Her2 neu positiv und niedrige Teilungsrate

[Lexa90]

Hallo zusammen,

ich bin ganz neu hier im Forum. Meine Mutter hat erst letzten Freitag die Diagnose Brustkrebs bekommen. Sie ist 52 Jahre alt.
Ich habe bisher nicht so viel gefunden zu ihrem speziellen Fall und ich mache mir viele Sorgen weil ich einiges noch nicht ganz verstehe.

Meine Mutter hat Her2 positiv, HR negativ (also keine Hormonrezeptoren) und eine niedrige Teilungsrate von 12% und mäßig differenziert (G2).
Der Tumor ist 0,8 cm groß. Im Ultraschall konnte man an den Lymphen nichts feststellen aber die MRTs und CT Untersuchungen wegen Metastasen stehen noch aus.

Soweit ich verstanden habe ist es eine aggressive Form weil sie keine hormonrezeptoren hat. Das hat man auch so kommuniziert. Sie meinten auch dass die niedrige Teilungsrate gut ist. Allerdings frage ich mich ob das nicht ein Nachteil ist weil die Chemo dann nicht so gut anschlägt und dann nur die Antikörper Therapie bleibt. Das macht mir aktuell große Sorgen.
Der Plan ist dass sie in 3 Wochen bereits mit der Chemo anfängt in Kombination mit der Antikörper Therapie und anschließend brusterhaltend operiert wird plus anschließender Bestrahlung.
Meine Mutter hätte es aber lieber gehabt, wenn sie beide Brüste vollständig entfernen lassen könnte. Ich frage mich gerade ob man dann überhaupt eine Chemotherapie bräuchte, weil doch die Teilungsrate so niedrig ist. Bzw könnte sie sich dann evtl. die Bestrahlung sparen.
Vielleicht gibt es hier jemanden mit einem ähnlichen Fall. Bisher habe ich nämlich immer nur von her2 positiv mit hoher Teilungsrate gelesen.
Ich wunder mich irgendwie dass sie die vollständig Entfernung der Brust nicht vorgeschlagen haben, wenn der Tumor doch aggressiv ist.

Ich würde mich freuen, wenn jemand seine Einschätzung oder Erfahrung teilen könnte oder einfach nur ein paar aufbauende Worte findet.

Liebe Grüße
Lexa

[Sonnenhut]

Hallo Lexa90!
Ich hatte nicht denselben Tumor. Bei einem HER2 positiven Tumor oder triple negativem Tumor wird immer eine Chemo vorher gemacht, um zu sehen, ob der Tumor damit komplett verschwindet. Der HER2 positiv Tumor hat ja auch noch zusätzliche Wachstumsrezeptoren, die den Tumor noch zusätzlich triggern, daher Chemo.
Aber: Deine Mutter hat einen kleinen Tumor und niedrige Zellteilung, das ist sehr gut! Ich bin übrigens auch 52 und hatte die Diagnose mit 50.

Ich hatte einen hormonabängigen Tumor, wo normalerweise nur OP und Bestrahlungen gemacht werden sowie jahrelange Antihormontherapie.
Da ich aber beim Oncotype Test den Wert 26 hatte, war eine zusätzliche Chemotherapie doch besser. Der Oncotype Test wird nur beim hormonabhängigen Brustkrebs durchgeführt um zu sehen ob eine Chemotherapie nötig ist oder nicht.
Dieser Test untersucht die Tumorstanze, also die Tumorbiologie.

Ich hatte eine Zellteilung von 32%, die aber mit 3 Wochen Antihormontherapie auf 5% zurückgefallen ist. Das war schon mal gut und man konnte sehen, dass dem Tumor ein Hormonentzug gar nicht gefällt.

Ich hatte auch etwas Schiss vor der Chemo (16 mal insgesamt, 4x Kombichemo EC, 12x Paclitaxel) aber es war gar nicht schlimm. Ich hätte sogar arbeiten können. Ich habe trotzdem während der Chemo 3mal wöchentlich Sport machen können. Vielleicht hatte ich auch den Vorteil, dass ich ein ansonsten ziemlich gesunder Mensch bin, der schlank ist, sportlich und nicht raucht oder kaum Alkohol trinkt.

Klar, es fallen alle Haare am Körper aus. Auch Wimpern und Augenbrauen sind nicht mehr so dicht. Aber ich hatte ein gutes Gefühl danach, alles erdenkliche getan zu haben. Hätte ich die Chemotherapie abgelehnt und würde in ein paar Jahren ein Rezidiv bekommen, würde ich mich ärgern. Auch wenn ich mit Chemotherapie ein Rezidiv bekomme, weiß ich, ich hätte nicht mehr machen können.

Zudem habe ich auch noch eine Genmutation Chek2, das heißt ich habe den Gendefekt von meiner Mutter geerbt (hatte mit 79 Brustkrebs) und so auch noch ein anderes Päckchen zu tragen (höheres Rezidiv Risiko, evtl. andere Krebsarten)

Mit der Masektomie sind die Ärzte wohl zurückhaltend, weil Deine Mutter eine gute Prognose hat. Aber wenn sie es will, sollte sie das nochmal mit den Ärzten besprechen. Ich wünsche Euch alles Gute!

Liebe Grüße!
Sonnenhut

[Simsni]

Bei mir (42 Jahre) wurde im Juni diesen Jahres ebenfalls Brustkrebs festgestellt. Hormonrezeptor negativ, her2neu positiv, 12mm groß, mit großem umgegebenen DCIS, ki67 25%, G3. Für mich war sofort klar (ich bin auch noch Ärztin und damit vom Fach) dass ich Keine brusterhaltung möchte. Ich habe jetzt die Chemotherapie neiadjuvant mit 6 x carboplatin und taxol, sowie die duale Blockade hinter mir. Die ablatio mit sentinel Entfernung war letzte Woche. Ich habe mich bewusst gegen einen Wiederaufbau der Brust entschieden. deine Mutter muss das einfach ansprechen. Selbstverständlich kann sie auf wunsch eine Entfernung der Brust verlangen. Beidseits wird die Brust wohl nicht entfernt werden wenn es keine auffällige Genetik gibt.

[Janska]

Auch bei mir wurde im letzten Jahr Brustkrebs festgestellt. Leider zum 2. Mal. Der Tumor war 0,7cm, G3, hormonabhängig und her2 positiv, Ki 15%. Man nennt diese Art auch Triple positiv.
Ich habe mir beide Brüste entfernen lassen. Auch ohne Aufbau. Ich wollte einfach Ruhe haben. Das war im September, nach der Chemo. Ich fühle mich so einfach sicherer. Klar, an das Spiegelbild muss man sich erst gewöhnen, aber Hauptsache, ich muss mir an dieser Stelle keine Sorgen mehr machen.
Achso, ich bin 38 Jahre alt.
Wie geht’s deiner Mutter?