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  #61  
Alt 12.08.2012, 00:06
Aquintos Aquintos ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Liebe Myositis,

vielen Dank für Deinen Eintrag.
Meine Meinung zum Forum kennst Du nun.

Ich habe nie "respektlos" über meine Mutter berichtet.
Sie benötigt Hilfe...und die einzige Hilfe im Moment bin ich; ihrer Meinung nach. Und das zehrt...an meinen Nerven, meiner Zeit und an meinem Gemüt.

Um dies aufzuzeigen habe ich sie und ihr "Verhalten" näher beschrieben, damit sich andere Teilnehmer ein Bild machen können. Ich habe weder zu Übertreibungen geneigt noch Dinge beschönigt.

Ich habe sehr grossen Respekt vor meiner Mama, keine Frage; nur ist sie seit dem Tod meines Vaters ein anderer Mensch geworden. Und darum geht es mir.
Wie wird sie wieder die "alte" Mama? Wann hört das Jammern auf? Wann begreift sie, daß Papa nicht mehr nach Hause kommt?

Und der gestrige Eintrag von mir ist aus Wut entstanden, ja! Und ich war froh, es hier rauslassen zu dürfen! Ich hatte nicht vor, eine Doktorarbeit zu veröffentlichen; es ging nur um das JETZT....wie geht es mir gerade; was nervt mich....und ich finde, daß im Hinterbliebenforum jeder das Recht hat, so etwas mitzuteilen. Klar ist es befremdlich; aber die, die mich kennen, wissen wie es gemeint ist.

Erfahrungen auszutauschen, wie man mit einer solchen Situation umgeht, sind sehr wichtig. Wie gewinnt man Abstand, wie findet man wieder zu sich selber, wann hat man mal Zeit für sich?
Ich finde Berichte wie zb. von Helmut einerseits sehr "forsch" und krass aber er hat andererseits Recht. Jeder für sich muss doch die goldene Mitte selber finden.

Wie gehtst denn Du selber mit Deiner Trauer um?
Ich habe nur kurz Deinen Bericht gelesen, was passiert ist. Wie geht es Dir momentan? Hast Du auch ein eigenes Thema eröffnet?

LG
Aqui
__________________
Man sieht die Sonne langsam untergehen; und erschrickt doch, wenn es plötzlich dunkel ist.

Papa: *31.01.1948 +19.05.2012
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  #62  
Alt 12.08.2012, 01:27
ulphin ulphin ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Liebe Aquintos,

auch ich habe immer wieder in Deinem Thread mitgelesen, weil auch ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn plötzlich ein Elternteil nicht mehr und ein anderes noch da ist. Mir fehlt seit nunmehr fast zwei Jahren meine Mutter immer noch sehr.

Auch hatte ich zuvor darüber nachgedacht, auf Deine Postings im Zusammenhang mit Deinen Empfindungen zu den erhaltenen Trauerkarten zu antworten, habe dieses jedoch dann nicht umgesetzt.

Zu Deinen aktuellen Postings, von denen nach meiner Meinung aufgrund der Struktur gerade des Hinterbliebenenforums nicht ein einziges Unmut hat wecken könnnen, in denen Du sehr offen beschreibst, wie es Dir mit Deiner Mutter (und ihr mit Dir) ergeht, dachte ich zunächst, boah, was für eine Mutter, kann die nicht mal ihre Tochter in Ruhe lassen und ihr eigenes Leben wieder finden?

Dann dachte ich, so wie andere auch in Deinem Thread, Mensch, Aquintos, mach Dich endlich frei von Deiner Mutter!

Wohlwissend, dass das weder das eine noch das andere soooo einfach sein kann, denn Dir fehlt der Vater, Deiner Mutter der Lebenspartner, nach 40 Jahren, wie Du schreibst. So klingst Du kritisch, streng, hilflos, wütend, aber auch liebevoll wenn Du über Deine /Eure Situation schreibst, oder, in einem Wort: Widersprüchlich. In diesem Spannungsfeld lebt Ihr, also Du und Deine Mutter nun. Ihr beide seid Teil dieses Systems.

Dennoch bin ich zuversichtlich, dass es in Eurem (Deiner und Deiner Mutter gemeinsamen) Leben unendlich viele schöne Momente, mit oder ohne Deinen Vater, gibt, die oft leider auch verblassen oder gar in Vergessenheit geraten. Könnte es Dir helfen, solche Momente zu suchen, Dich an diese zu erinnern und daraus neue Kraft zu ziehen?

