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Alt 05.03.2017, 11:27
bleibbeiuns bleibbeiuns ist offline
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Standard Wir werden dich für immer vermissen

Hallo,

seit Freitag ist nichts mehr wie es mal war, da Mama uns viel zu früh verlassen hat.
Vorher möchte ich aber etwas von der Entwicklung der letzten Jahre erzählen:

Anfang 2012 bekam Mama die Diagnose Brustkrebs. Kurz darauf bekam sie einen Port, um bald mit der Chemo beginnen zu können.
Während der Chemo ging es ihr teilweise sehr schlecht, aber sie ist sehr stark gewesen und als Familie haben wir diese Zeit überstanden. Nach der Chemo wurde der Tumor in der Brust, der deutlich geschrumpft ist, durch eine Operation entfernt, ebenso wie einige Lymphknoten, in denen Tumorzellen gefunden wurden.
Nach der OP ging es ihr rasch wieder besser und wir konnten im Sommer schon wieder in den Urlaub in die Berge fahren, welcher ihr sehr gut tat.
Ebenso fand sie den Mut, sich von unserem Vater zu trennen, da die Ehe schon seit Jahren immer wieder deutliche Tiefpunkte hatte; bisher hatte sie das immer aufgeschoben, da sie die Welt für meinen Bruder und mich in Ordnung halten wollte.

Im Januar 2013 zog unser Vater dann aus, alles ging seinen Gang, Mama ging wieder normal arbeiten, im Sommer machten wir einen schönen Urlaub auf dem Boot gemeinsam mit ihrem Vater bzw unserem Opa in Holland.
2014 mussten wir uns leider von einem unserer geliebten Hunde verabschieden (wir hatten 2), überstanden diese Zeit aber auch und erlebten einen wunderbaren Sommerurlaub an der Ostsee. Ich machte mein Abitur und begann mein Studium.
Im Spätsommer bekamen wir dann wieder einen zweiten Hund dazu, alles war wieder gut.

Dies sollte sich im Februar 2015 aber ändern.
Mama bekam einen Pleuraerguss an der Lunge und konnte nur sehr schlecht atmen. Ohne dass überhaupt irgendwelche genauen Untersuchungen gemacht wurden, bekam Mama gesagt, dass sei Krebs und sie hat vielleicht noch 3 Monate zu leben. Natürlich waren wir alle geschockt.

Da wir mit den bisherigen Ärzten und Therapien sehr unzufrieden waren, hat Mama sich für eine Naturheilkundliche Behandlung entschieden. Unter keinen Umständen wollte sie nochmal eine Chemo machen.
Anfangs wusste ich nicht, was ich davon halten sollte, da ich nicht wusste, ob ihr das wirklich helfen würde.
Die Therapie tat ihr aber so gut, dass wir im Sommer wieder stundenlange Wanderungen mit den Hunden machen konnten. Im November konnte sie den neuen Hausarzt davon überzeugen, den Pleuraerguss in einer Lungenklinik punktieren zu lassen, damit dieser raus ist. Sie war eine Woche in der Klinik, nur um zu erfahren, dass dies doch nicht möglich sei.
Die Wut und Enttäuschung war natürlich riesig.

Vor Weihnachten kam sie nochmal ins Krankenhaus, hier wurden etliche Knochenmetasten festgestellt. Wir wussten nicht, ob das das letzte Weihnachten werden sollte, welches wir gemeinsam erleben, weshalb dieses auch irgendwie sehr intensiv war.

In der Woche nach Weihnachten war sie nochmal im Krankenhaus, da sie jetzt auf der anderen Seite des Brustkorbes einen Pleuraerguss hatte. Dieser wurde dort punktiert, sodass sie Silvester wieder Zuhause war.
Im neuen Jahr hat sie sich dann direkt die Wirbelsäule angebrochen und musste wieder ins Krankenhaus. Dort wurde ihr dann auch eine Pleuradrainage gelegt, womit sie die Flüssigkeit immer ablassen konnte, um besser zu atmen.

Ende Januar konnte sie wieder zu uns und war fest entschlossen, wieder gesund zu werden.
Unterstützt durch ihre HP ging es ihr immer besser (eine Chemo, welche ihr das KH vorgeschlagen hat) hat sie nochmals abgelehnt.
Es wurde immer besser, Anfang März konnte sie schon wieder kleine Runden mit den Hunden gehen.
Wir entschlossen uns, ein neues Haus zu bauen und im Sommer fuhren wir nochmal in den Urlaub in die Berge. Dort konnte sie zwar nicht auf die Berge steigen, aber ausgedehnte Touren im Tal mit den Hunden machen, welche für uns alle sehr schön waren.

Nach dem Urlaub ging es ihr immer besser, die Hausbaupläne wurden konkreter und wir freuten uns darauf, nochmal sowas selber gestalten zu können.
Weihnachten erlebten wir ganz normal, es ging ihr gut. Seit Mai ging sie auch wieder in Vollzeit arbeiten.

