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  #1  
Alt 29.09.2016, 11:00
Angel0812 Angel0812 ist offline
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Registriert seit: 29.09.2016
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Standard Ohne Worte

Hallo zusammen,

am 11.August musste ich mein geliebtes Herz, meinen Mann Uwe, für immer hergeben. Er starb zuhause in meinem Armen.
Ich kann bis heute nicht fassen, was da über uns eingebrochen ist. Uwe hatte im Mai etwas von Magenproblemen erzählt und komische Schmerzen zusätzlich im Rücken. Mein Mann krank???? Seit ich mit ihm zusammen war, war er nie krank. Nicht mal einen Schnupfen....hmmm... Der Hausarzt diagnostizierte eine Magenschleimhautentzündung. Wir waren froh und konnten so unsere Reise nach Leipzig zur Deutschen Meisterschaft antreten. Es ging ihm nicht gut dort, der Magen machte weiterhin Probleme. Aber er konnte mit der Mannschaft aber noch den Vizemeister werden und im Einzel schaffte er den 4.Platz. Nach der Woche ging er wieder zum Hausarzt, der jetzt plötzlich stutzte. Ganz schnell wurde ein großes Blutbild gemacht, danach eine CT angeordnet. Als wir dort dann zum besprechenmit der Ärztin zusammensaßen, sah sie mich in einem unbeachteten Moment an und da wusste ich Bescheid. Bescheid über was??. Am anderen Tag hatte das Ganze einen Namen. Bauchspeicheldrüsenkrebs mit Streuung in Leber und Lunge. Innerlich habe ich geschrien, " das darf doch nicht sein". Nicht bei Uwe, nicht meinen Mann. Dieser starke Mann. Mein Macher. Mein Lösungsfinder. MEIN MANN!!! Das war am Freitag dem 17. Juni. Er war sooo tapfer, so stark wollte sich nicht unterkriegen lassen. Wir wollten unsere Chance haben, Chemo machen. Haben uns ernährungstechnisch mit allerlei eingestellt. Z.B. Brokkolisprossen angesetzt und Schwarzkümmelöl besorgt. Er hat es nicht vertragen. Er konnte von jetzt auf nachher nichts mehr essen, kaum trinken nur mit Strohhalm. Mein geliebtes Herz liebte das Essen, liebte das Trinken von guten Weinen und Whiskey. Und jetzt ging da nichts mehr??? Ich konnte das nicht begreifen. Warum geht das nicht? Das ist doch wichtig, lebenserhaltend.... Er hat nur einmal eine Chemo erhalten, da haben wir noch Hoffnung geschöpft. Danach konnte er keine mehr bekommen. Seine Leberwerte waren zu schlecht. Und das hat man nie mehr in Griff bekommen. Am 4.August sagte man uns, das man nicht mehr helfen kann. Die Zeit für ihn würde ablaufen. Mein Uwe wollte nach Hause, nach Hause zu mir um dort zu sterben. Was??? Ich will nicht das du stirbst, schrie ich innerlich. Ich musste aber stark sein. Für wen?? Für mich für ihn?
Am 8.August kam er dann nach Hause. Seine Freunde und Familie kamen in darauffolgenden zwei Tagen um sich von ihm zu verabschieden. Ich hatte es erlaubt, Uwe konnte nicht mehr sprechen und nicht mehr denken. Dieser kluge Mann, der das halbe BGB Buch auswendig wusste, der soviel von seiner Arbeit verstand wie kein zweiter, konnte nicht mehr denken. Das war das Morphin und die Leber, sagte die Ärztin....
Es kamen die Brückenschwestern ins Haus um nach ihm zu schauen. Sie sagte, ich mache das toll. Ich sei stark. So ein Quatsch!!! Ich habe nur das gemacht was jeder machen würde. Das hat doch mit Stärke nichts zu tun. Der Arzt, der Uwe nochmals besucht hat., sagte ich sei stark. Ich wurde wütend. Nichts davon was ich mache und tue hat was mit Stärke zu tun. Es ist Liebe. Nur das konnte mich tun lassen, was zu tun war. Am Montag und Dienstag konnte er noch Wasser lassen, allerdings nicht mehr auf der Toilette, sondern in so einer Flasche. Der Urin war schwarz und ölig. Auch hier schluckte ich meine Verzweiflung hinunter, denn ich sah wie sehr mein Mann darunter litt.
Am Donnerstag musste ich ein wichtiges Gespräch mit Uwes Regionalleiter führen. Ich verabschiedete mich von meinem Mann und sagte ihm eindringlich, er soll auf mich warten. Meine Mutter die an diesem Tag da war, passte für die zwei Stunden auf ihn auf. Als ich wieder zurück kam, sagte sie, das Uwe schwer atmet. Ich setzte mich zu ihm ans Bett und erzählte ihm von dem Gespräch und das ich es zu unseren Gunsten erfolgreich führen konnte. In dem Moment wurde seine Atmung leichter, sein Gesicht entspannte sich. So saßen wir noch ungefähr zehn Minuten beieinander und dann starb er. Friedlich. Geliebt. Ich ....
Ich kann es nicht begreifen, bis heute nicht. Alle sagten, dass ist ohne Worte, nicht Begreifbar. So geht es mir auch. Ich fühle nichts, kann nichts machen, ich kann nichts essen, geschweige denn kochen. Sätze wie`die Zeit heilt alle Wunden, Das wird schon wieder, Reiß dich mal zusammen Uwe hätte das nicht gewollt`` und viele ähnliche kann ich nicht mehr hören. Ich kann einfach nicht mehr.
Ich glaube, ich habe nicht sehr sinnvoll geschrieben, aber es tut mir gut. Bitte verzeiht für diesen Gefühlsausbruch. Ist sonst nicht meine Art. Ich versuche eher das Gegenteil. Aber manchmal kann man nicht mehr. Ich kann nicht mehr. Und manchmal will ich auch nicht mehr.
Traurige Grüße
Geli
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  #2  
Alt 29.09.2016, 11:45
Benutzerbild von Karin21
Karin21 Karin21 ist offline
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Standard AW: Ohne Worte

