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Alt 01.02.2012, 07:44
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Mein Papa hat Lungenkrebs im fortgeschrittenem Stadium

Ja, seit Papa auf der Palliativstation liegt, geht es ihm allein psychisch sehr viel besser wenn auch nicht körperlich. Er ist viel offener geworden in den Gesprächen, kann sich sogar wieder besser konzentrieren und freut sich über so viele Kleinigkeiten. Dass die Schwesternschülerin mit ihm gemeinsam den Flur auf und ab gegangen ist, dass er zum Frühstück das erste Mal seit Tagen ein ganzes Brötchen geschafft hat, dass er Hilfe annehmen kann und dass alles so ist, wie es ist.
Ja, er weiß ganz genau, dass es schlecht um seinen Gesundheitszustand steht und er hofft nur, dass die Metastasen sich nicht noch weiter ausbreiten. Vielleicht hat er ja noch ein wenig Zeit hier bei uns. Er möchte als nächstes gern nach Haus und wenn die Schmerzen dann in Griff bekommen sind, möchte er natürlich auch mal wieder aufstehen oder einfach die Lust am Lesen wieder für sich entdecken. Viel Bewegung ist ja nicht zu realisieren. Insgeheim befürchte ich, dass ein weiterer Bruch hinzukommen könnte und das wäre dann fatal. Ansonsten: wir lachen und weinen zusammen, er fühlt, dass wir alle drei (Frau, Tochter und Enkelin) zu ihm stehen und immer da sind, wenn er uns braucht. Und er weiß jetzt, dass er nichts mehr mit sich allein ausmachen muss und sei es auch noch so traurig und schlimm. Wir können das alles gemeinsam ertragen.
Mama und ich lesen gerade "Warum wir hier sind" von Elisabeth Kübler-Ross. Ich wünschte mir, dass mir das hilft, den Tod besser anzunehmen. Wenn ich mir vorstellen kann, dass danach auch noch etwas ist und nicht das gähnend schwarze Nichts, dann wird es mir leichter fallen, meinen Paps gehen zu lassen, wenn es so weit sein wird. Und ich würde ihn auch gern wissen lassen, dass da noch etwas Schönes kommt. Leider sind wir nicht wirklich gläubig. Zwar sind wir keine Atheisten, aber auch keine praktizierenden Christen. Ich denke, dass es gläubigen Menschen leichter fällt, ihr Schicksal anzunehmen und es in Gottes Hand zu legen. Ich kann das nicht, denn ich gebe nicht gern die Kontrolle ab...
Liebe Grüße und allen, die dies lesen weiterhin viel Kraft auf einem beschwerlichen und anstrengenden Weg! So seltsam es klingt, auch mir hilft die Entwicklung meines Vaters, denn auch ich spüre diesen inneren Frieden und die Kraft, alles aushalten und ertragen zu können, was da auf uns zukommt. In diesem Sinne,
Miriam
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