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Alt 17.06.2010, 16:01
TanjaBr TanjaBr ist offline
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Registriert seit: 17.06.2010
Beiträge: 3
Standard Plötzlicher Krebstod der Schulfreundin - Ergebnis des eigenen Frauenarztbesuchs

Hallo,

irgendwie hat mich mein Weg in Euer Forum geführt. ich muss mir das Alles mal von der Seele schreiben.
Am 11. Mai ist meine Schulfreundin mit 43 an Gebärmutterhalskrebs gestorben (ich kannte sie, seitdem ich 10 war). Sie hat seit 1994 in Korsika gelebt (sie stammt aus einer reichen Familie mit sehr sehr zweifelhaften Familienverhältnissen). Nachdem sie in Deutschland als Pilotin gemobbt worden ist, hat sie gekündigt und ist nach Korsika gezogen, wo sie z.T. die Häuser des Vaters verwaltet hat, z.Teil viel gehandwerkert hat, wunderbare Gemälde gemalt hat, aber sich nicht mehr in unserem normalen Arbeits- und Leistungssystem befand.
Sie hat mir gegenüber mal erwähnt, dass vor 8 Jahren (vor 10 Jahren?, wir können das nicht mehr genau rekonstruieren) der HPV-Virus bei ihr festgestellt wurde (das muss es gewesen sein), ich meine aber, sie hatte schon von Gebärmutterhalskrebs gesprochen. Das wollte sie alternativ behandeln lassen, darum hatte sie ihren Vater um Geld gebeten.
Ich habe diese Aussage ein wenig vergessen bzw. beiseite geschoben, sie war in Korsika ja weit weg und kam meistens nach Deutschland, um zu Familienaufstellungen u.ä. (bis hin zu Schamanen) zu gehen. Ihre Familengeschichte ist ziemlich schlimm, muss man dazu sagen, doch sie hat daraus auch einen Lebensinhalt bzw. eine Wissenschaft gemacht. Ich selbst war hier auch mit meinen eigenen Sorgen (Trennung vom Mann, Mobbing im Job etc. etc.) beschäftigt.
Im Dezember 2009 war sie das letzte Mal hier in Düsseldorf, wir haben da u.a. über ihre Webseite (zur Promotion ihrer Bilder) gesprochen, das Projekt dann im Januar diesen Jahres per Email und Telefonaten weiter geführt. Eigentlich bis Ende Februar. Dann begann der Austausch über die Arbeit an der Webseite abzureißen, bei meinem Nachfragen per Mail und auch per Telefon kam dann eine Email, in der sie über ihre höllischen Hüftschmerzen, Blutungen sowie ihre Energiearbeit damit gesprochen hat. Wir haben uns auch darüber ausgetauscht, ich habe auch versucht, so gut es ging, ihr aus der Ferne beiseite zu stehen (ob sich jemand um sie kümmert, ob sie ggfls. jemand noch über den Borreliosetest hinaus zu einer anderen Untersuchung fahren kann, etc. etc.- Borreliose, wieder dieser Selbstbetrug, das ist mir aber jetzt erst klar ).
Auf Anrufe meinerseits hat sie dann später auch nicht mehr richtig reagiert, bzw. versprochen, dass sie mich anruft, es aber nicht getan.
Ich muss auch zu meiner Schande gestehen, ich war dann eine Weile mit meinen eigenen Sorgen hier beschäftigt.
Anfang Mai kam dann die erschütternde Mail von ihrem Halbbruder: sie war bereits in Deutschland, noch im Krankenhaus in Halle/Saale, danach wohl (wie sich später herausstellte, zum Sterben entlassen) zu einer Freundin, die auch Pflegerin ist, nach Nürnberg. Ich war in der ersten Maiwoche bei ihr in Nürnberg, wir konnten noch ein wenig sprechen, ich konnnte für sie da sein, ohne Vorwürfe, einfach nur für sie da sein. Bei meiner zweiten Reise war ich ein paar Stunden zu spät, sie war vor meiner Ankunft gestorben. Was ich noch für sie tun konnte, war ihr eine Hose anzuziehen, bevor das Beerdigungsinstitut sie in den Sarg gelegt hat.
Über Einzelheiten des ganzen Drumherums, dass sie Geld, wertvolle Dinge und Grundstücke hinterlassen hat und dass dort jetzt das Gefleddere um ihre Hinterlassenschaften losgeht, will ich mich gar nicht weiter auslassen.


