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  #1  
Alt 06.03.2015, 17:59
Solonley Solonley ist offline
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Unglücklich Es muss mir doch gut gehen

Hallo zusammen!

Ich komm grad irgendwie in meinem Kopf nicht mehr klar, ich muss mich mal bei euch ausheulen...

Letztes Jahr im Sommer stellte man zufällig einen Tumor (5x2,5 cm) im Oberschenkelknochen fest, dieser wurde mittels Kürettage entfernt und Defektauffüllung durch eigenen Knochen aus dem Becken. Soweit so gut. Keine Chemo, keine Bestrahlung (wäre bei der Art von Tumor wohl eh nicht so erfolgreich) Das Ding war weg aus meinem Körper, ich erholte mich von der OP. 6 Wochen Krücken, bis ich wieder richtig laufen konnte, dauerte es noch ein paar Wochen länger. Ich hab erst nach der OP begriffen, was überhaupt los ist/war, ich bin bis heute der Meinung, der Arzt hat mir vorher nichts davon erzählt, dass der Tumor bösartig ist (hat er aber wohl doch, als ich bei ihm war um das Biopsieergebnis zu erfahren). In den 6 Wochen auf Krücken und auch die Zeit danach viel ich in ein seelisches Loch, ich hatte Gedanken in meinem Kopf, die gehörten da nicht hin, sie machten mir Angst...mittlerweile sind diese Art von Gedanken wieder weg.

Anfang diesen Jahres hatte ich meinen ersten Nachsorgetermin, MRT, Röntgen, soweit ist alles gut verheilt, keine eindeutigen Anzeichen auf ein Rezidiv. Körperlich geht es mir sehr gut, ich kann wieder Sport machen, eigentlich mein Leben so leben, wie vor der ganzen Sache. Klar, manchmal merke ich halt noch, dass da operiert worden ist. ABER, ich krieg das alles nicht verarbeitet. Ich habe in den letzten Monaten über 10kg abgenommen, obwohl ich an meiner Ernährung nichts geändert habe, ich habe teilweise richtig depressive Phasen ,ich kann nicht weinen,ich bin nach außen hin total überdreht (ich überspiele viel), in meinem Kopf dreht sich alles nur um das eine Thema. Eigentlich sollte es mir doch gut gehen, oder? Ich schaffe es nicht nach vorne zu blicken, ich trete innerlich auf der Stelle, bin ständig am grübeln, schlafe schlecht, kann mich zur Zeit selbst nicht leiden... Von Leuten, die wissen was los war, bekomme ich zu hören, ich soll mich nicht so anstellen, es ist jetzt alles weg und alles gut, ich bin geheilt (bin ich das ?) , das Leben geht weiter, schau nach vorn...

Wisst ihr was ich meine? Was kann ich nur dagegen tun??? Ich will wieder mit Freude mein Leben genießen!

LG Solonley
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  #2  
Alt 09.03.2015, 09:29
Paula13 Paula13 ist offline
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Standard AW: Es muss mir doch gut gehen

Liebe Solonley,
was Du beschreibst, hört sich ja nicht gut an.
Ich kann sehr gut nachvollziehen, wie es Dir geht. Bei mir ist es phasenweise ähnlich.
Ich hatte eigentlich auch Glück, was den Krebs angeht. Er hätte zwar eher (oder auch bevor er "richtiger Krebs" wurde), erkannt werden können, wenn meine Gyn nicht so geschlampt hätte. Aber trotzdem war es bei mir glücklicherweise auch mit einer OP getan, und ich brauchte keine Nachbehandlung.
Meine OP war im November 2013. ich arbeite seit Januar 2014 wieder, war inzwischen im Urlaub, bin auch - bis auf ein Lymphödem - wieder fit. Eigentlich alles gut.
Trotzdem haben ich mittlerweile so ein Loch...
Darf ich Dich fragen, ob Du eine AHB oder Reha hattest? Und warst/bist Du in psychologischer Behandlung?
Liebe Grüße
Paula
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  #3  
Alt 10.03.2015, 16:15
Solonley Solonley ist offline
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Standard AW: Es muss mir doch gut gehen

Hallo Paula!

