psyche erholt.....mein Partner meint sogar...daß ich in den letzten Wochen für ihn irgendwie lebenslustiger rüberkomme......aber ich habe immer noch Bedenken vorm ersten Mal......
Ich möchte mir garnicht erhoffen , daß es absolut reibungslos funktionieren könnte....um nicht wieder so absolut enttäuscht zu sein....deswegenn möchte ich mir noch ein wenig Zeit lassen damit...
Ich merke zwar daß die Begierde nach dem Partner und eben dieser schönsten Nebensache der Welt sich langsam- ganz langsam - zurückmeldet.....aber wir wollen es langsam und sehr vorsichtig angehen...

Ich muß auch sagen daß es mir sehr gut tut hier darüber so offen schreiben zu können ...eben weil es hier die meißten nachvollziehen könen...
Und ich wünsche mir echt für euch alle daß ihr - falls ihr auch solche Sorgen damit habt- auch irgendwann eine gute Lösung dafür findet oder euch eben von verständnissvollen Ärzten ein helfender Weg aufgezeigt werden kann...

Ach übrigens : mein Abstrich hat ergeben , daß es zwar eine leichte Zellveränderung gezeigt hat, aber diese erst eine Nachkontrolle in 6 Monaten bedürfe.....nun weiß ich zwar den Wert nicht genau...aber dann kann es ja denke ich nicht PAP3d sein...hmm...ich glaube ich werde mal danach fragen

ganz liebe Grüße Natalie

p.s. :
Ohje Paula....man merkt wirklich deine Frustration darüber ...das tut mir so leid....und ich hatte ja auch zeitweise Bedenken , daß sich mein Partner mal nach einer Anderen umscheuen könnte, die Ihm "DAS" eben selbstverständlicher geben kann....es ist denke ich für beide Partner nach so einer Sache nicht wirklich einfach.....vielleicht ist es bei mir etwas "harmloser" da mich mein Partner so kennengelernt hat wie es eben jetzt ist....und anfangs ging es auch etwas besser......
Meinen damaligen Partner (zur Zeit der Erkrankung) habe ich einfach aus dem Grunde verloren...da er nicht damit umgehen konnte kinderlos zu bleiben....ich hatte ja bereits einen Sohn aus andere Beziehung.....
Naja...ich wünsche auch dir sehr daß du mal an einen verständnisvolleren Arzt gerätst...denn die gibt es ja doch....zwar etwas rarer ...aber sie gibt es...und vielleicht ergibt sich auch für dich eine gute Lösung.
ach und "reden" kannst du aber ja mit uns.....wer anderes als wir könnten dich da besser verstehen...fühl dich gedrückt

Geändert von natalie75 (04.03.2015 um 15:38 Uhr) Grund: Nachtrag
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  #7  
Alt 06.03.2015, 11:07
Paula13 Paula13 ist offline
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Standard AW: Scheidenrekonstruktion nach Cervix Ca und Wertheim OP

Danke für Deine lieben Worte, Natalie. Die haben mir echt gut getan. Und ich bin auch sehr froh, hier die Möglickeit des Austauches zu haben. Das Verständnis der gesunden ist ja eher gering, was ich auch verstehe. Das kann man sich nicht vorstellen.
Mein Freund hat schon eine Tochter aus früherer beziehung. Er ist allerdings sehr früh und unter nicht so glücklichen Umständen Vater geworden und hätte galt gern noch ein Wunschkind. Absolut nachvollziehbar.
Das wiederum macht mir einschleichen gewissen, weil ich ihm bei der Erfüllung seiner wünsche im Weg stehe. Ich muss mit er lage klar kommen, aber er ja nicht.
Echt blöd, was da an so einem Krebs noch dran hängt. Als ob der nicht schon allein schlimm genug wäre....
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  #8  
Alt 07.03.2015, 14:16
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natalie75 natalie75 ist offline
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Standard AW: Scheidenrekonstruktion nach Cervix Ca und Wertheim OP

Hallo Ihr

Oh ja .....die ganzen Sorgen kennen bestimmt die meißten hier..

Das Ding ist ja ....man wird komplett und völlig unerwartet aus dem "ganz normalen Leben" rausgerissen wenn man die Diagnose bekommt....ich war eben auch gerade in Kinder-Planung.

Bei mir wars so daß ich ich damals spät abends noch einen Anruf von meiner FÄ bekam.....sie sagte ich möchte doch bitte den kommenden Tag mal bei Ihr vorbeischauen....ich war schon froh daß sie es mir nicht am Telefon sagte.....
sie meinte auch schon den Abend ich solle am besten auf der Arbeit schon Bescheid geben , daß ich die Tage darauf einen kurzen KH-Aufenthalt hätte....

