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  #1  
Alt 03.04.2019, 21:09
Heike47 Heike47 ist offline
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Registriert seit: 13.06.2018
Beiträge: 2
Standard Mein Partner hat mich nach der Kur verlassen

Es ist das Jahr 2019.
Ich habe nach einem schweren Jahr 2018 mit Chemotherapie, Bestrahlung, Operation, Antikörper und Antihormontherapie
einiges mitgemacht. Ich habe sehr viel geweint und mein Partner hat gesagt: Du bist ja nicht allein, wir schaffen das
gemeinsam. Alle Therapien habe ich im Nachhinein betrachtet erstaunlich gut weggesteckt. Ich war viel spazieren und auch sonst
immer auf den Beinen wenn es irgendwie möglich war. Doch nach meiner Kur hat mir mein Partner den Halt und den Boden
unter den Füßen weggerisssen. Er hat mich nicht vermisst als ich weg war, im Gegenteil, ihm ging es besser als ich nicht
da war.
Ich weine jeden Tag, finde keinen Halt mehr. Meine Freunde, die ich
in der Zeit mit meinem Partner sehr vernachlässigt habe, drehten mir größtenteils den Rücken zu. Sie haben sowas kommen sehen
und mich immer wieder davor gewarnt. Er wäre nicht genug für mich da usw. Ja, in der Chemozeit hätte ich mir gewünscht, dass
er auch mal zu mir nach Hause kommt. Doch leider sollte ich trotz Chemo und Bestrahlung nicht auf seinen Besuch hoffen. Er
blieb am liebsten bei sich zuhause. Es fiel mir zwar nicht leicht immer zu ihm zu fahren, aber ich wusste, dass ich dann
nicht allein bin und wenn ich bei ihm war ging es mir besser als allein zu sein.

Obwohl ich größtenteils nur am Wochenende bei ihm war, habe ich ihn mit meiner Empfindsamkeit und meiner traurigen Stimmung
zu sehr belastet. Es tut soo weh das zu hören. Ich habe gedacht, dass ich in seiner Gegenwart eher wenig von meiner Krankheit
erzählt habe und hätte gerne mehr erzählt aber er sagte mir mal irgendwann zwischendurch, dass er mir gerne die starke Schulter
bieten würde, die ich so sehr brauche, er das aber nicht bieten kann. Ich habe dann komplett zu gemacht und gar nicht mehr
erzählt. Das wiederum war auch nicht richtig in seinen Augen. Er meinte ich sehe nur schwarz oder weiß und ich sollte
nur nicht mehr so viel davon erzählen. Da ich ja eh die Empfindung hatte relativ wenig zu erzählen und er auch bei wichtigen
Nachsorgeterminen nicht nach dem Ergebnis fragte, habe ich nicht gewusst, was für ihn zu wenig oder zu viel war so das ich
nichts mehr erzählt habe. Ich wussste nicht wo die Mitte war.. Ich war so sehr mit meiner Krankheit und meinen Ängsten belastet
dass ich darüber nicht auch noch nachgedacht habe. Das ist nur ein Beispiel von vielen. Das ganze Jahr über war ich natürlich
sehr empfindlich. Habe längst nicht mehr so viel gelacht wie zuvor.

Und jetzt steht meine Welt still.
Ich habe ihn verloren.
Im Grunde habe ich fast alle verloren. Denn meine Freunde wollten mir helfen über ihn hinwegzukommen, aber ich habe weiter
geweint. Da sie meinten, dass sie gegen Windmühlen kämpfen, haben sie den Kontakt zu mir abgebrochen.
Nur ein lachender Mensch ist anscheinend ein guter Mensch.
Ich bin für alle zum Ballast geworden.
Das ist so als wenn man an einem Abgrund steht und wird noch geschubst..

Ich weiß gar nicht ob das alles hier hin gehört. Ist es vielleicht noch jemandem so ergangen?
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  #2  
Alt 03.04.2019, 22:42
Zoraide Zoraide ist offline
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Registriert seit: 20.04.2013
Ort: Rheinland-Pfalz
Beiträge: 483
Standard AW: Mein Partner hat mich nach der Kur verlassen

Liebe Heike47,
das klingt nach einer sehr harten und schweren Zeit.
Ich kann nur bedingt von eigener Erfahrung berichten -
in der Phase der Therapie haben sich viele Beziehungen "geklärt".
Freundschaften wurden enger und von manchen Menschen wurde ich befreit.
Das war damals schmerzhaft und mit unguten Gefühlen belastet. Heute bin ich froh, weil ich es heute - mit mehr Abstand - sehe, wie falsch für mich diese Freundschaften waren.
Wenn ich Deine Zeilen lese, sehe ich, dass die Beziehung zu diesem Mann sich überlebt hat. Das wirft einen auf sich selbst zurück - in einem Moment, wo man per se sehr verletzlich ist.
Auch gute Freunde - wenn sie noch so sehr bemüht sind - dürften überlastet sein. Wer hat schon Erfahrung mit einer lebensbedrohlichen Krankheit, einer schwächenden Therapie UND einer Trennung?
Ich würde meine Kraft zusammenkratzen und bei einem Psychoonkologen professionelle Hilfe erbitten, um Boden zu gewinnen und sich selbst zuwenden zu können.
Herzliche Grüße !
Zoraide

PS Es finden so einige ihr wahres Glück nach dem ganzen M***. Warum nicht auch DU?