Vielen Dank für deine Antwort!!!

Ich hatte weder Reha noch AHB. Hatte OP, eine Woche KH-Aufenthalt, 6 Wochen nix tun und dann 12x Physio, eigentlich nur 6x, aber ich war die Sache wohl zu stürmisch angegangen und habe dann nochmal ein Rezept für 6x von meinem HA bekommen.
In psychologischer Behandlung war und bin ich auch nicht. Man hat mir in der Richtung aber auch nichts angeboten. Nur meine Physio meinte mal bei einer Behandlung "Ich glaube, du hast Hilfe nötig". Allerdings schob sie gleich den Satz hinterher "Wird schon wieder, Kinder bekommen das auch"...danach hab ich dann immer mein bestes Strahlelächeln aufgesetzt, wenn ich zu ihr musste und war froh, wenn ich bei einem anderen Therapeuten war.(zumal sie mit der einen Aussage etwas falsch liegt).
Warst du in psychischer Behandlung? Wenn ja, hat es dir geholfen?
Wie geht deine Familie damit um, bzw. mit dir? Hilft es dir, über die Krankheit und die Behandlung zu sprechen?

Ich gehe nicht arbeiten. Hab hier zuhause noch einen kleinen Zwerg rumflitzen ;-) und nachmittags kommt noch eine Zwergin dazu, wenn der Kiga vorbei ist. Zur Zeit muckel ich viel an unserem Bald-neuen- Zuhause und versuche so irgendwie alles angestaute dort abzulassen und ich versuche mich durch die ganzen Arbeiten dort abzulenken. Aber irgendwie scheint mein Plan in der Richtung nicht aufzugehen. Ich hab Angst, dass meine heile Welt bald zusammen bricht und jeder weiß, was Sache ist

Darf ich fragen wie alt du bist?

ganz liebe Grüße
solonley
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  #4  
Alt 11.03.2015, 09:46
Paula13 Paula13 ist offline
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Standard AW: Es muss mir doch gut gehen

Hallo Solonley,
das mit dem ablenken verstehe ich gut. Ich mache das ähnlich, auch wenn es vermutlich nicht der richtige Weg ist...
Ich kann schwer mit dem ganzen kram umgehen. Auch weil die Krebserkrankung noch eine alte Baustelle bei mir aufgerissen hat.
Ich fühle mich momentan wie aus dem Leben gerissen. Ich arbeite (voll), mache Sport, viel an Haus und Garten, erfülle alle meine Pflichten, bin aber total leer dabei. Das was mich früher von innen angetrieben hat,,ist weg. Jetzt läuft alles automatisch.
AHB und Reha hatte ich auch nicht. Ich war vor einigen Jahren mal zur Kur und fad das wenig hilfreich. Musik- und Ergotherapie sind nicht mein Ding. Außerdem war ich froh, als,ich nach dem KH wieder nach Haus konnte. Ich habe dann schnellstmöglich wieder angefangen zu arbeiten.
In Behandlung beim Psycho-Onkologen war ich vergangenes Jahr. Das war schon sehr gut. Ich dachte am Ende auch, dass ich es allein schaffen werden. Ich wusste nicht, dass es mich jetzt wiede einholt. Und die von der KK genehmigten Stunden sid verbraucht. Also ist da nichts mehr zu machen.
Wäre das denn vllt. Eine Option für Dich? Schau doch mal,ob es in Deiner Nähe einen Psycho-Onkologen gibt...?
Ich rede eigentlich mit meinem Umfeld nicht darüber. Bei der Arbeit habe ich nicht erzählt, was ich hatte. Ich fand, das brauchen die nicht wissen. Und es tut mir auch ganz gut, dass ich so einen unbelasteten Tag habe und mich oft fast normal fühlen kann.
Mein Partner ist mit der Sache iwie überfordert und spricht eh wenig. Der ist da keinengute Adresse. Abgesehen davon dass unsere Beziehung sowieso schon unter dem ganzen leidet.
Ich habe zwei Freundinnen mit denen ich reden kann. Einer hier aus dem Forum. Für die ich sehr dankbar bin.
Ach so, klar darfst Du Fragen: ich bin 46, also vermutlich um einiges älter als Du:-)
Kannst Du mit Deinem Umfeld über die Erkrankung sprechen? Oder magst Du das gar nicht?
Könntest Du Dir vorstellen, zu so einem Psycho-Doc zu gehen?
Liebe Grüße
Paula
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  #5  
Alt 12.03.2015, 12:47
Solonley Solonley ist offline
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Standard AW: Es muss mir doch gut gehen