Als ich dann bei Ihr auf der Pritsche saß , setzte sie sich neben mir auf die Pritsche.....sie nahm meine Hand und eröffnete mir daß beim Abstrich Krebszellen gefunden wurden....und daß es aber wahrscheinlich mit einer Konisation behoben würde.....

Ich hörte ur das Wort Krebs ....alles andere was sie mir sagte und erklärte ging komplett an mir vorbei...ich hatte das Gefühl als wenn ich neben mir stehe und die Ärztin dabei beobachtete wie sie einer Frau erkläre sie habe Krebs......

Ich bin benommen nachhause....aber eigentlich sehr ruhig geblieben.....erst mal.....ich packte die große Tasche ....für ein paar Tage und den Tag drauf war ich bereits im KH.....den nächsten Tag bei der Konisation zerfiel aber mein Gebährmutterhals....und beim Aufwachen aus der Narkose saß die FÄ schon an meinem Bett.......sie wollte gerne mit mir und meinem Freund reden.....ich ahnte nichts gutes....
Sie eröffnete uns daß wir 2 Möglichkeiten hätten.....
Nur die Cervix entfernen und ein "Röhrchen" legen...wenn wir noch einen Kinderwunsch hätten....oder aber auf Nummer sicher gehen und eine Wertheim-Meiks OP....aber sie sagte uns auch direkt , daß die Hormone während einer Schwangerschaft einen Tumorwuchs begünstigen könnte....

So......nun saßen wir da......mein damaliger Freund....ohne eigenen Nachwuchs und mit dem riesen Wunsch eines zu haben......und Ich mit 6jährigem Sohn....und unglaublicher Angst im nicht erhalten zu bleiben.....nun könnt Ihr euch ja denken wie es mich zerissen hat.....ich hatte ganze 3 Tage Bedenkzeit......
Es war grausam......ich -gerade mal 26- wollte für meinen Sohn noch lange Zeit da sein....und er -damals 31- wünschte sich nichts mehr als ein eigenes Kind.......meine Entscheidung war klar....und ich setzte mich durch...ganz klar...

Die 4 Jahre darauf bekam ich immer und immer wieder einen verbalen Seitenhieb......wobei mich die meißten in meinem Umfeld absolut verstanden, bekam ich von Ihm und seiner Familie plötzlich zu spüren , daß ich nur noch ein lästiges Anhängsel bin.....selbst meinen Sohn den sie damals vergötterten wurde plötzlich nicht mehr wirklich als "Sohn" bzw "Enkel" gesehen......es war fürchterlich......so trennte ich mich dann....

Meinen Jetzigen lernte ich kennen und erzählte ihm sofort von meiner Einschränkung......wir kamen die ersten 2-3 Jahre relativ gut damit klar.....da nahm ich auch noch die Novofem Hormontabletten und meine Restscheide war relativ feucht und auch bestimmt noch um 2 cm länger als letztes Jahr....also ca 6cm.....es tat auch ehrlich anfangs nicht ganz so arg weh...es war eher ein unangenehmes "drücken" am Scheidenende....
dann setzte ich aber die Hormontabletten ab und fühlte mich körperlich sogar ein wenig besser als zuvor.....allerdings bekam damals mein Freund ein künstliches Kniegelenk....und seit der OP bekam er noch viele Wochen einige Medizin die - wie er sagte - seine Lust total herunterfuhr......wir hatten da länger als 5 Monate keinen einzigen Verkehr gehabt.....
Damit fing das ganze Übel an.......ich machte mir Gedanken.....nahm bestimmt 10 kg zu fand mich völlig unattraktiv.....schottete mich immer mehr ihm gegenüber ab.....machte mir Sorgen , daß er vielleicht eine Andere hätte....und wurde immer depressiver...
als wir dann nochmal einige Versuche wagten merkte ich deutliche Unterschiede zu vorher......es war deutlich trockener....enger und auch kürzer dort unten.....es blutete immer öfter...zwar nicht richtig dolle...mehr so Wundwasser ähnlich....also hellrot...aber es machte einfach keine Freude mehr und man befürchtete jedes weitere mal daß es alles noch schlimmer würde....immer wieder diese Ängste....natürlich auch bei ihm....er wollte mir einfach nicht weh tun.....