Verschiedentlich wurde angeregt, Euch zusammen Unterstützung zu holen, Du schriebst dazu, Deine Mutter sei hierzu nicht bereit. Kannst Du Dir vorstellen, Dich psychologisch begleiten zu lassen? Sei es in einer Trauergruppe oder Therapie oder was auch immer es zudem noch geben mag?

Ich kann nur sagen, dass der Tod meiner Mutter die vorher eher distanzierte Beziehung zu meinem Vater durch eine gemeinsame Trauer, die auch heute noch jeder von uns unterschiedlich lebt, völlig verändert hat. Wir reden seither wenn auch nicht häufiger so aber doch intensiver, bewusster miteinander und haben daraus eine ganz neue Nähe entwickeln können. Ich finde daher, dass der Tod des einen Elternteils auch irgendwo eine Chance birgt. Ich bin froh, sie erkannt und genutzt zu haben.

Mich freut, dass Ihr eine gute Zeit hattet am Meer!

Mögen Euch viele weitere gute Zeiten beschert sein!

Mit herzlichen Grüßen

ulphin
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  #63  
Alt 12.08.2012, 01:59
Myositis Myositis ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Liebe Aquintos,

Ok, jedem seine Art seine Gefühle, Trauer, Wut oder Freude, loszuwerden. Und ja, jeder kann in diesem Forum schreiben was er möchte.

Nur, wer « kennt » Dich denn hier in diesem Forum, nach 2 Monaten ?

Leider habe ich Deinen Post als sehr negativ gegenüber Deiner Mutter empfunden. Wenn Euer Verhältnis nun wirklich nicht so schlimm ist, entschuldige ich mich bei Dir, wenn ich Dich verletzt habe mit meiner Kritik.

Ich habe mich in diesem Forum eingetragen, um Informationen und Austausch über den Nierenkrebs zu Lebzeiten meines Mannes zu bekommen, nicht um mein Privatleben zu schildern. Nach seinem Tod schaue ich immer noch in den Krebskompass rein, es ist fast eine Gewohnheit geworden in den fast 3 Jahren Krankheit, nur habe ich die Gruppe gewechselt. Ich möchte mich aber nicht zu meiner Trauer äussern. Das versuche ich mit mir, meiner Familie, vor allem meinen Kindern, meinen Freunden und anderen Helfern zu überwinden. Personen, die mich wirklich kennen. Und mit denen ich mich direkt austauschen kann.

Ich werde mich wohl besser ausklinken aus Deinem Thema. Dann kannst Du weiterhin schreiben, was Dir auf dem Herzen liegt. Und Du hast verständnisvolle Leser, die Dich in Deiner Meinung bestärken.

LG und aufrichtig alles Gute für Euch beide!
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  #64  
Alt 12.08.2012, 04:43
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Hallo Franz,

ich glaube, da hast du etwas gründlich missverstanden. Mit "Zeitplan" war gemeint, dass sich Aquintos und ihre Mutter vielleicht einig werden könnten, dass man sich nicht jeden Tag miteinander beschäftigen muss, sondern (angesichts der angespannten Lage) vielleicht nur an bestimmten Tagen in der Woche. So kann sich jeder darauf vorbereiten und jeder hat noch Luft und Zeit, um einmal tief durch zu atmen. Vielleicht könnte man sich dann wieder langsam einander annähern.

Es liegt mir absolut fern zu versuchen, irgendjemandem vor zu schreiben, was er oder sie wann, wie, wo oder was zu schreiben hat oder darf. Die Postings hier auf Einhaltung der Nutzungsbedingungen zu überprüfen, das ist Aufgabe der Moderatoren und des Betreibers.

Hallo Aquintos,

mein Posting war zu Anfang deshalb so hart, weil ich darstellen wollte, was eine Eltern-Kind-Beziehung nicht ist, nämlich der sogenannte "Kadaver-Gehorsam". Sorry, ein hässliches Wort, doch es passt. Um als Vater oder Mutter von den eigenen Kindern auch wirklich geliebt zu werden, muss man als Eltern auch etwas dafür tun. Das kann man nicht verlangen und einfach so einfordern. Liebe lässt sich niemals einfordern. Egal, in welcher Art und egal auf welcher Ebene oder in welcher Beziehung. Liebe ist in ihrer Idealform bedingungslos. Sie kann das eigene Leben kosten und geht über den Tod hinaus. Liebe ist ein kostbares Geschenk.

