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Alt 31.07.2013, 06:19
Benutzerbild von Katzensprung
Katzensprung Katzensprung ist offline
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Registriert seit: 03.11.2012
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Standard Mutti muss sterben - persönliche Gedanken zum Tod

Die Diagnose Nierenkrebs bei unsere Mutter hat uns im April 2012 sehr geschockt, eine Niere wurde sofort entfernt.
Doch der Krebs hatte bereits gestreut, Lyphknotenbefall und Knochenmetastasen.
Wenige Wochen später las ich einen Krankenhausbericht, die Worte inkurabel und palliativ. Das sagte mir alles. Es war wenig später im Sommer letzten Jahres, als ich es dann genau wissen wollte. Ich habe darüber nachgedacht, ob ich es wirklich wissen will und mich dafür entschieden. Dann habe ich recherchiert. Kein seriöser Arzt wird eine Aussage machen, über die Lebenserwartung. Daher habe ich in Arzt-Foren recherchiert. Das Ergebnis war niederschmetternd.
Die Prognose liegt bei Nierenkrebs mit Lyphknotenbefall und Knochenmetastasen unter einem Jahr.
Das war die Zeit, wo ich sehr viel geweint habe, besonders, wenn ich versuchte zu schlafen überkamen mich Heulanfälle.
Doch ich habe nicht bereut, es zu wissen.

Im Februar 2013 starb dann die Mutter meines Mannes nach langer Krankeit, alles war richtig und gut, er konnte ihr noch sagen "Vielen Dank für die schöne Kindheit und überhaupt die schöne Zeit mit dir".
wow, das hat mich sehr berührt. doch es hat mich von meinem Mann entfernt, dass er schon 4 wochen später behauptet, er sei "drüber weg"... glaub ich nicht...

Meine Mutti lebt noch. Sie ist inzwischen fast komplett gelähmt von der Metastase im Rücken und im Arm.
ich fahre jeden abend ins Krankenhaus, sie füttern.
Mein Vater spricht davon, dass sie wieder gesund wird. In zwei Jahren goldene Hochzeit feiern.

Mein Bruder ist depressiver, tablettensüchtiger Alkoholiker. Mutti - abhängig. Er hat in dem letzten Jahr mehrfach versucht, sich das Leben zu nehmen - nicht ernsthaft, immer so, dass ich ihn finden konnte.

Natürlich bin ich total überfordert.
Anfangs versuchte ich, die Mutter-Rolle zu übernehmen. Zumal mein Vater den Anspruch hat, ich sollte ihm den Haushalt führen, solange Mutti im Krankenhaus ist. Nee!

Ich hatte einen guten Therapeuten. Der mir gesagt hat, dass ich an mich selbst denken muss. Und ich habe gelernt, auch an mich zu denken, schwimmen gehen, die Natur geniessen - weit gucken...
Leider werden weitere Stunden nicht von der Krankenkasse bezahlt.

Jetzt ist es so, dass ich Mutti füttere.
Und sie ist so wütend über ihr Schicksal, dass sie nicht sehr freundlich mit uns umgeht.
Sie ist 69.

der Mann, mit dem ich seit 15 Jahren lebe und glaubte, ihn zu kennen, sagt, ich soll mir ein dickeres Fell zulegen.

ich muss loslassen. doch ich weine nicht mehr vor meiner Mutti.
lieber scherzchen machen, etwas lustiges erzählen.
Mutti muss loslassen. doch ist sie noch voll Lebensfreude, sie möchte so gern leben.
es ist nicht fair. Leben ist niemals fair.

Es gibt keinen "lieben Gott", es ist die Natur, die nimmt und gibt.
zuerst ärgerte mich der Spruch eines Bekannten ein wenig "Wenn niemand sterben würde, könnte niemand geboren werden." Doch recht hat er. So ist halt der Kreislauf des Lebens.
Und zu früh? Es ist immer zu früh...

Wir dürfen nicht böse sein, dass uns jemand genommen wird - wir sollten dankbar sein, für die Zeit, die wir gemeinsam haben. Und hatten. Denn Erinnerungen kann man nicht nehmen.
Dankbarkeit.

Meine Mutti
Mein Mann
Mein Bruder
Mein Vater

so viele "Baustellen"

doch ich möchte geduldig sein.
mit Mutti und nachsichtig.
in der wenigen Zeit, die uns noch bleibt.

ich möchte die Stärke haben
ihr zu sagen, dass nun alles gut und richtig ist
und dass sie loslassen kann
wenn es soweit ist

ich gehöre keiner Religion an, aber ich denke und bin da ganz sicher -
ein geliebter Mensch lebt immer weiter in unseren Herzen.
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