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AW: Episoden und Geschichten
Hallo Hermann,
Vielleicht ist es nicht der Tod selbst, der mich erschreckt, sondern es ist das Unbekannte vor dem ich zurückweiche. Wer ist schon auf den Tod vorbereitet - hat so umfassend gelebt - dass er im Nichtsein keine Bedrohung sieht? Selbst mit meiner Psychologin kann ich über dieses Thema nicht reden. Sie ist 10 Jahre jünger als ich und hat noch keinen Verlust eines geliebten Menschen hinnehmen müssen, macht sich keine Gedanken über das was noch kommen mag. Seit genau 5 Jahren muss ich mich dieser Realität stellen. 2010 starb mein Vater an Lungenkrebs, 2013 der Schwiegervater gefolgt von meiner Mutter im Februar 2014, doch der Tod meines Mannes im August 2014 hat alles zuvor geschehene überlagert. Es stellt sich immer wieder die Frage nach dem Sinn des Lebens. Und wie kann ich es schaffen mit mir ins " Reine " zu kommen wie es so schön heißt?? Bisher habe ich keine zufriedenstellende Antwort auf diese Fragen gefunden. Ich glaube es gibt sie nicht, denn es gibt so vieles in uns von dem wir nichts wissen wollen. |
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AW: Episoden und Geschichten
Hallo Hermann,
Die Jahre die noch bleiben rufen nach einer Sinngebung. Das ist eine drängende Frage, man kann sich ihr nicht entziehen, wenn man älter wird. Der Verlust geliebter Menschen und das Schwinden der Kräfte können nicht verharmlost werden. Dass einzige was mir sinnvoll erscheint - wäre möglichst aufmerksam in der Gegenwart zu leben - doch im Alltag ist mir die Ruhe die dafür nötig ist in den entscheidenden Momenten immer wieder abhanden gekommen. Ich habe keinen neuen Sinn gefunden. Wie auch? Wollte ich doch mit meinem Mann unsere " besten Jahre " erleben. Nur zu gern würde ich das Leben der Vergangenheit zurückrufen. Es vergeht kein Tag an dem ich nicht häufig an die schrecklichen aber auch schönen Zeiten mit meinem Mann denke. Erst seine Abwesenheit zeigt mir wie kostbar unser gemeinsames Leben war. Liebe Grüße Jutta Obwohl ich mich grottenschlecht ernähre fühle ich mich gesundheitlich ähnlich " gut " wie du. ( Blutwerte sind im normalen Bereich, auch sonst habe ich im Moment keine Beschwerden.) |
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AW: Episoden und Geschichten
"Ich kenne auch die Situation, wenn es dann später doch heißt: „Leider ist der Tumor wieder gewachsen“. Wie würde ich reagieren? Ich hoffe: gelassen."
Hallo Hermann, deine Träume sind sehr Ausdruckstark. Sie beschäftigen sich mit der Akzeptanz des Lebens und Sterbens. Es geht darum zu akzeptieren, dass wir jederzeit sterben können. Ich glaube dass Gelassenheit eine Lebenshaltung ist um die man sich bemühen kann, die aber immer wieder geübt werden muss. |
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AW: Episoden und Geschichten
Hallo Hermann,
ich schicke dir mal einen lieben Gruß. Deine besonnene Art lässt mich immer wieder gerne deine ehrlichen und gefühlvollen Beiträge und Antworten lesen. |
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AW: Episoden und Geschichten
Hallo Hermann,
leider ist dein letzter Beitrag verschwunden. Ich möchte dir trotzdem antworten. Deine Frau hatte vor 2 Jahren ihre letzten leidvollen Wochen vor sich, bis sie am 12. August erlöst wurde. Es erinnert mich an die letzte gemeinsame Zeit mit meinem Mann, nur etwa 1 Jahr später. Ich bin - genau wie du - sehr traurig darüber, dass ich ihn nicht länger als gesunden , humorvollen und liebenswerten Menschen um mich haben durfte. Ich denke an dich Jutta Geändert von Yogi 12 (12.07.2015 um 21:41 Uhr) |
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AW: Episoden und Geschichten
Lieber Hermann, deine Zeilen (an Jutta) machen mich traurig. Mein Sohn musste mit 37 sterben. Er hatte solch ein Gottvertrauen und er sagte, er hätte keine Angst vorm sterben. Ich finde das auch so schrecklich unfair!! !
