Der Tod als Erlösung???????

Hallo alle zusammen,
ich war seit genau 10 Wochen hier im Forum und habe alles gelesen was ich über Lungenkrebs gefunden habe. Es wurde bei meinem Bruder vor 10 Wochen ein Lungenkarzinom festgestellt ganz plötzlich und unerwartet. Zusätzlich hatte er noch zwei drittel der Leber befallen mit Metastasen und die beiden Nebennieren waren auch schon befallen. Nach zwei Chemos die leider überhaupt nicht angesprochen haben stellten die Ärzte nun fest, daß noch weitere Metastasen in Wirbelsäule und im Kopf sich festgesetzt hatten. Auch auf der Leber wurden noch mehr Metastasen gesehen.
Die Metastase im Kopf wurde als nicht sehr schwer diagnostiziert und man hat meinem Bruder geraten sich operieren zu lassen ,denn sonst hätte er innerhalb 4 Wochen entweder mit einer Lähmung oder einer Gehirrnblutung rechnen müssen. Mein Bruder entschied sich für die OP. Vorgestern wurde er operiert und am Morgen darauf bekam er einen septischen Schock. Um 16 Uhr starb er daran. Er war 44 Jahre alt und hinterläßt eine Frau und drei Kinder und mich.Ich bin heute eigentlich ganz ruhig und frage mich, was hätte mein lieber Bruder noch alles durchmachen müssen ? Ist diese OP eine Erlösung gewesen ? ein septischer Schock was ist das ? hätte man das vermeiden können ?
Ich bin mit meinen Gedanken immer mal auf ja und dann auf nein. Wer kann mir in dieser schweren Zeit helfen und mir erklären ob es so das beste war ?
Würde mich über Nachricht freuen. Und allen anderen möchte ich von Herzen wünschen stark zu bleiben und nie die Hoffnung auf zugeben . Mein Bruder hatte bis zum Schluss immer noch Hoffnung und Glauben.
Ich grüße alle ganz lieb Sindy

Liebe Sindy,

was ein septischer Schock ist kann ich Dir leider nicht beantworten, aber Dich erstmal in den Arm nehmen und mit Dir fühlen.

Meine Ma ist von Lungenkrebs betroffen, deswegen weiß ich, wie es ist zu hoffen, zu bangen und zu hadern. Ich habe selbst auch einen lieben Bruder und wenn ich mir jetzt vorstelle, er sei nicht mehr da, ist Dein Leid nur annähernd nachzuvollziehen.

Ich würde mir denken, was hätte mein Bruder gewollt ? Sicher hat fast jeder einen unbändigen Lebenswillen, aber vielleicht hilft es ja ein klitzekleines bischen, wenn Du Dir denkst, dass der Familie Deines Bruders und Dir, ein langer Weg des schmerzhaften Abschiedes erspart blieb. Vielleicht hätte er ähnliche Gedanken gehabt. So habt Ihr in immer in Euren Herzen und nicht die quälenden Gedanken, was hätten wir noch tun können.

Auch auf die Gefahr hin, dass es merkwürdig und egoistisch klingt, aber wenn es Dir hilft und Dich tröstet, so sage Dir einfach, es war für Ihn das Beste.

Ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Kraft, die kommende Zeit durchzustehen.

Jutta2

Liebe Sindy

Dich auch mal in den Arm nehm.
Was ein septischer Schock ist weiß ich leider auch nicht.
Ich denke die Frage ob es so das beste war oder nicht, kann dir niemand beantworten. Wenn du niemanden hast, der dir jetzt beistehen kann in dieser Zeit, kannst du dich ja mal nach einer Trauergruppe umsehen. Meine Mutter war in einer, nachdem mein Vater unerwartet gestorben ist, es hat ihr sehr geholfen, denn dort konnte sie reden reden und reden und ich denke, wenn man einen lieben Menschen verloren hat, dann ist es sehr wichtig darüber zu reden, vor allem die Gefühle zuzulassen...
Liebe Sindy ich wünsch dir viel Kraft für diese Zeit. Wenn du willst kannst du mir auch gerne mailen.
Liebe Grüße
Shirley
shirley@tiscali.de

