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  #1  
Alt 14.03.2016, 17:37
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Priemelchen Priemelchen ist offline
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Standard Mein Versuch, aus Zitronen Limonade zu machen

Hallo zusammen,

uff, endlich habe ich es geschafft, mich hier im Forum anzumelden.
Seit einiger Zeit habe ich das Bedürfnis, mich mit anderen Erkrankten auszutauschen und dieses Forum scheint dafür sehr passend zu sein.

Sagt man nicht immer so schön "wenn dir das Leben Zitronen gibt, mach Limonade draus". Genau das habe ich vor und möchte die Schwierigkeiten dabei hier, im Austausch mit euch, festhalten.

Vielleicht schreibe ich kurz etwas zu mir und meiner Geschichte:

Ich bin 32 Jahre alt, verheiratet und habe eine zweijährige Tochter.

Im September 2015 wurde mir am rechten Eierstock eine Zyste entfernt. Nichtsahnend schon wieder zu Hause kam ein Anruf aus dem KH - hier das, was ich in Erinnerung habe:"Histologische Befunde da, der Dr. möchte nochmal mit ihnen sprechen." Rummmmmms
"Nein, keine Auskunft am Telefon möglich."
Das war an einem Freitag, der Termin war am Montag. Da saß ich nun ein Wochenende lang mit Todesangst. Dieser Anruf veränderte alles.

Montags erfuhr ich dann, dass es sich um einen Borderlinetumor handelt. FIGO 1c wurde mir gesagt - es klang für mich wie "Herzlichen Glückwunsch, das ist das Beste, was ihnen passieren konnte". Heute weiß ich, wie es gemeint war und trotzdem kann ich mich nicht jeden Tag darüber freuen.

Ebenfalls im September stand die große Bauchschnitt- OP an: Beide Eierstöcke, Gebärmutter, Blinddarm, Bauchnetz, 46 Lymphknoten, Gebärmutterhals sowie oberer Scheidenanteil. Für mich persönlich kam eine kleinere OP nie in Frage (man hätte den anderen Eierstock erstmal erhalten können) - ich fühle mich so einfach sicherer und wir haben das größte Geschenk, nämlich unsere Tochter, erhalten. Ich wollte mein Schicksal nicht herausfordern und würde es heute nochmal genauso machen.

Als mir nach der OP gesagt wurde, dass man in keiner Probe nichts bösartiges mehr gefunden hatte, hätte ich vor Freude aus der Buxx springen können - habe ich aber nicht, denn soviel in mir war angeschlagen und zerbrochen, dass diese Nachricht gar nicht richtig bei mir ankam. Ich war in einem Tunnel - wie ferngesteuert - in dem ich heute manchmal auch noch stecke.

Auch die anschließende Chemo hätte nicht zwingend erfolgen müssen, ich hab sie zur Sicherheit trotzdem "mitgenommen". Ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn irgendwann nochmal etwas bösartiges kommt und ich hätte die Chemo nicht gemacht. "Viel hilft viel" - dieser Glaubenssatz hilft mir ungemein.

Seit Ende Februar bin ich mit der Chemo durch, heute war mein erster Nachsorgetermin - alles ist in Ordnung. Und trotzdem geht es mir heute ganz besonders beschissen.
Erst in den letzten Tagen fange ich in kleinen Dosen an, zu verarbeiten und an mich ranzulassen, was da eigentlich im letzten halben Jahr passiert ist.

Viele sagen mir, bei meinem frühen Zufallsbefund muss ich dankbar sein und glücklich sein. PAH, neee muss ich nicht! - es ist nicht alles wieder toll und ich muss nicht dankbar gebückt durch die Gegend laufen. Ich darf trauern! Trauern um einen Teil meiner Weiblichkeit. Trauern um ein Stück Naivität, dass mir verloren gegangen ist. Trauern um ein verlorenes Stück Unbeschwertheit in meinem Leben. Trauern um meine Seele, die angekratzt wurde.

Ich muss nicht wieder sofort funktionieren und ich werde auch nicht mehr die Alte sein, das betrauere ich am meisten. Ich fange eben gerade erst an, Zitronenlimo zu machen und das darf am Anfang etwas schwierig sein.

Im Mai steht meine Reha an. Ich weiß, wie gut sie mir tun wird und versuche mich, so gut es mit einem Kleinkind das die Mama braucht, darauf zu freuen.