Hallo Paula!

Du sprichst mir irgendwie aus der Seele...alles läuft nur noch Autopilot...
Ich denke, es gibt in einem Umfeld Menschen, mit denen ich drüber reden könnte, aber als es damals akut war (Diagnose, OP) war es hier ein verdammt schlechter Zeitpunkt diese Leute auch noch damit zu belasten und ich denke, dass ich vielleicht deshalb immer noch brav meinen Mund halte. Zumal habe ich in meiner Vergangenheit schon mal sehr schlechte Erfahrungen damit gemacht, mich jemanden anzuvertrauen, aber damals ging es um eine andere Sache, aber diese Sache belastet mich immer noch sehr und seitdem fehlt mir auch etwas der Mut, mich anderen gegenüber zu öffnen. Ich kann mit meinem Mann drüber reden, aber seit der letzten Nachsorge ist für ihn alles gut und das Thema erstmal durch.

Ich weiß nicht, ob ich zum Psycho-Doc möchte. Ich musste dort vor 2 Jahren schon einmal hin und diese Frau wollte mich mit Antidepressiva zudröhnen, damit ich anfange mit ihr zu reden. Ich empfand das damals als nicht richtig und als ich ihr dann sagte, dass ich die ADs nicht mehr nehmen möchte, brauchte ich auch nicht mehr wiederkommen...
Im Umkreis von 25km gibt es eine Psychoonkologin, aber da müsste ich die Kosten selber tragen...und die anderen sind noch weiter weg.

Der Gedanke, endlich mal alles rauszulassen, drüber reden, was im Kopf abgeht, was mich beschäftigt, was sich in den letzten Jahren angestaut hat (mein Leben war die letzten Jahre ziemlich turbulent), diese chaotischen Jahre ausarbeiten/verarbeiten, der Gedanke ist da, aber Mut fehlt...

Ja, du bist etwas älter als ich ;-) Ich bin erst 27.

27....und so fertig im Kopf... :-(

Genieß das schöne Wetter heute

Solonley
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  #6  
Alt 12.03.2015, 19:56
Mathias974 Mathias974 ist offline
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Standard AW: Es muss mir doch gut gehen

Hallo Solonley,

das mit dem Fertig sein kenne ich auch.
Kurz zu mir, Gallenblasen CA mit Lymphknoten Metastasen. 2 OP´s davon eine Radikal und 3 Wochen später 18 Wochen Chemo.
Die letzte Chemo war am 15.11.2013 und zu der Zeit ging es einigermaßen.
Seit gut einem Jahr ging es Bergab und mein Leistungsvermögen, lässt stark zu wünschen übrig.
Ich hatte eine tiefenpsychologische Therapie, schon vorher. War letztes Jahr zur AHB und werde auch dieses Jahr noch zur Reha fahren.
Mittlerweile bin ich 40 und seit einiger Zeit berentet. Die Fatigue und depressive Episoden gehören halt zu meinen Leben momentan.
Etwas zur Therapie, denn ein guter Therapeut/in arbeiten auch ohne Medikamente, denn was du nicht willst, musst du auch nicht nehmen.
Ist ein langer Weg das alles zu bewältigen und es erfordert viel Geduld.

