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  #1  
Alt 26.02.2012, 22:08
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard Wir werden uns wiedersehen...

Mein Verstand sagt mir zwar, dass mein Paps für immer gegangen ist... Tot, tot, tot! Aber ich kann es dennoch nicht begreifen. Zwar war ich bis zum Schluss an seiner Seite, habe mit meiner Mama seine Hand gehalten, sie gestreichelt, wir haben ihm leise gesagt, dass er gehen dürfe, wenn es so weit sei, dass wir ihn loslassen, weil wir ihn so lieben und ich habe mich bedankt, aber ich kann nicht glauben, dass er für immer physisch aus meinem Leben verschwunden ist.

Überall sehe ich Zeichen. Einen Sonnenstrahl, der mich blendet, einen Vogel, der für mich ein Lied singt. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass ich meinen Vater nie mehr in die Arme schließen kann, ihm nie mehr einen Kuss auf die Wange drücken werde, nie mehr über sein Haar streichle, nie mehr sein Schnarchen höre, wenn er im Sessel eingeschlafen ist, nie mehr in seine lieben Augen schauen werde. Alles Erinnerung!

Und obwohl ich das Gefühl habe, der Schmerz würde mich innerlich zerreißen, stehe ich jeden Morgen wieder auf, bereite für meine Lieben das Frühstück, fahre ab Dienstag wieder zu Arbeit und funktioniere. Und das Leben geht weiter, erbarmungslos! Aber warum sollte auch die Welt für alle still stehen, weil mein Vater gestorben ist?! Für mich steht sie still... Ich lebe derzeit außerhalb von Raum und Zeit. Unter meiner Trauerglocke. Nach außen bin ich stark und lächle, damit meine Tochter und mein Partner nicht vollends verzweifeln, aber in mir drin ist ein großes schwarzes Loch. Ein Abgrund. Und es zieht mich hinein in dieses schwarze Nichts. Ja, ich weiß, ich war dankbar, dass mein Papa gehen durfte. Dass wir nach seinem Tod das Fenster öffneten und seine Seele hinausließen, dass eine Windböe sich ins das Fenster setzte und meine Mama ihr Zeichen erhielt, dass alles gut sei. Ja, ich war befreit, da ich wusste, er würde nun nie mehr Schmerzen und Leid ertragen. Er würde ins Licht gehen und wäre wieder heil und ganz.

Aber nun merke ich, dass ich hier geblieben bin. Und ich bin nicht im Licht. Und ich habe Schmerzen. Die muss ich aushalten und willkommen heißen. Mich mit meinen Schmerzen an einen Tisch setzen und sie ertragen. Damit auch ich wieder heil werden kann. Und ich bin so müde, so unendlich müde. Eigentlich würde ich mich gern in mein Bett legen und schlafen und erstmal gar nicht mehr aufwachen. Die Geräusche stören mich. Es ist so laut um mich herum. Autolärm dringt durch die Fenster und kriecht in meine Ohren. Unangenehm! Ich will nicht hören! Ich will auch nicht die Augen öffnen, um feststellen zu müssen, dass er nicht mehr da ist. Dann sehe ich meine Mama und ihre Traurigkeit, die ich beinahe anfassen kann. Es tut mir so weh, sie so zu sehen. Es tut so unbeschreiblich weh und dennoch weiß ich, dass wir weitermachen müssen. Am Donnerstag hat meine Tochter Geburtstag und den müssen wir auch feiern. Aber ich mag nicht feiern und muss es doch tun.

Ich wünschte, ich könnte mich hinlegen und schlafen. Nur schlafen! Vielleicht könnte ich dann meinem Papa im Traum begegnen? Und ihn noch einmal sehen? So wie er war, bevor er krank wurde. Einmal noch ohne diese Schmerzen.

Gute Nacht
Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

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  #2  
Alt 26.02.2012, 22:34
MaPa15 MaPa15 ist offline
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Standard AW: Wir werden uns wiedersehen...

Liebe Miriam ,

erstmal mein aufrichtiges Beileid. Fühle dich ganz lieb gedrückt! Und dein Papa sieht sehr sehr sympathisch und lieb aus!!

