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Alt 06.02.2013, 12:23
El_Desparecido El_Desparecido ist offline
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Standard AW: Lungenkrebs - es sieht ganz und gar nicht gut aus.

Hey Miriam,

Zitat:
Zitat von Mirilena Beitrag anzeigen
...dass ich mir mittlerweile die Menschen aussuche, denen ich etwas geben möchte oder mit denen ich fühle...
Das ist sehr weise. Altersweise quasi, hrhrhr.
Welche Kriterien legst du denn dabei an?

Zitat:
Zitat von Mirilena Beitrag anzeigen
"Cedric, jeder Mensch sollte mit seinem Leben versuchen, die Welt ein kleines Stückchen besser zu machen."
Daran gibt es nichts, weshalb man dich auslachen müsste. Gleichwohl der kleine Lord mit seiner Metaphorik vielleicht etwas ausgelutscht, weil viel bemüht, ist.

Ich glaube, dass das einander helfen generell ein bisschen aus der Mode gekommen ist, weil der moderne 1. Welt-Mensch vermeintlich nicht mehr so sehr auf die Gemeinschaft angewiesen ist. Wir sind eben alle vergleichsweise steinreich und können uns Dinge und Dienstleistungen kaufen, die wir benötigen.

Meine Mutter kommt beispielsweise aus einer ganz anderen Welt. Das Dorf in den spanischen Bergen aus dem meine Mutter stammt, schien mir früher wie aus der Zeit gefallen und war es wohl auch. Als ich klein war gab es dort im ganzen Dorf genau ein Telefon, Strom zu haben war Glückssache und fliessend Wasser ohne eigenen Brunnen gab es nicht. Durch die Gassen knarrten Ochsenkarren und keine Traktoren und Autos sah man alle Jubeljahre. Die Menschen lebten und leben dort vorwiegend von dem was sie dem kargen Boden abtrotzen.
Und um zum Thema zurückzukommen: zum Beispiel war zur Erntezeit jeder auf die Gemeinschaft angewiesen. Der einzelne oder die einzelne Familie war logistisch gar nicht in der Lage das Korn oder die Kartoffeln einzufahren. Und so hat das gesamte Arbeitsfähige Dorf die gesamte Ernte gemeinsam eingebracht.

What goes around, comes around.
Es wird seinen Grund haben, dass es in so gut wie jeder Sprache eine Entsprechung dieser Redewendung gibt.

Man könnte denken: je reicher der Mensch, desto weniger ist er auf die Gemeinschaft angewiesen. Das ist in meinen Augen aber ein bitterer Trugschluß. Die Gemeinschaft ist nur abstrakter geworden. Steuern und Abgaben werden zur Finanzierung der Gemeinschaft herangezogen und werden so nicht mehr direkt als Gemeinschaftsleistung greifbar und fühlbar. Im Gegenteil, sie werden größtenteils als Belastung angesehen.
Etwas das der Dorfgemeinschaft meiner Mutter unabdingbar und notwendig ist, wird für uns eine Belastung. Schon bemerkenswert.

Hach, verklärende Retrospektive, sei mein Gast.

Geändert von El_Desparecido (06.02.2013 um 12:45 Uhr)
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