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Alt 25.10.2005, 17:48
AndreaM AndreaM ist offline
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Registriert seit: 12.09.2005
Beiträge: 182
Standard AW: Ausweglose Diagnose verkraften?

Liebe Elke,

ich fürchte, ich kann Dir nicht wirklich helfen - ich kann Dir nur sagen, wir waren mit dieser Diagnose auch überfordert. Als meine Mama erfahren hat, dass sie unheilbar krank ist, war es auch schon zu spät, es war schnell abzusehen, dass es keine Besserung geben würde. Ich wusste oft nicht, wie sie sich fühlt, ob sie Angst hatte, ob sie mit ihrem Schicksal haderte. Allerdings litt meine Mama vorher schon an Depressionen, so dass das ohnehin alles ziemlich undurchschaubar war. Ich habe versucht, immer auf mein Bauchgefühl zu hören, sie nicht zu bedrängen. Ihr kleine Wünsche, wenn sie sie geäussert hat, zu erfüllen. Es waren oft nur Kleinigkeiten, meistens ging es einfach darum sie im Krankenhaus zu besuchen, mit ihr einen Kaffeetrinken zu gehen und wenigstens für eine Weile so zu tun als sei das nur ein gemeinsamer Kaffee wie sonst auch. Oder einfach nur da zu sein und ihr die Zeit zu vertreiben. Ich denke,ich hatte noch Hoffnung, als sie schon der Realität ins Auge sah. Meine Familie kannte die Diagnose genauer als ich, wollte aber, dass wenigstens einer ein echtes Lächeln auf Lager hat, und haben mir einige Details verschwiegen (sie hätten es mir auch erzählen können, ich bin ein guter Verdränger).

Meine Schwägerin ist ebenfalls krank, sie hat MS. Als wir von der Diagnose erfuhren, waren wir alle völlig überfordert. Niemand weiss, wie diese Krankheit verläuft, und sie möchte so weit das irgendwie möglich ist, ein normales Leben führen. Ich habe ihr damals gesagt, dass ich nicht weiss, wie ich mich "richtig" verhalte. Wir sind übereingekommen, dass die Signale von ihr kommen müssen. Wenn sie reden möchte, fängt sie an. Wenn sie Trost braucht, dann muss sie mich traurig anschauen, wenn sie einfach nur Spaß haben will, dann machen wir alle mit. Natürlich wissen wir dass sie krank ist, versuchen sie nicht zu überlasten, versuchen auch bei unseren Unternehmungen heimlich Pausen einzubauen, damit sie wirklich mithalten kann (ich glaube sie merkt es).

Worauf ich aber eigentlich hinauswollte: am Anfang hat sie sich erstmal verschlossen, um die Diagnose für sich selbst zu verarbeiten. Sie musste Träume begraben, neue Ziele im Leben finden. Sie hat sich gelegentlich geöffnet, Anregungen gesucht, und sich dann wieder zurückgezogen. Ich dendeke, jeder muss selbst herausfinden, wie er das mit sich verarbeitet. Und diese Möglichkeit musst auch Du Deinem Vater lassen. Du kannst nur signalisieren dass Du da bist. Immer, und egal was kommt.

Ich erinnere mich, als meine Mama den Kampf aufgeben und ins Hospiz wollte - sie hat es nicht über sich gebracht, es ihren Kindern zu sagen und hat sich zuerst ihrer Freundin anvertraut. Ich denke, so, wie man als Tochter nicht alles mit den Eltern bespricht, so haben auch Eltern Dinge, die sie mit Freunden besprechen, weil sie ihre Kinder schützen wollen. Schliesslich tun Eltern genau das ihr Leben lang: sie versuchen, alles Unheil von ihren Kindern abzuwenden. Das Umdenken, dass irgendwann der Tag gekommen ist, wo die Kinder die Eltern stützen, das fällt sicher nicht leicht.

Vertrau auf Dein Gefühl, dann wirst Du nichts falsches tun.

Ich Wünsch Dir viel Kraft für alles was kommt!
Andrea
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