Du schreibst mir aus der Seele, genau so geht es mir heute immer noch jeden Tag!!

Immer wieder seh ich so viel, was mit meinem Papa zu tun hat. ich seh ihn in soviele Sachen.
Immer wieder diese Gedanken, nur einmal noch
...... in den Arm nehmen
........ mit ihm Kaffe trinken
.........einmal mit ihm lachen
........noch einmal ihn mit seinen Enkeln spielen sehn
.........usw...

NUR NOCH EINMAL!!!!!!





Leider wird es diese noch einmal nicht mehr geben und ich begreife es nicht. Aber ich glaube fest daran, dass er immer bei uns ist und wir sehen ihn mit unserem Herzen!

Liebe Grüße Simone
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Papa kleinzelliges Bronchialkarzinom 05.2010, 4 Metastasen im Gehirn 07.2011, + 25.09.2011

Papa ich hab dich ganz doll lieb und du fehlst mir!!
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  #3  
Alt 27.02.2012, 01:34
Vivien Vivien ist offline
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Standard AW: Wir werden uns wiedersehen...

Mirilena

Ich glaube ich kann es nach voll ziehen wie du dich jetzt fühlst . Ich schrieb ja in meinem Beitrag zu meinem Neffen und Schwager ,das uns Mama vor 11 Monaten auch verlassen hat . Die ersten Monate war ich weit entfernt dies zu akzeptieren und wahr haben zu wollen. Und wenn ich bedenke das es noch zweimal auf uns zu kommt ...
Aber ich versichere dir ,in laufe der Monate wird der tägliche Umgang mit allem leichter werden .Und du wirst ein lächeln auf deinen Lippen haben und wissen ,das dein Paps immer bei dir ist. Auch weis ich das der erste Schmerz solch eines Verlustest auch körperlich weh tun kann. Aber Bitte,liebe Mirilena es wird leichter,glaub mir.

Ein nochmaliges herzliches Beileid sendet dir vom ganzem Herzen
Vivien
__________________
Lebe jeden Tag,als wäre es dein letzter
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  #4  
Alt 27.02.2012, 06:47
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Wir werden uns wiedersehen...

Liebe Simone und liebe Vivien,

danke! Irgendwie meint man immer, man sei der einzige Mensch auf der Welt, der so einen Verlust erlitten hat und dann lese ich hier von Menschen, denen das Schicksal oder das Leben sehr viel mehr aufgebürdet hat, die selbst an Krebs erkrankt sind und kleine Kinder haben, die nicht wissen, wie sie es ihren Kindern mitteilen sollen...

Dann komme ich mir ein wenig egozentrisch vor, aber ich bin ja nur ich und ich kenne nur meine Gefühle. Damit ich das auch so schreiben darf, was ich empfinde und nicht meine Tochter oder meinen Freund belaste, bin ich hierher gewechselt vom Angehörigenforum. Und es ist mir schwer gefallen... Der Titel "Hinterblieben, aber wo?" ist wirklich mehr als treffend. Da bin ich nun und weiß nicht so recht, wo ich eigentlich bin. Als Angehörige hatte ich immer noch Hoffnung in mir, irgendwo versteckt. Als Hinterbliebene ist diese Hoffnung mit meinem Vater gestorben, doch ich weiß, dass mein VAter sich gewünscht hätte, dass ich weitermache und die Nase in den Wind halte. Mich nicht verkrieche und verstecke. Und da wir alle nur dieses eine begrenzte Leben haben, sollte ich auch jeden Tag nutzen und all das Schöne in der Welt sehen. Jede Blume, jeden Grashalm, jedes Blatt. Oh Gott, bin ich froh, dass der Frühling naht!!! Dass es früher und länger hell draußen sein wird...

Ich weiß, es wird auch besser werden und bisweilen kann ich jetzt schon wieder lächeln und auch lachen. Aber wenn ich allein bin, dann kommt es mir vor, als würde eine große Welle von Traurigkeit über mich schwappen und mich mit sich spülen. Und es ist manchmal unverständlich für meine Umgebung, warum ich weine oder ins Leere starre.