Mitte Januar diesen Jahres änderte sich das dann aber...
Es fing an wie eine Magen-Darm-Infektion, und ab da an wurde es immer schlimmer. Sie bekam wieder einen Pleuraerguss, diesmal im Bauch.
Es stand fest, dass der raus muss, waren aber nicht so sehr geschockt, da ihre gesamten Werte für jemanden mit dieser Krankheit hervorragend waren, und davon ausgegangen sind, dass sie das wie letztes Jahr auch schafft.
Zunächst musste der Erguss mehrfach punktiert werden, da er immer mehr auf die Organe drückte und sie schlecht Luft bekam, im Februar wurde ihr dann nochmal eine Drainage gelegt.

Es war bei mir immer die Angst da, dass sie es nicht schaffen könnte, auf der anderen Seite war sie auch sehr zuversichtlich und wir hatten alle die Hoffnung, dass wir das, wie im letzten Jahr auch, schaffen würden.

Mittlerweile ist unser Hausbau in vollem Gange und wir alle sind mit voller Begeisterung dabei gewesen; sie wollte auf gar keinen Fall nochmal ins Krankenhaus.
Aber sie baute immer weiter ab, irgendwann konnte sie nicht mehr mit den Hunden gehen, mit der Zeit viel es ihr auch schwer, die Treppen im Haus hoch und runter zu gehen.

Anfang dieser Woche konnte sie kaum noch laufen, wir mussten sie auf einem Schreibtischstuhl durch das Haus schieben, wenn sie zur Toilette musste oder ähnliches. Letzte Woche hatte sie mit meinem Bruder und mir noch dadrüber gesprochen, dass sie immer schwächer wird und es eventuell sehr schnell gehen könnte...
Die Schmerzen wurden immer schlimmer und ich musste ihr teilweise Morphin spritzen und Diazepam geben, damit sie schlafen bzw liegen konnte.
Am Mittwoch holten wir ihr Bett runter ins Wohnzimmer, da sie die Treppe jetzt gar nicht mehr hochkam.

Donnerstag Abend ist sie an meiner Hand noch ein bisschen durch das Zimmer gelaufen, aber Freitag morgen konnte sie nicht mehr aufstehen.
Der Pflegedienst, der die Wundversorgung der Drainage übernommen hatte, rief beim ambulanten Hospiz an, damit diese sich für ein oder zwei Stunden um Mama kümmern würden und ich etwas an die frische Luft komme.

Als ich zurück kam sagten sie mir, ich solle alle Verwandten informieren und herrufen, es sieht sehr schlecht für Mama aus.
Sie konnte kaum noch sprechen und trinken, war aber noch voll bei Sinnen.
Gegen Nachmittag waren dann nochmal die ganze Familie und ihre Freundinnen da, um sich zu verabschieden.
Als es gegen Abend ruhiger wurde, musste ich ihr nochmals eine Spritze und Diazepam geben, da sie nur noch schlecht Luft bekam.

Die letzten Tage hatte sie ein Telefon neben dem Bett, mit welchem sie und rufen konnte, aber da sie kaum noch sprechen konnte, entschlossen mein Bruder und ich uns dazu, dass ich die erste Hälfte der Nacht auf sie aufpassen sollte und er die zweite, falls irgendwas sein sollte.

Um 22Uhr machte ich noch eine letzte Runde mit den Hunden und bereitete mich auf die Nacht vor.
Um ca. 22.30 setzte ich mich zu Mama ans Bett und sagte ihr, dass sie jetzt in Ruhe schlafen könne und ich da bin und aufpasse. Sie nickte noch und schlief ein. Ein paar Minuten später ging ihr Atem ganz komisch, ich holte schnell meinen Bruder und rief den Palliativdienst an, da Mama auch nicht mehr reagierte.

Genau um 22.39 hörte sie auf zu atmen und ist ganz friedlich eingeschlafen, während wir ihre Hand gehalten haben.

Ich bin äußerst traurig, dass sie jetzt schon von uns gegangen ist, aber auf der anderen Seite bin ich froh, dass dies ohne Schmerzen passiert ist und sie friedlich gehen konnte.
Genau so hatte sie sich ihren Abschied auch vorgestellt, zu Hause gemeinsam mit meinem Bruder, mir und unseren beiden Hunden.


Irgendwie kann ich immer noch nicht begreifen,
dass sie nicht mehr bei uns ist,
dass wir nie wieder ihre Stimme hören können,
dass wir uns nie wieder berühren werden können,
dass wir nie wieder mit ihr und den Hunden spazieren gehen können,
dass sie nicht miterleben kann, wie mein Bruder seine Ausbildung und ich mein Sudium abschließen werden,
dass sie nicht dabei sein kann, wenn wir irgendwann mal Kinder haben werden,
dass sie nicht mehr miterlbet, wie das neue Haus fertig wird...

Ich bin einfach zutiefst traurig darüber, ich hätte mir so sehr gewünscht, dass wir all diese Sachen gemeinsam erleben. Außerdem ist es jetzt so leer zu Hause.


