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  #1  
Alt 28.08.2010, 15:49
menalinda menalinda ist offline
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Standard Krebs- Zufall oder Schicksal??

Hallo!
Ich werde aus Krebserkrankungen nicht schlau. Es heißt oft, maligne Entartungen entstehen meistens sporadisch, also "zufällig". Dann wiederum gibt es eine Disposition bzw. eine familiäre Häufung oder eine sogenannte positive Familienanamnese. Wenn man wegen Krankheit X im Krankenhaus liegt, ist die erste Frage, die man zu hören bekommt jene, ob in der Familie bereits Fälle von Krankheit X aufgetreten sind. Was ich letztlich wissen möchte, entsteht Krebs sproradisch oder ist es "genetisch" festgelegt, wer erkrankt? Ich komme aus einer Familie, in der drei Verwandte ersten Grades unter 50 Jahren an Magenkarzinom, Glioblastom und Lymphom erkrankt sind. An letzterem leidet meine Mutter, die anderen Tumore betrafen Onkel und Großmutter, die ziemlich rasch daran verstorben sind.

An manchen Tagen habe ich tierische Angst davor, meine Zukunft zu planen bzw. ich plane sie garnicht, weil ich davon ausgehe, auch an einem Tumorleiden zu erkranken. Gibt es Angehörige, die auch so denken bzw. Angst haben?

Heute ist wieder so ein Tag- vielleicht liegt's auch am Dauerregen oder an meiner ständigen "Krebsrecherche" in irgendwelchen Fachzeitschriften.

Neben der Angst um den Gesundheitszustand meiner Mutter nagt jetzt jedenfalls wieder die diffuse Krebsangst an sich in mir.

Viele Grüße!!
menalinda
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  #2  
Alt 28.08.2010, 16:09
Benutzerbild von Jutta
Jutta Jutta ist offline
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Standard AW: Krebs- Zufall oder Schicksal??

Hallo Menalinda,

warum-weshalb-wieso? Die Antwort ist so umfassend wie ein dicker Wälzer. Jeder Mensch kommt mit einer genetischen Veranlagung für alle möglichen Erkrankungen auf die Welt. Bei dem einen bricht sie aus, der Andere bleibt verschont.

Manche Familien, wie auch meine, haben eine extrem gehäufte Krebshistorie. Dort ist die genetische Veranlagung der mutierenden Zellen relativ hoch. Was aber wiederum nicht bedeutet, dass jedes Familienmitglied in der nächsten oder übernächsten Generation auch betroffen sein wird. Meine Geschwister, vieler meiner Cousins (die meisten hatten krebskranke Mütter oder Väter) haben wohl die genetische Voraussetzung, aber durch humangentische Untersuchungen wurde festgestellt, dass sie nicht erkranken werden. Einige von uns aber hat es erwischt.... ist wie russisches Roulett.

Da du dauernd am recherchieren bist, wirst du sehr schnell feststellen, wie dein Angstpegel ansteigen wird. Jedes Kneifen, Ziehen könnte Krebs bedeuten. Wenn du eh ein etwas "ängstlicher" Typ Mensch bist, machst du dir damit viel viel Lebensfreude mit kaputt. Was du machen kannst, ist dich humangenetisch testen lasssen. Hierbei mußt du dir klar sein, dass das Ergebnis nicht nur erfeulich sein könnte. Was aber wiederum bedeutet, dass du durch die genetische Veranlagung in der Vorsorge bedeutend engmaschiger kontrolliert wirst.

Egal, auch mit negativer Präposition kann das Leben wunderbar sein. Man darf sich nicht durch das vielleicht runter ziehen lassen. Dies bedeutet aber auch einiges an Kraft und Disziplin, um das Thema nicht das Leben bestimmen zu lassen. Sondern das Leben, die Lebensfreude muß der Mittelpunkt werden, tiefe Kellertage mit eingeschloßen.
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Jutta
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  #3  
Alt 28.08.2010, 16:42
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MissLook MissLook ist offline
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Beiträge: 63
Standard AW: Krebs- Zufall oder Schicksal??

Hallo Menalinda,

also ich habe mich schon selber mit dieser Thematik beschäftigt, es schadet ja nicht sich da was auszukennen.
Krebs selbst ist nicht vererbbar aber die Veranlagung dazu kann vererbt werden. Dies ist beispielsweise für den Dickdarmkrebs, den Brustkrebs oder den Eierstockkrebs bekannt.
Das man etwas Angst hat ist völlig normal. Man beschäftigt sich halt mehr mit dem Gedanken wenn es einen trifft in der Familie. Ich denke jemand der in seiner Umgebung noch keinen Krebsfall hatte, beschäftigt sich nicht wirklich damit.
Denoch sollte man sich da auch nicht zu sehr reinsteigern, nichts mehr planen für die Zukunft etc. ist nicht der richtige Weg.
Ich hatte letztes Jahr einen sehr schweren Autounfall und habe wie durch ein Wunder überlebt. Du siehst der Tod lauert überall, nicht nur mit Krebs und trotzdem plane ich und mache das beste aus meinem Leben, obwohl ich weiss wie schnell es vorbei sein kann.
In meiner Familie habe ich auch viel Krebs erlebt, mein Papa ist an Leberkrebs gestroben, mein Onkel an Lungenkrebs, mein Opa an Darmkrebs und meine Oma an Brustkrebs und trotzdem ist meine andere Oma 99 Jahre geworden!
Mach Dich bitte nicht verrückt, Du bist momentan in einer Situation wo man sich intensiv damit beschäftigt, weil Deine Mama krank ist.
Ich kann Dich gut verstehen
__________________
Ich habe Schmerzen in meinem Herzen. Du lebst an einem Ort, der ist zu weit fort.
Doch eins sollst Du wissen: Ich werde Dich Tag und Nacht vermissen!