Natürlich habe ich Respekt vor meiner Mutter. Was nicht heisst, nach ihrer Pfeife zu tanzen. Irgendwo liebe ich sie auch und es macht mich traurig, dass sie alt und gebrechlich geworden ist. Sie hat mich geboren und auf ihre Art dafür gesorgt, dass aus mir ein einigermaßen brauchbarer Mensch geworden ist (hoffe ich zumidest für mich ). Dafür zolle ich ihr auf jeden Fall meinen absoluten Respekt. Das ist gar keine Frage.

Doch Respekt hat viele Gesichter. Man kann vor einem Menschen Respekt haben, weil man ihn achtet, weil man höflich ist, er eine besondere Leistung vollbracht hat, weil er eine bestimmte Autorität besitzt, aus Angst, weil er Macht über einen hat, aus Toleranz oder einfach aus Vorsicht. Das geht sogar soweit, dass man vor ein und demselben Menschen für bestimmte Eigenschaften Respekt hat und andere nicht. Einem Chef z.B. muss ich Respekt entgegen bringen, weil er eine Autorität für mich ist, weil er eine gewisse Macht über mich hat. Für seine Art z.B. der Mitarbeiterführung, sein Fachwissen und/oder seine Leistung für die Firma muss das nicht zutreffen. Diesen Respekt meinerseits muss auch er sich erst mal verdienen.

Respekt hat also mit Liebe nichts zu tun, denn Respekt ist an Bedingungen geknüpft und die können sich ändern. Liebe ist etwas ganz anderes. Die einzige Gemeinsamkeit ist: beides muss man sich in aller Regel zuerst mal erarbeiten und auch am Leben halten. Auf beiden Seiten einer wie auch immer gearteten Beziehung. OK, so viel dazu.


Es freut mich für euch Beide, zu lesen, dass der Tag am Strand so positiv verlaufen ist und wie ich weiter lese, bist du durchaus nicht die unterwürfige Tochter. Du möchtest ihr verständlicherweise helfen, auch wenn es schwierig ist. Das ehrt dich. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass ihr Beide einen vernünftigen, für beide Seiten akzeptablen, Weg finden werdet. Nur, vergiss dich selber und deine Trauer bitte nicht dabei und ich möchte noch so einiges davon lesen.


Liebe Grüße,

Helmut
__________________
Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376
http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070

Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise.
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  #65  
Alt 12.08.2012, 07:33
franz1943 franz1943 ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

http://www.literaturnische.de/GG/rosetti.htm



Lyrik Wortvision
Haiku-Blätterwald
Prosa
Aphorismen




Christina G. Rossetti

Song
When I am dead, my dearest...

Übersetzung:
Lied
Bin ich einst tot, mein Liebster...







Web Literaturnische











Lied

Bin ich einst tot, mein Liebster,
sing keine Trauermessen;
pflanz mir zu Häupten Rosen nicht
noch schattige Zypressen:
Laß grünes Gras mich decken,
das Tau und Regen näßt;
und wenn ihr wollt, gedenket,
und wenn ihr wollt, vergeßt.

Ich sehe nicht die Schatten,
spür nicht des Regens Fall;
hör nicht den schwermutsatten
Gesang der Nachtigall;
und träumend lang im Dämmer,
der nimmer steigt noch fällt,
wer weiß, ob ich gedenke,
ob ich vergeß der Welt.

[aus dem Englischen
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  #66  
Alt 12.08.2012, 08:01
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Liebe Aqui,

ich mag jetzt nicht auf diese ganzen Posts eingehen... Ist vielleicht auch besser so!

Ich finde es schön, dass es dich hier gibt und dass du uns wissen lässt, was bisweilen in dir vorgeht. Ganz ungeschönt und unzensiert! Danke dafür!!! Das ist auch mein Verständnis dieses Forums. Manchmal hat es eine Art reinigende Tagebuchfunktion, um sich über Gefühle klar zu werden und häufig trifft man dann auf Verständnis, bekommt Trost, einen Tipp, wie man mit der Situation umgehen könnte oder einen Denkanstoß. Auch Kritik kann gern mal sein, weil sie einen wach rüttelt... Aber Toleranz sollte schon gegeben sein. Ich verstehe auch die ganze Aufregung hier nicht... Na ja, wir sind halt alle unterschiedlich... Zum Glück!!!