Im Moment verdaue ich die Chemo-Nachwehen und bin wechseljahrsbedingt häufig traurig unterwegs. Ich scheitere oft an den Dingen, die ich mir vornehme, weil ich noch unheimlich schnell an meine körperliche und seelische Belastungsgrenze stoße. Ich schlafe schlecht und kämpfe auch mit nächtlichen Hitzewallungen und komme da sicher bald auf eure Ratschläge zurück, nachdem ich mich hier etwas besser eingelesen habe.

Ich freue mich auf den Austausch mit euch, beim Querlesen habe ich schon einige BOT-Themen entdeckt.

Liebe Grüße vom Priemelchen
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  #2  
Alt 14.03.2016, 19:08
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Tündel Tündel ist offline
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Standard AW: Mein Versuch, aus Zitronen Limonade zu machen

Hallo Primelchen!

Schön, dass du da bist, auch wenn der Anlass - wie immer - saudoooooof ist!

Du hast in einer bescheidenen Situation einen klaren Kopf behalten und im wahrsten Sinne des Wortes rausholen lassen und selber rausgeholt, was möglich war!

Das kann nicht jede und darauf solltest du stolz sein! Gut gemacht!!!

Die Beschwerden werden mit der Zeit weniger! Da muss man leider durch, du hast eine Giganto-Op hinter dir!
Lass dir Zeit, es wird schon werden!
__________________
Tündel

Das Leben ist halt lebensgefährlich!!!
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  #3  
Alt 14.03.2016, 19:29
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Priemelchen Priemelchen ist offline
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Standard AW: Mein Versuch, aus Zitronen Limonade zu machen

Hallo Tündel,

vielen Dank für deine liebe Begrüßung!
Ich hab zum Glück den besten Mann an meiner Seite, ohne den ich mich nicht einhundertprozentig auf meine Krankheit und mein gesund werden hätte konzentrieren können/kann (was ein holpriger Satz).
Nun schauen wir zusammen, aber auch jeder für sich, wie es uns wieder besser gehen kann.

LG Priemelchen
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  #4  
Alt 14.03.2016, 21:49
Swabs Swabs ist offline
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Standard AW: Mein Versuch, aus Zitronen Limonade zu machen

Liebes Priemelchen
Auch ich will Dich begrüssen.
Es tut mir unendlich leid, dass Du so jung mit dieser Krankheit konfrontiert wirst. Bei mir hat es etwa 1 Jahr gedauert, bis die "ganze" Wahrheit in meinem Kopf angekommen war. Es gab bessere Momente in meinem Verarbeitungsprozess und schlechtere. Das Leben ist nicht mehr wie es war aber es ist nicht unbedingt schlechter einfach anders! Wichtig ist, dass Du Dich von dieser neuen Situation nicht beherrschen lässt. Es ist eine neue Türe aufgegangen durch die Du geschritten bist. Mach diese Türe hinter Dir zu und lass die Schatten zurück, denn vorne lächelt Dir die Sonne entgegen.
Ich wünsche Dir dass Du für Dich und Deine Familie den richtigen Weg findest.
Ihr schafft das! Manchmal muss man ein wenig die Zähne zusammendrücken und die schlechten Tage über sich ergehen lassen um dafür die guten Tage und die noch so kleinen Erfolg extra gebührend feiern zu können.
Liebe Grüsse Swabs
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  #5  
Alt 14.03.2016, 22:30
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Priemelchen Priemelchen ist offline
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Standard AW: Mein Versuch, aus Zitronen Limonade zu machen

Liebe swabs,

auch dir danke ich ganz herzlich für deine liebe Begrüßung . Da kullern beim Lesen doch glatt ein paar Tränchen, so schön hast du das geschrieben.
Das ist ein schönes Bild - ich mache die Tür zu und blinzle nach vorne in die Sonne.

Gerade habe ich deinen Thread gelesen - du bist wie alle hier eine tolle Frau und dein Biss macht mir Mut nach vorne zu schauen und das anzunehmen, was auch immer kommt.




Mensch, ich bin froh, dass ich mich angemeldet hab. Es geht mir schon viel besser, heute war mein schlechtester Tag seit langem...

Ich freu mich riesig auf den Frühling - das ist jetzt aus dem Kontext gerissen, fällt mir aber gerade ein.

