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  #1  
Alt 29.01.2011, 12:07
Perfektionist Perfektionist ist offline
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Standard Seminom, eine Metastase im Brustkorb/Behandlung?

Leider bin ich nun auch in diesem Forum gelandet. Mir wurde vor einigen Tagen der rechte Hoden entfernt (klassisches Seminom), voran gegangene Blutuntersuchung ergab, dass Tumormarker nicht erhöht sind. Nun hat aber gestern die CT Untersuchung ergeben, dass ich eine Metastase im Brustkorb (ca. 3 mal 4 cm), wohl zwischen den Lungen, habe, ansonsten wurden keine Mestastasen bzw. auffällige Lymphknoten gefunden. Ich habe gestern schon im gegoogelt, wie sowas behandelt wird, welches Stadium dann vorliegt etc., aber daraus wird man nicht so richtig schlau.
Seminom behandelt man ja eher mit Strahlentherapie, weiß jetzt aber auch nicht, welchem Stadium nun bei mir vorliegt? Es ist ja eine Fernmetastase, aber gleichzeitig keine Auffälligkeiten im Bauchraum...
Der Röntgenarzt meinte spontan Chemotherapie. Im Internet steht zum sog. "mediastinaler Keimzelltumor", der bei mir wohl vorliegt, dass dieser sowohl mit Strahlen- als auch Chemotherapie behandelt werden kann, je nach Einzelfall.
Hat jemand gleiche bzw. sehr ähnliche Situation wie ich durchgemacht? Meine Frage ist nun natürlich, wie sowas weiter behandelt wird, welche Nebenwirkungen auftreten, wie lange Behandlung dauert etc. Ein Urologe, bei dem ich mir vor OP Zweitmeinung eingeholt habe, meinte auch zu mir, ich solle Schwerbehindertenausweis beantragen, da ich dann bei meinem AG im öffentl. Dienst bessere Chancen habe. Wie sollte ich mich überhaupt gegenüber meinen AG verhalten?
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  #2  
Alt 29.01.2011, 14:43
Dirk1973 Dirk1973 ist offline
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Standard AW: Seminom, eine Metastase im Brustkorb/Behandlung?

Herzlich willkommen erst mal bei uns.

Ich versuche es mal aufzudröseln:

Das Seminom ist beim Hodenkrebs sozusagen der Griff NEBEN das Klo, denn an einem Seminom zu sterben ist schon echt schwer. Auch bei Fernmetastasen.

Das Mittel der Wahl ist bei Fernmetastasen tatsächlich eine Chemo, da man ja leider davon ausgehen muss, dass sich die Tumorzellen mittlerweile im Blut befinden. Um sie hier klein zu kriegen muss man systemisch rangehen. Das geht in der Tat nur nur mit einer Chemo. Hier gehe ich mal von 3-4 Zyklen PEB aus..
Die Bestrahlung kommt eher präventiv bzw. bei lokal begrenten Lymphknotenmetastasen zur Anwendung.

Die Stadieneinteilung geht erst mit dem Ergebnis der Histologie und Ausbreitungsdiagnostik. Das spielt rein, ob Du eine Gefäßinvasion hattest, etc.

Der Schwerbehindertenausweis bringt Dir tatsächlich Vorteile: Steuerfreibetrag sowie fünf Tage Extraurlaub. Aber beantrage den Ausweis nicht zu früh sondern erst dann, wenn Du wirklich weißt woran Du bist. Beim Hodenkrebs gibt es je nach Stadium 50% und mehr. Je mehr, desto höher der Steuerfreibetrag. Zudem bist Du im ÖD als Schwerbehindeter nahezu unkündbar. Das bist Du im Krankenstand aber auch schon.....
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  #3  
Alt 29.01.2011, 18:28
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Standard AW: Seminom, eine Metastase im Brustkorb/Behandlung?

Hallo Dirk,

vielen Dank für die schnelle, ausführliche und informative Antwort auf meine Fragen.

Da ich Sportler (laufen, Ski fahren u. a.) bin, habe ich bei einer Chemo, insb. bei PEB, auch Angst, weil diese manchmal das pot. Lungenvolumen verringern kann...aber soweit ich weiß, gibt es da heutzutage schon Alternativen...!?
Natürlich steht im Vordergrund meine Genesung, aber eine (dauerhafte oder langfristige) Einschränkung meiner körperlichen Leistungsfähigkeit würde auch dauerhaft meine Lebensqualität mindern...zumal ich auch erst 31 bin...
Hab am Montag Termin bei meinen Urologen, der kann mir dann auch genaueres sagen...
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  #4  
Alt 29.01.2011, 18:36
Dirk1973 Dirk1973 ist offline
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Standard AW: Seminom, eine Metastase im Brustkorb/Behandlung?

