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Alt 26.03.2015, 11:52
diejüngste diejüngste ist offline
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Standard AW: Seit gestern ist nichts mehr wie es war.

Hallo ihr Lieben.
Lange nicht mehr hier gewesen. Viel zu erzählen.

Irgendwie konnte ich in den letzten Monaten das Thema Krebs nicht so wirklich an mich heranlassen. Mitte Dezember hat mein Freund mich gefragt ob wir heiraten wollen, seitdem läuft die Planung auf Hochtouren. Wir heiraten bereits diesen Sommer. Ich denke, dass Mama die Planung auch abgelenkt hat. Immerhin war sie bei vielen Terminen dabei und sie wird auch aktiv miteinbezogen. Ich brauche ständig Rat und beim Hochzeitskleid kaufen war sie auch dabei. Ich denke sie freut sich sehr.

Nach dem ersten Chemo Zyklus bekam meine Mama das erste Kontroll CT. Da hieß es der Krebs sei um ein Drittel zurück gegangen und vielleicht könnte man bestrahlen, wenn die nächsten zwei Chemo Zyklen auch so gut verlaufen würden. Irgendwie so hat mir mein Bruder das damals erzählt.
Irgendwie war ich der Meinung alles würde wieder gut werden. Ich weiß auch nicht, wieso ich so blöd bin, aber ich dachte Mama hätte wirklich eine Chance wieder gesund zu werden.

Nach dem zweiten Zyklus vor zwei Wochen bekam sie nun wieder ein CT. Der Krebs ist wieder schlechter geworden. Keine Bestrahlung. Keine OP. Kein Gesundwerden.
Außerdem hat sie mittlerweile Metastasen, eine im Oberschenkel und eine bei der Wirbelsäule, und in ihrer Niere haben sie auch etwas gefunden, da weiß man aber noch nicht ob's bösartig ist - irgendwie so.

Irgendwie war schon klar, dass das Krebs größer geworden sein muss. Es ging ihr in den letzten Woche sehr schlecht. Die Krankheit ist richtig spürbar. Sie ist müde, geht kaum aus dem Haus. Der Husten ist irre. Ihr ist immer wahnsinnig schlecht und sie hat starke Schmerzen im Rippenbereich.
An einem Wochenende war die Übelkeit so schlimm, dass sie Literweise Cola getrunken hat (10l an einem Tag) und ganz panisch war, wenn's Cola leer geworden ist. Darauf hin hat sie nichts mehr bei sich behalten können.
Meine Tante hat mir erzählt, dass ihr der Stuhl an den Oberschenkeln runtergelaufen ist, weil einfach nichts mehr ging.

Aber trotzdem hatte ich immer damit gerechnet, dass sie gesund wird. Immerhin ist der Krebs kleiner geworden! Aber ja...
Darüber reden fällt mir immer noch sehr schwer. Nicht einmal mit meinem Freund kann ich alle Gedanken teilen, die ich habe.

Meine Familie hat schon angedeutet, dass es sein kann, dass die Hochzeit bereits ohne Mama stattfinden wird. Jeder sagt mir ich soll jetzt schnell schwanger werden, damit Mama das noch alles mitbekommt.
Und in meinem Kopf sind eine Million Gedanken.
Reicht's nicht, dass meine Mama sterben wird? Muss ich mir jetzt Gedanken darüber machen, dass ich schnell schwanger werden soll, obwohl ich nicht weiß, ob ich schon bereit bin für Kinder?
Wie soll ich mich um etwas anderes als um mich kümmern können, wenn der wichtigste Mensch in meinem Leben stirbt?

Arbeiten ist jeden Tag quälend. Abends sitze ich immer nur zu Hause und rauche mich ein, damit das Hirn aufhört zu rattern und ich alles für eine Zeit lang vergessen kann.

Ich frage mich, ob auch wieder bessere Zeiten kommen, oder ob nun wirklich alles so schnell geht. Oft übertreibt meine Familie.
Aber wissen kann man's im Endeffekt dann ja doch nie.

Ich habe einfach Angst.
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meine liebste Mama
05.08.1960 - 04.06.2015

Unsere Geschichte:
http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=64138

Ich hab dich lieb Mama.
Bis zum Mond und zurück.

http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=66377
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