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  #1  
Alt 06.12.2010, 13:56
volker7079 volker7079 ist offline
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Registriert seit: 25.11.2010
Beiträge: 7
Standard Gesund und doch auf der Strecke geblieben?

Hallo Ihr alle...

ich wende mich heute mal an diejenigen, die sich vielleicht hier wiederfinden...
Es geht darum, dass ich das Gefühl bekomme, nach überstandener Krebserkrankung meiner Freundin, mit der ich seit 10 Jahren zusammen bin, nun vor den Scherben unserer Beziehung zu stehen.

Während der Erkrankung (Morbus Hodgkin Lymphom) war unser Verhältnis sehr liebevoll und von Rücksicht geprägt und ein "ich liebe Dich" kam von beiden Seiten über die Lippen.

Nun macht sich bei ihr wohl die Fatigue bemerkbar. Sie arbeitet wieder voll, was ihre Nerven komplett aufbraucht. Abends will sie nur noch ihre Ruhe, egal was ich mache mache ich falsch, ich gehe ihr auf den "Sack". Sie igelt sich ein, spielt sehr gerne PS3 und tauscht sich dort rege mit anderen Spielern aus, verabredet sich da, tummelt sich auf facebook... aber zwischen uns ist eine Distanz... ich kann sie fast spüren.
Selbst wenn ich mich zu ihr setze fragt sie was ich denn bei ihr will? Wenn ich dann gehe ist es nicht gut, wenn ich bleibe auch nicht.
Wenn ich sie frage ob sie mich liebt sagt sie nur, ich weiß nicht. Sie möchte manchmal einfach nur allein sein.

Ich versuche schon sie nicht mehr wie zur Krankheitszeiten zu verwöhnen, aber wenn sie sagt ihr sei nicht gut und ich dann frage was denn genau sei giftet sie mich an und sagt, ihr geht es halt nicht gut, ich soll sie doch nicht immer nerven.

Ich weiß nicht mehr was ich machen soll. Ich ziehe mich schon sehr weit zurück, wir sehen uns auch am Wochenende gerade mal zum Essen, was ich natürlich zubereite... Ich liebe sie über alles, und will sie nicht verlieren. Aber ich weiß nicht ob ich die Kraft habe, nochmal einen Kampf durchzuhalten ohne zusammenzuklappen.

Hat irgendeiner von euch ähnliche Erfahrungen gemacht? Wenn ja, was habt ihr gemacht? Ich wäre für viel Hilfe dankbar - vielleicht auch gerade von den Erkrankten um mich vielleicht besser hineindenken zu können...

Sorry hab bissle wirr geschrieben vielleicht... aber mein Kopf ist mit Gedanken voll.
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  #2  
Alt 06.12.2010, 18:17
zefix zefix ist offline
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Registriert seit: 18.09.2010
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Beiträge: 235
Standard AW: Gesund und doch auf der Strecke geblieben?

hallo volker, die distanz kann ich auch lesen.

mein rat ist, lass deine freundin weitesgehend in ruhe, sie ist auf rückzug und fühlt sich nur gestört. vielleicht bekommt sie noch die kurve, aber wer weiss das schon.

für dich ist das natürlch sehr schwer, aber je mehr du dich im moment bemühst umso mehr wird sich die situation verschlimmern.

das sagt dir die 55 jährige zefix, die allerlei erlebt hat die letzten jahre
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  #3  
Alt 07.12.2010, 20:29
Benutzerbild von suze2
suze2 suze2 ist offline
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Beiträge: 2.464
Standard AW: Gesund und doch auf der Strecke geblieben?

ja, in ruhe lassen ist wohl eine möglichkeit -
oder ihr geht mal beide zu einem therapeuten -
die krebshilfe vermittelt aber auch gesprächsgruppen für angehörige, wo du mit anderen angehörigen reden und deren erfahrungen hören kannst -
du könntest ihr auch einen brieg schreiben und deine gefühle darstellen, ohne allerdings ihr etwas vorzuwerfen
ich muss sagen, dass es nach meiner erkrankung schon einen ziemlichen gefühlsirrwarr gab, berg und talbahn eben und ich war meinem partner dankbar, dass er DA war, ohne etwas zu fordern. ich hatte auch schuldgefühle, dass ich meine liebsten mit meiner krankheit belaste.

