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  #1  
Alt 01.06.2025, 10:43
Moni03 Moni03 ist offline
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Standard Nach OP Einnahme von Capecitabin

Hallo zusammen,

mir wurde Anfang April ein intraheptisches Gallengangskarzinom und 60% der Leber entfernt. Der Tumor (Grad 3) wurde vollständig entfernt, R0 Resektion, und es gab auch keine Metastasen. Laut Leitlinie wurde mir aufgrund des hohen Rezidivrisikos eine adjuvante Systemtherapie mit Capecitabin angeboten.

Trotz meiner Bedenken und Zweifel ob die Chemo wirklich von Nöten ist, habe ich die Therapie vor 14 Tagen angefangen. Zuerst hatte ich auch, außer Abgeschlagenheit, keine Nebenwirkungen. Am 10. Tag ging es dann schon los mit dem Hand-Fuß-Syndrom (bei mir sind aktuell nur die Füße betroffen), Juckreiz am ganzen Körper, roter fleckiger Gesichtsausschlag der das ganze Gesicht brennen lässt und aufgeplatzte Lippen.

Ich habe dann wie es in der Medikamtenbeschreibung steht das Medikament nach der morgentlichen Einnahme am 11. Tag sofort abgesetzt. Aufgrund des Feiertages konnte ich die Onkologin nicht erreichen und am Freitag leider auch nicht, da sie noch eine Woche im Urlaub ist. Obwohl es in der Praxis noch 2 andere Ärzte gibt, hat man mich an den Hausarzt verwiesen.

Ich bin 62 Jahre alt und habe die schwere OP gut überstanden und wähnte mich vor der Chemo schon auf dem Weg der Besserung. Und jetzt diese krassen Nebenwirkungen und dabei bin ich erst im 1. Zyklus. Das ganze geht mir jetzt schon auf die Psyche und ich frage mich jetzt ernsthaft, ob ich die Therapie überhaupt weiterführen soll.

Welche Erfahrungen habt ihr gemacht und ist die Prognose ohne Chemo wirklich so schlecht? Selbst mit Chemo kann der Krebs ja wiederauftreten.

Vielen Dank im voraus für eure Antworten und einen schönen Sonntag noch.

Viele Grüße
Moni
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  #2  
Alt 01.06.2025, 12:37
Falco Falco ist offline
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Beiträge: 31
Standard AW: Nach OP Einnahme von Capecitabin

Hallo Moni,
Das Gallengangskarzinom (medizinisch: Cholangiokarzinom) ist ein seltener, aber meist aggressiver Krebs der Gallengänge. Die Behandlung hängt vom Stadium, der Lage (intrahepatisch, perihilär oder distal), dem Gesundheitszustand des Patienten und der Operabilität ab.

Capecitabin beim Gallengangskarzinom

Capecitabin ist ein orales Chemotherapeutikum, das im Körper zu 5-Fluorouracil (5-FU) umgewandelt wird. Es wird unter anderem bei verschiedenen gastrointestinalen Tumoren eingesetzt – auch beim Gallengangskarzinom, insbesondere:

💊 In der adjuvanten Therapie (nach einer Operation):
• Wenn das Gallengangskarzinom operativ entfernt wurde, wird Capecitabin oft zur Verhinderung eines Rückfalls (Rezidivprophylaxe) verabreicht.
• Die BILCAP-Studie (2017) zeigte, dass Capecitabin nach der OP das Gesamtüberleben signifikant verlängern kann – auf Basis dieser Studie wurde es zum Standard in der adjuvanten Behandlung.

💊 In der palliativen Therapie (wenn keine OP möglich ist):
• Capecitabin kann Bestandteil einer kombinierten Chemotherapie sein, oft zusammen mit anderen Medikamenten wie Cisplatin und Gemcitabin (Standard-Kombination).
• In bestimmten Fällen wird Capecitabin allein oder mit anderen Substanzen gegeben, je nach Verträglichkeit und Therapieziel.



Nebenwirkungen von Capecitabin

Häufige Nebenwirkungen können sein:
• Hand-Fuß-Syndrom (Rötung, Schmerzen, Schuppung)
• Übelkeit, Durchfall
• Müdigkeit
• Schleimhautentzündungen
• Blutbildveränderungen (z. B. Neutropenie)

Regelmäßige Blutkontrollen und ggf. Dosisanpassungen sind nötig.