Ich bin mir sehr sicher, dass viele der hinterbliebenen Söhne und Töchter sich in deinen Schilderungen wiederfinden und Ähnliches auch erlebt haben. Da tut es immer gut zu lesen, dass man nicht als einzige/r so empfindet. Auch ich hatte Reibereien mit meiner Ma nach dem Tod meines Vaters. Ähnlich wie bei euch erwartete meine Mutter von mir (hat sie nicht so offen ausgesprochen, sich aber so verhalten), dass ich ihr den Partner ersetze. Sie fühlte sich so hilflos und meinte, nicht ihren Alltag bewältigen zu können. Na, da hat es einmal so richtig zwischen uns geknallt (hatte ich dir ja bereits geschrieben) und das tat zwar uns beiden weh, aber es hat uns auch die Augen geöffnet. Meine Mutter findet so ganz langsam den Weg in ihr verändertes Leben zurück. Mittlerweile mäht sie sogar selbst den Rasen und ist stolz auf sich Und ich bin auch stolz auf sie! Natürlich gibt es auch Tage, da geht sie mir unglaublich auf die Nerven... und Tage, an denen ich ihr sicherlich auf den Wecker falle Aber nun stimmt unsere Basis wieder und das ist die Hauptsache. Dieser Prozess dauert halt eine Weile... und ist bisweilen auch ziemlich unangenehm... aber es wird!

Ich hoffe, deine Mutter hat ihren Termin bei einem sympathischen einfühlsamen Arzt, so dass sie sich doch öffnen mag und dann kann sie vielleicht auch ihr Herz ausschütten. Das wünsche ich euch beiden!

Schönen Sonntag, liebe Aqui!
Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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  #67  
Alt 12.08.2012, 09:01
franz1943 franz1943 ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Frau Engelen Käfer Vize DGB Chefin sagte mal: 50% meiner Zeit ist der Sicherung meiner Position notwendig, dh, die eigene Stellung verteidigen und sichern, dh, wenn man morgend aufsteht, beginnt der Kampf-denn jeder/e versucht sich von vorne zu drängen und das Kommando zu übernehmen, das ist in den Familien nicht anders, wenn nun eine Lücke entsteht, werden die Verhältnisse neu geordnet, manche sind Clever und nützen die Situation zu ihren Gunsten aus und zwar derart, dass man ihnen noch Lob spendet, andere etwas ungeschickt, verlangen 100% Aufmerksamkeit und totale Unterordnung, es kommt ganz einfach darauf an, wer die besseren Nerven und Durchsetzungsvermögen hat!
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  #68  
Alt 12.08.2012, 10:20
Karina* Karina* ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Hallo liebe Aqui!

Wir kennen uns ja schon aus deinem anderen Thread. Bei mir ist es gerade umgekehrt. Habe meine Mama verloren und mein Papi ist noch da. Meine Mama war so eine Nörgeltante wie es deine ist z.B. Thema Rasen mähen und ich könnte noch etliches aufzählen. Vielleicht würde ja das eine oder andere Thema dir ebenfalls bekannt vorkommen! D.h. ich kann dich sehr sehr gut verstehen von dieser Nörgelseite her. Ich habe Berge von Apothekerzeitungen entsorgt. Renter-Bravo! Der war echt gut HelmutL.

Dann, ich verstehe was es heißt wenn eine Person gestorben und der hinterbliebene Elternteil nun erwartet, dass man diese Person ersetzt. Bzw. der hinterbliebene Ehepartner sich hängen lässt und so gar nicht versucht ein neues soziales Umfeld aufzubauen oder das kleine vorhandene überhaupt wahr zunehmen.

Mein Fall mit meinem Papi ist zwar im Detail nun eine andere Problematik aber ich habe den Thread hier mit Spannung verfolgt weil ich auch sehen wollte wie du zurecht kommst und ich vielleicht hier den einen oder anderen Tipp/Meinung lesen kann wie es bei mir besser klappen könnte. Ich habe auch nichts dazu geschrieben da ich selbst ratlos bin.

