Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Hinterbliebene

 
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 03.11.2013, 01:37
Benutzerbild von little_mermaid
little_mermaid little_mermaid ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 25.02.2013
Beiträge: 98
Standard Mein liebster Papa fehlt mir so sehr - ein halbes Jahr danach

Mein liebster Papa, vor knapp einem halben Jahr bist du gegangen, nach deinem kurzen und so schmerzhaften Kampf, der so unfassbar für mich war und kaum zu ertragen. Nach deiner Diagnose gab es keinen einzigen guten Tag mehr für dich. Diese Krankheit, die unsere glückliche Familie hinterrücks angefallen hat und dich aus dem Leben gerissen hat, innerhalb von nur drei Monaten, hat dich komplett zerstört. Ich beginne erst jetzt zu realisieren, wie es ist, so ein Leben ohne dich. Mit jeder Woche die vergeht, in der nicht das Telefon klingelt und du dran bist. Dich nie mehr sprechen zu dürfen, dich nie mehr umarmen zu dürfen, mich nie mehr bei dir 100% geliebt und angenommen zu fühlen ist so schlimm. Für mich ist alles immer noch so surreal. Im Januar feierten wir noch meinen Geburtstag gemeinsam bei einem Sportereignis, das uns allen viel bedeutete. Mama war dabei und mein beser Kumpel, mit dem du dich auch immer so gut verstanden hast. Als ob das Schicksal uns einen Wink gegeben hat, noch einmal etwas miteinander zu unternehmen. Und ich habe es als selbstverständlich betrachtet... Wie man so vieles als selbstverständlich betrachtet, wenn alles in Ordnung ist.

Du fehlst mir so sehr, Papa. Du hast noch erlebt als ich meinen liebsten neuen Freund kennengelernt hast, du hast dich noch mit deiner letzten Kraft so mit mir gefreut, weil du mich "nicht alleine" zurücklassen musstest. Er hat mich mittlerweile verlassen Papa, und auch das tut so weh. Ich weine so viel, er hat alles weggeworfen, was wir hatten...einfach so. Er war es wohl nicht wert würdest du sagen.

Ich habe vorgestern meine Bachelorarbeit abgegeben nach langem Kampf, Papa, damit hab ich als Erste aus unserer Familie einen Uni-Abschluss. Du warst so stolz auf mich, dass ich an die Uni gegangen bin, ohne Abitur, dass ich eine der Besten wurde dort. Du hättest dich so sehr gefreut mit mir, wir wären essen gegangen, hätten gebührend gefeiert. Irgendwie ist der Abschluss für mich nicht mehr das Selbe, weil ich nicht mit dir feiern kann.
Zu meiner Abschlussfeier wirst du nicht kommen können.

Bald kommt die erste Weihnachstzeit ohne dich, und dein Geburtstag, am 21.12.... Das wird so hart, mein liebster Papa. Dir hat Weihnachten immer viel bedeutet, dieses Jahr wirst du nicht unseren Baum kaufen und aussuchen, du wirst nicht die Engelskapelle mit mir aufstellen. Auch meinen 30. Geburtstag im Januar wirst du nicht mehr mit mir feiern. Wir haben meinen Geburtstag fast immer zusammen gefeiert, die letzten Jahre bist du extra nach Berlin gekommen deswegen, weil du mich so sehr geliebt hast, und obwohl ich schon lange erwachsen war.

Ach Papa, Mama ist jetzt zurück in ihre alte Heimat gezogen, ihr geht es mal besser mal schlechter. Sie ist dort wenigstens nicht alleine. Es ist so unfassbar sie ohne dich. Wir ohne dich. Ich weiß, dass du immer bei mir bist, in meinem Herzen und meiner Seele. Ich bin halb du. Ich habe so viel von dir gelernt. Du warst mein größes Vorbild, du hattest so viel menschliche Größe und Zuverlässigkeit.

Wenn es mir schlecht ging hast du mich aufgefangen, du hast immer hinter mir gestanden, immer zu mir gehalten, egal was auch war. Du hättest mich niemals im Stich gelassen.

Du fehlst mir so Papa, so unendlich!!

Ich habe mich so verändert in den letzten Monaten, Papa. Ich weiß nicht, wo mein Weg mich hinführt. Ich habe meine letzte "Unschuld" verloren, was das Leben angeht. Es sind nur noch die engste Freundinnen und Mama übrig geblieben. Ich bin an vielen Stellen so Verzweifelt und auch manchmal verbittert. Ich will stark sein, auch für dich. Aber manchmal bin ich einfach nur noch verzweifelt. Ich habe das Gefühl ich fange jetzt erst an zu weinen und zu verzweifeln. Die ersten Wochen waren einfach nur eine Schockstarre.

Bitte pass auf mich auf, von oben, wo auch immer du da jetzt bist.
__________________
Mein Papa (54): Ende Februar 2013 Diagnose CUP-Syndrom mit Metastasen im ganzen Körper. Drei Chemos. Am 16.05.2013 in den Armen meiner Mutter verstorben. Papa, wir lieben dich!!

http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=58546
Mit Zitat antworten
 

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 17:47 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55