Eine andere Reaktion von mir auf ihre Krankheit, ihren schnellen, gnadenvollen Tod, ihren offensichtliche Verdrängung, dass es noch andere Wege als eine Total-OP gegeben hätte, war, mich selbst erneut bei meiner Frauenärztin anzumelden (bin ja selbst bis zum letzten Sommer viele Jahre nicht da gewesen). Denn die hatte da etwas gefunden (das habe ich auch verdrängt), was ich eigentlich im letzten Winter hätte nachkontrollieren müssen.

Tja und jetzt sagt mir die Ärztin einerseits zwar eine Entwarnung (HPVirus Pap II), andererseits hat sie einen Knoten an der Gebärmutter gefunden, der nach der Periode nicht kleiner geworden ist und ausgeschabt werden sollte. Außerdem hat sie von der Möglichkeit einer Total-OP gesprochen.

Super habe ich mich gefühlt, nachdem ich aus der Praxis 'raus bin.
Wir haben alle irgendwie versucht, Sabines Entscheidung (sich nicht schulmedizinisch behandeln zu lassen) irgendwie zu verstehen. Sie hatte in Korsika dort lebende Ärzte zum Freund. Es soll aber eine Freundschaft daran zerbrochen sein, weil sie sich nicht behandeln lassen hat, es sollen sogar Worte wie "dann krepier' doch" gefallen sein.

Und wenn ich ehrlich bin, habe ich mich insofern etwas 'schlauer' als sie gefühlt, da ich die Schulmediziner nicht, so wie sie, grundsätzlich als "perverse Al-Kaida-Verbrecherbande" (O-Ton in einer ihrer letzten Emails) sehe, sondern zwar auch so meine Meinung über Ärzte habe (habe zuletzt schon wieder so einiges mit Ärzten und Fehldiagnosen erlebt).
Ja und jetzt widerfährt mir, ausgelöst durch Sabines Tod, der immer noch wie ein großes Fragezeichen über allem schwebt, eine ähnliche Geschichte?
Als ich aus der Praxis meiner Frauenärztin 'raus bin, wurde mir klar, ich würde doch noch gern, wenn möglich, Last-Minute-Mutter werden (ich liebe Kinder - und sie mich).
Sabine wusste davon (ob sie selbst, wo sie gegenüber Babys immer eher aufgeregt und abweisend reagiert hat, u.a. da sie selbst keine glückliche Kindheit hatte, noch gern hätte Mutter werden wollen, und sich da in irgendetwas hineingesteigert hat, zu der Zeit als der HPV-Virus u.U. auch minimalintensiv behandelbar gewesen wäre, können wir heute nur vermuten).

Dass ich jetzt aber selbst ein wenig durcheinander bin... kann mich jemand verstehen, wo ich doch selbst noch gar keine schlimme Diagnose habe?

Gruß,

Tanja
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  #2  
Alt 17.06.2010, 18:46
Kerstin N. Kerstin N. ist offline
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Beiträge: 463
Standard AW: Plötzlicher Krebstod der Schulfreundin - Ergebnis des eigenen Frauenarztbesuchs

Liebe Tanja,

erst einmal ein Willkommensgruß von mir.

Ich komme zwar aus einer anderen Ecke des Forums, aber ich will trotzdem versuchen dir zu antworten, was gar nicht so einfach ist.

Zuerst einmal: deine Erkrankung hat nichts(!) mit der, deiner Schulfreundin zu tun. Du solltes deinen Kinderwunsch mit deiner Ärztin besprechen oder dir eine 2. Arztmeinung einholen.

Was für einen Knoten hat die Ärztin bei dir gefunden? Da gibt es ja Vielerlei.

Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, daß eine regelmäßige Krebsvorsorge sehr wichtig ist. Ich war heute selber bei meiner Gynäkologin. Ich habe derzeit Probleme mit einem verkürzten Zyklus. Da ich 47 Jahre alt bin, ist das ja nicht unbedingt ungewöhnlich. Aber ich habe es vorsichtshalber kontrollieren lassen. Die Ärztin stellte eine Zyste am Eierstock und kleine Myome in der Gebärmutter fest. Alles weiter nicht schlimm. Jetzt bin ich doch beruhigt.