Alles Gute
Mathias
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  #7  
Alt 13.03.2015, 12:15
Paula13 Paula13 ist offline
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Standard AW: Es muss mir doch gut gehen

Hallo Solonley,
das mit dem "brav den. Mund halten" geht mir auch so. Allerdings auch ein Stück weit gewollt. Ich möchte keine pflichtschuldigen und mitleidigen nachfragen a la "wie geht es dir?". Und wer das nicht erlebt hat, kann es auch nicht nachvollziehen. Und außerdem ist das Verständnis begrenzt, wenn man nicht krank aussieht und arbeiten geht. Da denken eh alle, dass man ja wieder gesund ist.
Und Geschichten über Krankheit will ja eh keiner hören.
Ich fühle mich seit der Diagnose wie aus dem Leben gebeamt. Als ob das alles nur noch neben mir statt findet, ich aber nicht mehr dazu gehöre. Ich erledige alle meine Aufgaben, wie vorher. Einfach weil ich es immer gemacht habe. Aber mir macht alles nicht mehr so richtig Spaß. Ich traue mich nicht mehr, etwas zu planen, weil es ja bei jeder vierteljährlichen Kontrolle schon wieder vorbei sein kann....
Es ist echt schade, dass Du mit der Therapeutin so schlechte Erfahrungen gemacht hast. Da kann ich gut verstehen,,dass Du das kritisch siehst. Aber auch da gibt es gute und weniger gute. Und ich kann mich Mathias nur anschließen: die Aktion mit den Medikamenten war blöd und echt nicht Standard. ich kann jedenfalls sagen, dass ich mit meinem Psych-onko sehr zufrieden war.
Es war. Nur etwas kurz, und da der Krebs auch nicht alles war, was ich zu verarbeiten hatte/habe....naja....
Momentan bin ich auch echt erschöpft. Bei der Arbeit ist super viel zu tun, zu Haus wartet auch nur Arbeit, mein Selbstwertgefühl hat sehr gelitten, und die Erkrankung wirkt sich sehr auf meine beziehung aus. Ich denke oft darüber nach, ob ich für meinen Partner vllt nur noch eine Last bin...er könnte ja noch alles verwirklichen, was er möchte...eben ohne mich.
Immerhin kommt jetzt das Frühjahr, was mir schon gut tut. Und heute ist zum Glück auch Freitag:-)
Liebe Grüße
Paula
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  #8  
Alt 15.03.2015, 15:42
Solonley Solonley ist offline
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Standard AW: Es muss mir doch gut gehen

Hallo!

Lust auf Mitleid hab ich genauso wenig wie du. Am Freitag traf ich eine Bekannte, wir laufen uns mehrmals in der Woche über den Wg (unsere Kindwer gehen zusammen in den KiGa) dameinte sie "Man, du siehst aber gut aus und so schön abgenommen hast du auch, das steht dir richtig gut. Du siehst super aus, wie hast du das gemacht???" Naja, ich überlegte kurz, ihr die Wahrheit zu sagen und entschied mich dann für, "Danke, mir geht es gut, Gewichtsverlust ging von ganz alleine" ...es war mir irgendwie auch total unangenehm. Klar, mich hatten schon so hier und da Leute auf den Gewichtsverlust angesprochen, aber so direkt und so hat es noch keiner getan.

Ich weiß gar nicht, ob ich dazu bereit bin, zu einem Psycho-Doc zu gehen und über meine Sachen zu reden, weil ich große Angst vor dem habe, was dann alles in mir aufgewühlt werden kann. Ich will das nicht alles nochmal innerlich durchmachen und dem allen nicht stand zu halten...

Wie haben bei euch die Familie/Freunde eigentlich reagiert, als ich gesagt habt, dass ihr Krebs habt?