Danke
vielen Dank für Euern Trost es ist wohl wirklich das beste für meinen Bruder und ich glaube auch er hätte das auch so gesehen. All die Schmerzen und die Leiden haben nun ein Ende.
Eigentlich ist dieser Krebs so was von dumm er zerstört sich selbst. Welcher Schmarotzer oder Parasit vernichtet seinen Wirt der ihn eigentlich am Leben erhält.
Ich habe in den letzten Wochen eines gelernt , man sollte nie aufgeben und es gibt wirklich viele Menschen die den Krebs überwinden und besiegen. Ich wünsche allen hier Kraft und die innere Stärke gegen diesen dummen Krebs stand zu halten. Nie aufgeben wenn es auch noch so aussichtslos erscheint. Denn die Hoffnung kann er einem nicht nehmen. Mein Bruder hat gegen Ihn bis zu letzt gekämpft und eigentlich ist er der Gewinner denn er hat den Krebs eins ausgewischt und ist früher gestorben.
Wünsche Euch allen viel Kraft und Kampfgeist jeder Tag an dem Ihr nicht aufgebt ist ein gewonnener Tag und ein vorlorener für diesen Krebs.

Sindy

Hallo Sindy!
Deine Zeilen kann ich so nachvollziehen...

Seit anderhalb Jahren kämpt meine geliebte Partnerin mit ihrem Mundhöhlenkrebs, vor einem halben Jahr kam ein Rezidivtumor in den Nasennebenhöhlen dazu. Bestrahlung, Chemo, bist heute Tracheostoma und PEG-Sonde - das ganze brutale Programm.

Seit 14 Tagen, nach der letzten Chemo, passierte etwas, was ich bis dahin nicht kannte: Sie fing an zu tüddeln, wurde vergesslich, konnte Dinge nicht mehr, die sonst kein Problem waren. Mit Mühe brachte ich Sie gestern zum Arzt, dann heute sofort CT des Kopfes. Es konnten keine Metastasen entdeckt werden. Aber - und das ist das schlimme: Der Tumor ist enorm gewachsen und bedroht akut eine Hauptschlagader.
Die Ärzte konnten mir nicht versprechen, daß wir noch gemeinsam Weihnachten feiern können. Sie wird verbluten. Aber sie wird nicht leiden, das hat man mir versprochen.
Und ich sollte keinen Notarzt holen oder gar eine Not-OP veranlassen. Sie würde das Unausweichliche nur verzögern, wenn überhaupt.
So sitze ich hier, die Worte der Ärztin noch in den Ohren, sehe meinen Schatz auf den Sofa schlummern. Auch wenn sie nicht mehr isst und kaum noch trinkt - selbst ihre Zigaretten schmecken ihr nicht mehr. So weiss ich - auch wenn es mir beim tippen dieser Zeilen das Wassser in die Augen treibt und mein Herz zerreist - der Tod wenn er den ohne Qualen in ein paar Tagen oder Wochen kommt, wird eine Erlösung sein. Für sie - nicht für mich! Ich würde meine Lebensjahre mit ihr teilen, wenn sie doch nur bei mir bliebe...
Und doch, würde ich mir niemals verzeihen, sollte ich meine Gelübbde brechen und sie den Schläuchen und Stationen überlassen.
NEIN - ihre Hand werde ich halten, sie küssen und das letzte was sie spüren wird, wird meine Liebe sein.