Ich weiß wie es ist wenn es einen innerlich zerreißt. Einerseits möchte man helfen und sein hinterbliebenes Elternteil nicht im Stich lassen und andererseits wird einem dies so schwer gemacht, dass Gefühle der Abneigung entstehen welche man vorher gar nicht kannte und alles wird dann noch schwieriger.

Mit meiner Situation stehe ich auch ziemlich alleine da. Meine beiden Halbschwestern haben sich schon von meinem Papa verabschiedet bzw. er von ihnen. Im gegenseitigem Einvernehmen hat man keinen Kontakt mehr und einer schiebt es auf den anderen. Unterstützung bekomme ich in dieser Hinsicht nur von meiner Tochter und selbst die fährt nicht mehr gerne zu ihrem ehemals heißgeliebten Opa. Sie formulierte es so: "Ich fühle mich dort ungehört und ungeliebt!" Ich finde, dass sie es treffend formuliert hat und kann dies für mich so auch unterschreiben.

Manchmal bin ich auch sehr wütend auf meine Mama weil sie mir so eine riesige "Baustelle" hinterlassen hat und manchmal höre ich sie auch nörgeln und muss ihr in mancher Nörgelei sogar nachträglich zustimmen. Ein großes Problem mit Menschen die sehr viel nörgeln ist, dass man bei all der oftmals unnötigen Nörgelei das Wesentliche von nur vermeintlich Wichtigem nicht mehr so recht trennen kann als Zuhörer.

Ich weiß bei weitem nicht wie eine Lösung meines Problems aussehen wird und bin auch nicht in der Lage gute Ratschläge zu erteilen. Aber ich weiß, dass dieser Thread für mich und sicherlich auch für andere sehr wichtig ist, welche nun mit ihrem "Erbe" zu kämpfen haben. Plötzlich fehlt eine sehr wichtige Person die zwischen einem selbst und anderen eine wichtige Pufferfunktion erfüllt hat. Nur weil man dieses hinterbliebene Elternteil nämlich liebt und nicht im Stich lassen möchte und keinesfalls immer mehr Respekt verlieren möchte sucht man Hilfe. Das ist ganz ganz schwer.

Lieben Gruß
Karina

Geändert von Karina* (12.08.2012 um 10:33 Uhr)
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  #69  
Alt 12.08.2012, 10:46
franz1943 franz1943 ist offline
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also, ich denke, etwas grob ausgedrückt, sobalds was zum erben gibt, sind alle wieder da, und nehm ich meine Situation, auch meine Frau hat mir ein Chaos hinterlassen, obwohl ich mir jahrelang den Allerwertesten aufgerissen habe und viel Geld und Zeit aufgebracht habe, ging ich praktisch leer aus, die Tochter, als Alleinerbin hat alles bekommen, und dann sind schlecht gerechnet und das bwegt sich im Rahmen von c 800.000€, ( bei uns herrschte eine extra Situation, dass das normale Erbrecht nicht zum Tragen kam) das Testament, von einem stadtbekannten Notar, war ein Witz: wie kann man sowas unterschreiben? fragte mich die Nachlassbeamtin, tja, wen soll man denn vertrauen ?
ich schreib das nicht, um meinen Frust loszuwerden, sondern mal zum Überlegen anregen, wenn ich mich schon um alles kümmer und alles aufgeladen bekomme, sollte es wenigstens so sein, dass man materiell entschädigt wird, dh, alles vorher klären und sich auch vergewissern, dass das ,was im Testament steht, auch tatsächlich zutrifft, sonst kann nur zusehen, wie andere die Sachen forttragen- hinterher ist man immer schlauer !
ein bischen Egoismus schadte nicht!
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  #70  
Alt 12.08.2012, 12:43
Karina* Karina* ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Hallo Franz1943!

Mit dem "Erbe" kämpfen meinte ich eigentlich nicht die materielle Hinterlassenschaft, sondern die Situation an sich. Innerhalb einer Ehe sind sicherlich Arbeitsteilungen vorhanden die sich nicht unbedingt als hilfreich erweisen wenn ein Partner dann fehlt und diese Rolle, den Part nicht mehr erfüllen kann. Unselbstständigkeiten wurden ja vom anderen Ehepartner anerzogen, gewünscht, geduldet oder wie auch immer. Zum anderen auch ungeklärte Beziehungsquerelen. Kinder sollten nicht die Fehler der Eltern ausbaden müssen vor allem wenn die Meinung der Kinder vorher auch nicht so wichtig war.