Fazit:

Capecitabin ist ein wichtiger Bestandteil in der Behandlung von Gallengangskarzinomen, vor allem nach einer Operation zur Rezidivprophylaxe. Es kann auch in palliativen Situationen eingesetzt werden, abhängig von der individuellen Situation.

Das Absetzen von Capecitabin bei Nebenwirkungen ist in bestimmten Fällen notwendig, sollte aber immer nur in Absprache mit dem behandelnden Onkologen erfolgen. Viele Nebenwirkungen lassen sich durch Dosisanpassung, Therapiepausen oder unterstützende Maßnahmen beherrschen – ein vollständiges Absetzen ist meist die letzte Option.



📋 Häufige Gründe für eine Dosisanpassung oder ein Absetzen:
1. Hand-Fuß-Syndrom (Palmar-plantare Erythrodysästhesie)
• Symptome: Rötung, Schwellung, Schmerzen an Händen und Füßen
• Maßnahmen: Therapiepause, Dosisreduktion, kühlende Salben, Urea-Cremes
2. Schwere Durchfälle
• Gefahr der Dehydratation – ggf. stationäre Behandlung nötig
• Loperamid als Sofortmaßnahme möglich
3. Starke Schleimhautentzündungen (Mukositis)
• Schmerzen im Mund- und Rachenraum, Schluckprobleme
• Behandlung mit Mundspülungen, Schmerzmitteln, ggf. Ernährungstherapie
4. Blutbildveränderungen
• Z. B. Leukopenie, Thrombozytopenie → Infektionsrisiko
• Regelmäßige Blutkontrollen erforderlich
5. Starke Erschöpfung (Fatigue), Übelkeit oder Erbrechen
• Bei schwerer Beeinträchtigung kann ebenfalls eine Therapiepause notwendig sein

Wichtig:
• Nicht eigenmächtig absetzen! Manche Nebenwirkungen klingen nach ein paar Tagen Behandlungspause ab.
• Bei frühzeitiger Erkennung kann durch Anpassung oft verhindert werden, dass Capecitabin komplett abgesetzt werden muss.
• Die Dosis wird oft stufenweise reduziert (z. B. von 1250 mg/m² auf 1000 mg/m² oder 750 mg/m²).

Gute Besserung.

LG Falco
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  #3  
Alt 02.06.2025, 10:25
Moni03 Moni03 ist offline
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Beiträge: 10
Standard AW: Nach OP Einnahme von Capecitabin

Hallo Falco,

vielen dank für die ausführliche Information und die Genesungswünsche.

Von der Bilcap Studie hatte ich schon gehört. Als Laie ist das für mich etwas schwierig zu verstehen. Ich lese da "nur" ein verlängertes Gesamtüberleben von etwas mehr als einem Jahr heraus.
Wahrscheinlich werde ich erstmal eine Dosisreduzierung in Betracht ziehen.
Hauptsache meine Onkologin hat nächste Woche für mich Zeit, ich hatte mir die onkologische Betreuung etwas anders vorgestellt.
Zum Glück gibt es ja Foren wie diese und man kann sich gegenseitig aus Erfahrung helfen.
Ich wünsche allen einen schönen Tag.

Viele Grüße Moni
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  #4  
Alt 02.06.2025, 13:06
Babs2024 Babs2024 ist offline
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Beiträge: 18
Standard AW: Nach OP Einnahme von Capecitabin

Hallo Moni,

Willkommen im "Club". 😬 Tut mir sehr leid, dass es Dich auch erwischt hat. Ich habe Gallenblasenkrebs seit 8 Monaten. 2 OPs hinter mir und auch 6 Monate Capecitabin oral.
Dass Du auf die Tabletten derart starke Nebenwirkungen bekommst, ist echt saublöd!! Das scheint wirklich von Patient zu Patient unterschiedlich zu sein. Ich selbst hatte die ersten 3 Monate gar keine Veränderungen an der Haut, danach ging es langsam los. Was sehr gut hilft, ist Basodexan Softcreme. Hast Du nichts dergleichen von Deinem Onkologen empfohlen bekommen? Verschreiben kann dir das sicher auch dein Hausarzt!!

ABER: Ich bin der Meinung, du solltest Dich direkt auf zum Onkologen machen. Es ist doch deren Aufgabe, uns auch für Notfälle zur Verfügung zu stehen!! Tabletten selbständig absetzen ist wirklich keine Lösung!! Der Onkologe muss mit Dir besprechen, ob und wie stark du die Dosis reduzieren kannst.