LG
Solonley
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  #9  
Alt 15.03.2015, 22:40
Mathias974 Mathias974 ist offline
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Standard AW: Es muss mir doch gut gehen

Hallo Solonley,

zur Frage wie mein Umfeld reagiert hat.
Ich habe von vornherein mit offenen Karten gespielt, denn alleine die Behandlung bringt so einige Veränderungen mit sich. Irgendwann habe ich es so gehandhabt, dass ich alles was mir schadet, aus meinen Kreis entfernt habe. Denn letzten Endes habe ich mir das nicht ausgesucht.
Wichtig ist aber auch zu sagen, was du willst und was nicht.

LG
Mathias
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  #10  
Alt 15.03.2015, 23:20
Elisabethh.1900 Elisabethh.1900 ist offline
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Standard AW: Es muss mir doch gut gehen

Liebe Solonley,

Zitat:
Ich weiß gar nicht, ob ich dazu bereit bin, zu einem Psycho-Doc zu gehen und über meine Sachen zu reden, weil ich große Angst vor dem habe, was dann alles in mir aufgewühlt werden kann. Ich will das nicht alles nochmal innerlich durchmachen und dem allen nicht stand zu halten
Ehe die eigentliche Therapie beim Psychologen beginnt, hast du 5 probatorische Sitzungen. Diese dienen dem Therapeuten und dir, die gegenwärtige Situation zu analysieren. Erst danach wird festgelegt, ob eine Therapie begonnen wird oder auch nicht. Die Krankenkasse bezahlt Psychotherapien, gerade nach einer Tumorerkrankung.

Es ist meistens sehr schwer einen geeigneten Therapeuten, der einen freien Therapieplatz hat, zu finden.

Herzliche Grüße an dich,
Elisabethh.
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  #11  
Alt 16.03.2015, 10:10
Paula13 Paula13 ist offline
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Standard AW: Es muss mir doch gut gehen

Meine Umfeld...naja...nach der Diagnose war ich natürlich völlig geplättet. Auch weil meine Gyn mir das total unsensibel um die Ohren gehauen hat ("ich habe eine schlechte Nachricht für sie. Es ist leider ein Karzinom. Naja, dann OP, Gebärmutter raus und fertig. Brauchen sie etwas zum schlafen?").
Da ich weiß, dass mein Freund Probleme hat mit sowas umzugehen, war es schwierig für mich, ihm das zu sagen. Ob ich es meinen Eltern erzähle, habe ich zwei Tage lang überlegt und es dann getan. Die haben natürlich auch geweint. Aber sie waren und sind immer für mich da.
Meine mum hat es, vermutlich um selbst klar zu kommen, ihren Freundinnen erzählt. Als ich von denen welche bei der Beerdigung meiner Oma traf, ging mir dieses ganze "ach wie fruchtbar, wie geht's dir denn" sehr auf den Wecker. Ich habe dann beschlossen, es erstmal keinem zu sagen.
Mein Freund hat sicher leider nicht vollständig daran gehalten, aber das ist jetzt auch egal.
Bei der Arbeit habe ich es nicht erzählt. Da ich zum Glück keine anschlussbehandlung hatte, war das ja auch nicht unbedingt nötig.
Als ich die Diagnose bekam, war ich gerade einen Tag über die Probezeit, da wollte ich nicht gleich mit sowas kommen. Und ich möchte auch nicht, dass dort jemand meint, ich wäre nicht leistungsfähig oder zu bemitleiden.
Außerdem weiß man ja nie, ob man sich nicht beruflich nochmal verändern muss. Da ist es besser, das weiß keiner, finde ich.
Und ich bin auch ganz froh darüber. So habe ich bei der Arbeit ein Stück Normalität behalten.
LG
Paula
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  #12  
Alt 16.03.2015, 13:34
Ed1 Ed1 ist offline
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Standard AW: Es muss mir doch gut gehen

Hallo Solonley, wichtig ist, dass du einen Therapeuten findest, der auf deiner Wellenlänge ist. Ich habe auch gewechselt, denn wenn die Chemie mit dem Psychotherapeuten nicht stimmt dann ist es auch logisch, dass du dich verschliesst.
Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich nur sagen, dass reden mir sehr geholfen hat, um die angestauten Gefühle loszuwerden und zu verarbeiten. Ich habe sowohl Medikamente genommen - in der akuten Lebenskrise - und danach nur auf eine Gesprächsterapie umgestellt. Das ist ganz individuell aber einen Versuch ist es wert, man braucht einfach einen Ort, wo man sich auskotzen kann.

lg
ed

50, weiblich, NKZ
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  #13  
Alt 17.03.2015, 19:46
Solonley Solonley ist offline
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Standard AW: Es muss mir doch gut gehen

Hallo ihr Lieben!