Geändert von gitti2002 (04.04.2019 um 01:25 Uhr)
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  #3  
Alt 03.04.2019, 23:29
Heike47 Heike47 ist offline
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Registriert seit: 13.06.2018
Beiträge: 2
Standard AW: Mein Partner hat mich nach der Kur verlassen

Ich danke dir für deine Nachricht Zoraide
Ich bin schon in Behandlung und werde dort auch weiter machen.
Habe schon viele Vorschläge dort beherzigt.
Aber irgendwie ging es mir bisher nicht wirklich besser.
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  #4  
Alt 04.04.2019, 21:22
Ursus28 Ursus28 ist offline
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Registriert seit: 09.02.2018
Beiträge: 58
Standard AW: Mein Partner hat mich nach der Kur verlassen

Liebe Heike47,

Ich bin Angehörige eines krebskranken Patienten (mein Mann), der sich gerade für 8 Wochen in einer psychosomatischen Klinik behandeln lässt, weil es ihm psychisch sehr schlecht geht. Bei uns steht seit August seit 2017 das Leben auf dem Kopf, einfach eine Ausnahmesituation. Mein Mann hat psychoonkologische, psychotherapeutische und psychatrische Begleitung, damit er halbwegs mit der Situation klar kommt. Du schreibst, dass Du bereits professionelle Unterstützung bekommst, ich denke, dass ist ganz wichtig. Auch der Austausch mit Menschen, die in einer ähnlichen Situation sind, kann hilfreich sein (Thema Selbsthilfegruppe). Auch bei uns haben sich einst gute Beziehungen zu „Freunden“ abgekühlt, besonders schmerzhaft von denen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Das ist ok, denn es regt mich auf, wie unsensibel manche Menschen reagieren.
Jetzt beginnt einer neuer Lebensabschnitt für Dich und es kostet sicherlich viel Zeit und Geduld dadurch zu kommen. Das ist Deine Chance.
Mein Mann hatte im Frühjahr 2018 einen totalen Zusammenbruch und ich habe ihn auf Anraten in die Psychatrie gebracht. Er war dort 4 Wochen und wurde gut umsorgt und stabilisiert.
Was ich damit sagen möchte, ist, dass auch eine stationäre Maßnahme eine gute Möglichkeit sein kann, wieder zu sich finden - gerade, wenn man sich psychisch labil fühlt.
Ich wünsche Dir alles Gute auf Deinem Weg 😌
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  #5  
Alt 12.04.2019, 12:41
Erzsi Erzsi ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 02.09.2016
Beiträge: 159
Standard AW: Mein Partner hat mich nach der Kur verlassen

Liebe Heike,

Ich muss gestehen, ich bin sprachlos. Sprachlos ob der Lieblosigkeit und Gemeinheit Deines früheren Partners.
Es ist leider so, dass Krebs eine massive Belastung ist - nicht nur für den direkt Betroffenen, auch für Angehörige und Freunde. Viele können damit nicht umgehen. Ich habe mir während meiner Therapie oft gedacht, dass es für meinen Partner wahrscheinlich noch schwerer ist, weil er im Gegensatz zu mir, immer freundlich und positiv sein musste. Ich konnte mich wenigstens hängen lassen oder auch mal meine Wut rauslassen.
Aber ich will ihn nicht verteidigen. Ich möchte Dir nur raten, nicht darüber nachzudenken, was Du gesagt hast, ob Du ihn belastet hast, ob Du zu mutlos warst. Du warst in einer schweren Situation und hast Dich so verhalten, wie Du es gebraucht hast und wie Du Dich wohlgefühlt hast. Und das ist prinzipiell in Ordnung. Natürlich hast Du Dich auf Deine Krankheit und Dein Wohlbefinden konzentriert. Du bist an einer potentiell tödlichen Krankheit erkrankt. Dass Du dabei Rücksicht auf andere nimmst und Dich um deren Befindlichkeiten kümmerst, ist zu viel verlangt.