jeder mensch geht mit diesem schock anders um... deswegen kann man da glaube ich nicht wirklich einen gültigen rat geben, nur anregungen...

wünsche euch alles gute
die 52 jährige suze2
__________________
seit 2005 bin ich ein angsthase
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  #4  
Alt 08.12.2010, 08:45
Benutzerbild von Levira
Levira Levira ist offline
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Beiträge: 206
Standard AW: Gesund und doch auf der Strecke geblieben?

Hallo Volker

So eine Diagnose und danach die schwere, intensive Zeit verändert die Menschen.
Alle Beteiligten sind davon betroffen: die Erkrankten, die Angehörigen, die Freunde, einfach alle.

Ich weiss nicht, ob sich Deine Freundin darüber bewusst ist.
Du aber leidest an diesen Folgen, was natürlich verständlich ist.

Ich kann mich dem Rat der andern anschliessen: suche Dir Hilfe bei einem Therapeuten und/oder in einer Angehörigengruppe.
Erzähle Deiner Freundin davon, lade sie ein, Dich zu begleiten, erwarte dies aber nicht von ihr.

Ich wünsche Euch Beiden alles Gute und sende liebe Grüsse
Levira
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  #5  
Alt 23.01.2011, 21:17
Nannette Nannette ist offline
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Beiträge: 10
Standard AW: Gesund und doch auf der Strecke geblieben?

Hallo Volker,

ich muss leider sagen, dass ich immer wieder das Gefühl habe, dass die meisten Leute in meiner Umgebung glauben, dass man nach einer Krebserkrankung wieder da weitermachen kann, wo man aufgehört hat. Damit möchte ich überhaupt nicht sagen, dass du das so machst - verstehe mich bitte nicht falsch. Aber ich war vor meiner eigenen Erkrankung ähnlich: Eine Freundin erkrankte ein Jahr vor mir an Brustkrebs und ich war der Meinung nach der abgeschlossenen Therapie (mit OP, Chemo und Bestrahlung) ist jetzt alles in Ordnung. Dass das nicht so ist, habe ich erst verstanden, als ich selbst in diese Situation kam. Die Nachsorge bringt jedes mal Ängste mit sich.

Ich habe mich während meiner Erkrankung von meinem Partner getrennt - weil er im Gegensatz zu dir offensichtlich überhaupt kein Verständnis hatte. Oder auch nur eine sehr merkwürdige Art damit umzugehen - ich weiß es nicht. Und auch jetzt fällt es mir schwer, eine neue Beziehung einzugehen. Ich denke dann: Was muss der Partner mittragen? Ist das gerecht, jemandem die Angst mitzugeben? Verdient er nicht was besseres? Ich weiß vom Kopf her, dass das albern ist. Jeder ist für sich selbst verantwortlich. Aber man hat sooooo viel zu erklären. Und habt ihr beide mal über eure Ängste gesprochen, die ihr in dieser akuten Zeit ausgestanden habt? Inzwischen glaube ich, dass die Partner, engen Verwandten und Kinder eine größere Möglichkeit haben müssten aufgefangen zu werden. Man selbst ist der Kranke und bekommt die Möglichkeiten angeboten. Alle anderen müssen sich leider selbst kümmern.

Ich wünsche euch von Herzen, dass ihr den Weg zueinander wieder findet!

Liebe Grüße
Nannette
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  #6  
Alt 11.02.2011, 16:40
Lila Mieze Lila Mieze ist offline
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Beiträge: 12
Standard AW: Gesund und doch auf der Strecke geblieben?