Ich selbst bin 60 und kann es voll nachvollziehen, wie es dir geht. LG Eva
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Kay geb. 14.06.1977 Nierenzellkarzinom OP am 17.03.2014 gest. 02.01. 2015 https://www.facebook.com/pages/Kay-K...68035399929024 |
#67
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AW: Episoden und Geschichten
Zitat:
Ich habe vor, die Tageszeitung zu kündigen. Zum einen kann ich Kosten sparen, aber es gibt auch andere Gründe. In den Todesanzeigen die ich schon viele Jahre lese erscheinen immer mehr sehr alte bis uralte Menschen, die ( plötzlich und unerwartet ) gehen müssen. Manche von ihnen hinterlassen sogar noch Mann oder Frau. Auch wenn ich sie um ihr hohes Alter ( schon wegen der Gebrechlichkeit ) nicht immer beneide versetzt es mir einen Stich , denn es wird deutlich, dass mein Mann, deine Frau und viele andere Menschen hier im Forum vor der Zeit Abschied nehmen mussten. Die einzige Wahrheit die es gibt besteht darin, dass es letztlich für niemanden ein entrinnen gibt, auch wenn die Lebenszeit ungerecht verteilt ist. |
#68
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AW: Episoden und Geschichten
Hallo ihr Lieben,
die Lebenszeit ungerecht verteilt? Ja, auch so empfinde ich. Mein Vater stab, ich war 6 Jahre. Dann am 20.04.13 mein Herz. Wir hatten viel vor. Alles wurde und wird immer noch anders. Noch immer habe ich mich in einem Leben ohne ihn noch nicht zurecht gefunden. Werde ich es je tun? Immer wieder suche ich nach einem Sinn. In meiner Arbeit kämpfe ich für Menschen, die sterben. Bin für die Angehörige da und verausgabe mich. Es muß doch einen Sinn haben, oder? Hermann, ich weiß mal wieder nicht was ich schreiben soll, aber auch ich denke immer an diese besondere Zeit, wo alles begann und an den Gang über den Regenbogen. So viel Hoffnung, meist kann ich kein bestimmtes Datum ausmachen. Sei Umarmt an diesen besonderen Tagen. Herzlich Edith 53 |
#69
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Hallo Hermann,
es tut mir sehr leid, dass deine Frau seelisch und körperlich von der Krankheit so ausgelaugt wurde, dass ihr die Kraft zum Weiterleben fehlte. Sie war vorbereitet und durchlief den Prozeß. Jetzt ist sie frei von Furcht und Schmerz, es war der Tod in dem sie Heilung fand.... |
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Hallo Hermann,
Es tröstet mich gerade, dass ich Zuspruch von einem Menschen wie dir erhalte, der so gut versteht was in mir vorgeht... Immer mal wieder wird in der Politik über das schwierige Thema "Sterbehilfe" gesprochen und es führt zu keinem Ergebnis. Auch mein Mann und ich waren davon betroffen. Warum waren die Ärzte in der Finalen Phase so vorsichtig? Konnten oder wollten sie die Situation nicht erkennen? Hätte er auf der "normalen" Krankenhausstation in ausreichender Menge Morphium bekommen - damit er weniger leidet - wäre das vielleicht schon Beihilfe zum Suizid gewesen? Fragen über Fragen, auf die es keine Antwort gibt. Meine Schwester,die im selben Krankenhaus in dem mein Mann starb seit mehr als 40 Jahren arbeitet meint, das sei wohl der Grund für die sparsame Morphium- Gabe gewesen. Es bleibt ein ungutes Gefühl und die Erkenntnis, dass jedes Leiden sinnlos ist. |
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Hallo Jutta,
