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  #1  
Alt 01.01.2008, 18:36
esperanza esperanza ist offline
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Registriert seit: 02.10.2006
Beiträge: 14
Standard ...geliebte Mama, ich bin stolz auf dich...

Ihr lieben,
bis vor ein paar Tagen habe ich noch im Forum "Angehörige" geschrieben, jetzt bin ich im Forum "Hinterbliebene"............Am Silvesternachmittag um 14.15 Uhr ist Mama friedlich in meinem Beisein eingeschlafen.............Wie sehr wünschte ich ihr einen leisen, schmerzlosen Gang auf ihrer Heimreise ins Reich der Seelen, wie unendlich dankbar bin ich, dass ihr dieser Wunsch erfüllt wurde. Der Weg dorthin jedoch war für sie aufwühlend und auch qualvoll - ich möchte euch diese letzten Tage kurz beschreiben, aber nicht, um euch Angst zu machen, sondern um euch zu sagen, dass es Gnade gibt, wenn man aufrichtig um sie bittet:

Vor einer Woche hat der Krebs Mama so sehr in die Knie gezwungen, dass sie sich - auf ihren eigenen Wunsch hin - ins Krankenhaus begeben hat. Wie traurig klang sie, als wir ihre Wohnung verliessen und sie sagte : " ich komme nie mehr hierher zurück". Im Krankenhaus habe ich mein Nachtlager aufgeschlagen, sie spazieren geführt, gestreichelt, gewaschen, sie zur Raucherterrasse begleitet, all ihren Wellentälern von Schmerzen, Hadern, Loslassen und dann doch wieder am Rest des Lebens festklammern zugehört, sie gefüttert...........ich habe ihr jeden Wunsch von den Lippen abgelesen....am vorletzten Tag hat sie dann plötzlich unbändige Lust auf ein Glas Bier verspürt (sie trank sonst nie Bier) und so haben wir uns zugeprostet. Die Nacht vom 30. auf den 31.12. war ihre letzte Nacht und das hat sie auch gespürt. Sie sagte immerzu: lass mich nicht allein in meinen letzten Stunden und dabei war ihr Blick entrückt, ganz weit weg in einer anderen Dimension. Im Nachhin ist für mich klar, dass sie in diesen Momenten ganz klar ins Jenseits geblickt hat. Diese Vision hat ihr Angst gemacht, und so habe ich diese letzte Nacht auch bei ihr verbracht. Es war für mich eine völlig groteske Nacht: neben mir liegt meine Mama, mit schwerem, rasselndem Atem, ein Stockwerk tiefer liegt der Kreisssaal, wo sich eine werdende Mutter mit Geburtsschmerzen geplagt hat - diese Kombination war für mich so absurd und ambivalent - Leben und Tod zusammen in meinen Ohren zu hören..
Am Silvestermorgen dann wollte ich sie auch wieder im Rollstuhl auf die Terrasse schieben, damit sie ihr Zigarettchen rauchen konnte, doch von einem Moment zum nächsten versagten ihre Beine gänzlich den Dienst und sie verlor auch das Sprechvermögen. Sie bekam gleichzeitig Atemprobleme, wurde mit Sauerstoff und Morphinspritzen versorgt und möglichst behutsam ins Bett gelagert. Und dann passierte das Wunderbare, eben die Gnade, welche ihr dann widerfahren ist: Im Bett lag sie ruhig, mit geschlossenen Augen, ich sass neben ihr und streichelte ihre Hand und Stirn. Ihre Kummerfalte auf der Stirn begann sich immer mehr zu glätten und die Atemfrequenz sank kontinuierlich ab, bis sie dann um 14.15 Uhr ihren letzten irdischen Atemzug getan hat.................ein riesiger Druck wich von mir, ich weinte aus Erlösung, aber auch aus Traurigkeit, denn sie fehlt mir an allen Ecken und Enden.............und sie hat es verdient, so friedlich innert Stunden ihre Heimreise anzutreten. Ihre Kleider und Schuhe aus dem Krankenhauszimmer habe ich in ihre Wohnung gestellt, genau an das Plätzchen, an welches auch sie ihre Sachen verräumt hätte.......und ab morgen befasse ich mich mit Formalitäten und Behördengängen. Zum Glück hat sie zu Lebzeiten formuliert, wie ihre Beisetzung gestaltet sein soll, sodass ich ja weiss, was zu tun ist...........ich habe seltsamerweise auch wenig Angst vor der Beerdigung, denn ich habe mit eigenen Augen gesehen und mit eigenen Händen gefühlt, dass Mamas Seele zuhause bei ihren Seelengeschwistern ist. Diese Erkenntnis gibt mir enorm viel Kraft und Zuversicht - Mama, ich liebe dich für immer und ewig!!!!!

Euch allen im Forum möchte ich an dieser Stelle von ganzem Herzen danken - ihr habt mir mehr geholfen, als ihr vielleicht ahnt. Das Forum war in letzter Zeit wie meine kleine "Familie", eine Art von zuhause, in welchem ich Aufmerksamkeit, Anteilnahme und ein offenes Ohr für meine Sorgen erfahren durfte. Ich möchte gern weiterhin hier als "Zaungast" mit dabeisein und wünsche euch allen auf diesem Weg die Kraft, das zu bewältigen, was eine Krebsdiagnose für Angehörige, Betroffene und Hinterbliebene mit sich bringt.

Es grüsst euch herzlich

Eure Esperanza
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  #2  
Alt 01.01.2008, 19:28
Fee2 Fee2 ist offline
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Registriert seit: 08.10.2007
Beiträge: 314
Standard AW: ...geliebte Mama, ich bin stolz auf dich...

Liebe Esperanza,

mein tiefes und aufrichtiges Beileid, zu deinem schweren Verlust.
Mal wieder mußte ein geliebter Mensch gehen.
Ich weiß wie du dich jetzt fühlst, da meine Mutti am 20.10.07 für immer eingeschlafen ist.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft für die kommende Zeit.

LG fee
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  #3  
Alt 01.01.2008, 22:28
Anuschka1102 Anuschka1102 ist offline
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Registriert seit: 23.12.2007
Beiträge: 37
Standard AW: ...geliebte Mama, ich bin stolz auf dich...

Liebe Esperanza.....

du hast das wunderschön beschrieben.deine mama ist stolz auf dich und war bestimmt froh das du bei ihr warst.nun wird sie von oben auf dich acht geben.

ich wünsche dir viel kraft für die kommende tage.
lieben gruss anna
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  #4  
Alt 02.01.2008, 07:43
Benutzerbild von teddy 34
teddy 34 teddy 34 ist offline
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Ort: nrw
Beiträge: 846
Standard AW: ...geliebte Mama, ich bin stolz auf dich...

Liebe Esperanza

Mein aufrichtiges Beilleid zu den schweren Verlust von dener Mutter.

Weis wie du dich fühlst habe meine ma am 19:03.2007 an Lungenkrebs verloren.

FÜr die kommende Zeit viel Kraft und liebe Menschen die zu dir halten.



Traurige Grüsse Nicole
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