Hallo Volker,
Nanette hat schon sehr gut beschrieben, wie die Erwartungen des Umfelds sind. Oder vielleicht auch, wie man sie als ehem. Erkrankter wahrnimmt. Ich denke auch, dass könnte ein Grund sein.
Mir ist noch eine Sache aufgefallen, deine Freundin arbeitet wieder voll. Wie lange ist ihre Therapie abgeschlossen?
Ich kann nur aus meiner eigenen Erfahrung als Betroffene reden, ich habe sehr, sehr lange gebraucht um wieder normalen Anforderungen gerecht werden zu können. Und es ist mir schwer gefallen mir das selbst einzugestehen. Ich habe z. B. auch nach zehn Jahren nicht das Gefühl wieder voll belastbar zu sein. Das Verhalten deiner Freundin kommt mir bekannt vor. Wenn ich sehr gestresst bin resultiert daraus eine Art Gefühlsleere. Es ist, als ob der Alltag die ganze Energie aufbraucht und dann für die Beziehung, Freizeit etc. einfach nichts mehr übrig bleibt. D. h. nicht zwangsläufig das man seinen Partner nicht liebt und ich weiß, wie schwer es ist einem Partner das verständlich zu machen. Genau wie es schrecklich für den Partner ist, es auszuhalten. Vielleicht überlegst du mal, ob ihr ablehnendes Verhalten mit dem Wiedereinstieg in den Beruf angefangen hat?
Die Idee zusammen einen Therapeuten aufzusuchen halte ich auch für gut. Ich denke, wenn deine Freundin wirklich überlastet ist, müsst ihr so oder so einen Weg finden die berufliche Belastung zu reduzieren - schon allein aus gesundheitlichen Gründen.
Lieben Gruß!
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  #7  
Alt 13.02.2011, 18:13
erdfuchs erdfuchs ist offline
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Registriert seit: 03.01.2011
Ort: Hessen
Beiträge: 44
Standard AW: Gesund und doch auf der Strecke geblieben?

Hallo guten Tag,
ich bin nun innerhalb von 1 1/2 Jahren das Zweite Mal an BK erkrankt. Mein Partner hat versucht alles zu tragen. Nun geht es nicht mehr, er schafft es nicht mehr, meine Veränderung die ich gar nicht merke. Wir werden eine Wochenendbeziehung führen, und es noch mal so versuchen. Ich habe es unterschätzt ich dachte er kann das ab.
Ich möchte ihn nicht verlieren, es tut alles sehr weg
Gruss
Petra
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  #8  
Alt 25.05.2011, 17:11
favea favea ist offline
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Registriert seit: 25.05.2011
Ort: sindelfingen
Beiträge: 6
Standard AW: Gesund und doch auf der Strecke geblieben?

hallo,
mich hat dein beitrag sehr bewegt. ich bin selber seit 2 wochen betroffene und finde auch keinen zugang mehr zu meinem partner.. irgendwie steht jetzt schon alles kopf.. ich habe auch angst, das die krankheit vielles kaputt mach. ich für mich zum jetzigen zeitpunkt kann nur sagen, das dieses umsorgt werden und das gefühl man hat mitleid mit mir unerträglich ist. auch ich schotte mich ab.. nicht weil ich meinen partner nicht liebe, sondern weil ich ihm nicht zur last fallen möchte. ich habe stimmungsschwankungen.. wil einerseits nicht alleine sein.. jemanden der mir sagt.. ich bin für dich da..wir schaffen das.. und andererseit will ich das er unbeschwert lebt.. sein leben nicht nach mir und meiner krankheit ausrichtet. es hat mich bewegt, was du geschrieben hast. ja, ich denke hilfe von aussen ist das beste.
denke deine freundin weis einfach nicht wohin mit sich und ihren gefühlen.. will nähe und erträgt sie nicht, weil sie ein schlechtes gewissen hat.. sich schwach fühlt und überfordert ist mit dem wieder arbeiten. sie würde sich gerne anlehnen aber schafft es nicht.. weil sie jetzt stark sein und was zurück geben will.
versuch doch mal einen brief zu schreiben in dem du offen schreibst wie es in dir aussieht, was du denkst, fühlst.. bitte sie dir wenn sie es nicht sagen kann, zu schreiben, was sie fühlt und denkt..
hoffe es läuft auf positiv raus..wünsch dir viel kraft
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