#1
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Kennt Ihr das auch?
Hallo,
seit bei meinem Vater die Hirnmetastasen sich bemerkbar machen, u.a. darin, dass man nicht so recht weiss, was er noch weiss, bzw. was er noch wahrnimmt, bin ich irgendwie gefühlslos ihm gegenüber. Ich kann das nicht so recht beschreiben, aber für mich ist das einfach nicht mehr mein lieber Vater. Natürlich habe ich ihn nach wie vor gerne, ich bin traurig, was er erleiden muss, doch gleichzeitig ist er mir so fremd geworden. Kann das nicht so recht beschreiben. Aber vielleicht kennt Ihr das auch? aufdersuche |
#2
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AW: Kennt Ihr das auch?
Hallo,
ja, es ist ein komisches Gefühl, wenn plötzlich die normale Unterhaltung einfach ausbleibt. Wenn plötzlich einfach keine Antwort mehr kommt. Ich weiß das es schwer ist, aber versuch trotzdem immer mit Ihm zu reden und sag ihm wie lieb du ihn hast. Denn meistens hören sie bis zum Schluß und können sich nur nicht äußern. Und falls Du nicht mit ihm reden magst, dann setz dich einfach zu ihm und halte seine Hand, damit er merkt, dass er ncht allein ist. Ich drück Dich mal ganz doll! Liebe Grüße Cinderella80 |
#3
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AW: Kennt Ihr das auch?
Hallo,
bei meinem Vater ist das,was du beschreibst,inzwischen ganz ganz schlimm. Schlimm für uns Angehörige,denn er weiß es ja eigentlich gar nicht. Es begann im letzten Jahr,im Sommer die ersten Anzeichen(zu der Zeit waren noch keine Hirnmetastasen festzustellen) mit einzelnen Sachen,an die er sich nicht erinnern konnte.Und auch sein Verhalten änderte sich und er war sehr unzufrieden. Das nächste Mal sah ich ihn im November,da war das Ganze dann schon fortgeschritten.Manchmal war er aber noch richtig klar da. Im März war es dann so,dass er kurzzeitig nochmal ein paar Minuten klar war.Im Juni gab es dann nur ein einziges,kurzes Mal,wo ich sagte,jetzt ist mein Papa wieder da. Das ist ganz schlimm. Ich könnte dir viele Beispiele nennen,will das Ganze hier aber nicht zu lang machen. Auf jeden Fall habe ich auch immer versucht,meinen Vater sozusagen aus der Reserve zu locken. Ich habe ihm zum Beispiel Fotos gezeigt,zu denen ihm dann spontan etwas einfiel. Oder ich habe ihn mit Karten spielen lassen und ihn gefragt,was da drauf ist. Denn man kann ja nicht immer nur Monologe führen,ich möchte ihn ja auch mit einbeziehen,wenn ich bei ihm bin.Man weiß ja auch nicht,ob er noch was von dem versteht,was man erzählt. Traurig. Liebe Grüße von asteri |
#4
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AW: Kennt Ihr das auch?
Hallo Cinderella 80, hallo asteri,
danke für Eure Antworten. Bei meinem Vater verhält es sich etwas anders: Das ging rasend schnell, nur "wenige" Wochen. "Wenige" deshalb, weil ich nicht weiss, wie er da gelitten hat, als die ersten Kleinigkeiten passierten, wie z.B. verlegte Schlüssel ... dass hat er sicher gemerkt, dass er Probleme mit dem Gedächtnis hat, und das war sicher nicht einfach für ihn. Inzwischen liegt er in einer Klinik und schimpft bei jedem Geräusch, aber wie! Und Sprechen ist mit Geräusch verbunden. Berührungen sind auch tabu. Die klaren Momente werden immer weniger, diese Momente bei einem kurzen Besuch zu erwischen ... Manchmal denke ich, es ist besser, ihn in Ruhe zu lassen, ich fühle mich zwar nicht persönlich angegriffen durch sein Schimpfen, doch vielleicht ist es für ihn ja auch nicht angenehm, sich so aufregen zu müssen, wenn man mit ihm sprechen will. Da ich unter der Woche eh kaum in die Klinik komme, erübrigt sich für mich derzeit fast die Frage, ob und wie oft ich ihn besuchen soll. Klingt herzlos, ich weiss. Gibt es eigentlich wissenschaftliche Erkenntnisse oder glaubwürdige Berichte Angehöriger, was Menschen in einer solchen Situation erleben? Klar, es wird von Fall zu Fall verschieden sein. Trotzdem beschäftigt mich die Frage, was geht in meines Vaters Kopf vor, was erlebt er gerade? Oder ist er schon so weit "weg", dass er gar nicht mehr viel weiss und vielleicht nur noch traumlos vor sich hindämmert? Wäre es ihm zu wünschen, dass er möglichst nichts mehr denkt, nichts mehr mitkriegt? Oder dass sein so stark zerstörtes Gehirn nur noch schöne Dinge herzaubert, wenn er (scheinbar) schlafend da liegt? aufdersuche |
#5
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AW: Kennt Ihr das auch?
Hallo aufdersuche,
ich denke,du meinst,dass dein Vater sich im Wesen stark verändert hat. Bei meinem Vater gab es auch eine Phase,wo er mit meiner Mutter pausenlos gestritten hat.Über alles hat er geschimpft,nichts war ihm recht und alles war ihm zu laut. Ich glaube,das war für ihn so eine Zeit,in der er sehr wohl merkte,dass mit ihm etwas passierte,dass er nicht recht verstand und ihm Angst machte.Meine Mutter-die Gesunde-war plötzlich an allem schuld. Da ich im Ausland lebe,verbringe ich dann bei meinen Besuchen den ganzen Tag mit meinen Eltern und konnte mir so ein genaues Bild der Lage machen. Leider wird es nicht besser. Bei jedem Patienten ist der Verlauf sicher verschieden,und es geht schneller oder langsamer.Aber wir können uns wohl nicht wirklich vorstellen,was in ihrem Kopf vorgeht. Ich tröste mich ein wenig damit,dass mein Vater nicht weiß,was um ihn herum passiert.Einmal habe ich ihn gefragt,ob er etwas braucht und er hat geagt-nein,ich brauche nichts,ich bin wunschlos glücklich... Ich weiß,dass es schwer ist,wenn der geliebte Mensch sich so verändert.Aber wenn ich mir vorstelle,er würde alles noch richtig mitkriegen...wie schrecklich wäre das für ihn selbst! Verstehst du,was ich meine? Viele Grüße von asteri |
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