Ich denke, ihr alle aber könnt das verstehen und findet euch in einigen Schilderungen wieder... Und ich finde mich hier in euren Schilderungen wieder und wenn ich lese, wie weit einige in ihrer Trauer bereits gegangen sind, dann freut mich das für diejenigen und auch für mich, weil ich weiß, dass auch ich das auf meine Art und Weise irgendwann geschafft haben werde und dann hat wird es mich bereichert haben...

Liebe Grüße
Miriam
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  #5  
Alt 27.02.2012, 08:38
Gianda Gianda ist offline
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Standard AW: Wir werden uns wiedersehen...

Liebe Mirilena,

hoffe kann ich hier auch ein bisschen schreiben.

Mensch so ein hübsche Papa. Mein Papa sieht fast auch so gut aus

Liebe Mirilena ich druck dich ganz, ganz fest.

Daniela
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  #6  
Alt 27.02.2012, 10:27
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Wir werden uns wiedersehen...

Liebe Daniela,

schreib, wann immer du magst! Mir hilft es ungemein. Ich muss dann ein wenig meine Gedanken sortieren und meine Gefühle benennen und dann fällt es mir leichter, mich selbst zu verstehen und auch in mich hineinzuhorchen.

Wie geht es deinem Papa? Gibt es bereits etwas Neues zu berichten?

Liebe Grüße
Miriam
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  #7  
Alt 26.08.2012, 07:01
joyme joyme ist offline
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Standard AW: Wir werden uns wiedersehen...

Liebe Miriam,

danke für deine Worte,die von meinen eigenen Mund kommen könnten!Du beschreibst deinen Schmerz so wie ich ihn fühle und lebe.Mein Schatz ist am 16. Mai 2012 an Darmkrebs gestorben (36.J),ich habe ihn gepflegt bis zum Schluss,er ist auch in meiner Wohnung gestorben.Wir haben 2 Jahre gekämpft und erst jetzt wird mir klar was ich da gemacht habe und vorallem wie.Es war nicht normal,mit so viel Kraft war ich da.Heute fehlt mir die Kraft,die Kraft mich zu spüren.Er war so ein wundervoller Mensch und ich vermisse ihn so sehr.Ich drück dich ganz fest und hoffe das wenigstens du es Schritt für Schritt schaffst das du ihn für dich gehen lassen kannst.Ich kann es noch nicht,zu viel ist passiert das ich jetzt fallen könnte.In Gedanken und positiver Energie bei dir!
LG Tanja
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  #8  
Alt 26.08.2012, 07:56
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Wir werden uns wiedersehen...

Liebe Tanja,

das tut mir unendlich leid, dass dein Partner gestorben ist. Viel zu jung! Und ihr habt gemeinsam zwei Jahre gekämpft. Das war sicherlich eine unheimlich anstrengende Zeit, jedoch auch sehr intensiv für euch zwei. Ja, es ist erstaunlich, wie viel Kraft man entwickelt, wenn man es will und auch muss... Man fragt sich wirklich, wo sie herkommt. Auch wenn du dich jetzt leer und müde fühlst, Tanja, dann sollst du dich daran erinnern, dass in dir sehr viel Stärke wohnt. Du hast Außergewöhnliches geleistet, denn heutzutage ist es eher selten, dass ein Mensch zuhaus in seiner Umgebung im Kreise seiner Lieben die letzte Reise antreten kann. Das hast du deinem Partner ermöglicht und warst an seiner Seite. Und als es Zeit für ihn war, seine letzte Reise anzutreten, da hast du ihn gehen lassen, auch wenn es dir das Herz zerrissen hat.
Ich denke, es ist alles noch sehr, sehr frisch bei dir. Deine Seele muss erst einmal begreifen, was du mit eigenen Augen gesehen hast... Das dauert seine Zeit. Meine Mutter beschreibt es ähnlich wie du...auch sie kann sich nicht mehr spüren. Sie konnte phasenweise nicht einmal weinen. Ganz langsam tastet sie sich ins Leben zurück, Schritt für Schritt. In ihr Leben, das sie nun allein führen und gestalten muss. Aber die Trauer ist unser ständiger Begleiter. Sie überkommt mich nicht mehr so hinterrücks, nun ja manchmal schon... Aber jetzt kenne ich sie und da ich mich von Anfang an auf sie eingelassen habe, ist sie mir schon sehr bekannt. Das bedeutet, ich bin ihr nicht mehr so ausgeliefert... Gestern Nacht allerdings bin ich in Tränen ausgebrochen, als ich mein Hörbuch gehört habe. "Hannes" heißt es und erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, der seinem Freund eine Art Tagebuch schreibt, da der nach einem Motorradunfall in einer Art Wachkoma liegt.
Tanja, lass dir Zeit und sei geduldig mit dir. Du hast einen unbeschreiblichen Verlust erlitten und mit diesem Ereignis wurde dir deine Vorstellung von eurer Zukunft weggenommen. Kein Wunder, dass du dich kaum mehr spürst. Zudem hast du dich zwei Jahre besonders intensiv auf deinen Partner konzentriert und all seine Belange in den Vordergrund gestellt. Dabei bist du wohl ein wenig "verloren gegangen". Aber ich weiß, du wirst dich wieder finden und dann wirst du dich auch wieder spüren.