Lieber Michael,
deine Zeilen haben mich tief berührt. Ich weine um euch, um eure Liebe.
Fühle dich in den Arm genommen von mir, es ist schön deine Liebe aus deinen Worten zu lesen.
Was kann ich sagen um dich zu trösten? Nichts.
Darum wünsche ich dir viel Kraft für den Weg der vor euch liegt. Laß deine Liebe dein Handeln leiten, ich bin sicher du wirst alles richtig machen. Es tut mir so leid für euch - ich wünschte ich könnte euch helfen.
Alles Liebe Sira

DANKE Sira für die lieben Zeilen von Dir...
es tut gut in diesen Momenten Worte zu lesen, die einen trösten - auch wenn es manchmal keine Sätze gibt, die einem einfallen. Selbst meinen besten Freunden fällt dies derzeit schwer. Es sind die Gedanken, die zählen.

Meine, Deine, Eure...

Für mich ist derzeit das schlimmste, das ich mehr um den lebensgefährlichen Zustand weiss, als meine liebe Partnerin. Und ich soll/darf ihr nicht die akute Gefahr erklären. Wahrscheinlich würde sie es auch nicht verstehen - und wenn doch, das kann ich ihr auch nicht antun.

Also schweige ich - lächel wenn ich kann - fühle mich aber irgendwie als Verräter. Möge sie mir dies verzeihen...

Liebe Sindy,
eine Sepsis ist eine Blutvergiftung. Dies bedeutet, daß viele Bakterien ins Blut gelangen.
Ein septischer Schock kann die Folge einer Sepsis sein. In der Regel wird er durch das "Leichengift" getöteter (durch ein Antibiotikum) Bakterien verursacht. Es müssen aber schon ziemlich viel Bakterien vorhanden sein. Woher die so plötzlich kommen können, weiß ich allerdings nicht.
Sicher kann Dir der Arzt im Krankenhaus nähere Auskunft geben.
Mir scheint, daß Du Deinen Humor nicht verloren hast. Das ist gut so.
Natürlich ist der Krebs extrem dumm, wenn er seinen Ernährer umbringt. Er hat halt nicht denken gelernt. Allerdings gibt es sehr viele Schmarotzer (Bakterien), die sowas tun. Denk an Krankheiten wie Pest, Tuberkulose, Lungenentzündung, Diphtherie u.v.a. in früherer Zeit.
Dein Bruder hat dem Krebs "eins ausgewischt" und hat ihm nicht die Herrschaft über sich erlaubt.
Ich glaube, daß dies der leichtere Weg für Deinen Bruder war.
Ich wünsche Euch, daß Ihr alle das auch so sehen könnt, trotz Trauer und Schmerz. Heilungen sind bei Lungenkrebs nicht gerade häufig.
Liebe Grüße
Rudolf

Danke Rudolf,
das ist ja wirklich interessant was du mir darüber schreiben kannst.Ich habe vor drei Tagen noch den Patologen aufgesucht der meinen Bruder untersucht hat, und auch er hat mir das gleiche erzählt. Egal was in dieser O.P schief gelaufen ist oder nicht es war für meinen Bruder das beste denn er hatte noch viele andere Metastasen in der Wirblesäule und in den Knochen , das hat mir der Patologe erst jetzt mitgeteilt. Nun habe ich dadurch das Gefühl es war so am besten denn mein Bruder hätte noch sehr viel erleiden müssen und ist nun dem allen entkommen.Er fehlt mir sehr und ich bin trotzdem hier noch sehr oft denn im Augenblick bin ich mit dieser Geschichte noch nicht ganz fertig.
Danke für Deine Wünsche ich bin Gott sei Dank nicht alleine , habe eine liebe Tochter die mich tröstet. Ich werde auch wieder im nächsten Jahr versuchen das Leben neu anzugehen einfach mit noch mehr Humor und nie vergessen, daß es vieles im Leben nicht lohnt sich aufzuregen. Denn jeder Tag könnte der letzte sein. In diesem Sinne wünsche ich dir auch alles Gute und hoffe du selbst bist nicht betroffen.
Liebe Grüße Sindy