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Alt 04.11.2013, 00:26
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little_mermaid little_mermaid ist offline
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Standard AW: Mein liebster Papa fehlt mir so sehr - ein halbes Jahr danach

Zitat:
Zitat von Gina79 Beitrag anzeigen
Ich muss den Sinn des Lebens erst wieder finden. Ich weiß momentan überhaupt nicht wo ich stehe und ob das was ich jetzt gerade mache auch das ist was ich wirklich aus Überzeugung will. ICh bin seit Papas Tod sehr am Zweifeln.
...
Aber ich habe auch die Angst dass dieses Kartenhaus wieder einmal zerbricht wie es ja schon einmal plötzlich zusammengefallen ist und mir mein Papa genommen worden ist. Manchmal fürchte ich mich schon vor der Zukunft.
Wie gut ich dich verstehen kann.

Ich weiß auch nicht mehr, wo der Sinn des Lebens ist. Ich stehe auch vor so einer komischen Grenze - der 30. Geburtstag - und ich habe Angst. Ich wünschte mir wäre das Glück schon vergönnt, eine eigene Familie zu haben. Ich hätte mir so eine Familiengründung gewünscht, so vor drei, vier Jahren. Leider ist da alles bei mir bislang sehr schwierig gewesen, wenn ich mal jemanden gefunden habe, klappte es aus verschiedensten Gründen nicht. Die jungen Männer haben mich meist verlassen, da sie noch an alten Beziehungen hingen, die Gefühle nicht stark genug waren oder oder... Ich habe auch da so wenig Kraft mehr. Ich hab das Gefühl ich stehe an einem Tor zu einem Lebensabschnitt, den ich überhaupt nicht überblicken kann. Und ich fühle mich so scheiß alleine, obwohl ich ja noch meine Mama und meine Freunde habe. Bislang waren meine Eltern eben der feste Anker in meinem Leben, voran mein Papa. Es ist alles komplett ins wanken geraten.

Das "tragisch" ist ja, dass ich bis vor einem Jahr noch die totale Hypochonderin in der Familie war. Meine Hauptangst war eine Krebserkrankung, was ich schon alles habe machen lassen in meinem Alter, Brustultraschall, eine Spiegelung des Magen-Darm-Traktes...einfach unfassbar. Alles aus Angst und wegen "Symptomen", die ich mir einredete. Papa beruhigte mich immer (welch Ironie des Schicksals!!)

Seitdem diese Krankheit dann meinen Papa erwischt hat ist meine Angst fast komplett weg und einer Resignation gewichen. Ich hab irgendwie mit dem Holzhammer begriffen, dass es sowieso jeden jederzeit treffen kann. Und dass es nichts bringt, sich vorher deswegen fertig zu machen. Und irgendwie bin ich schicksalsergeben geworden, was das angeht. Meine Großeltern mütterlicherseits hatten beide Krebs (allerdings erst in hohem Alter), jetzt mein Papa...ich mache mir da familiär jetzt nicht mehr so viel vor, wie ich selber dastehe. Toitoitoi. Schlimm, wie ausgeliefert man sich fühlen kann. :-(

Jetzt versuche ich irgendwie meinen Alltag weiter zu meistern, habe meinen Bachelor abgeschlossen und einen Master angefangen. Manchmal frage ich mich, wie ich das alles schaffen soll. Nebenher weiter arbeiten, funktionieren...die Tapfere, Starke sein. Obwohl ich so viel zuhause heule. Es ist schwer. Ich darf nicht aufgeben, hier sind so unglaublich viele tapfere Menschen unterwegs, ich ziehe meinen Hut vor allen!
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Mein Papa (54): Ende Februar 2013 Diagnose CUP-Syndrom mit Metastasen im ganzen Körper. Drei Chemos. Am 16.05.2013 in den Armen meiner Mutter verstorben. Papa, wir lieben dich!!

http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=58546
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