....so wurde es immer weniger ....und ich machte mir immer noch mehr Sorgen um unsere Beziehung....ich suchte schon quasi nach Beweisen , daß er mir fremdgehen würde....weil ich einfach nicht verstand wie er mitunter schonmal monatelang keinen Sex mit mir haben wollte....
Ich fing an die Ratschläge meiner FÄ umzusetzen....ich wendete diese Ovestinsalbe an um die Scheide wieder etwas feuchter und geschmeidiger zu bekommen....ich bestellte mir in solchen Erotikshops die kleinsten Dildos die ich fand....um alles wieder ein wenig zu dehnen.......doch nach über einem Jahr und regelmäsiger Anwendung empfand ich quasi null Veränderung.....

Dann suchte ich nach anderen Möglichlkeiten....
.....mir wurde plötzlich bewußt was die heutige Medizin alles zu machen vermag.....sie operieren Transsexuelle in ihren richtigen Körper hinein....aus Frauen werden Männer....aus Männer Frauen.......
Mensch...dachte ich da....da muß es doch auch eine Lösung für mich geben ...

Wie schon erwähnt.......ich denke wenn ich nicht noch so jung (wie ich mich eben fühle) wäre ....dann wäre es mir vielleicht vom Kopf her viel leichter gefallen mich mit der Situation langsam abzufinden.....aber......
....mal ehrlich.....wie schön ist diese eine Sache.....wie "nahe" kommt man dabei seinem Partner....(auch seelisch gesehen) ....
...klar....sicherlich war es auch mal ganz interressant mal andere Varianten "durchzuprobieren".......aber für den Rest meines Lebens......NEIN.....
Ich wollte wieder diese Nähe....ganz eng am Partner....alles spüren eben ....

Nun habe ich es getan.....und ich war mir sehr bewusst darüber daß die Phase der Gewöhnung...und auch der stetigen Pflege des operierten Bereichs sein muß...und auch eine ganze Weile anhalten mag....daß es auch trotzdem nicht genau wie vor dem Krebs sein wird.....aber allemal besser......und wie ich schon vermutete war es für MICH bis jetzt vom Kopf her eine kluge Entscheidung das Übel an der Wurzel zu packen...anstatt das Problem von der anderen Seite bearbeiten zu wollen...-sprich Psychotherapie.....

Klar mögen es viele auch genau andersherum sehen....und auch in einer Psychotherapie die echte "Erlösung" finden.....aber ich wollte nicht monate- vielleicht jahrelang ein Thema zerreden , mich immer wieder bei einer eigentlich fremden Person darüber ausheulen in was ich doch für einer belastenden Situation bin....versuchen wollen mich umzupolen lassen daß es noch schönere und wertvollere Dinge auf Erden gibt als "DAS".....

Klar......das Leben ist ganz ohne Zweifel auch ohne "DAS" sehr wertvoll.....aber ich empfinde "DAS" eben als das i-Tüpfelchen einer glücklichen Beziehung.....

Ich wolte nun die Psychotherapie nicht schlecht reden....ganz und gar nicht.....aber es ist mein persönliches Empfinden....und ich wollte eben ich selbst bleiben ....

....wüsste gerade echt gerne wär es vielleicht ähnlich wie ich angegangen wäre....

ganz ganz liebe Grüße an Euch alle

Natalie
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  #9  
Alt 15.06.2015, 20:57
talida talida ist offline
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Standard AW: Scheidenrekonstruktion nach Cervix Ca und Wertheim OP

Liebe Natalie - du bist klasse!!
Bei mir ist 5 Jahren nach Wertheim nun die Scheide dran. Ich musste das erst mal kapieren. Gesunde können nicht verstehen, dass Überleben das eine ist, Lebensqualität aber das andere. Ich erlebe auf Sexualität angesprochen die selben Reaktionen wie du. Von wegen sei froh zu leben, wie größenwahnsinnig ist da die Forderung nach erfüllter Sexualität. Dabei wusste es schon Freund, dass Sexualität Quelle der Lebensenergie ist. Keine Sexualität heißt verdammt allein zu leben. Ich habe mich zwar immer wieder verliebt, aber letztendlich war es die fehlende empfundene und möglich praktikable Sexualität warum mir seit meiner Erkrankung noch jeder Mann weggelaufen ist.
Klasse deine Offenheit!
LG

Geändert von gitti2002 (15.06.2015 um 21:02 Uhr) Grund: PN
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  #10  
Alt 09.03.2016, 00:27
Benutzerbild von natalie75
natalie75 natalie75 ist offline
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Hallo Ihr Lieben

Ich möchte nochmal berichten

Es ist jetzt fast anderthalb Jahre her daß ich diesen Schritt gegangen bin.
Und ich habe mir den Moment des 2. Ersten Mal herbeigesehnt....aber eben möglichst spontan......so wie es früher einmal war.