LG Priemelchen
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  #6  
Alt 14.03.2016, 23:13
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Tündel Tündel ist offline
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Standard AW: Mein Versuch, aus Zitronen Limonade zu machen

Wieder ein Winter überlebt!!!

__________________
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  #7  
Alt 15.03.2016, 19:36
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Priemelchen Priemelchen ist offline
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Standard AW: Mein Versuch, aus Zitronen Limonade zu machen

Guten Abend zusammen,

ich möchte euch heute mal fragen, wie ihr mit Nachsorgeuntersuchungen umgeht?

Wird die Angst mit der Zeit weniger?
Habt ihr Strategien, euch abzulenken?

Werden eure Blutwerte generell besprochen?
Mein Gyn meinte :"wenn du bis xy nichts hörst, ist alles gut." Das passt mir irgendwie gar nicht... dann freue ich mich an Tag xy, dass ich nichts gehört habe und dann kommt am nächsten Tag doch ein Anruf, weil das Labor eben mal länger gebraucht hat. Also anrufen und nachhaken werde ich zumindest bei den ersten Untersuchungen trotzdem.

Liebe Grüße
Priemelchen
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  #8  
Alt 15.03.2016, 20:16
Rima60 Rima60 ist offline
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Standard AW: Mein Versuch, aus Zitronen Limonade zu machen

Hallo Primelchen,

Ich bin seit 2008 erkrankt und habe jedes Mal Angst, wenn meine Nachsorge wieder ansteht, wurde doch schon zweimal wieder was gefunden.....darum zogen sich auch meine 3monatigen Nachuntersuchungen über 4 ½ Jahre hin, statt der üblichen 3 Jahre. Ich war im Februar das erst mal nach 6 Monaten zur Nachsorge, ich habe schon Tage lang vorher nicht schlafen können und hatte immer nur den Gedanken an mein Termin für die Nachsorge im Kopf. Es ist aber alles OK!
Bei meiner Eierstockkrebsart kann es immer wieder vorkommen, das sich ein Tumor bildet, auch noch nach weit über 30 Jahren.

Das Ergebnis von meiner Blutuntersuchung dauert immer so zwischen 6 bis 8 Tage, ich rufe dann immer an und frage ob alles im grünen Bereich ist. Diese Tage, sind für mich immer sehr unruhig......
Ich denke aber, jeder findet einen Weg sich abzulenken oder irgendwie damit umzugehen.

LG
Rima
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  #9  
Alt 15.03.2016, 20:29
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Priemelchen Priemelchen ist offline
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Standard AW: Mein Versuch, aus Zitronen Limonade zu machen

Danke für deine Rückmeldung, liebe Rima. Viereinhalb Jahre sind ein Brocken. Aber nichtsdestotrotz herzlichen Glückwunsch, dass im Februar alles gepasst hat.

Borderlinetumore kommen auch gerne erst nach 15-20 Jahren wieder, das muss ich noch irgendwie in meine Hirnwindungen reinwurschteln. Auch wenn ich "wohl mit einem blauen Auge" davongekommen bin - hier las ich gestern, dass man nicht weiß auf welcher Seite der Statistik man steht - und das lässt mein Gedankenkarussel so richtig schön in Fahrt kommen.

Vielleicht raffe ich mich vor der nächsten Untersuchung mal auf und versuche es mit Entspannungübungen. Die haben mir in der Tat bereits in einer früheren Krise geholfen, geerdet zu bleiben.

LG Priemelchen
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  #10  
Alt 10.09.2016, 16:15
steff69 steff69 ist offline
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Standard AW: Mein Versuch, aus Zitronen Limonade zu machen

Hallo Prienelchen,

Du warst seit April nicht mehr hier unterwegs,
Ich hoffe doch das es ein gutes Zeichen ist.
Ich hatte auch ein Borderline Tumor T1a, mit
anschließender total OK und würde daraufhin
auf T1c hochgestuft weil Zellen in der Spühlzytologie
gefunden wurden. Bin seid dem nur in Nachsorge.
Da es bei uns in der Familie Krebsfälle giebt und gab,
fragt bei mir keiner nach wie es mir geht, weil ich ja
,,nur" ein Borderline Tumor hatte.
Aber für mich ist es alles andere als "nur"

Gruß Steffi
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