Danke, dass du mir geschrieben hast!
Alles Liebe
Miriam
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  #9  
Alt 01.09.2012, 21:17
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Wir werden uns wiedersehen...

Und manchmal ist sie doch noch so übermächtig die Trauer und die Sehnsucht... und dabei dachte ich, dass ich beide ganz gut im Griff hätte. Aber Pustekuchen! Ich weiß gar nicht so recht, was heute mit mir los ist. Mir tut alles weh, am schlimmsten ist mein Kopf. Morgen werde ich meiner Mutter helfen, Papas Sachen auszusortieren... Ob deshalb diese Traurigkeit aus mir aufsteigt? Ich kann gerade nur heulen. Denke, dass wir dann ein Leben wegwerfen, weiß, dass es dumme Gedanken sind. Es sind nur Jeans, Hemden, Pullover und kein Leben. Und doch fühlt es sich so schrecklich an. Wenn ich jetzt schon so heulen muss, dann werde ich morgen keine große Hilfe für meine Mama sein. Ich gehe auch gerade so richtig in diese Trauer herein. Ja, ich umarme sie geradezu aber sie hat mich im Würgegriff und will sich gar nicht umarmen lassen. Und sie drückt ordentlich zu. Und sie lässt Bilder aufsteigen. Schöne Bilder und sehr schmerzhafte Bilder. Und wieder sind das diese Wünsche von dem "einmal noch, bitte ein einziges Mal noch" und die sind übermächtig. Ich dachte ernsthaft, ich sei darüber hinweg... Welch Trugschluss....Und in meinem Kopf pocht es, da helfen auch keine Kopfschmerztabletten. Nicht mal die gegen Migräne. Da hilft wohl gar nichts. Aber morgen ist ein neuer Tag und da sieht die Welt dann wieder anders aus und fühlt sich hoffentlich auch anders an...
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  #10  
Alt 01.09.2012, 22:13
monika100 monika100 ist offline
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Standard AW: Wir werden uns wiedersehen...

Hallo Miri,

gib dir Zeit, dein Vater ist doch gerade mal ein halbes Jahr tot, wie sollst du denn dann schon drüber weg sein? Wäre schön, aber so schnell geht das nicht. Und dabei finde ich schon, dass du dich unheimlich tapfer schlägst!

Morgen wird nochmal schwierig werden - meine Mama hat erst nach 2 Jahren angefangen, die ersten Sachen meines Vaters langsam aus zu sortieren und dann immer mal wieder ein Stück mehr, aber bis heute sind noch ein paar Sachen von ihm da geblieben - und mein Vater ist 9 Jahre tot.
Das muss jeder für sich selbst entscheiden, also setzt euch morgen nicht so unter Druck. An jedem Stück hängen Erinnerungen.

Ich schick dir mal einen rüber und eine große Packung - aber nicht alle aufbrauchen, auch mal zwischendurch lachen hörst du!? Und ich brauch auch noch welche.

Alles Liebe
Monika

Geändert von monika100 (01.09.2012 um 22:23 Uhr)
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  #11  
Alt 01.09.2012, 23:00
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Wir werden uns wiedersehen...