Liebe Geli

es tut mir so leid und ganz ehrlich ? Die Zeit heilt nicht alle Wunden , sie wird sie nur ertraeglicher machen.

Deine Geschichte hat mich gleich wieder traurig gemacht denn mein Mann ging am 26.08 nach 8 Monaten Kampf.

Auch ich habe die ganze Zeit nur geweint (nicht in seinem Beisein) und immer gedacht das kann nicht sein das der Mann zu dem ich immer aufschaue jetzt von so einem sch.... Krebs dahingerafft wird.

Auch ich war an seiner Seite bis zum Schluss.

Auch ich habe an nichts mehr Freude, ernaehre mich jetzt total ungesund (wenn ich mich den ernaehre) . Aber ich gebe nicht auf, den das haette er nicht gewollt.

Ich habe ihm am Sterbebett versprochen das er sich um mich keine Sorgen machen soll - das ich das schaffe ! Eine Stunde spaeter ist er gegangen.

Ich rede viel mit ihm ... am Grab.. zu Hause .. eigentlich ueberall.

Ich druecke Dich fest...

LG Karin

P.S Du bist mit diesem Schmerz hoffentlich nicht alleine
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  #3  
Alt 29.09.2016, 11:53
mysticrose mysticrose ist offline
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Beiträge: 16
Standard AW: Ohne Worte

Liebe Geli,

dein Post hat mich sehr berührt. Mein Mitgefühl für dich u. deinen großen Verlust. Es ist unfassbar, was dieser Sch...krebs mit unseren Lieben und uns macht. Man ist so hilflos u. kann / muss nur noch funktionieren. Bei dir ist es aufgrund der sehr kurzen Krankheitszeit extrem traumatisierend.

Bitte sorg für dich, gehe als Akut-Fall zu deinem Hausarzt, evtl. auch psychiatrische Not-Ambulanz. Du (dein Körper u. deine Psyche) brauchen dringend Ruhe, (räumlichen) Abstand. Ich habe mich während der Krankheit meiner Mutter tw. nur mit Antidepressiva bzw. Beruhigungsmittel über den Tag / Nacht retten können. Dafür sind diese Medikamente da, abhängig bin ich nicht geworden... Versuche in kleinen Schritten für dich zu sorgen, nutze (u. falls die Kraft reicht, erbitte) Hilfe.

Viel Kraft u. Liebe für dich
Herzliche Grüße
mysticrose

P.S.:
Ich schaue nur noch sehr selten in das Forum, aber heute ist wieder so ein Tag (meine Ma hätte heute ihren 75. Geburstatg)
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  #4  
Alt 29.09.2016, 15:12
vintage vintage ist offline
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Beiträge: 745
Standard AW: Ohne Worte

liebe geli,

es tut mir leid, dass dein mann gestorben ist.

mein mann ist im mai letzten jahres gestorben und dieses gefühl,
das kann doch nicht wahr sein, habe ich heute noch.
jeden tag trifft es mich wie ein schlag erneut.

ich denke, das wird uns ein leben lang begleiten,
da wir sie so geliebt haben.
__________________
lieben gruß, vintage



Mein geliebter Mann wurde nur 49 Jahre alt und
starb knapp fünf Monate nach der Diagnose.
* Juli 1965 - + Mai 2015

ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen,
dann auch Lungenmetastasen...
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  #5  
Alt 30.09.2016, 09:32
Angel0812 Angel0812 ist offline
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Registriert seit: 29.09.2016
Ort: Fellbach
Beiträge: 15
Standard AW: Ohne Worte

Hallo ihr Lieben,

danke für eure lieben Worte....
Ich habe mich hier ein bisschen umgeschaut und gesehen, das es allen sehr ähnlich geht wie mir um Moment. Deswegen komme ich mir sehr dumm vor überhaupt etwas hier geschrieben zu haben. Es wirkt für mich jetzt, wie "Affekthascherei", einfach Aufmerksamkeit zu erhalten, Mitleid zu bekommen. Das will und wollte ich nicht. Aber trotz allem tat es gut, ein Teil meiner/unserer Geschichte aufgeschrieben zu haben. Fürs zuhören und lesen möchte ich mich bedanken.
Habt einen Guten Tag...
LG
Geli
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  #6  
Alt 30.09.2016, 10:27
Drea1971 Drea1971 ist offline
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Ort: Erkrath
Beiträge: 82
Standard AW: Ohne Worte

Liebe Geli,
es tut mir so leid und ich wünsche dir viel Kraft.
Meine Mama fühlt ähnlich. Die Geschichte ist das fast gleich ((
Bei uns war es letztes Jahr so. Mein Papa, seltenst krank, auch mit 77 Jahren noc topfit. Und dann auf einmal fühlte er sich nicht wohl. Bauchschmerzen, hinein in den Rücken. Wir dachten an Nieren. Sonntags, 5.7. Mama mit ihm ins KH. Dort behielten sie ihn. Sagten auch anfangs erst festsitzender Nierenstein. Dann folgten weitere Untersuchungen... am achten sollte Papa entlassen werden. Dann am die Diagnose, Bauchspeicheldrüsenkrebs. Streuung in Leber.
Ich dachte auc, wenn es einer schafft...dann doch mein Papa. In ein anderes KH gebracht. Leberwerte wurden immer schlechter. Die erste Chemo wurde um ein paar Tage vorgezogen. Es war seine einzigste Chemo. Er bekam sie Freitags, danach ging es im immer schlechter. Montags kam der Anruf aus dem KH, bitte kommen. Dann führte der Onkologe das Gespräch mit uns. Sie haben nachgeschaut, warum er soviel Blutplasma benötigt, bekam er Sonntags, die Werte wurden nicht besser und haben festgestellt, dass er aus der Leber blutet. Sie haben das Zimmer für uns gesperrt. Vier Tage waren wir Tag und Nacht bei Papa.
Vier Wochen nach der Diagnose ist er am sechsten. August in unseren Armen verstorben.
Zum Teil können wir es auch immer noch nicht verstehen.
Fühle dich umarmt. Ich wünsche dir ganz viel Kraft. Schreibe, wenn dir danach ist. Es tut gut hier zu schreiben und alle sind so lieb und jeder versteht sich.
Liebe Grüße
Andrea
__________________
---------------------------------
Mein Papa
Diagnose BSDK
ED 8.7.15
*1.6.1938 - + 6.8.15
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  #7  
Alt 30.09.2016, 12:36
hierfalsch hierfalsch ist offline
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Beiträge: 395
Standard AW: Ohne Worte

Zitat:
Zitat von Angel0812 Beitrag anzeigen
. Deswegen komme ich mir sehr dumm vor überhaupt etwas hier geschrieben zu haben. Es wirkt für mich jetzt, wie "Affekthascherei", einfach Aufmerksamkeit zu erhalten, Mitleid zu bekommen. Das will und wollte ich nicht.
Ich weiß wirklich nicht, was es mit "Affekthascherei" zu tun haben soll, wenn man in einer ungewöhnlichen Situation ausprobiert, ob der Austausch mit anderen, denen es ähnlich geht, weiterhilft.
Manchmal tut es gut mit jemandem zu reden, der weiß wie man sich fühlt. Das ist doch Okay?

Ich finde es sooooo hilfreich, dass man im Internet Menschen in ähnlicher Lebenssituation treffen kann.

Ich habe zB eine Art "Selbsthilfegruppe" via whattsapp. Wir haben einander nie gesehen. Aber die Mädels helfen mir sehr. Mein Freundeskreis ist toll. Aber sie wissen nicht, wie sich das anfühlt "Chemotherapie" DAS muss man erlebt haben.

Ich wünsche Dir eine ähnliche Selbsthilfe-Erfahrung. Menschen, die wissen wie sich ein derartiger Verlust anfühlt und die nächste Zeit mit Dir teilen. Nicht aus Mitleid (das fehlte gerade) sondern weil sie genauso froh sind, dass Du mit ihnen teilst!!!
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