Die Hunde sind die ganze Nacht noch bei ihr geblieben, aber danach konnte zumindest die eine Hündin nicht mehr in das Wohnzimmer und hat nur noch geschriehen; sie liegt nur noch in einer Ecke und kann sich über gar nichts freuen.

Gestern Nachmittag ist Mama dann abgeholt worden, jetzt müssen wir erstmal alles für ihre Beisetzung regeln und dann schauen wie es weiter geht.
Ich weiß noch garnicht, wie das alles ablaufen soll, aber zum Glück unterstützen uns unsere Großeltern.
Ich bin mir sicher, dass wir das schaffen werden, es ist auch Mamas Wunsch gewesen, dass wir das Haus fertig bauen und uns gut um die Hunde kümmern.

Gestern Abend waren dann noch ein Freund von meinem Bruder und ein Freund von mir da, was sehr gut getan hat.

Was mir aber am meisten zu schaffen macht, ist diese Endgültigkeit; zu wissen, dass wir Mama zumindest in diesem Leben nie wieder sehen werden...
Dafür ist sie nun bei unserer alten Hündin, die wir 2014 verloren haben, und kann mit ihr wieder schöne Runden machen. Und irgendwann werden wir uns wieder sehen...

In ewiger Liebe und Dankbarkeit für die wunderbare Zeit zusammen und vorallem für das letzte Jahr, welches wir nochmal besonders erlebt haben und genießen konnten.

29.09.1961 - 03.03.2017

Dein Fabian

Geändert von gitti2002 (05.03.2017 um 22:43 Uhr) Grund: NB
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  #2  
Alt 05.03.2017, 11:55
Wolle2 Wolle2 ist offline
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Standard AW: Wir werden dich für immer vermissen

Hallo Fabian.

Ich möchte Dir mein tief empfundenes Beileid zum Verlust deiner Mama aussprechen. Es ist schwer, einen geliebten Menschen zu verlieren. Ich wünsche Dir viel Kraft, das Kommende zu schultern.
Dir bleibt die Erinnerung an die mit Deiner Mama gelebte Zeit.

In stillem Gedenken.
Wolle2.
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  #3  
Alt 05.03.2017, 15:24
Löffel Löffel ist offline
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Standard AW: Wir werden dich für immer vermissen

Lieber Fabian,

auch von mir mein aufrichtiges Beileid.
Deine Mutter war bestimmt stolz auf ihre tollen Söhne und froh dass ihr bei ihr wart.
LG
Löffel,die hofft dass sie irgendwann mal auch so viel Kraft hat wie ihr beiden
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  #4  
Alt 05.03.2017, 15:57
Clea Clea ist offline
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Standard AW: Wir werden dich für immer vermissen

Lieber Fabian,
mein aufrichtiges Beileid zum Verlust eurer Mutter.
Ihr seid noch so jung, das Leben ist manchmal wirklich ungerecht.
Ich hoffe sehr, dass mein Sohn sich einmal genauso um mich sorgen wird
wie ihr es für eure Mutter getan habt.
Meine Ma ist heute seit zwei Wochen nicht mehr bei mir.
Noch ist leider nichts besser geworden. Die Gespräche, die ich hinter mir habe, mit dem Bestatter und dem Pastor, habe ich allerdings als positiv empfunden.
Wir haben alles so geregelt, wie wir dachten, dass sie es so wollen würde.
Das tat mir gut. Ich hoffe, dass es für euch nicht nur schlimm wird, sondern ihr auch etwas Positives daraus mitnehmen könnt.
Die Zeit nach der Beerdigung, die ist leer.
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  #5  
Alt 05.03.2017, 17:49
fluturi fluturi ist offline
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Standard AW: Wir werden dich für immer vermissen

Lieber Fabian,

auch mir tut es von Herzen leid und ich habe großen Respekt vor deiner Kraft und Dankbarkeit. Mein Vater ist vor fast 5 Wochen gegangen und ich kann es bis jetzt nicht glauben. Zwar bin ich schon 29, fühle mich aber wie ein kleines Kind. Ihr habt eure Mama begleitet, nun wird sie euch auf eine andere Art begleiten. "Du bist nicht mehr da, wo du warst, aber du bist überall, wo ich bin"

Alles Liebe und viel viel Kraft,
Fabienne
__________________
Die höchste Form der Hoffnung ist die überwundene Verzweiflung. - Albert Camus
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  #6  
Alt 06.03.2017, 11:27
bleibbeiuns bleibbeiuns ist offline
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Standard AW: Wir werden dich für immer vermissen

Vielen Dank für Eure lieben Worte.

Geändert von gitti2002 (06.03.2017 um 18:54 Uhr) Grund: Urheberrechtsverletzung
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  #7  
Alt 07.03.2017, 02:40
cinderella77 cinderella77 ist offline
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Registriert seit: 26.03.2014
Beiträge: 60
Standard AW: Wir werden dich für immer vermissen

Deine geschichte das was du erfahren hast hat mich sehr berührt. Mein aufrichtiges beileid. Ivh wünsche dir viel kraft für die zeit die kommt
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