Ach Miri,
Ich möchte Dich jetzt nur in den Arm nehmen und Dir einfach über den Kopf streichen.
Du schaffst das sonst so super und jetzt darfst Du auch mal wieder schwach sein. Es ist doch erst ein paar Monate her und da bist Du noch nicht drüber hinweg. Glaub mir, ich weiß wie Du Dich fühlst. Gerade letzten Donnerstag hatte ich abends voll den Heulanfall, nur weil ich ein Stück von dem einen Lied gehört habe, dass ich mir für die Beerdigung meines Papas gewünscht hätte... Ich saß da, habe das Lied dann zig mal hintereinander angehört und nur geheult, war hinter her völlig fertig, sogar den ganzen Freitag noch.

und bei mir ist es nun schon ein Jahr her, schon, erst, keine Ahnung. Ich weiß nur, dass ich ihn so sehr vermisse, dass es mir immer noch das Herz zerreißt.

Die Sachen damals auszuräumen, das war wirklich der heftig. Ich konnte das kaum, alles aus dem Schrank nehmen, entscheiden, wer was bekommt und was wir weggeben. Es fühlte sich so falsch an.
Aber ich habe mir ein paar Kuschelpullis mitgenommen, die Regenjacke und Jacken und Schuhe für meinen Sohn. Wenn ich jetzt die Sachen anziehe, denke ich immer ganz bewusst daran, dass mein Papa sie getragen hat.

Ich denke morgen ganz doll an Dich.
Und umarme Dich.
Carla
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Mein lieber Vati ist am 17.7.2011 um 16.30 Uhr in meinen Armen friedlich eingeschlafen.

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  #12  
Alt 15.04.2012, 21:25
sjarissa sjarissa ist offline
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Standard AW: Wir werden uns wiedersehen...

Liebe Miriam,

ein Gedicht für "Herzmenschen"

So ist das menschliche Herz,
es erlebt erst nach und nach,
was die Vernunft längst weiß.
Für den Verstand sterben die Toten
ein einziges Mal,
für das Herz sterben sie viele Male.

(René Juan Trossero)

Liebe Grüße

Sjarissa
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Der Tod ist der Grenzstein des Lebens, aber nicht der Liebe.

Guido * 25.12.1953 + 03.01.2012
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  #13  
Alt 16.04.2012, 09:46
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Wir werden uns wiedersehen...

Liebe Miriam,

schön, dass wir hier wieder in Ruhe schreiben können. Ganz lieben Dank an Dirk.

Deinen Film sehe ich mir gerade an. Ich glaube Dir, dass Du da weinen mußtest, als Du das gesehen hast. Die Filme wirken imme so echt, als wenn die Menschen gerade in diesem Moment wirklich da sind. Das ist viel schmerzlicher anzusehen als nur reine Bilder.

Leider habe ich von meinem Papa keine Filmaufnahmen. Meine Eltern haben in meiner Kindheit Filme gemacht (Schmalfilm ohne Ton natürlich). Leider haben sie sich dann irgendwann entschieden, dass alles wegzuschmeißen!
Ohne vorher etwas darüber zu sagen. Ich hätte diese Filme gerne auf Video oder DVD überspielen lassen, so viele Kindheitserinnerungen, so viele Dinge, die ich selber gar nicht mehr so weiß, einfach weggeworfen.

Nun habe ich nur die Fotoalben. Mein Bruder hat sogar seine Fotoalben (die Eltern haben immer für beider Kinder so was angelegt) dann irgendwann weggeworfen, weil er mit seinem alten Leben abschließen wollte.
Das kann ich echt nicht verstehen.

Mittlerweile kann ich die Fotos wieder anschauen, aber es fällt mir echt schwer.

So, nun schaue ich den Film weiter. Mein Internet ist leider seeeehr lahm...
Liebe Grüße
Carla
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  #14  
Alt 16.04.2012, 11:08
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Wir werden uns wiedersehen...

