Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Hinterbliebene

 
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 11.10.2013, 21:00
blue_eyes blue_eyes ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 20.07.2013
Ort: Niederösterreich
Beiträge: 27
Standard Mein Papa, mein Held, ist nun ein Engel

Vorigen Sonntag, am 6.10. ist mein Papa für immer eingeschlafen.

Vor knapp einem Jahr hat mein Papa die Diagnose Lungenkrebs bekommen. Bevor mit der Chemo begonnen wurde, ging es im sehr schlecht. Auf die Chemo hat der Körper meines Papa gut angesprochen. Der Tumor und die Metastasen sind kleiner geworden. Es ging ihm mal gut, mal weniger gut. Aber im Großen und Ganzen ging es, wie er meinte.

Dann wurden leider Metastasen im Gehirn festgestellt. Es folgten 10 Bestrahlungen. Anfangs ging es ihm eigentlich sehr gut - bis auf ein paar Nebenwirkungen, die aber nicht "so schlimm waren", wie mein Paps gedacht hatte. Mein Papa hatte sich gefreut, weil es ihm endlich wieder "gut ging".

Einen Monat nach der letzen Bestrahlung hat es plötzlich angefangen. Es ging ihm nicht mehr gut - er konnte nichts mehr essen, nichts trinken, nicht schlafen. Papa kam ins Spital. Es tat so weh, ihn so leiden zu sehen.
Und dann am Sonntag war ausgemacht, dass sich meine Mama meldet, sobald sie bei meinem Paps in der Früh im Spital ist und sie fertig sind, da meine Mum ihm immer in der Früh waschen geholfen hat.

Meine Mama hat mich auch angerufen, und gemeint, dass es meinem Papa nicht gut geht. Ich bin dann gleich mit meinem Mann und meinem Sohn los.
Mein Papa hat uns Gott sei Dank noch alle erkannt. Nach und nach hat er begonnen, von der Vergangenheit zu erzählen und von Dingen, die gar nicht da waren. Wir waren die ganze Zeit bei ihm. Meine Tante ist gekommen. Und als dann die Schwestern meinten, dass sie den Herrn Pfarrer jetzt anrufen würden, wenn das von uns aus o.k. ist, brach mir das das Herz, denn ich wusste, dass der Abschied naht.

Mein Papa wusste nicht, wie er sich hinlegen oder hinsetzen sollte, weil die Schmerzen so groß waren. Als er es nicht mehr ausgehalten hat, hat er dann doch zugestimmt, stärkere Medikamente zu bekommen.

Als mein Papa so im Bett gelegen ist, kam es mir vor, als würde ich meinen Opa vor mir liegen sehen. Genauso sah mein Opa aus, bevor er für immer eingeschlafen ist. Im Nachhinein hat meine Mama mich darauf angesprochen und gemeint, sie dachte, ihr Papa liegt vor ihr und auch meine Tante stimmte zu. Mein Papa sah plötzlich aus, wie mein Opa - obwohl mein Opa der Papa meiner Mama war und sie sich nie annähernd ähnlich gesehen haben. Wie gibt es sowas?
Immer mehr merkten wir, dass das Atmen flacher wurde und die Aussetzer dazwischen länger wurden.

Mein Papa ist friedlich und ohne Schmerzen (zumindest haben das die Ärzte gesagt) um 16.18 eingeschlafen. Es war,als würde die Welt stehenbleiben.

Ich kann es noch immer ncht glauben. Er fehlt mit jetzt schon so sehr!
Immer und immer wieder stelle ich mir die gleichen Fragen. Warum ist er krank geworden? Warum musste er uns jetzt schon verlassen? Warum haben wir nicht noch mehr miteinander Zeit verbracht und noch mehr miteinander unternommen.

Jetzt wo mein Papa in Pension war, wollten meine Mama und er endlich gemeinsam viel unternehmen und Träume verwirklichen.

Wenn ich bei meinen Eltern ins Haus komme - es ist so leer. Mein Papa sitzt nicht mehr an seinem Platz im Wohnzimmer. Nie wieder kommt er mir entgegen. Nie wieder nimmt er meinen Sohn in den Arm und spielt mit ihm. Nie wieder...

Heute Abend war die Betstunde, morgen ist das Begräbnis. Ich habe so furchtbare Angst vor morgen. Ich habe mit dem Herrn Kaplan gesprochen, dass ich morgen gerne ein paar Worte sagen möchte. Und je näher die Stunde rückt, desto mehr habe ich Angst. Angst, nicht die richtigen Worte zu finden. Und große Angst davor, wenn der Sarg mit seinem Körper für immer in das Grab hinabgelassen wird.

Es tut so unendlich weh.

lg
blue_eyes
Mit Zitat antworten
 

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 21:26 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55