ich habe mich inzwischen informiert. Es gibt keinen Beweis dafür, dass höhere Dosen von Morphium das Leben verkürzen. Das sagt die Palliativmedizin (Borasio 2014) Das Leben kann sogar etwas verlängert werden.Wer weniger leidet hat weniger Stress. Es gibt noch viel zu tun für die Patienten, die sterben müssen. Das hilft Deinem Mann nicht mehr, aber vielleicht anderen. Zum Geburtstag morgen wünsche ich Dir alles Gute. Diese Gedenktage (Geburtstage, Hochzeitstag) sind schwierig. Mit besten Grüßen Hermann |
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Hallo Hermann,
danke für die guten Wünsche. Ich sehe den Tod zwar als etwas gewaltiges an, dem ich nicht gewachsen sein könnte, auch Die Erfahrung mit meinem Mann macht mir Angst, aber aus dieser misslichen Lage habe ich gelernt , dass ich ( wenn möglich ) rechtzeitig selbst entscheiden möchte wie das Leben für mich zu Ende gehen soll. Geändert von Yogi 12 (21.07.2015 um 07:31 Uhr) |
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Hallo Hermann,
eine schwierige Frage in diesem Stadium, oder überhaupt.... Kann man sie wahrheitsgemäß beantworten? Gruß Jutta Geändert von Yogi 12 (24.07.2015 um 21:41 Uhr) |
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Hallo Jutta,
solche Fragen haben uns 14 Monate begleitet. Einen Tag vor meinem 61. Geburtstag bekam sie die Diagnose, die Prognose war sehr schlecht. Die kleine Hoffnung war, dass die Chemo-Therapie die Krankheit eine Weile aufhält. Dann kam die OP im Oktober 2012. Die große Hoffnung war Heilung, heraus kam wieder die kleine Hoffnung. Bereits im Januar war die Hoffnung, dass die Wirkung der Chemo-Therapie und der OP ein paar Jahre vorhält, vorbei. Es folgte die Chemo-Therapie mit Topotecan. Ende Februar bekam sie einen Infekt. Da durch die Chemo-Therapie der Lekozytenwert sehr gering war, kam sie ins Krankenhaus. Da ich dann auch eine Erkältung bekam, durfte ich sie einige Tage nicht besuchen. Sie schrieb: Leider geht es mir weiter schlechter, das Fieber steigt. Falls ... Warte natürlich bis M hierherkommt, allein oder mit D., dass entscheidet sie. .. Halte zusammen mit M und der Familie. Unterstützte die Enkelinnen.“ Sie hat den Infekt überstanden, aber es gab danach noch gefährliche Situationen. Der Tod war immer wieder ein Gesprächsthema. „Willst Du dem Garten behalten?“ „Wirst Du wieder heiraten?“, das waren einige ihrer Fragen. Beantworten kann man solche Frage in solch einer Situation schwer. Dass ich weiterleben soll, war klar. Sonst machen die Bitten keinen Sinn. Aber wie? Nach 2 Jahren: Ich habe den Garten noch. Es war vor allem ihr Garten. Ich bin Witwer und werde es wahrscheinlich bleiben. Ich bin umgezogen in eine kleinere Wohnung. Das Auto, das wir Anfang Juli 2013 gekauft haben, habe ich auch noch. Die älteste Enkelin Daria studiert Medizin. Sie kommt für eine Woche nach Deutschland, danach besuche ich die Familie und das Grab. K. geht noch zur Schule. Sie braucht meine Unterstützung noch nicht. Mit besten Grüßen Hermann Geändert von hermannJohann (25.07.2015 um 16:10 Uhr) Grund: Ergänzung |
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Zitat:
was immer du auf ihre Fragen geantwortet hast, du lebst und erfüllst dein Leben auch im Sinne deiner Frau. Liebe Grüße Jutta |
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erfahrungen, onkologie |
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