Das, was das Freundin da gemacht hat, ist natürlich ein richtiger Hammer. Grundsätzlich finde ich es sehr daneben Ärzte mit Terroristen zu vergleichen. Einfach ohne Worte.

Deine Freundin hat für sich die Entscheidung getroffen) sich nicht schulmedizinisch behandeln zu lassen. Welche Gründe sie auch gehabt haben muß, sie hatte ihre Konsequenzen daraus getragen. Sehr traurig finde ich das und für mch nicht nachvollziehbar. Aber, wie gesagt, es war ihre Entscheidung.

Dabei ist ein rechtzeitig erkannter Gebärmutterhalskrebs gut zu behandeln und kein Todesurteil.

Bei allem Respekt vor allternativen Heilmethoden, die ich nicht grundsätzlich ablehnen möchte, aber Krebs gehört von einem richtigen Arzt behandelt. Punkt. Allternative Behandlungsmethoden können unterstützend eingesetzt werden(das ist ja auch oft eine Glaubensfrage). Aber niemals stattdessen!

Ich wünsche dir alles Gute für die Zukunft und hoffe, du gehst jetzt regelmäßiger zum Arzt.

Kerstin
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  #3  
Alt 17.06.2010, 19:55
TanjaBr TanjaBr ist offline
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Registriert seit: 17.06.2010
Beiträge: 3
Standard AW: Plötzlicher Krebstod der Schulfreundin - Ergebnis des eigenen Frauenarztbesuchs

Danke, Kerstin, Deine Worte haben geholfen.

Meine verstorbene Schulfreundin war in vielen Dingen auch sehr weise, nur was den HPV-Virus angeht, da hat sie einfach Scheiße gebaut.
Ich lasse mir das eine Lehre sein und werde auch eine zweite Meinung einholen, mich außerdem mal schlau machen, was es alles so an minimalinvasiven Behandlungen in dem Bereich gibt.
Es ist nur so, sie war wichtig in meinem Leben, ich und noch ein paar andere "arbeiten" immer noch ein wenig daran, dass sie ihr Leben so verspielt hat. Sie, die immer eine superstarke und interessante Frau war, in Beziehungsangelegenheiten immer gute Ratschläge geben konnte, macht so einen Mist.
Das zieht einem auch ein wenig Grundvertrauen in andere Dinge weg, wenn das jetzt verständlich 'rüber kam.

Danke und Gruß,

Tanja
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  #4  
Alt 17.06.2010, 20:56
Kerstin N. Kerstin N. ist offline
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Registriert seit: 13.03.2007
Beiträge: 463
Daumen hoch AW: Plötzlicher Krebstod der Schulfreundin - Ergebnis des eigenen Frauenarztbesuchs

Hallo,

sicher war deine Freundin eine starke Frau. Was auch immer sie bewogen hat einen solchen Weg einzuschlagen, es gehört auch immer Mut dazu. Vielleicht hatte sie auch Angst vor einer Operation mit anschließender Chemotherapie. Wer weiß...

Ich kann mir sehr gut vorstellen, daß sie dir fehlt.

Gut, daß du dich entschieden hast eine 2. Meinung einzuholen. Das finde ich richtig und mache es auch immer so.

Ich wünsche dir von Herzen alles Gute!

Kerstin
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  #5  
Alt 18.06.2010, 13:28
TanjaBr TanjaBr ist offline
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Registriert seit: 17.06.2010
Beiträge: 3
Standard AW: Plötzlicher Krebstod der Schulfreundin - Ergebnis des eigenen Frauenarztbesuchs

Danke, Gretel,

für Deinen Kommentar.
Ich habe gerade gestern noch mit meinem Exmann (russischer Arzt, hier OTA in Aachen) telefoniert, der hat mir direkt einen vertrauenswürdigen FA am Düsseldorf-Gerresheimer Krankenhaus empfohlen (er war selbst als Schüler dort), . Ich gebe sehr viel auf seine Meinung, wir haben uns u.a. über die Vorgehensweise bei einer evtl. Bauchspiegelung unterhalten. Ich werde dort in der gynäkologischen Abteilung gleich mal anrufen.

Gruß,

Tanja
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