Es klingt furchtbar banal, aber Du musst in die Zukunft schauen. Du musst Dich auf Dich konzentrieren, auf Dein Wohlbefinden. Es ist leider so, dass sich bei einer solchen Erkrankung oft der Freundeskreis ändert oder dezimiert - manche können damit nicht umgehen, manche wollen nicht. Einige sind beleidigt, weil eine Kranke oft nicht die Zeit und Kraft hat, sich zu melden oder etwas zu unternehmen. Ich habe gelernt, dass man damit nicht hadern darf, sondern das einfach akzeptieren muss. Das ist wahnsinnig schwer - insbesondere, wenn es sich um den Partner handelt. Aber (auch wenn das jetzt noch banaler klingt): Jemand, der Dich während Deiner Therapie so schlecht behandelt hat, ist es nicht wert, dass Du ihm nachtrauerst. Der war schon vorher nicht für Dich da.

Mir selbst ist es glücklicherweise nicht so ergangen, aber ich habe auf der Reha gehört, dass viele Menschen nach Krebserkrankungen von ihren Partnern verlassen werden. Im Bekanntenkreis meiner Mutter habe ich das selbst beobachtet - nach mehr als 30 Jahren Ehe und 2 Kindern...

Ich kann Dir nur zwei Dinge raten:
1) Fahr auf Reha. Du brauchst Zeit für Dich und Zeit, wieder zu Kräften zu kommen - physisch und psychisch.
2) Nimm professionelle Hilfe in Anspruch - ein Psychotherapeut, ein Psychoonkologe... Jemand, der Dir in einer solchen Situation helfen kann. Denn das weiß ich noch aus meiner Studienzeit, als ich an einer Depression gelitten habe - in solchen Situationen braucht man einen Profi. "Normale" Menschen, Freunde, die es häufig sehr sehr gut meinen, stoßen da schnell an ihre Grenzen.

Es muss wie ein Hohn klingen, es ist aber nett gemeint: Geh raus, sieh Dir die Natur an, wie alles wieder blüht und sag Dir: DU HAST ES GESCHAFFT! Du hast eine sehr traumatische Erfahrung hinter Dir. Krebs ist ein furchtbarer Einschnitt. Natürlich hast Du nicht so gelacht wie vorher. Natürlich warst Du nachdenklich, traurig, besorgt. Und bist es sicher immer noch. Aber DU HAST ES GESCHAFFT. Überleg Dir mal, wie stark Du bist: Du hast diese Hammerdiagnose überlebt. Du hast Deine Therapie überlebt. Du stehst jeden Tag auf, obwohl der Krebs immer präsent ist, obwohl Du so wenig Unterstützung gerade von dem Menschen, der Dir am nächsten stand, erfahren hast. Ich hatte eine Zeit folgenden Spruch als WhatsApp-Status: "I am not Supergirl. But I am fighting Cancer. Close enough!"

Ich wünsche Dir alles Gute!
Erzsi
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  #6  
Alt 14.04.2019, 01:58
tiho09 tiho09 ist offline
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Registriert seit: 05.02.2013
Beiträge: 13
Standard AW: Mein Partner hat mich nach der Kur verlassen

hallo,
ich möchte dir sagen das aller wichtigste jetzt ist das es dir besser geht.. und alle die die gegangen sind.. sind das nicht wert nach ihnen zu weinen..sie waren auch nicht die richtige.. schau jetzt das du dich stärkst und neue freunde findest..eigentlich sind wir ja schon alle da.. .....
Ich habe noch schlimmeres erlebt..ich bin nicht nur von meinem mann verlasen worden sondern auch mein Sohn ist weg.. ich habe 7 operationen hinten mir chemo und bestralung und alles alleine überstanden..ja nicht ganz alleine den ich habe meinen verstorbenen Bruder um hilfe gebeten und natürlich gehe ich in die kirche so oft es geht.. Mein erste knoten 1998.. Arzte meineten das ist nur drüsen gewebe.. erst 2005 bin ich erste mal operiert.. meine letzte op war an der lunge als mich meine arzte aufgegeben haben.. aber ich habe mich nicht aufgegeben..und habe andere klinik gefunden als die mir hier sagten man kann nichts mehr tun.. in der andere hatte ich doch op bekommen und seit dem lebe ich noch mal 7 jahre und mir geht es ziemlich gut.. seit ihr nicht böse wegen groß un klein schreibung ich möchte das nicht das nervt mich.. ich möchte mich nicht unötig stressen..

Mädels ich möchte euh das auch noch sagen..wenn ein arzt agt man kann nichts mehr tun ..glaubt ihr das nicht bevor si nicht weiter gesucht habt.. den bei mir hat sich das gelohnt.. nach meine erste klinik hatte ich noch halbe jahr zeit gehabt..

Geändert von gitti2002 (14.04.2019 um 02:28 Uhr) Grund: private Daten
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