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fassungslos
Vor 13 Jahren wurde bei meiner Mutter Brustkrebs diagnostiziert. Innerhalb von paar Tagen lag sie auf dem OP und ihre linke Brust wurde entfernt. Die Lymphdrüsen waren nicht befallen.
Vom behandelnden Arzt wurde ihr Tamoxifen empfohlen, welches sie auch regelmässig genommen hatte. Nach ca. 2 Jahren wurde ein Blasentumor entdeckt, der sofort stationär entfernt wurde. Regelmässige Nachuntersuchungen, regelmässige Ausschabungen des nachgewachsenen Blasentumores. Irgendwann entdeckte meine Mutter in einer Zeitschrift, dass bei Tamixofen "Blasentumore" eventuelle Nebenwirkungen sein können. Daraufhin setzte sie eigenmächtig dieses Medikament ab. Seitdem ruht der Blasentumor. Vor zwei Jahren bekam meine Mutter einen heftigen Husten, der nicht besser wurde. Regelmässige Untersuchungen beim Hausarzt folgten. Durch die Krankheit meines Vaters gingen alle davon aus, dass dieser Husten nervlich bedingt sei. Mein Vater ist vor 10 Monaten gestorben, doch der Husten blieb. Letzten Winter war meine Mutter bei einem Facharzt, der zu diesem Zeitpunkt noch nichts feststellen konnte. Vor ein paar Wochen die niederschmetternde Nachricht: Lungenkrebs... Was folgten, waren unzählige Untersuchungen bei unzähligen Ärzten, in unzähligen Kliniken (meine Mutter lebt in der Reichweite zur Uniklinik Freiburg und zur Uniklinik Basel/Schweiz). Vor zwei Wochen nun die berichtigte Diagnose: Es ist kein Lungenkrebs, es handelt sich um einen langsam wachsenden Ableger des vor 13 Jahren entfernten Brusttumores. Zwei kleine Metastasen (?) wurden mittlerweile auch im Wirbelbereich entdeckt. Der Arzt redete von der operativen Entfernung des Tumores auf der Lunge (der das Abhusten des Bronchialschleimes verhindert) und von der Bestrahlung der Tumore im Wirbelbereich. Von den Ärzten wurde uns Mut gemacht, auch in 4-Augen-Gesprächen zwischen ihnen und mir, ohne meine Mutter. Gestern war nun Tumorbesprechung in der Uniklinik, heute erfuhr meine Mutter endlich, wie es weitergeht. Keine OP... Chemotherapie und Bestrahlung... Ich weiß nicht, soll ich es als ein gutes Zeichen werten, dass nicht operiert werden "muß", oder ist es bereits so schlimm, dass eine OP zur Zeit keinen Erfolg bringen würde... Ich lebe ca. 300 km von meiner Mutter entfernt, meine Schwestern, die in der gleichen Stadt wie sie wohnen, sind beide berufstätig. Es ist niemand aus der Familie da, der sie nach der Chemotherapie umsorgen kann. Besteht die Möglichkeit, dass einer von uns vom behandelnden Arzt für diese Tage jeweils eine Krankmeldung bekommt? Oder gibt es andere Möglichkeiten? Wie es momentan in mir aussieht... Traurigkeit... die letzten Wochen hatte ich Urlaub und habe ihn bei meiner Mutter verbracht, viele Gespräche, Trost, aber auch Mut gegeben, regelmässige Tritte in den Hintern gegeben, damit sie nicht aufgibt... ich möchte weinen |
#2
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fassungslos
Hallo feentanz
wenn Du weinen möchtest, dann würde ich Dir sagen wollen " Dann tue es doch ". Hast genug Grund dazu. Deine Mutter braucht sicherlich jetzt viel UNterstützung - aber wenn man ihre Leidensgeschichte liest, liest man auch die Geschichte einer starken Frau. Ob das ein gutes Zeichen ist, das sie nicht oopieriert wird, kann und will ich nicht beurteilen. Dazu müsste man wohl wirklich die Ärzte fragen. Leider kann ich mir kaum vorstellen, das Deine Schwestern immer am Tag der Chemotherapie Deiner Mutter sich krankmelden können - soviel ich weiß, geht das nur, wenn das eigene Kind erkrankt ist. Aber vielleicht können sie ja abwechselnd für diesen Tag sich einen Tag Urlaub nehmen. Sicherlich ist das nicht ganz einfach - oder aber mit dem Arbeitgeber ganz offen sprechen. Viele haben ein Herz dafür, sind ja schließlich auch die Kinder ihrer Eltern oder haben gar selber Kinder. Aber ganz wichtig ist auch, bitte besprecht es mit Eurer Mutter - wie ihr ihr am besten helfen könnt. Wie Hilfe und Unterstützung aussehen kann. Wünsche Dir und Deiner Mutter alles Gute elisabeth |
#3
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fassungslos
Hallo feentanz,
deine Mam lebt jetzt seit 13 Jahren mit dem Krebs und es können locker noch mal 13 Jahre werden; oder auch mehr. Operieren ist nicht immer das erste Mittel der Wahl, es gibt inzwischen genügend andere wirksame Therapien. Im Übrigen solltet ihr Kinder einen Teil eures Jahresurlaubes gesplittet nehmen; das heißt, tageweise. Die schlimmsten Chemotage sind bekanntlich immer die ersten vier bis fünf nach Verabreichung der Mittel. Wenn ihr zu dritt seid, dann sind zumindest die ersten Zyklen zeitmäßig zu meistern. Krank schreiben wird euch wohl kein Arzt, es sei denn, eure Psyche leidet unter der Belastung so enorm, dass eine AU erforderlich wird... Alles Gute! |
#4
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fassungslos
Mittlerweile sind paar Wochen vergangen und meine Mutter steht vor der dritten Chemo.