Liebe Carla,

ja, das mit den Erinnerungen ist so eine Sache... Mein Vater hat damals immer nur Dias gemacht. Sehr viel später fing er an, diese zu digitalisieren, doch da es eine Heidenarbeit war, wurden eben nur spezielle Aufnahmen digitalisiert. Ich habe mal zum Geburtstag ein Fotobuch (meine Kindheit) von ihm erhalten, dass er über Internet selbst zusammengestellt und kommentiert hat. Darüber habe ich mich riesig gefreut. Ich liebe Fotoalben! Auch von anderen Menschen schaue ich mir diese gern an und höre die Geschichten dazu. Es gibt solche Tage, an denen man das zelebrieren kann, oder?
Ich musste nach dem Tod meines Papas ganz viele Fotos anschauen... Weil ich ihn so sehen wollte, wie er aussah, als er noch gesund war. Ich hatte immer nur dieses ausgemergelte Gesicht vor mir, hohle eingefallene Wangen, riesige Augen... der Schmerz in natura...
Kann ich auch nicht verstehen, dass dein Bruder seine Alben vernichtet hat. Hoffentlich bereut er es nicht eines Tages.
Und Fotos finde ich einfach nur grandios!!! Eigentlich oft besser als Filmsequenzen, denn bei einem Foto muss man seine Erinnerungen mehr "bemühen";-)

Und der Film über das Krankenhaus, nun ja, vieles ist sicherlich sehr angepasst an das Image, das die Klinik sich verpassen möchte. Bei der Sequenz über die Palliativstation muss ich jedoch sagen, dass sie sehr gelungen ist! Und der Arzt Dr. Wittmaack ist wirklich ein großartiger Mensch genauso wie all die anderen Menschen, die dort arbeiten! Und ich möchte diesen Film halt so gern haben, weil es die letzten Bilder meines Vaters sind und er sich ja auch nicht merh fotografieren lassen wollte, weil er seinen Anblick so erschreckend fand...

Liebe Sylvie,

ja, ich bin auch froh!!! Dank Dirk!!! Auch sehr besonnen und auch nochmals danke für deinen Tipp per PN:-) Habe ich sofort umgesetzt!!!

Ich war gestern echt sehr überrascht, als ich den Film übder das FEK entdeckt habe. Erst dachte ich, es sei ein reiner Imagefilm (ist es ja letztendlich auch)... und dann sah ich auf einmal meinen Papa, wie er da so klein und ausgemergelt saß und lag. Und meine Mama, die erstaunlich ruhig sprach. Ein ganz merkwürdiges Gefühl. Ich glaube sogar, dass ich schon damals wusste, dass wenn der Film endlich geschnitten und ins Netz gestellt wird, mein Papa nicht mehr leben würde... So ist es ja auch geschehen. Ich kenne die Produktionsfirma und habe die gestern angeschrieben, dass ich den Webclip gern auf DVD hätte und auch weshalb. Mal schauen, ob sie antworten!

Bis später und liebe Grüße
Miriam

P.S.: Wetter in Schleswig-Holstein: brrrrr...kalt, aber Sonne, Sonne und Wolken!
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  #15  
Alt 17.04.2012, 10:09
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Wir werden uns wiedersehen...

Liebe Miriam,

Ich habe es tatsächlich noch geschafft, den Film anzuschauen trotz unseres lahmen Internets. Dein Papa wirkt da schon so zerbrechlich, das ist wirklich schlimm anzusehen. Es kommt mir aber auch sehr bekannt vor. Mein Papa war die letzten Tage auch so doll von dieser sch... Krankheit gezeichnet.

Deine Mama hatte ich mir ganz anders vorgestellt, weiß auch nicht warum. Deine Eltern strahlen aber trotz allem so etwas besonderes aus. Ich kann das schlecht in Worte fassen. So wie: wir stehen das zusammen durch.
Vielleicht genau das, was ich bei meinen Eltern so vermisst habe...

Ich hoffe, dass Du diesen Film wirklich von der Produktionsfirma bekommst. Oder wenigstens die Sequenz, wo Deine Eltern dabei sind.

Es ist sicher schwer, die Bilder anzusehen. Kann Deine Mama das überhaupt schon ertragen? Aber als Erinnerung würde ich den Film an Eurer Stelle auch gerne haben wollen.

Liebe Grüße
Carla
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