Bei mir war es so, dass ich mich ja erst hinterher teilweise "geoutet". Ich habe die Diagnose so wunderbar verdrängt, dass ich felsenfest davon überzeugt war, dass es sich um einen gutartigen Tumor handelt und der Arzt mir versichert hätte, es ist wäre wirklich so. Im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass ich einen ziemlich Filmriss von dem Arztgespräch habe. Wegen meiner Einstellung habe ich vor der OP auch nur erzählt, dass es überhaupt keine schlimme Sache ist. So, als mir dann hinter die Augen aufgingen und ich es (mir wichtigen Personen erzählt) habe, kamen nur negative Reaktionen bzw. gar keine...
Familie/Bekannte haben es zur Kenntnis genommen
Meine Schwägerin hat den Vogel abgeschossen..."Sammelst du Arschkarten oder hast du einfach nur immer Pech?"
Niemand nahm mich mal in den Arm, niemand fragt ob er helfen kann, niemand war da zum reden, niemand fragte, wie es behandlungsmäßig weiter geht und niemand sieht, wie es mir wirklich geht...gut, ich mach ja einen auf gut-drauf, versuche mir nichts anmerken zu lassen.

@Elisabeth und Ed
Das ist die leider die Tatsache, einen guten Therapeuten zu finden, der einen freien Platz hat...aber was macht ein Therapeut, wenn der Patient nicht in der Lage ist, über seine Probleme zu reden? Da liegt ja schon mal mein erstes Problem...

Bis dann
Solonley
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  #14  
Alt 18.03.2015, 08:30
Ed1 Ed1 ist offline
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Standard AW: Es muss mir doch gut gehen

Hallo Solonley,
leider ist es einmal so, dass sich in Notsituationen die Spreu vom Weizen trennt - damit meine ich die Freunde. So bleiben dann nur die wirklichen Freunde übrig, auf die anderen kann man gut verzichten.
Manche trauen sich nicht zu fragen wie es weitergeht.... viele Erkrankte möchten zum Beispiel nicht darüber reden. Wichtig ist dass man offen und ehrlich über die eigenen Gefühle spricht, auch wenn es dir schwerfällt, das darfst du. Auf unsensible Menschen stösst man leider allzuoft, doch auch auf viele nette Menschen, oft Fremde, Kollegen oder Nachbarn, die mir mehr Verständnis und Mitgefühl entgegengebracht haben wie Freunde und Verwandte. Dafür bin ich sehr dankbar.

Ein guter Therapeut stellt Fragen, die du dann beantworten kannst und nach und nach öffnet man sich mehr, die Verbindung entwickelt sich und wenn man sich versteht dann gibt man auch mehr von sich preis und seinen Gefühlen. Du sprichst auch hier im Forum mit uns über deine Gefühle und wir verstehen dich gut, obwohl wir uns nicht kennen. Denke daran: der Therapeut ist da um dir zu helfen, er versucht sein Bestes, gib ihm eine Chance.


lg
ed
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  #15  
Alt 26.03.2015, 12:07
Solonley Solonley ist offline
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Standard AW: Es muss mir doch gut gehen

Hallo Ed!

Danke, für deine Worte!

Hier im Forum traue ich mich wohl drüber zu reden, weil ich mich hinter einem Bildschirm verstecken kann...verstehste du?!Und naturlich gibt mir auch der Gedanke Mut, dass es hier vielen so geht und deswegen eigentlich (hoffentlich) keine blöden Sprüche kommen.

LG
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