Mein Onkologe hatte von Anfang an gesagt "Auf keinen Fall einfach absetzen. Die Dosis wird bei Bedarf angepasst, aber es ist essentiell wichtig, das Zeug 6 Monate zu nehmen!!"

Klar kann uns keiner zu einer Behandlung zwingen. Und natürlich sind wir freie Menschen!! Aber ganz ehrlich, Gallenblasen-/Gallenganskrebs Stadium 3 ist kein Spaß. Wir können heilfroh sein, falls wir zu den "Überlebenden" zählen. Und überleben wird daran gemessen, ob wir in 5 Jahren noch da sind.

Dass Capecitabin, das durchschnittliche Gesamtüberleben """nur""" um 1 Jahr verlängert, mag Dir wenig vorkommen. Aber jedem soundso vielten rettet es eben auch ganz den Arsch. Manch anderem vielleicht nicht. Mir persönlich war immer immer klar, dass ich die Chemo komplett durchziehen wollte. Alles , was unsere Chance erhöht, wird durchgezogen!! Ist meine Meinung.... am Ende hatte ich dann auch kaputte Fußsohlen und Hände, häufigen Durchfall, Müdigkeit.... all das Zeug. Aber ich war echt zu allem bereit und werde das auch wieder sein, wenn es wieder losgeht.

Wenn ich zu eindringlich bin, tut es mir leid.
Aber mein Wunsch ist, dass Du beim Onkologen nicht nur nett um einen Termin bittest, sondern dich direkt als Notfall hinbegibst und auf Hilfe bestehst!!
Sei es Dir wert!! 🙏

Innige Grüße
Babs
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  #5  
Alt 02.06.2025, 18:46
Moni03 Moni03 ist offline
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Standard AW: Nach OP Einnahme von Capecitabin

Hallo Babs,

vielen Dank für deine aufmunternden Worte.

Ich konnte am Feiertag nichts ausrichten und am Freitag hat man dem zweiten Arzt in der Praxis eine Nachricht hinterlassen, dass ich um Rückruf bitte.
Dieser Rückruf kam vor ca. 2 Stunden und ich habe morgen dort eh Termin zur Blutabnahme und er will sich dann für mich kurz Zeit nehmen.
Die für mich zuständige Onkologin kommt erst nächste Woche aus dem Urlaub zurück.

Die Schmerzen an den Füßen lassen jetzt langsam nach, mein Körper braucht wahrscheinlich mehr als die eine Woche Pause zwischendurch. Ich höre morgen mal wie man das am besten handhaben kann. Am Telefon sprach der Arzt vorhin auch eine eventuelle Dosisreduzierung an.

Du hast recht, man sollte dankbar sein, dass man überhaupt operiert werden konnte. Die Monate davor wurden bei mir nur die Stents gewechselt, dies entspricht ja eher der pallativen Behandlung.

Ich wünsche dir auch alles Gute. Du hast die Chemo ja bereits hinter dir und bei dir stehen jetzt nur noch die Nachsorgeuntersuchungen an?

Liebe Grüße
Moni
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  #6  
Alt 02.06.2025, 21:32
Babs2024 Babs2024 ist offline
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Beiträge: 18
Standard AW: Nach OP Einnahme von Capecitabin

Hallo Moni.

Danke für Deine Antwort. Es beruhigt mich, zu hören dass Du morgen Hilfe und Rat bekommst!! Bestimmt wird der Onkologe eine Idee für Dich haben.

Ich drücke Dir fest die Daumen!!!

Bei mir nur noch Nachsorge, genau. Auch wenn ich jetzt laut Definition gerade "krebsfrei" bin, wäre ich tatsächlich froh, wenn ich irgendwas weiter nehmen könnte. Ich mag das Gefühl von "einfach abwarten" einfach gar nicht. Weiß ja nicht, was die restlichen Krebszellen gerade so treiben. Jetzt werden sie ja nicht mehr in ihre Schranken verwiesen.

Und tatsächlich zwickt und zwackt es an allen Ecken und Enden im Körper und ich habe unendlich viele Ideen, was alles dahinterstecken könnte. Das ist grad echt anstrengend. Aber ich weiß, dass das jetzt Jammern auf hohem Niveau ist.

Melde Dich mal nach Deinem Arzttermin, liebe Moni.

Alles Liebe
Babs
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Stichworte
capecitabin, gallengangskarzinom, hand-fuss-syndrom


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