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  #4  
Alt 28.08.2010, 16:57
DorisA DorisA ist offline
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Beiträge: 11
Standard AW: Krebs- Zufall oder Schicksal??

Hallo Menalinda,

ich hab beide Eltern durch Krebs verloren und gehe davon aus, dass ich vorbelastet bin. Ich lass mich dadurch aber weder verunsichern noch zieh ich mich selbst runter - dann wäre das Leben doch nicht mehr lebenswert.

Durch den medizinischen Fortschritt leben die Menschen heute bedeutend länger als früher, einen Anspruch auf langes oder krebsfreies Leben kann daraus doch aber nicht abgeleitet werden. Offensichtlich gibt es ja Faktoren, die Krebs begünstigen, z.B. rauchen, intensives Sonnenbaden, Asbest, künstliche Hormone, etc. Diese Faktoren kannst du in deinem Leben beeinflussen, ein krebsfreies Leben ist dir aber trotzdem nicht garantiert.

Ich glaube fest daran, dass negative Gedanken auch Negatives herbeiführen -so nach dem selfulfiing prophecy Gedanken. Deshalb denke positiv und versuche, jeden Moment intensiv aus zu kosten. Nimm dein Leben und lebe es - jetzt!

Liebe Grüße
Doris
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  #5  
Alt 28.08.2010, 19:03
Benutzerbild von Schnüffelchen
Schnüffelchen Schnüffelchen ist offline
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Ort: Salzgitter
Beiträge: 89
Standard AW: Krebs- Zufall oder Schicksal??

hallo menalinde, hallo an den rest

ich kenne deine ängste und gedanken nur zu gut. bei meinen großeltern mütterlicherseits, gab es keinerlei krebserkrankungen. väterlicherseit dafür, sind beide großeltern an krebs verstorben. bei meinem vater kenne ich die todesursache leider nicht, vermute aber mal, dass er auch an krebs gelitten hat, da er recht früh verstorben ist und ich durch einen anruf im kh auch erfahren habe, dass er auf einer station verstorben ist, wo eine erkrankung ziemlich nahe liegt. so, nun war mütterlicherseits ja nichts, weder oma, opa, onkel, tante, noch urgroßeltern... allerdings erkrankte meine mutter nun an hautkrebs. jetzt fragte ich mich wie du; was kommt auf mich zu!? ich bin gerademal 25, aber nun gibt es hier in fast jedem forum auch betroffene in meinem alter oder sogar noch jünger! dementsprechend fing ich (durch die recherschen die du ja auch schon angesprochen hast) an, meinen körper nach muttermalen zu erforschen, gehe nicht mehr ins soli (war solariumgängerin), taste meine brüste tagtäglich ab usw... das klingt jetzt natürlich etwas extrem, aber ich habe mich einfach so verrückt gemacht, dass ich mich dann immer wieder selber dabei erwischte. nun versuche ich mich mittlerweile etwas zu beherrschen! ich denke mir, dass es wenig sinn macht mir in meinen jungen jahren schon panik zu machen! ich denke mir jetzt so: wenn es mein weg ist, dann muss ich ihn auch gehen, nur warum sollte ich mir bis dahin mein leben erschweren? ich möchte später ja trotzdem sagen können, egal was ich bekommen werde, oder nicht, dass ich gelebt habe und alles was auch nur ging, auch mitgenommen habe

bei mir war es anfangs nicht im vordergrund, da man eh erstmal im schockzustand ist und dementsprechend sich auch garnicht mehr um sich selbst nen kopf macht. dann kam etwas ruhe, nachdem die ganzen erstuntersuchungen rum waren, die chemo began und man beruhigte sich etwas...doch das nachlesen blieb und somit fing man an sich über sich selber auch mal den kopf zu machen. doch das hielt jetzt etwa 2monate bei mir an, doch nun wird es immer weniger, denn ich habe einfach begriffen, dass ich mir durch diese erkrankung nich auch noch mein leben bestimmen lassen möchte, auch wenn es immer im hinterkopf bleibt
__________________
Liebe Grüße
Alessandra


http://www.youtube.com/watch?v=8pktE6ddPvk

Meine über Alles geliebte Mami...am 05.12. musste ich dich gehen lassen. Mein einziger Trost ist, dass nun dein Leid ein Ende hat. Ich werde dich immer Lieben und auch sehr vermissen!!! Für dich kämpfe ich weiter, denn egal wo du nun auch bist, ich möchte, dass du Stolz sein kannst... In meinem Herzen lebst du weiter!
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  #6  
Alt 30.08.2010, 10:04
galuska galuska ist offline
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Registriert seit: 21.09.2009
Ort: Baden-Württemberg
Beiträge: 22
Standard AW: Krebs- Zufall oder Schicksal??