Das B in der Bezeichnung PEB steht für Bleomycin. Dieses Medikament ist in der Tat für die Lunge nicht ganz so toll. Allerdings: bei den für Hodenkrebs üblichen Dosen wirst Du nur vorübergehend eingeschränkt. Zudem wird Deine Lungenfunktion unter der Chemo überwacht. Ich hatte kurzzeitig 4% (oder waren es acht ?..schon `ne Weile her ) eingebüßt.

Inzwischen ist aber alles wieder so wie vorher.
Es gibt die Möglichkeit das Bleomycin durch Ifosphamid zu ersetzen. Aber Bleo ist und bleibt an sich das Mittel der Wahl.

Hier findest Du etwas mehr Background dazu

Egal wie: hole Dir mindestens noch eine weitere Meinung ein. Aus meiner Sicht gehörst Du mit Deiner Diagnose ohnehin in ein Tumorzentrum. Nicht weil es sooooo schlimm ist, sondern weil die Zentren auf Grund ihrer Erfahrung einfach viel routinierter mit fortgeschrittenen Stadien umgehen. Und wenn Du jetzt noch vom Standardprotokoll abweichen möchtest, dann erst recht.
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  #5  
Alt 29.01.2011, 18:48
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Standard AW: Seminom, eine Metastase im Brustkorb/Behandlung?

Danke für die schnelle Antwort und die Hilfe!!!
also Tumorzentrum heißt dann stationär oder zumindet teilweise ambulant? Habe nur oft gelesen, dass Chemo heutzutage ambulant durchgeführt wird, es sei denn der Krebs hat schon sehr stark gestreut...!?
Wenn das Lungenvolumen nur vorübergehend eingeschränkt wird, ist es ja eh kein Problem die übliche PEB zu wählen (hatte nur gelesen, dass Lance Armstrong die PEB wegen dem Lungenvolumen abgelehnt hat, aber das ist ja auch schon 15 Jahre her und Armstrong hatte recht gestreuten Hodenkrebs).
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  #6  
Alt 29.01.2011, 19:03
Dirk1973 Dirk1973 ist offline
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Standard AW: Seminom, eine Metastase im Brustkorb/Behandlung?

Hey, kein Ding. Dafür sind wir ja da.

Tumorzentrum heißt nur: mehr oder minder großer Laden mit reichlich Fachabteilungen, die regelmäßig die unschönen bis ganz häßlichen Erkrankungen bekommen, aber logischer Weise auch sie 08/15-Patienten mit machen. Da wird halt auch viel geforscht. Vorteil ist hier: die Tumorkonferenz. Dein "Fall" wird dann mit allen beteiligten Fachrichtungen besprochen und so Deine Therapie gestaltet. Individuell auf Dich zugeschnitten. Das gibt es auch in kleineren Häusern. Aber dafür finde ich Deine Baustelle (ohne Dir Sorgen machen zu wollen) schon als eine Hausnummer zu groß.

Die Chemo kann ambulant durchgeführt werden. Auch in einem Tumorzentrum. Die meisten hier bekamen sie so wie ich auch stationär. Diejenigen die sie ambulant gemacht haben, waren aber nicht weniger zufrieden oder erfolgreich.

Mir gab der stationäre Aufenthalt (nur der erste Teil jedes Zyklus läuft dann stationär, sprich mit Aufnahmetag ca. 6 Tage) Sicherheit. Wobei es für mich eh komisch war, da ich gewissermaßen aus der Branche komme. Dann die Seiten zu wechseln und im Krankenbett zu liegen, war schon seeeehr merkwürdig.
Zurück zum Thema:
Du wirst sicher noch viele Tipps bekommen. Mein Lieblingstipp ist der, dass Du Dir für die Chemo einen ZVK (Zentraler VenenKatheter) legen läßt. Die Chemomedikamente reizen die Gefäßwände. Der ZVK enndet kurz vor dem Herzen und da werden die Medikamente durch den hohen Blutdurchfluß optimal "verdünnt". ZVK gibt es in der Regel aber nur, wenn Du auch stationär bleibst. Der ist für "draußen" leider zu anfällig und ein Stück weit auch riskant.
Bei einer ambulanten Chemo gäbe es die Chemo über einen periphervenösen (z.B. am Arm) Zugang. Hier habe ich vielfach von viel Aua in den Gefäßen und später nicht mehr brauchbaren Venen gelesen. Die Venen brauchst Du aber für die Nachsorge noch .
Alternativ gibt es einen sog. Port. Eine Art Spritzanschluß unter der Haut. Damit ginge eine ambulante Chemo auch. Aber ich finde den Port beim Hodenkrebs so ein wenig wie mit Kanonen auf Spatzen geschossen.

Was Mr. Armstrong angeht: der wird ja sehr gerne von den Ärzten als Paradebeispiel für die Heilungsrate beim Hodenkrebs genommen. Er hatte meines Wissens nach wirklich mehr Baustellen als Du, z.B. auch im Hirn.
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