Vor zwei Wochen erfuhr ich, dass ihr die Haare ausgehen, seit einer Woche trägt sie eine Perücke. Das erste Mal seit 8 Wochen habe ich sie am Freitag wieder gesehen, ich bin erschrocken, wieviel sie noch zusätzlich abgenommen hat. Dronabinol bekommt sie nicht, aber wir (meine zweitälteste Schwester und ich) bleiben dran bzw. lassen nicht locker. Leider mußte ich erkennen, dass die Familie wohl nicht den gewünschten Zusammenhalt hat, wie ich bzw. meine Mutter es erhofft hatten. Regelmässig habe ich von meinen Schwestern gehört, dass in der "Zeit nach der Chemo" immer jemand bei ihr sein wird und ich nicht extra freinehmen müsste. Am letzten Wochenende habe ich die Fakten erfahren... man kommt auf ein Zigarettchen, auf ein Kaffeepläuschen... wenn nicht die beste Freundin meiner Mutter im gleichen Haus wohnen würde, wäre meine Mutter in diesen schweren Tagen alleine. Vorerst stehen noch 4 Chemos aus, vier Resturlaubstage habe ich noch, Vorschuß auf neuen Urlaub ist nicht möglich. Die Nachwirkungen kommen bei meiner Mutter immer ab dem 2. Tag (Sonntag), ich werde nun alle drei Wochen zu meiner Mutter fahren und erst Dienstag früh direkt auf die Autobahn gehen. Ich hatte heute abend die Hoffnung, einen "Versorgungsplan" aufstellen zu können... von ihren Enkelkindern (beide 23 Jahre) kam sofort volle Unterstützung. Ich mußte mir von meiner ältesten Schwestern heute abend am Telefon anhören, ich hätte kein Recht dazu, ich würde ja nicht vor Ort wohnen, ich hätte kein Recht dazu mich "einzumischen", ich sei ja weggegangen. Am liebsten würde ich mich jetzt bei meiner Mutter in die Arme schmiegen, mich bei ihr ausheulen. Aber ich will nicht, dass sie von den Kämpfen hinter den Fronten etwas mitbekommt, ich will ihr den Glauben an die Familie lassen. Aber in meinem Innern weiß ich, dass ich heute abend eine Schwester verloren habe... und es tut nicht einmal weh. |
#5
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fassungslos
Liebe feentanz,
oh jeh, das hört sich schlimm an. Auf einen Besuch, der mich vollqualmt und Kaffee trinkend auf dem Sofa sitzt hätte ich während der Chemo auch spielend verzichten können. Dein Versorgungsplan hätte bestimmt funktionieren können, aber irgend jemand muss ja quer treiben. Es ist schön, dass du nun das Zepter selbst in die Hand nimmst und die ersten Chemotage bei der Mama verbringen wirst. Sie wird dir unendlich dankbar sein!!! Ich würde sie auch im Glauben lassen, sie hätte eine tolle Familie obwohl das Schweigen bestimmt sehr schwer fällt. Allerdings würde ich versuchen, dass während dieser ersten Tage kein weiterer qualmender und Kaffee trinkender Besuch auftaucht. Das würde Mama bestimmt überfordern. Ich wünsche deiner Mama eine erfolgreiche Behandlung und dir super gute Nerven! |
#6
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fassungslos
An Feentanz, wo wohnt Deine Mutter ? Wir wohnen auch zw. Freiburg und Basel
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#7
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fassungslos
Nadja, meine Mutter wohnt in Weil am Rhein, ebenso meine Schwestern.
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#8
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fassungslos
Wir wohnen in Müllheim. Kennst Du bestimmt auch. Oder?
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