Hallo!
In meiner Familie ist Lungenkrebs verbreitet, auch mein Mann leidet daran. Sie alle haben nie geraucht, ich aber ganze 18 Jahre lang (seit 3 Jahren clean). Klar hab ich Angst und überrede einmal jährlich meinen Hausarzt zu einem Thoraxröntgen. Also ich verstehe die Angst schon.

Jede Sekunde kommt es zu Mutationen in einer unserer zigmillionen Zellen, nur werden sie meist erkannt und repariert oder es wird der programmierte Zelltod ausgelöst (Apoptose). Bei Krebserkrankungen muss also nicht nur die Mutation eintreten sondern auch der Reparatur- und der Apoptosemechanismus ausgeschaltet sein.

Ich stelle mir die Krebserkrankung vor wie ein Zahlenschloss, bei dem viele verschiedene Zahlen in genau einer Position stehen müssen, damit der Krebs ausbricht.

Durch genetische Disposition steht die eine oder andere Zahl bereits "richtig". Mutationen durch kanzerogene Substanzen oder durch Zufall verdrehen die restlichen Zahlen. Wohin ist schon wieder Zufall. Wenn man so richtig Pech hat, stehen alle Zahlen irgendwann auf der Postion, dass das Zahlenschloss aufgeht. Das ist auch der Grund, warum es meist erst in höherem Alter dazu kommt.

Es ist wiederspricht sich alles nicht: Zufall, Disposition, Umweltfaktoren...
Liebe Grüße
Carmen
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  #7  
Alt 30.08.2010, 14:50
menalinda menalinda ist offline
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Registriert seit: 07.01.2010
Beiträge: 213
Standard AW: Krebs- Zufall oder Schicksal??

Hallo an Alle!!

Vielen Dank für eure schlüssigen Antworten!
Es tut gut, in so einem Forum zu sein, weil man genau weiß, es gibt ähnlich „Gefährdete“.

Im normalen Leben ist das nicht so. In meinem näheren Umfeld gibt es niemanden, der eine ähnliche Krankheitshistorie hat wie ich, nur das Übliche, sprich Krebsfälle in höherem Lebensalter. Dann heißt es immer: „Meine Oma hatte auch Krebs“ etc.

Es hilft ja wirklich nichts, außer gesund zu leben und darauf hoffen, dass Mutation und Reparaturversagen nicht gleichzeitig auftreten- der Vergleich mit dem Zahlenschloss ist genial, galuska! Und wenn man es ganz realistisch betrachtet: Die Chance, dass beides gleichzeitig auftritt, ist in jungen Jahren doch eher selten, trotz Disposition.

Mir geht’s jetzt schon besser- schön, dass man hier so tolle Ansprechpartner hat.
Was meine Lebensplanung angeht: Also, ich plane schon im Voraus, aber nie länger als für ein Jahr. Aber ich genieße dafür jeden Tag- vielleicht haben wir als Prädisponierte sogar eine bessere Lebensqualität!!

Vielen Dank an Alle!!

menalinda
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  #8  
Alt 30.08.2010, 16:26
Benutzerbild von Jutta
Jutta Jutta ist offline
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Ort: Im Süden
Beiträge: 3.321
Standard AW: Krebs- Zufall oder Schicksal??

Zitat:
Zitat von menalinda Beitrag anzeigen
Aber ich genieße dafür jeden Tag- vielleicht haben wir als Prädisponierte sogar eine bessere Lebensqualität!!

Vielen Dank an Alle!!

menalinda
Hallo,

diesem Satz stimme ich als genetisch Gebeutelte zu, mit Einschränkung. Ich kenne viele, denen in der Humangenetik die hohe Wahrscheinlichkeit bescheinigt wurde. Leider hat es einen Großteil sehr in den Keller gezogen, die Lebenslust genommen, sind zum Hypochondor geworden.....

Mich hat es krass erwischt, aber: meine LebensFREUDE, meinen extremem Optimismus, den kann/konnte mir nichts und niemand nehmen. Was wiederum vom Umfeld teilweise bewundert, oder nicht verstanden wird. z.B. "wie kannst du in deiner Lage so voller Lebensfreude sein???". Ich plane nicht, sondern ich habe immer noch Wünsche und Träume, deren Erfüllung schon noch etliche Jahre in der Zukunft liegen. Und ich werde meinerseits alles dafür tun, dass sich einige auch noch erfüllen werden.
__________________
Jutta
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