Aber leider kann ich dich auch verstehen wenn es um das materielle Erbe geht und ich gebe dir recht, hinterher ist man immer schlauer und ein bisschen rechtzeitig den Mund aufmachen oder Egoismus hätte auch in meinem Fall nicht geschadet. Bei uns gibt es auch so einen Vertrag der nicht mehr zu ändern ist, ABER meine persönliche Meinung im Grunde ist, dass das gesetzliche Erbrecht gar nicht so verkehrt ist und am liebsten wäre es mir wenn meine Eltern ihr Erspartes zu Lebzeiten gemeinsam verprasst hätten. Leider ist auch mein Vater nicht zu motivieren sein Leben etwas zu genießen oder sich etwas zu gönnen. Was nützt mir irgendwann Geld wenn ich meinem Vater jetzt zusehen muss wie er dahinvegetiert und keinerlei Freude am Leben hat oder haben will. Dieses Zusehen müssen ist mir viel mehr eine Qual als irgendwann Geld mir jemals eine Freude bereiten kann.

Dennoch gebe ich dir in allen Punkten recht und das Gedicht was du eingestellt hast entspricht meiner Einstellung.

Lg
Karina
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  #71  
Alt 12.08.2012, 15:45
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HelmutL HelmutL ist offline
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Hallo Aquintos, ihr Anderen,

ich bin ein solcher, wie ihr ihn bereits verloren habt oder besser, der noch "übrig" ist. Vater zweier Töchter, Opa zweier Enkel und zur Zeit sogar nochmal werdender Opa.

Nach dem Tod meiner Frau begann eine verd... schwere Zeit. Nicht nur für mich, für die ganze Familie. Was ich recht früh lernte war, dass die Trauer meiner Familie eine ganz andere war als die meine. In Grenzsituationen ist man sich meist der Nächste und es hat eine ganze Zeit gedauert bis ich zumindest erahnen konnte, wie sie ihre Trauer erleben und ausleben. Eine geraume Zeit habe ich mich sogar eingeigelt, mich von den Anderen abgeschottet, mehr oder weniger unbewusst den Kontakt zu ihnen auf ein Minimum beschränkt.

Ich war alleine, ich wollte alleine sein und in meiner Trauer baden. Und ich wollte meine Trauer be- und verarbeiten. Für mich alleine. Naja, fast. Es gab und gibt hier viele liebe und tolle Menschen, welche mir dabei geholfen haben und wir als Familie natürlich auch. Immer mal wieder hatten wir Gespräche und so hat sich unser Verhältnis irgendwann wieder normalisiert. Mehr sogar inzwischen, es ist besser als je zuvor.

Missverständnisse mussten zuerst mal von allen Beteiligten erkannt werden. Erst dann kann man sie ausräumen. Wie so schön geschrieben, die Kette war zerrissen. Das fehlende Glied ist nicht zu ersetzen, doch es musste überbrückt und letztendlich die Kette wieder geschlossen werden. Ich selber musste meine Stellung im Leben, innerhalb der Familie und mein Verhältnis zu meinen Kindern neu definieren. Mich selbst neu definieren. Ich trat ihnen gegenüber plötzlich nicht mehr als Wir, als Paar, als Eltern auf, sondern einzig als Vater und musste versuchen, das ihnen auch verständlich zu machen. Ich musste meine Kinder selbst überdenken.

Auch für sie war es nicht anders. Jedoch eben nur ähnlich. Noch nie zuvor hatten sie mich als Einzelmenschen erfahren. Immer nur als Teil ihres Elternpaares. Auch sie mussten sich neu orientieren im Leben in vieler Hinsicht und sie mussten einen neuen Menschen kennenlernen: ihren Vater. Der sich zudem, durch den Tot seiner Frau genau wie sie durch den Tot ihrer Mutter, teilweise grundlegend verändert hat.

Liebe untereinander, ja, immer. Respekt voreinander. Schon, irgendwie. Lange Zeit auf wackligen Füßen. Denn das Warum stimmte nicht mehr so ganz und musste neu überdacht und gefunden werden. Und die Kinder sehen ihre Mutter immer als anderen Menschen als der Vater seine Frau. Obwohl Beides der gleiche Mensch ist. Das alles geht nicht von heute auf morgen. Das braucht Zeit und läuft zum großen Teil auch gar nicht bewusst ab.