Es fällt mir immer noch schwer komplett abzuschalten.....aber ich merke deutlich ...daß die Ängste wegen eventuellen "Hindernissen" nachlassen.....also während dessen.

Es ist irgendwann passiert......und ja...es ist noch DER Partner......der , der mich so kennengelernt hat.....
Wir lagen irgendwann zusammen....und wir haben uns beide nicht die allergrößten Hoffnungen gemacht...was ich im <Nachhinein mitbekommen habe......aber HEY.....es war schön.....
Wir haben es geschehen lassen....

Gut....ich mußte mal kurzeitig ins Bad vorher.....weil ich etwas Gleitgel suchte....nunja....ich wollte es.

Ich kann nur sagen.....ich bin immer noch sehr glücklich es getan zu haben...

Das einzigste was uns jetzt noch "im Weg steht" ist vielmehr SEINE Psyche...

Hmm......wie soll ich sagen...er hatte sich im Laufe der letzten Jahre vor meiner Rekonstruktions-OP bei den Versuchen recht unwohl gefühlt....und immer wieder bemerkt wie weh es mir tut.....und auch immer regelrecht darauf gewartet daß etwas zu bluten beginnt.....
Das hat sich in seinen Kopf "gebrannt"....und das lässt ihn jetzt immer noch nicht los.......

Aber es funktionierte....eigentlich besser wie ich es erwartet hatte....
Das gefühl ihn wieder eng an mir zu spüren ....also sein Becken an meinem (weil alles rein passt) es war so wundervoll....mir kamen die Tränen....und er meinte sofort....mir hätte es weh getan....aber er merkte auch schnell daß es meine Freude war.....es war halt nicht sehr lange......aber darauf kann man aufbauen...und es wird immer besser.
Ich habe zwar gespürt, daß die Stelle an der meine neue Scheide anfängt etwas enger ist...durch das Narbengewebe....aber ich habe es keinesfalls als unangenehm empfunden...
Er meinte sogar daß es sich sehr gut anfühle....
Hihi....andere brauchen Stimmulations-"Ringe" für sowas ...und ich hab ihn direkt mit "eigebaut"

Wie soll man auch zu etwas normalem finden wenn man es jahrelang einschrenken mußte.....es hängt nun im Kopf fest...
Aber ich habe die Hoffnung daß es sich irgendwann löst.

Nun Ihr Lieben .....ich wünsche mir von Herzen , daß auch ihr euren Weg findet....

UND....bleibt dran....sucht nach EUREM Weg!...gebt nicht kleinbei!!

ganz liebe Grüße Natalie
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  #11  
Alt 29.09.2016, 17:42
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natalie75 natalie75 ist offline
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Standard AW: Scheidenrekonstruktion nach Cervix Ca und Wertheim OP

Hallo Ihr Lieben

Ich bin es nochmal .

Ich habe gerade mein Abstrichergebnis bekommen

PAP 1 !!!!!

Ist das zu glauben???

Meine Frauenärztin musste letzte Woche bei der Untersuchung wieder mal mit dem Kopf schütteln.....ungläubiges Staunen....

Sie sagte : " Es ist nicht zu glauben....aber es sieht dort unten so gut aus wie sie es bei mir noch nie gesehen hat.....so gut verheilt.

Ich hatte heute richtig mächtiges Gribbeln im Bauch nach dem Ergebnis.
Beide - die Ärztin und die Sprechstundenhilfe starrten mit aufgerissenen Augen auf den PC , von dem sie es ablasen...

Oh ich bin so happy.
Meine FÄ meinte , sie sei davon überzeugt daß meine Rekonstruktions-OP einen großen Anteil auf die Verbesserung der Zellen dort habe......alleine auch durch meine nun größtenteils verheilte Psyche.

Und zum Thema Sex:

Es wird immer schöner....
Ich bin so happy das ich den FÜR MICH passenden Weg gefunden habe.

Ich wünsche allen hier mächtig viel Glück , daß auch Ihr in vielen Jahren vielleicht mit Siegesgedanken auf Eure doch sehr sorgenreiche Vergangenheit blicken könnt.

ganz ganz liebe Grüße und Drückerle

Eure Natalie
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