Wenn man über eine Beziehung nachdenkt, dann sollte man sich prinzipiell über verschieden Dinge klar werden:

Will ich diese Beziehung überhaupt? In deinem Fall, Aquintos, ein klares ja. Im Falle deiner Muter auch, so wie man das lesen kann.

Auf welchen Füßen sollte diese Beziehung stehen? Das Minimum: Respekt. Ohne den geht gar nichts. Um so besser, wenn, wie in deiner Situation, noch Liebe hinzu kommt. Über deine Mutter kann ich da nichts beurteilen. Eine Beziehung kann lebensfüllend funktionieren auch ohne Liebe, jedoch niemals ohne gegenseitigen Respekt. Es sei denn, eine Seite lässt sich versklaven. Das will eigentlich niemand.

Du hast also ein gehöriges Päckchen zu schultern. Du trauerst um deinen Vater, musst dich neu definieren, dein Leben in den Griff bekommen und trägst Verantwortung für deine Mutter. Vor allem willst du die Beziehung zu deiner Mutter aufrecht erhalten, willst sie festigen. Eine Beziehung, welche durch den Tod deines Vaters und gleichzeitig ihres Mannes, nicht mehr das sein kann, was sie mal war. Es wird auf jeden Fall eine neue Beziehung. Da beißt, meiner Erfahrung nach, keine Maus einen Faden ab.

Ihr habt da Beide was zu tun. Du musst dir klar sein, welcher Art diese Beziehung sein soll und dir gleichzeitig Respekt von Seiten deiner Mutter verschaffen. Deine Mutter wird ihre Trauer für sich annehmen und Respekt vor dir entwickeln müssen. Dich nicht nur als pflichterfüllende Tochter sehen, sondern auch als ganzen, eigenständigen Menschen respektieren.

Niemand muss meine Gedanken zu diesem Thema eins zu eins übernehmen. Es genügt mir, wenn sie dich zum Nachdenken anregen und du so deinen/euren Weg findest. Packe es an. Du kannst das schaffen. Ihr könnt das schaffen. Mal unter uns .... auch ich bin mir bei dieser Unterhaltung über so einiges für und über mich klar geworden. Danke, auch wenn das sicher nicht deine Absicht war.


Einen schönen Sonntag euch Beiden,

Helmut
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Geändert von HelmutL (12.08.2012 um 15:47 Uhr) Grund: Rechtschreibung :)
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  #72  
Alt 12.08.2012, 18:06
franz1943 franz1943 ist offline
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nüchtern betrachtet, ist es ein Kommen und Gehen, wobei das Kommen zumeist Freude , das Gehen aber Schmerz und Trauer ist, aber die Natur oder auch Gott hat danach das Vergessen gesetzt und wenn ich mir meine alten Bilder und S8 Filme anschau, von meinen Eltern oder Freunden, die längst schon in der Erde ruhen, frag ich mich, wer sich wohl noch an diese Menschen erinnert, bin ich erschüttert, wenn ich erfahre, dass ein Bekannter gestorben ist? in den letzten Wochen traf ich des öfteren einen alten Bekannten in der Klinik, der Spruch: früher trafen wir uns in der Kneipe, heute in der Klinik! stammt von ihm, letzte Woche hab ich ihn zuletzt getroffen, bei seinem Begräbnis, je weiter ein Ereignis in der Vergangenheit verschwindet, desto mehr verblasst die Erinnerung, nur ein paar Bilder bleiben übrig !
und siehe unseren alten Helmut Schmidt 2 Jahre nachdem seine Loki gestorben ist, hat er eine alte/neue und alle loben ihn deswegen:

und zum Abschluss:
und wenn ich einst tot bin , sollst du denken an mich, am Abend eh du einschläfst, aber weinen sollst du nicht!
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  #73  
Alt 12.08.2012, 18:07
franz1943 franz1943 ist offline
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nachtrag: die zitierte Zeile stammt aus dem Lied Alle Tage ist kein Sonntag!
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  #74  
Alt 13.08.2012, 09:33
franz1943 franz1943 ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

was mich bei Helmut stört, dieser Zusatz-keiner darf meine Beiträge weiterverwenden-ist er nun ein Profischreiber oder ein wirklich Hinterbliebener?
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  #75  
Alt 13.08.2012, 09:54
Kerstin L Kerstin L ist offline
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Diese Frage ist eine einzige Frechheit.....
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